Archive for Juni, 2009


Elias

Hör meine Stimme,
Sie erzählt Geschichten;
Erzählt einfach nur die Wahrheit
Über manche Menschen
Für die nichts gerechtfertigt ist,
Die nur für dich beten.
Ein ausgehungerter Mann muss das sein
Der gern vernehmen möchte
Was diese verkrüppelten Gemüter erzählen.
Grüße von mir —
Sie gehen mit dem Wind.

Ich habe nicht die Absicht
…zu vergessen
…nachzutrauern
…mich an diese ganze Zeit zu erinnern;
…zu vergessen
…nachzutrauen
…mich an alle diese Dinge zu erinnern;
…zu vergessen
…nachzutrauern
…mich an all diese Jahre zu erinnern
Bei euch, bei euch.

Hör meine Stimme,
Sie erzählt Geschichten;
Erzählt einfach nur die Wahrheit
Über den ahnungslosen Elias,
Das Lügen dort bei dir.
Ahnungsloser Elias,
Die blutroten Erlöser
Werden niemals nach Hause kommen.
Grüße von mir —
Sie gehen mit dem Wind.

Ich habe nicht die Absicht
…zu vergessen
…nachzutrauern
…mich an diese ganze Zeit zu erinnern;
…zu vergessen
…nachzutrauen
…mich an alle diese Dinge zu erinnern;
…zu vergessen
…nachzutrauern
…mich an all diese Jahre zu erinnern
Bei euch, bei euch.

Wolfsheim, Elias | YouTube-Direktlink
Die Übelsetzung ist von mir und hat gewisse Schwächen in bewusst ambig gehaltenen Textpassagen , sollte aber völlig frei von Verhörern sein.

Wenn dann endlich die Zeit gekommen ist, in der einer könnte, wie er will, dann ist längst die Zeit vorbei, in der er noch kann — und damit das trotz des an sich erfreulichen medizinischen Fortschrittes so bleibt, wird das Eintrittsalter für den Rentenbezug immer weiter Richtung Tod verschoben.

Wer sich für sein Leben in ein spätes und kraftloses Diesseits vertrösten lässt, ist fast so dumm wie einer, der sich gleich in das Jenseits vertrösten lässt.

Was kein Auge sieht

Unsichtbar wird der Wahnsinn, wenn er genügend große Ausmaße angenommen hat.

Bertold Brecht

Doppelt hält besser

Er sagte: „Die heutige Zeit ist doch gar nicht morallos. Noch nie hat ein Mensch so viel Moral wie heute gebraucht. Er braucht sie sogar in doppelter Ausführung, einmal für sich selbst und ein weiteres Mal mit etwas strengeren Maßstäben für andere Menschen.“

Bei den zensierten Bloggern

Um zu sehen
Was noch kommen wird
Nahm er eine Zeitmaschine
Zu reisen dorthin
Da sich die zensierten Blogger treffen.

Eine weite Reise
In die Zukunft
War es nicht.

Kaum stieg er aus
Da war er überrascht
Ob des hellen bunten Ortes
Da sie beisammen saßen.
Und. Auch des
Heitren Miteinanders
Im Exil.

Sie saßen lautstark beieinander:
Ein jeder twitterte und bloggte;
Man machte weiter wie gehabt.
Doch bald schon wurde er bemerkt,
Der Neue.
Und. Man war froh
Wegen frischen neuen Geistes —
Denn auch im Lachen fühlten sie die Ödnis.

Doch
Noch bevor er sprechen konnte
Zu stellen seine Fragen
Hoben sie schon an
Ihn zu begrüßen:
„Willkommen bei den Bloggern im Exil!“,
Sagte der eine.
„Sitz bei uns,
Wir schlagen dich mit Rat!“
Keine Pause, schon ein andrer:
„Schreib nicht so lange Texte,
Am Bildschirm liest man ungern!“
Er musste es wohl wissen,
Ihn las ja damals jeder.
Ein Vierter sprach:
„Bring Videos und Witz,
Das gibt dir noch mehr Leser!“;
Und ein Fünfter:
„Der letzte Schrei der Technik
Ist stets ein gutes Thema.“ —
das iPhone trägt er hier selbst noch.
„Vergiss niemals zu twittern
Es verdoppelt deinen Traffic!“,
sprach ein Sechster,
gleich gefolgt von einem Siebten:
„Medien, Film und Fernsehn
Ists, was jeden intressiert,
Schreib dazu, der Erfolg ist dir gewiss.“

So sprachen sie
Pausenlos vom Bloggen
Und hörten gar nicht erst
Was der Besucher wollte.

Und in einer kleinen Pause
Des unentwegten Schwatzens
Meldete
Aus einer dunklen Ecke
Einer sich dazwischen.
Er hatte kein Gesicht mehr.
Seine Stimme schrie im Flüstern
Und stellte doch nur eine Frage:
„Neuling,
Hast du deine Leser
Ausgestattet?“

„Sag, Gesichtsloser,
Was meinst du nur mit ‚ausgestattet‘?“
Sprach der Reisende erstaunt.

„Haben sie von dir gelernt,
Dass ihre Trübsal nicht allein ist?
Und? Dass man
Ihr widerstehen kann?
Ja? Muss?
Wissen sie,
Jetzt,
Wo sie dich nicht mehr haben,
Selbst sich auszudrücken?
Aus ihrem eignen Leben?
Kennen sie deine Texte?
Werden sie in den Archivdiensten
Danach suchen?
Sie anderen als Tipp zustecken?
Dass die Namenlosen
Eine Stimme sich schaffen?
Haben sie
Gelernt, den Medien zu misstrauen?
Und? Die Lügen der Herrschaft
Jeden Tag aktiv
Zu korrigieren?
Auch ohne dich?
Oder war alle deine Mühe
Ein Wölklein Staub im Wind,
Hinfortgeblasen
Vom Sturm
Des immer wieder Neuen?“,
das war seine leise Antwort.

Am hellen Tisch der Lautestete,
Leise geworden, sagte er:
„Das sind die,
Denen das Bloggen
Nicht ein Selbstzweck war;
Die, denen man mit ihrem Blog
Auch ihr Lebenswerk zerstörte.
Leise und ohne Gesicht
Sind sie unter uns.“
Am Ort
Da sich die zensierten Blogger treffen
War das Gespräch
Verstummt.

An Stelle eines Nachrufes

Klei mi ann Mors!

Ein breit niederdeutsch sprechender Obdachloser aus Seelze bei Hannover zu den „Inhalten“ der Nachrichtensendungen und Zeitungen. In feinerem Schriftdeutsch bedeutet dies ungefähr „Kratz mich am Hintern!“.

Betroffenheit — Wenn die Menschen um mich herum auch nur halb so betroffen davon wären, dass ihnen ganz persönlich ein so genanntes „Grundrecht“ nach dem anderen entzogen wird und dass ihnen ihr Leben vergällt, geraubt und enteignet wird, während eine kleine Clique von Besitzenden und Mächtigen sich am geraubten Lohn ihres Schweißes mästet, wie sie über den Tod eines sich durch bloßes Hinschauen als recht künstlich erweisenden Produktes der Contentindustrie betroffen fühlen gemacht werden, denn wäre ich für die Zukunft dieser Gesellschaft sehr viel optimistischer. Die industriell erstellte Unterhaltung — auch in ihren scheinbar ernsteren Inhalten, auch in ihren Meldungen vom Tod eines so genannten stars, bei dem bestenfalls die Selbstverstümmelung und die Monstrosität der Fleischvermarktung astronomische Ausmaße angenommen haben — sie ist in ihrer Abstopfung der Sinne und des Sinnes nichts als Unten-Haltung. Für diesen Zweck spielt es keine besondere Rolle, ob man einen mit Drogen vollgepumpten und schwer kranken Musiker unter der Marschmusik der Werbetrommeln durch die gewaltigen Bühnen der Welt hetzt, oder ob man einen toten Körper ausweidet. Ja, Letzteres ist vielleicht sogar attraktiver fürs Geschäft. Die Leichenfledderei ist eröffnet; der „Markt“ kann jetzt noch einmal überflutet werden mit bislang unveröffentlichten Studioaufnahmen, privaten Fotos, den greatest hits und anderen Schlägen.

Modernität — In gewisser Weise war Michael Jackson ein sehr modernes Produkt der Contentindustrie, deshalb geriet er auch im Fortlaufen des Prozesses in relative Vergessenheit. Seine frühen Musikvideos waren beachtliche Werke, die mit hohem Aufwand eine künstliche, traumartige Welt an das kollektive Auge der Wachenden brachten, seine Bühnendarbietungen waren von der Perfektion des geldernsten show business geprägt. Niemand hat sich daran gestört, dass die Musik, die doch vorgeblich über diese Medien transportiert werden sollte, hinter der Darbietung zurücktrat. Selbst das Vollplayback stellte für keinen der Fans dieses Sängers ein Problem dar. Auch der Körper Michael Jacksons wurde völlig in den Dienst dieser vollumfassenden show gestellt und mit ärztlichen Mitteln von seinen natürlichen Beschaffenheiten wie der Hautfarbe oder der Form des Gesichtes „befreit“. Dass dabei alle afrikanischen Züge aus der Marktware des Körpers von Michael Jackson verschwanden, spiegelt — wie auch die typischen Rollen der Nachkommen ehemaliger zwangsversklavter Menschen aus Afrika in den Hollywood-Produktionen — den ebenfalls modernen Rassismus in den Vereinigten Staaten von Amerika wider. Und. Dass schließlich, nach Jahren der chirurgischen Umgestaltung des Körpers die Nase von Michael Jackson wegfaulte, ist ein trefflicher Spiegel dafür, wie das alles zum Himmel stinkt.

Existenzfragen — Als jemand, der auch gern einmal eine entspannte Stunde in der Mülltonne des Internet wühlt, habe ich schon viel Absurdes gelesen. Zum Beispiel las ich, dass eine ganze Handvoll außerirdischer Zivilisationen regelmäßig die Erde besuchen, ohne dass sie irgendwelche physikalischen Spuren dieser Besuche zurücklassen; dass das Apollo-Programm der USA nicht stattfand, sondern in geheimen Studios auf der Area 51 gedreht wurde; oder auch, dass Adolf Hitler noch lebt und am Südpol darauf wartet, die Herrschaft über die Welt antreten zu können. Eine sehr naheliegende Spekulation habe ich hingegen nie gelesen, obwohl viel mehr dafür gesprochen hätte, und das ist die Spekulation, dass Michael Jackson gar nicht (mehr) existiert hat. Wie trefflich hätte sich auf der Grundlage dieser einen Spekulation alles erklären lassen! Das sich ständig verändernde Gesicht; die Wechsel in der Hautfarbe, die fühlbare Künstlichkeit aller Meldungen; die sonderbare Scheu und die Vorkehrungen bei öffentlichen Auftritten, die bis zum Tragen einer chirurgischen Gesichtsschutzes gingen; das Vollplayback zu den Darbietungen eines weniger zum Singen talentierten Balletttänzers, der unter dem blendgrellen Schutz der Scheinwerfer den Jacko macht — die hierzu erforderliche Maske hätte jeder modellieren können, der als Maskenbildner für Horrorfilme geübt ist. Die Vorstellung, dass alle diese Zeichen darauf hindeuteten, dass sich hinter ihnen keine existierende Person mehr befand, drängt sich geradezu auf. Und. Selbst, wenn man — wie ich — diesen paranoiden Schluss nicht ziehen mag, kann man sich durchaus die traurige Frage stellen, wie lange vor seinem Tod der king of pop schon zu leben aufgehört hat. Und. Diese Frage wird fast zwangsläufig von der Frage gefolgt, wann wohl das eigene Leben unter den Bedingungen der Verwirtschaftung aufgehört hat.

Das Ende der Pop-Ikonen — So modern das Produkt Michael Jackson zu seiner Zeit auch gewesen sein mag, es spiegelt einen Zwischenstand im Prozess der Musikvermarktung durch die Contentindustrie wider. Der Prozess lief weiter, und er hat solche Produkte obsolet gemacht. Dort, wo man Profit daraus schlürft, „Musik“ für den Massenmarkt zu erstellen, wurde längst begriffen, dass selbst eine vom Fraß des Marktes übrig gelassene Restpersönlichkeit eben noch eine Persönlichkeit ist und als solche Probleme bereiten kann, die eine Vermarktung behindern. Deshalb werden heute noch synthetischere Produkte auf den Markt gespien, Gestalten, für die man zielgruppengerecht eingängige Funktionsmusik komponieren lässt, mit der sie dann für ein paar Wochen oder einen Sommer lang mit aller Macht in die Rundfunkempfänger gepresst werden, auf dass es zu einem Geschäft komme. Das sich auf diesem Wege irgendwelche Menschen zu fans entwickeln, die eine abstrakte persönliche Beziehung zu diesen Gestalten aufbauen, ist dabei explizit unerwünscht. Gewünscht sind austauschbare Nanoprominente für den Augenblick, die ohne Schmerzen für das kleine Investment in ihrem künstlichen Ruhm wieder fallen gelassen werden können. Was den Menschen heute als Glimmerwelt des show business vor Augen gestellt wird, hat längst schon das volle Gepräge jedes anderen Wirtschaftens und erachtet seine Arbeiter (darin seid gewiss: Show ist harte Arbeit!) als Menschenmaterial, als austauschbare Batterie im industriellen Produktionsprozess. Dem entsprechend gering ist auch die Mühe, die zur Jetztzeit in der Vermarktung von Musik aufgewändet wird, sie spiegelt wider, dass es sich hierbei um ein Einwegprodukt handelt, das benutzt und anschließend weggeworfen wird. Wo die zu Verbrauchern degradierten Menschen sich dann aber billigerweise so verhalten, wie es dem billigen Produkte gegenüber angemessen ist, da ist das Klagen der Industrievertreter laut und jämmerlich und ihre Forderung nach einer staatlichen, schwer strafbewehrten Kriminalisierung natürlicher technischer Möglichkeiten unerträglich. Internet und Filesharing hin und her, ich habe keinen einzigen richtigen fan von Michael Jackson erlebt, der nicht eine vollständige Sammlung aller seiner Alben im Regal gehabt hätte — und wie schon gesagt, auch die jetzige totale Ausweidung des toten Jackos wird ein großes Geschäft werden, ganz genau so kalt und skrupellos wie die Ausweidung des lebenden Jackos…

Moin U., datt hätt je nit gedacht, datt ik di zitier, watt?!

Wie Kunst bei YouTube verschwindet

Mein kleiner YouTube-Kanal liegt ja weitgehend brach, ich veröffentliche dort nur in seltenen Ausnahmefällen etwas. Das meiste sind kleine, gerenderte Videos, die oft nicht mehr sind als technische Experimente, seltsame Kunst, skurrile Wahnbilder, unmögliche Lebewesen oder dadaistische Direktdeutungen deutscher Wörter wie etwa beim Wort „Mondbahn“. Kurz: Es handelt sich vor allem um Kunst, die ich irgendwann einmal am Computer erstellt habe. Es gibt Menschen, denen so etwas gefällt, und es gibt Menschen, denen so etwas nicht gefällt. Nicht zu erwarten ist allerdings, dass jemand ein Problem damit haben könnte.

Eines dieser kleinen Werke wurde gestern von YouTube entfernt. Dies geschah unter Bezugnahme auf die Community-Richtlinen von YouTube, gegen die ich angeblich mit diesem Video verstoßen hätte. Dies ging einher mit dem recht drastischen Hinweis, dass bei einem weiteren Verstoß mein Konto gesperrt würde.

Nun, ich habe diese Richtlinien daraufhin genau gelesen und mir überlegt, gegen welche ich wohl verstoßen haben könnte. Das Video war nicht einmal ansatzweise sexuell, geschweige denn pornografisch. Es zeigte keine Misshandlung eines Tieres, keinen Drogengebrauch und schon gar nicht eine Anleitung zum Bau einer Bombe, und es hat auch nicht zu so etwas aufgefordert. Keine Gewalt und keine schockierenden Bilder. Es wurde von mir selbst gerendet und verletzt kein fremdes Urheberrecht, nicht einmal in Ansätzen. Es enthielt auch keine sexistische, rassistische oder in anderer Weise menschenverachtende Hassrede, zumal ich so etwas gar nicht überzeugend hinbekäme. Ich verband damit kein rücksichtsloses Verhalten, ich gab niemandes Daten preis, bedrohte niemanden, verletzte keine Privatsphäre. Und Spam war es auch nicht. Übrigens: Wenn ich einmal durch die bildvollen und geistleeren virtuellen Hallen bei YouTube wandele, denn sehe ich dort fast alles, was in diesen hier kurz angedeuteten Richtlinien völlig sinnvollerweise unterbunden werden soll, vor allem sehe ich Verletzungen des Urheberrechtes. Ich mache so etwas nicht, und zwar niemals — was ich bei YouTube hochlade, ist von mir selbst oder ich habe den Rechteinhaber um Erlaubnis gefragt.

Es war einfach nur ein kleines Kunstwerk. Mehr nicht. Es war eines dieser Videos, die jene Menschen langweilig finden müssen, die nach Unterhaltung suchen. Es zeigte nur eine einzige Szene, ohne jeden Ton dazu. Es zeigte eine im Wind flatternde Flagge. Diese Flagge hatte in der Farbgebung eine beabsichtigte Ähnlichkeit zur Flagge des Deutschen Reiches unter der Diktatur Adolf Hitlers, allerdings habe ich die Swastika gegen ein anderes, in seiner „Ästhetik“ verblüffend ähnliches Symbol ausgetauscht, um dieses Symbol auf diese Weise satirisch zu verfremden und damit etwas offensichtlich zu machen. Wie das ausgesehen hat, kann man dem folgenden Standbild entnehmen:

Standbild aus dem satirischen Video: Die Flagge des Vierten Reiches

Der satirische Charakter und die zu seiner Erzielung angewendeten Stilmittel sollten aus diesem einen Bild heraus völlig offensichtlich sein. Die Verfremdung einer allzu vertrauten grafischen Gestaltung aus der für viele Menschen sehr bedrückenden Wirklichkeit der heutigen Bundesrepublik Deutschland, die durch eine andere Farbgebung satirisch offen gelegte Ähnlichkeit einer Ikonografie, die für die staatliche Bundesanstalt für Arbeit erstellt wurde, mit einer Ikonografie, die sich mit einem finsteren, unmenschlichen, barbarischen und mörderischen Zeitabschnitt der deutschen Geschichte verbindet, sie lag dabei völlig in meiner künstlerischen Absicht. Dass ich dies mit dem gedanklichen Hintergrund getan habe, dass es in der Verherrlichung der Arbeit um jeden Preis eine in meinen Augen ungesunde Kontinuität in Deutschland gibt und dass ich die jüngeren Entwicklungen der Arbeitsmarktpolitk, insbesondere den unter einer rot-grünen Regierung geschaffenen, staatlich subventionierten Arbeitsmarkt für nicht-existenzsichernde Elendsarbeit im Zustand der größtmöglichen Abhängigkeit von behördlicher Willkür, auf diesem Hintergrund sehr kritisch sehe, wird — meiner Meinung nach — wohl jedem Denkenden beim Betrachten des Werkes selbst auffallen und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Es ist dies ein Werk, das sich eigentlich nicht falsch interpretieren lässt; es lässt aber — wie jedes Werk — sehr wohl zu, dass sich ein Mensch daran reibt, dass er nicht damit einverstanden ist, dass er es kritisieren will, dass er es ob seiner Schärfe relativieren will. Ja, es kann sogar auf dem durchscheinenden Hintergrund als völlig geschmacklos, zynisch und widerwärtig verworfen werden, sonst wäre es ja auch keine gute Satire.

Ich habe dafür durchaus Verständnis. Kein Verständnis habe ich hingegen dafür, dass dieses Werk von YouTube — übrigens, nachdem es dort weit über ein Jahr lang weit gehend unbeachtet in einem praktisch unbekannten Kanal herumlag — unter Verweis auf Community-Richtlinien gelöscht wurde, an deren Kriterien gemessen schlicht nichts daran auszusetzen ist. Es handelt sich um einen Akt der Willkür. Und mir bleibt angesichts dieses Aktes der Willkür, über dessen Begründung ich neben dem Verweis auf die „Community-Richtlinien“ keine weitere Information erhalten habe und zu dem ich keinerlei Möglichkeit einer eigenen Stellungnahme habe, nur eine einzige Interpretation: Es ist für die gegenwärtigen Betreiber von YouTube (das ist Google) völlig unerwünscht, dass sich jemand künstlerisch mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt, und wo dieses doch einmal geschieht, wird dieser Ausdruck eines Menschen unterdrückt. Stattdessen sollen auf YouTube leicht verdauliche und unterhaltsame Inhalte präsentiert werden, selbst, wenn sich dieser Vorgang mit systematischen Verletzungen des Urheberrechtes verbindet — denn diese Form der „Kreativität“ passt wohl besser zum geschäftlichen Ziel, über eingeblendete Werbung Profit zu erzielen. Wer bei YouTube ein Video einstellt, sollte dies wissen und in Betracht ziehen, dass seine Inhalte einfach willkürlich entfernt werden können.

Ich betrachte diese Sperrung meines Videos auf YouTube jetzt als Bestandteil des Werkes — zeigt sie doch, dass auch die jetzige Gesellschaft über Strukturen verfügt, die gewisse Formen der Kommunikation gewaltsam unterdrücken. Gerade dadurch zeigt sich, wie groß der wahre Kern in der Satire wirklich war.

Zunge und Ohr

Je weniger den Menschen innerhalb eines Herrschaftssystemes das Recht eingeräumt wird, ihren Erfahrungen, Erlebnissen und Gedanken öffentlich wirksamen Ausdruck zu verleihen, desto genauer und mit desto höherem technischen Aufwand werden sie gleichzeitig belauscht, mitgelesen und beobachtet. Da, wo die Zungen nicht mehr  sprechen sollen, da werden den  Wänden Ohren gegeben und ein die Gefügigkeit erzwingender Blick legt sich in alles Miteinander.

Mein Klassenbewusstsein

Zeitgenossin: „Warum engagierst du dich nicht in der Piratenpartei?“

Nachtwächter: „Aus dem gleichen Grund, aus dem heraus ich mich auch nicht in der CSU engagiere; wegen meines Klassenbewusstseins. Ich weiß genau, welche Strukturen der Herrschaft innerhalb einer Partei entstehen, so bald sie politisches Gewicht erhält; und ich weiß ebenso genau, welche Personen und Standpunkte in einer Partei mit politischem Gewicht unterdrückt und zur Unbeachtlichkeit erklärt werden. Wenn die Piratenpartei niemals politsches Gewicht erhält, kann ich mir die immense aufzuwändende Lebenskraft für ein derartiges Engagement sparen, erhält sie jedoch Gewicht und damit das besoffen machende Suchtmittel der Macht, so wird auch die Piratenpartei keine Partei sein, in der einer Bedeutung, Beachtung und Einfluss erlangen könnte, der als obdachloser, bettelnder Künstler nur noch nimmt, was ihm kampflos gegeben wird. Die späteren Werber für diese Partei, sie könnten mich in diesem trübblinden Zeitalter, in dem das Image vor dem Inhalt geht, schon wegen meiner auffällig ausgefallenen Zähne nicht mehr auf ein Plakat drucken oder im Namen der Partei in die Öffentlichkeit lassen — auf das, was sie „Kompetenz“ nennen, kommt es nicht an. Ich brauche keine Fahnen zu hissen, nicht einmal einen Jolly Roger, denn ich kann überall um mein marginalisiertes Lebensrecht betteln. Was aus politischen ‚Alternativen‘ wird, habe ich oft genug gesehen, um zu wissen, dass es innerhalb des überpersonalen Prozesses des herrschenden Systemes keine Veränderung geben kann — um ein besseres Miteinander der Menschen zu formen, muss der überpersonale Prozess des herrschenden System überwunden werden. Und. Wo es sich mit Gewalt dagegen sträubt, kann es nur mit Gewalt überwunden werden.“

Ja, ich weiß, E., dir gegenüber war ich vorhin wesentlich verständlicher und wortreicher — aber du musst doch eingestehen, dass es das Gleiche ist…

Vergesst „Zensursula“!

Die Partei, die Partei, die hat immer recht […]

Louis Fürnberg, Lied der Partei

Die starke Konzentration der Aufmerksamkeit vieler Blogger und frisch politisierter Menschen auf die Person Ursula von der Leyens ist ein Fehler, der in eine Sackgasse führt. Diese Frau erfüllt nur die ihr zugedachte Funktion, sie zieht dabei auch durchaus in geplanter Weise den berechtigten Missmut jener Menschen auf sich, die den politischen Betrug der Internet-Zensur als solchen erkennen und vom politischen Kindesmissbrauch zur Einführung einer Zensur-Infrastruktur angewidert sind.

Es ist kein besonderes Anzeichen von Intelligenz, in die Falle zu tappen, die einen gestellt wurde. Ursula von der Leyen ist austauschbar. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass wir am Ende dieses Jahres immer noch eine Frau als Bundeskanzler, einen homosexuellen Mann als Außenminister und keine Frau von der Leyen mehr in irgendeinem Ministeramt haben werden — und wäre über jede andere Entwicklung eher angenehm überrascht. Natürlich wird man „Zensursula“ angemessen alimentieren, etwa mit einem gutdotierten Posten in der EU-Verwaltung; sie hat ihre Aufgabe doch wirklich gut erfüllt. Wenn jemand an die Internet-Zensur in der BR Deutschland denkt, denn denkt er jetzt an Ursula von der Leyen. Und. Es ist eine sichere Wette, dass ein Kabinett ohne Frau von der Leyen nichts an den Zensurgesetzen ändern wird, die sich mit dem Namen von der Leyen verbinden. Genau so. Ist es geplant. Und genau so. Wird es durchgeführt. Wer darauf wie ein pawlowscher Hund mit mechanischem Speichelfluss reagiert, der reagiert genau so, wie es in der Verfolgung der Pläne gewünscht ist. Einem Hunde hat er nur voraus, dass er sich dabei noch einbildet, politisches Bewusstsein zu haben.

Doch diese Frau von der Leyen — über deren Chrakter ich allein deshalb nichts schreiben werde, weil mein Vorrat an unflätigen Wörtern zu beschränkt dazu ist — kann kein Gesetz „machen“. Das kann nur eine Mehrheit der Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Und diese stimmen in ihrer Mehrzahl so ab, wie es ihnen von ihrer Fraktionsspitze „nahe gelegt“ wird — die meisten Abgeordneten verfügen außerhalb ihres jeweilgen Fachgebietes über keinen besonderen Sachverstand, sind aber stark von den Führungsstrukturen ihrer Parteien abhängig, wenn sie noch einmal auf eine Landesliste kommen wollen. Diese Struktur der Parteimacht führt dazu, dass ein relativ kleiner Kreis von Menschen großen Einfluss auf die politischen Entscheidungen nehmen kann und eine nur kleine Beobachtung der politischen Praxis zeigt, dass dieser relativ kleine Kreis von Menschen das auch tut.

Das Internet-Zensurgesetz ist nicht das Gesetz von „Zensursula“. Es ist das Gesetz von Angela Merkel, Franz Müntefering, Horst Seehofer und einen kleinen Kreis weiterer Personen, die mit ihrem Einfluss dafür sorgen konnten, dass die Internetzensur in der BR Deutschland zum Gesetz wird. Und zwar nur aus dem einen Grund, dass dieses Gesetz ihren politischen Gestaltungsideen entspricht.

Wie schon gesagt, Ursula von der Leyen ist austauschbar. Vorher musste der gemeingefährliche politische Amokläufer Wolfgang Schäuble unter den Bedingungen einer lediglich medial inszenierten Terrorgefahr für einen ähnlichen Zweck herhalten, und nachdem sich die phobische Wirkung dieses Schreckgespenstes verflüchtigte, musste mit Hilfe einer sich gern als Mutter präsentierenden Frau der ebenfalls nur inszenierte Massenmarkt für käuflichen Kindesmissbrauch herhalten, um die Menschen in der BR Deutschland mit Angst und wohlgesteuerter Empörung gefügig zu machen.

Richtet eure Aufmerksamkeit nicht auf diese medial inszenierten Personen und glaubt, die Fehlentwicklung könnte überwunden werden, wenn diese Personen überwunden werden! Richtet eure Aufmerksamkeit auf die Strukturen, die überwunden werden müssen! Und lasst euch nicht davon abhalten! Und vor allem: Beginnt damit, zu agieren, statt in der gewünschten Weise zu reagieren, wenn ihr wirklich den Staat verhindern wollt, der zurzeit in der BR Deutschland errichtet werden soll!

Ende des Alarmrufes in die Nacht.

Wofür Christen nicht danken

Die Gesangbücher der christlichen Kirchen sind ja voll des Dankes, der dem christlichen, dreigespaltenen Gott für alles Mögliche im Leben eines Menschen entgegengeplärrt wird. Ja, es gibt sogar Lieder, die sich für die Mühe der Arbeit, für Krankheit und für Armut bedanken. Nur für eines bedankt sich keines der vielen Liedchen, die in der Kirche gesungen werden, um die Singenden zu hypnotisieren und für die irrationale Botschaft des Pfäffchens zu „öffnen“, und das ist ausgerechnet die Intelligenz.  :mrgreen:

Letzte Erklärung

Zukunft ist etwas, das die Menschen erst lieben, wenn es Vergangenheit geworden ist.

William Somerset Maugham

An alle Politiktreibenden in der BR Deutschland!

Damit ihr überhaupt eine Chance habt, diesen Text zu verstehen, muss ich mich kurz vorstellen. Keine Sorge, ich komme schnell zur Sache, damit sie sich gleich wieder mit Ihresgleichen in ihrer Parallelgesellschaft aufhalten können.

Mein Name ist Elias Schwerdtfeger, aber er tut nicht viel zur Sache, da hier viele Namen mit einer vergleichbaren Geschichte und mit einer ähnlichen Mitteilung stehen könnten. Ich wurde 1966 geboren, bin also keineswegs ein jugendlicher Wirrkopf unter den Bedingungen der pubertären Verzweiflung. Der prägende Stempel auf meinem direkten familiären Umfeld war Armut, Alkoholismus und Aussichtslosigkeit. Meine früheste bewusste Erinnerung ist die Mondlandung, die sich gerade zum vierzigsten Mal gejährt hat — oder besser: die ganz besondere Aufregung in meinem Umfeld und das lange Wachbleiben, die mir selbst als dumpfbewusster Zwerg nicht entgangen sind. Anders, als viele politisch-ideologisch geprägte Menschen habe ich die Möglichkeiten der Technik nicht als eine Bedrohung erlebt, die zur Ursache gut gepflegter und propagandistisch ausgebeuteter irrationaler Ängste wird, sondern auch und vor allem als eine große Chance für jeden Menschen und damit auch für mich. Und ich habe mich deshalb immer, schon als Kind, mit Technik beschäftigt, habe versucht, sie zu verstehen und sie für mich (und später, als Programmierer, auch für andere Menschen) nutzbar zu machen — und ich tue dies bis heute.

Persönliche Anmerkung mit Lokalkolorit: Als einen besonderen Segen und eine zivilisatorische Leistung ersten Ranges empfand ich in meinem unstillbaren, frühen Wissensdurst die Existenz öffentlicher Leihbüchereien. Neben einiger Trash-Literatur, die ich verschlang, erhielt ich auch die Möglichkeit, mich in Themen einzulesen, die meinem sozialen Umfelde fremd waren, erhielt ich also einen einfachen Zugang zu einer Chance, mich selbstständig zu bilden. Diese Chance habe ich begierig ergriffen. Die hannöversche Bücherei, in der ich dies in erster Linie tat, wurde kürzlich geschlossen, weil die paar tausend Euro für ihren Betrieb eingespart werden sollten. Der gleiche, von einer CDU-Regierung geführte Rat einer Stadt, die auf diese Weise den einfachen und nahe gelegenen Zugang zur Bildung für jeden verschlossen hat, er hat nicht die geringsten Probleme damit, am anderen Ende der gleichen Straße Millionen von Euro in eine Ruine wie dem Ihmezentrum zu stecken, obwohl es dort nicht einmal eine langfristige Aussicht auf irgendeine Nachhaltigkeit gibt. Dies ist eine Botschaft der „Zukunftspolitik“ in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, die nicht nur ich so verstanden habe, wie man sie nur verstehen kann.

Mein erster Computer war ein VC-20. (Nein, ich erkläre ihnen jetzt nicht, was das ist, fragen sie doch bitte einmal Google, wenn es sie überhaupt interessiert!) Es war ein nach heutigen Maßstäben bescheidenes und überteuertes Gerät, und ich hatte wegen der Armut meines Umfeldes große Mühe und viel Aufwand im Vorfelde, ihn zu erwerben, aber ich habe in der Folgezeit an diesem einen Beispiel eines kleinen Computers gelernt, wie ein Computer funktioniert und wie man ihn programmiert. Diese Erfahrung wurde für mich der Grundstein einer lebenslangen Beschäftigung mit einer Technik, der man damals noch gar nicht ansehen konnte, in wie hohem Maße sie einmal heutigentags das Leben prägen würde.

Noch bevor es das Internet in Form des Massenphänomens World Wide Web gab — eine Entwicklung, die sich vor allem mit der Veröffentlichung des NCSA-Browsers Mosaic und noch mehr mit der Veröffentlichung des Mosaic Netscape 0.9 beta verbindet; zwei Browser, die mit ihren leicht verständlichen Benutzerschnittstellen erstmals auch einen Weg für technische Laien in „das Internet“ ebneten — waren mir die Möglichkeiten vernetzter Informationssysteme bewusst. Zugegeben, die damalige Mailbox-Kultur zeichnete sich nicht gerade durch Komfort aus, aber sie bot mir und anderen Pionieren der DFÜ schon alles, was viele Menschen später als den „Geist des Internet“ kennenlernen sollten. Es gab offene Diskussion zu Alltäglichkeiten und Fachthemen, ein Mailsystem und ein Mit-Ein-Ander in offener Verschiedenheit; zuweilen auch in streitbarer oder trolliger Verschiedenheit. Zum Glück gab es keine Spur der Kommerzialisierung, sie hätte diesen Geist wohl an der Wurzel verdorren lassen.

In diesen ganz frühen Anfängen war es kein politisches Thema. Es war in der Außenwahrnehmung so etwas Ähnliches wie ein schräges Hobby für eine Handvoll schräger Typen, vielleicht entfernt ähnlich zum ebenfalls technischen Hobby des Amateurfunks. Für die Post war es sehr wohl ein Thema; die Taktung der Telefongebühren stand in einem direkten Zusammenhang mit der zunehmenden Benutzung der damals analogen Telefonleitungen zum Zweck der Datenübertragung und Kommunikation; und erst, als diese jetzt tote technische Kultur zunehmend von der neueren Kultur des Internet abgelöst wurde, löste sich diese Einteilung der Gesprächsdauer in Kostenabschnitte wieder auf, bis hin zum heutigen Angebot so genannter „Flatrates“ für die Telefonie.

Es wurde weder zu einem politischen Thema dadurch, dass über die damaligen Mailboxen ein fröhlicher Austausch urheberrechtlich geschützter Daten praktiziert wurde, noch reichten die teilweise radikalen politischen Standpunkte damaliger DFÜ-Teilnehmer dazu hin, Mailboxen zu einem politischen Thema zu machen. Es wurde schlicht politisch verpennt, wie dies auch in der Folgezeit in der BR Deutschland bei technischen Entwicklungen typisch werden sollte. Dabei entstand gerade hier ein Biotop — oder sollte ich eher „Bitotop“ sagen — in dem sich eine wahrhaft demokratische Kultur entwickelte, die in mancher Frage vom harten Ringen um einen Standpunkt und von einer Darlegung auch komplexerer Standpunkte geprägt war.

Als ich 1995 in der CeBIT-Halle meine erste Begegnung mit dem World Wide Web, den modernitätsbesoffenen Werbeheinis an den Ständen und den klickigen Webbrowsern der damals neuen Generation hatte, konnte ich über diese Ödnis nur lachen. Es schien mir zu sehr jene Form der Einweg-Kommunikation zu sein, die ich schon längst hinter mir hatte. „Bunt“ und „interessant“ waren für mich stets zwei sehr verschiedene Attribute, und der viel beschworene elektronische Katalog eines Versandhauses für Tinnef war das letzte, was ich meinem Dasein hinzufügen wollte.

Aber ich bin in meiner Persönlichkeit ja so gestrickt, wie es von euch Politiktreibenden immer wieder von allen Menschen gefordert wird. Ich habe mich also auch mit dieser Technik beschäftigt, habe HTML gelernt, später auch Perl und noch später PHP, um auch interaktivere Dinge realisieren zu können. Ich habe mir einen Webserver aufgesetzt, um ein wenig mit der Technik „spielen“ zu können, damit ich einen Eindruck davon erhalte, was im Rahmen dieser Technik möglich ist und was nicht. Dies alles, noch bevor das World Wide Web zum Massenphänomen und in der Folge auch immer mehr zum „World Wide Waste“ einer herrgottsdummen kommerziellen Nutzung wurde.

Ich bin eben genau das, was ihr Politiktreibenden in euren Forderungen an die Menschen unter eurer Herrschaft immer haben wollt. Ich betrachte mein Leben als ein lebenslanges Lernen, ich betrachte technische Innovationen als eine für mich und andere zu nutzende Chance, ich betrachte die damit verbundenen sachlichen Schwierigkeiten eher als zusätzlichen Ansporn zu erhöhter Anstrengung denn als ein ernsthaftes Hindernis, das mich jammern und verzagen macht. Auf diesem Weg habe ich mir einen Satz von Fertigkeiten erworben, von denen ich zum Zeitpunkt des Erwerbes noch gar nicht wissen konnte, dass sie auch einmal eine gesellschaftliche Bedeutung haben könnten. Und. Ich fahre — mit mittlerweile gebremsten Tempo — damit fort, mir solche Fertigkeiten anzueignen. Manchmal macht mir das einen Heidenspaß, und manchmal verursacht es mir Kopfschmerzen. Wenn ihr Politiktreibenden wirklich einmal etwas gelernt habt — man merkte es euch ja bislang in der von euch betriebenen Politik meist nicht an — denn kennt ihr ja auch diesen Prozess des Wissenserwerbes und den Stolz auf die zunehmende Literalität in einem Fachgebiet, das man sich aneignet.

Natürlich hatte das alles irgendwann auch zur Folge, dass ich mir eine Zeitlang meinen Lebensunterhalt als Programmierer verdiente. Dabei durfte ich in bitterster Form erfahren, dass man mit einem solchen Beruf in der BR Deutschland in einer Weise ausgebeutet wird, die jeder Beschreibung spottet. Meine Mitmenschen waren zwar immer wieder fasziniert und sagten so etwas wie „Da verdienst du ja richtig Kohle“, aber die Wirklichkeit sah anders aus. Ich hatte mich auf ein Leben als moderner Nomade ohne jede Stabilität in meinen Daseinsbedingungen einzustellen, wurde unter gezielter Ausnutzung der von euch Politiktreibenden ermöglichten zweijährigen Probezeit flugs eingestellt und nach Bedarf wieder kurzfristig entlassen, und zu allem Überdruss war ich einen Großteil meiner Zeit damit beschäftigt, meinem Gehalte hinterherzurennen, das sehr häufig ganz einfach nicht bezahlt wurde. Beinahe so, als würden die so genannten „Arbeitgeber“, die die Früchte meiner Arbeit begierig an sich rissen, denken, es sei unrecht, jemanden für sein Hobby auch noch Geld zu geben. Dabei habe ich, um überhaupt ein paar Mark und später Euro zur Begleichung meines persönlichen Kostenapparates zu bekommen, eher regelmäßig als gelegentlich Fristen setzen müssen und diese mit der zusätzlichen Ankündigung salzen müssen, dass ich im Falle der Nichteinhaltung ohne weitere Warnung sofort eine Anzeige wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung erstatten würde — denn eine „normale“ Friststellung hatte bei diesen Menschgeiern keineswegs Erfolg. Natürlich war das Geld nach solcher Rede immer sehr schnell da und wurde mir in einer Weise, die meine ebenfalls um ihren Lohn geprellten Kollegen nicht bemerken sollten, bar in die Hand gedrückt, denn das Geld fehlte in diesen Unternehmen niemals, es sollte einfach nur auf diese Weise eingespart werden. Man wurde eingestellt, wie ein Stück Scheiße behandelt und wieder weggeworfen, und dies an recht vielen Stellen, die sich vom äußeren Anschein her sehr seriös und solide gaben, ja, die sogar Aufträge von staatlichen Institutionen erhielten. Im Zuge meines eigenen Vernutztwerdens durfte ich ganz „nebenbei“ so viele menschliche Tragödien erleben, dass ich sie in ihrer Fülle nicht einmal mehr andeuten kann — zum Beispiel einen Administrator, der sich in seinen rückständigen Gehaltszahlungen so lange mit leeren Worten hinhalten ließ, bis wegen seines Mietrückstandes die Räumungsklage kam und er obdachlos wurde, er endete als Alkoholiker; oder auch viele Azubis in den recht frischen IT-Berufen, die nichts lernten und in keiner Weise betreut wurden, sondern einfach nur geistlose Routinearbeiten als billige Arbeitskräfte zu verrichten hatten und im Verlaufe ihres außerbetrieblichen Resttages zusehen konnten, wie sie einmal durch die staatliche Prüfung kommen sollten.

Als ich das alles nicht länger ertragen wollte, machte ich einen Schlussstrich unter mein modernes Nomadenleben an der digitalen Mülltonne. Seitdem lebe ich als obdachloser, bettelnder Künstler von dem, was mir kampflos gegeben wird. Ich habe diese Entscheidung in nunmehr acht Jahren nicht einmal bereut, obwohl ich in einigen kalten Winternächten nur knapp am Verrecken vorbeigeschrammt bin. Mein Leben ist von einer großen Heiterkeit geprägt, die viele Menschen in meinem persönlichen Umfeld geradezu ansteckend finden — diese Heiterkeit kombiniert sich allerdings mit einer unbezwingbar gewordenen Sturheit in jenen Dingen, für die ich lebe, ganz so, wie sie nur jemand an den Tag legen kann, der wirklich genau weiß, dass er nichts mehr zu gewinnen und nichts mehr zu verlieren hat.

Wie ihr Politiktreibenden an diesem Text sehen könnt, entfaltet auch ein derart marginalisiertes Dasein dank der gegenwärtigen Technik eine gewisse, wenn auch sehr kleine und dennoch stets attackierte Außenwirkung. Ich zumindest bin froh über diese Technik, und ich weiß zum Glück darüber hinaus auch, dass dieses Leben auch noch etwas Fröhlicheres als diese Technik anzubieten hat.

Meine in vielen Jahren erworbenen Fähigkeiten und meine ganzen Erfahrungen setze ich weiterhin in Projekten ein, von denen ich persönlich überzeugt bin. Diese Projekte sind allesamt exquisit nicht-kommerziell und ein wichtiger Beitrag zur Kultur in Deutschland jenseits des merkantil ausgebeuteten Kulturbetriebes — denn die Ware Kultur ist nicht die wahre Kultur. Vieles von meinen Kenntnissen und Erfahrungen gebe ich auch weiter, wenn ich den Charakter meines Gegenübers nur für geeignet dazu halte. Käuflich bin ich nicht mehr, aber für einige Menschen unbezahlbar geworden. (Und wenn jetzt ein Leser daran denkt, mir einen „Job“ im üblichen Sinne des Wortes geben zu wollen: Vergiss es! Und. Such dir einen anderen Idioten, der für dich die Arbeit macht und der dir die Kohlen aus dem Feuer holt und dafür zum braven Steuerzahler in der völlig abgefuckten Gesellschaft der BR Deutschland werden möchte!)

So weit zu mir, und viele zwar persönlich wichtige, aber im sachlichen Kontext eher irrelevante Punkte habe ich fortgelassen, um die Textmenge gering zu halten.

Nun also endlich zur Sache. Also seid ab hier wieder aufmerksam, ihr Politiktreibenden, denen die Menschen und ihre Leben doch so fühlbar gleichgültig sind!

Ich bin also — natürlich mit Ausnahme meines bewusst gewählten, jetzigen Lebensstiles — genau so eine Persönlichkeit, wie ihr sie gern haben wollt, wenn ihr in die massenmedialen Mikrofone und Kameras von Innovation, Zukunft und Nachhaltigkeit sprecht, um damit die Menschen zu verblenden.

Und das einzige, was euch Politiktreibenden einer solchen Persönlichkeit und ihrem kulturellen Hintergrund gegenüber einfällt, ist eine durchgehende Kriminalisierung ihres gesamten Lebens, eine ständige Haltung der Beschimpfung und eine zu Politik werdende Angst angesichts einer gesellschaftlichen Entwicklung, die ihr Politiktreibenden einfach nicht zu verstehen scheint.

Das Folgende ist nur eine kleine Liste der von euch Politiktreibenden durchgezogenen Kriminalisierung, Schmähung und Verachtung der Mitgestalter des deutschsprachigen Internet. Sie wäre leicht um die rabulistischen Blendworte von den „Raubkopien„, „Musikdownloads„, „neuartigen Rundfunkgeräten“ und dergleichen mehr zu ergänzen, aber ich will mit meinem Schreiben auch einmal an ein Ende kommen.

„Hackertools“

Wie eben schon gesagt, setze ich meine Fertigkeiten weiter ein, obwohl ich nun keinen Lohn mehr dafür erhalte. (Könnt ihr bis ins Mark korrupten Politiktreibenden so etwas überhaupt noch verstehen? Das da jemand Dinge einfach aus tiefer, innerer Überzeugung tut?) Unter anderem betreue ich die ständig mit dem Internet verbundenen Server einiger Projekte, die ich persönlich für fördernswert halte und deshalb trotz meiner manchmal erschwerenden Lebensumstände mit aller Kraft unterstütze.

Jeder permanent mit dem Internet verbundene Rechner ist ein „Opferrechner“. Er ist ständig diversen Angriffsversuchen ausgesetzt, die in ihrer Perfidie und technischen Durchführung die gesamte Spannweite vom „Kinderkram“ bis zur ernstzunehmenden Attacke abdecken können. Das ist für mich kein Grund zum Flennen, sondern ein Anreiz, meine Gegner ernst zu nehmen und mich gegen ihre Angriffe so gut es geht zu wappnen.

Um diese zuweilen geistlose Aufgabe erfüllen zu können, benötige ich als Hilfsmittel die gleiche Gattung Software wie die Angreifer. Ich muss sogar die umlaufenden Exploits ausprobieren können, um Gewissheit darüber zu erlangen, ob die von mir vorgenommenen Gegenmaßnahmen hinreichend sind. Doch genau für den Besitz dieser Software — unabhängig davon, was ich damit mache — werde ich in der BR Deutschland schon zum Straftäter. Ich komme aber nicht umhin, dieses Risiko angesichts einer oft willkürlich urteilenden Justiz und völlig irrationaler und aus einer netzfernen Parallelgesellschaft stammender Gesetze auf mich zu nehmen, und ich werde das auch fortan tun. Ihr habt mich längst in die Kriminalität gedrängt, und nicht nur mich, sondern darüber hinaus jeden Menschen, der sich ernsthaft um eine sichere und vertrauenswürdige Informationstechnik bemüht. Denkt bitte daran, Politiktreibende, wenn ihr das nächste Mal vom „Standort Deutschland“ und der erforderlichen Förderung von „Zukunftstechnologien“ faselt! Und. Wenn ihr zur Abwechslung einmal nicht die Menschen in Deutschland belügen wollt, haltet einfach den Mund!

Und übrigens: Wenn es doch einmal einem Angreifer gelingt, einen erfolgreichen Angriff gegen einen von mir betreuten Server zu fahren, denn setze ich mich nicht wie diese Idioten aus der totalen Webkommerzialisierung hin und jammere in der Lobby des Reichstages laut nach dem gesetzgeberischen Gnadenhammer, sondern ich analysiere die Struktur dieses Angriffes, treffe für die Zukunft geeignete Gegenmaßnahmen und bedanke mich bei meinem im Regelfall anonymen Sparringpartner für das kostenlose Sicherheitstraining, das er mir mit seinem gelungenen Angriff erteilt hat. Wer einen Server betreibt und nicht das Personal verfügt, das fachlich kompetent solchen Angriffen begegnen kann, der soll entweder dieses Personal einstellen und angemessen bezahlen — ich kenne etliche zu dieser Aufgabe gut befähigte Arbeitslose mit teils langjähriger Erfahrung, die beim Warten in den Hallen der Armutsämter über den bei euch Politiktreibenden immer wieder postulierten „Fachkräftemangel“ nur den Kopf schütteln können — oder eben einfach keinen Server mit ständiger Verbindung zum Internet betreiben. Ende jeder weiteren Kommunikation in dieser Sache.

„Rechtsfreier Raum“

Ihr Politiktreibenden beizt so gern die Gehirne der Unwissenden mit der Lugrede davon, dass das Internet ein rechtsfreier Raum sei. Dieses Gefasel ist übelste und fadenscheinigste Rabulistik, mehr nicht. Das Internet ist mitnichten ein „rechtsfreier Raum“, ganz im Gegenteil. Das arglose Gestalten einer eigenen, noch so unbeachteten und persönlichen Webpräsenz kann in der BR Deutschland mit ihrem ausufernden Abmahnwesen und ihrem umfassenden Rechtsschutz für beleidigte Leberwürste schnell eine Angelegenheit werden, die die persönliche Existenz bedroht. Das Internet ist in Wirklichkeit ein Raum von großer Rechtsunsicherheit, in dem das gesprochene Recht einen Hang zu einer Beliebigkeit hat, die für die davon betroffenen Menschen sehr teuer, ja, existenzbedrohend teuer werden kann. Diese Rechtsunsicherheit, ihr Politiktreibenden, sie ist von euch gewollt und wird von euch seit Jahren aufrecht erhalten, obwohl der von gewissen skrupellosen Zeitgenossen damit getriebene Wahnsinn mittlerweile zum Himmel stinkt. Man könnte fast denken, ihr wolltet das genau so haben, damit sich die persönliche Mitteilung aus der individuellen Lebenswirklichkeit mit einem großen Maß an Unsicherheit und Angst verbindet und deshalb auch immer öfter einmal unterbleibt — vielleicht auch, damit sich ein Schleier des Schweigens über diese Wirklichkeit senkt, unter dem ihr euch einfach weiter durchwursteln könnt.

Näheres zu diesem Thema könnt ihr hier lesen, wenn es euch überhaupt interessiert.

Was ihr Politiktreibenden hingegen regelmäßig aus dem Internet zu machen gedenkt, wenn ihr das blinde Wort vom „rechtsfreien Raum“ im Munde führt, ist übrigens so etwas Ähnliches wie ein „rechtsfreier Raum“, es ist ein Raum, der frei ist von jenen Bürgerrechten, die ihr sonst in euren hingelogenen Sonntagsreden als große Errungenschaft eurer tollen Demokratur hinstellt.

„Killerspiele“

So lange ich Computer kenne, wurden Computer zum Spielen verwendet, ohne dass jemand etwas ernsthaft Anstößiges daran gefunden hätte. Die Mehrzahl dieser Spiele waren und sind Darstellungen des Kampfes. In diesem Punkte gleichen die mit einem Computerprogramm realisierten Spiele den älteren Brettspielen wie Malefiz, Mensch ärgere dich nicht, Backgammon oder Schach. Was an den mit einem Computerprogramm gespielten Spielen anders ist, das ist von eher qualitativer Natur, es liegt in der Interaktivität der Spielhandlung, in der realitätsnahen Darstellung der Kampfhandlung. Das Ziel des Spieles ist der Sieg, und auf dem Weg dahin muss — wie beispielsweise auch beim Skatspielen — Selbstbeherrschung, Konzentration, Verarbeitung von Frusterlebnissen und überlegtes Verfolgen einer erfolgversprechenden Strategie geübt werden. Die Unmittelbarkeit eines interaktiven Computerspieles fügt diesen klassischen Übungen noch die zusätzliche Übung des Reaktionsvermögens hinzu. Dies alles war schon so, als noch zum Auftakt der Achtziger Jahre die pixeligen Aliens in Space Invaders oder die bunten Insekten in Galaga milliardenfach ihre fiepsigen Pixelleben aushauchten und sich dabei der Kassenbehälter des Coin-Ops mit klimpernden Markstücken füllte, und nun sind durch den technischen Fortschritt die simulierten Spielsituationen im Laufe der Zeit ansprechender und gleichzeitig anspruchsvoller geworden. Für jene, die gern spielen — ich gehöre übrigens nicht dazu — eine Steigerung des Genusses, vielleicht entfernt vergleichbar mit dem Unterschied zwischen einem Beinahe-Essen (so übersetzt man doch „fast food“ in der richtig falschen Weise, oder?) bei McWürgreiz und einem Fest für Auge und Gaumen in einem gehobenen Restaurant. Das werdet ihr Politiktreibenden mit euren fetten Wampen und eurer unersättlichen Lust nach einem verfeinerten Lebensstil doch verstehen können.

Doch ihr Politiktreibenden seht das natürlich ganz anders. Da haben einige junge Menschen eine echte Waffe in die Hand genommen, sind in ihre Schule gegangen und haben dort systematisch Mitschüler und Lehrer ermordet. Da fragt ihr euch nicht etwa, warum eigentlich als Bühne dieser so genannten „Amokläufe“ mit ermüdender Regelmäßigkeit eine Schule gewählt wird, dieser Unort der gesellschaftlichen Siebung und der Vorbereitung auf ein Dasein als Batterie im betrieblichen Produktionsprozess. Nein, ein Nachdenken über ein System, das so viel Verzweiflung auszulösen vermag, ist von euch Politiktreibenden offenbar zu viel verlangt. Stattdessen tut ihr Politiktreibenden das, was ihr am besten könnt; ihr redet Lügen, die von eurem speichelleckerischen Medienapparat millionenfach wiedergegeben und konditionierend vor das letzte müde Auge gestellt werden. Und so redet ihr unbeleckt von auch nur der mikroskopischten Spur einer Kompetenz davon, dass so genannte „Killerspiele“ die so genannten „Amokläufe“ auslösen würden, auch wenn völlig offensichtlich ist, dass die Wurzeln der Verzweiflung ganz andere sind. Die Spuren der Wirklichkeit hinter den so genannten „Amokläufen“ im Internet, die lässt hingegen ein willkürlich vorgehender Polizeiapparat still verschwinden, wann es möglich ist.

Auch, wenn ich selbst nichts an derartigen Spielen finden kann: Sie sind fester Bestandteil der digitalen Kultur, und zwar von Anfang an. Als Ken Thompson in den späten Sechziger Jahren das Betriebssystem Unix schrieb, ja, dieses Unix, welches das ganze Internet erst möglich gemacht hat, da wurde die erste darauf laufende Anwendung ein Spiel namens Space Travel. Tatsächlich ist das früheste UNIX nur entstanden, um dieses Spiel auf einer PDP-7 zu programmieren.

Die Nutzung eines Computers als unermüdlicher Spielpartner und das spielerische Kräftemessen mit einer Maschine sind vom frühesten Tag an feste Bestandteile der digitalen Kultur gewesen. Als der Computer immer mehr zum Alltagsgegenstand wurde, da wurden Spiele am Computer für viele Menschen zum selbstverständlichen Bestandteil ihres Lebens. Die immer elaboriertere graphische Darstellung und wachsende Komplexität der Spielhandlung ist eine natürliche Folge des technischen Fortschrittes. Mittlerweile ist eine ganze Generation von ihrer frühen Jugend an damit aufgewachsen. Und die wenigsten dieser Menschen gehen in ihre Schule und ermorden andere Menschen. Die von euch Politiktreibenden postulierte Kausalität ist einfach nur gefährlicher Unfug. Gefährlich ist dieser Unfug deshalb, weil die wirklichen Ursachen solcher Mordtaten keinerlei Aufmerksamkeit und Milderung erfahren, was den nächsten so genannten „Amoklauf“ an einer Schule in der BR Deutschland zur sicheren Wette macht.

Aber euch Politiktreibenden ist es ganz offenbar völlig egal, wenn ein paar Leute beim Durchsetzen eurer Beglückungsideen verrecken. Um ja nichts an euren Fehlern und Versäumnissen der letzten zwei Jahrzehnte korrigieren zu müssen, nehmt ihr es lieber in Kauf, eine ganze Generation zu beleidigen und — mit dem von euch geplanten und wohl demnächst in Gesetz gegossenen Verbot der von euch so genannten „Killerspiele“ — weiter zu kriminalisieren. Die Killerschulen werden wohl noch so manches Opfer kosten, und ein Gutteil des dabei vergossenen Blutes klebt an euren schmutzigen Händen, da hilft alles Waschen in Unschuld nichts.

Internetzensur

Die jüngste Entgleisung von euch Politiktreibenden gegenüber der gewachsenen digitalen Kultur ist die hanebüchene Rabulistik einer Ursula von der Leyen, dass es nun eine beliebig missbrauchbare Zensurinfrastruktur für das Internet geben muss, um die Verbreitung von Kinderpornografie zu unterbinden. Dabei ist es nicht einen Moment lang um den Schutz von Kindern oder die strafrechtliche Verfolgung übler Verbrecher gegangen, sonst wären wirksame Maßnahmen zur Verwirklichung dieser Absicht erwogen und ergriffen worden. Das Ziel dieses Lehrstückes der miesen Propaganda war es vom ersten bis zum letzten Akt, das Empörungspotenzial, dass sich mit diesen Verbrechen verbindet, in politisch gewünschte Wege zu lenken, um über diesen psychischen Hebel eine Internetzensur in der BR Deutschland einführen zu können. Der gesamte Vorgang ist hervorragend im deutschsprachigen Internet dokumentiert, ich will das alles hier nicht wiederholen. Bemerkenswert und im höchsten Maße be- und verachtenswert ist es jedoch, dass für diesen Zweck bereits schwer misshandelte Menschen, die wegen dieser Erfahrung eine schwere Last in ihrem ganzen Leben tragen müssen, noch einmal politisch missbraucht wurden. Wie wenig ein derart widerlicher, politischer Kindesmissbrauch euren ethischen Maßstäben widerspricht, ihr Politiktreibenden, das habt ihr bei der namentlichen Abstimmung im Bundestage mit einer „überwältigenden Mehrheit“ unter Beweis gestellt und für die Nachwelt dokumentiert.

Politiktreibende, mancher von euch hat vielleicht gar nicht so recht gewusst, über was er da eigentlich abstimmt. Das ist allerdings keine Entschuldigung, denn jeder von euch kann sich der Stimme enthalten, wenn er sachlich keine Ahnung hat. Auch unwissende Täterschaft ist Täterschaft.

Aber dennoch will ich euch Politiktreibenden ein paar Worte dazu sagen.

Ich bewege mich ja doch schon ein paar Tage im Internet, und ich „durfte“ dabei so einiges kennenlernen. Als jemand, der eine Kultur des Miteinanders in Verschiedenheit als Selbstverständlichkeit kennengelernt hat, habe ich nur wenig Berührungsängste selbst gegenüber den schrägsten Erscheinungen des Lebens und keine große Scheu, auch mal einen nicht ganz so koscheren Link in einem für mich eher ungewöhnlichen Kontext anzuklicken, wenn ich für ein Thema ein wenig recherchiere. Ich habe — neben dem deutlich überwiegenden Wertvollen und Großen oder doch wenigstens Lesenswerten — Stolperstellen auf der Datenautobahn gefunden, von denen mir zum Teil ganz anders geworden ist: Wirre Websites von UFO-Sekten und in meinen Augen gemeingefährlichen christlichen Fundamentalisten; lange „Beweisketten“ für gewaltige Verschwörungen; paranoid klingende Hinweise, dass uns im Jahre 2012 der Weltuntergang bevor steht; Einblicke in den glitschigen Fetischismus einiger homosexueller Männer, die tiefer waren, als ich es in diesem Moment für erträglich hielt und große Haufen den Nichtsigen und Belanglosen in unangemessener technischer Aufbereitung. Genau diese Vielfalt finde ich gut und wertvoll am Internet, denn sie spiegelt die Vielfalt des gegenwärtigen menschlichen Lebens wider, ist ein digitales Zeugnis einer durchaus interessanten und bunten gegenwärtigen Lebenswirklichkeit, die mir sonst vollends unbekannt geblieben wäre. Aber über genau eine Sache bin ich niemals gestolpert, so sehr ich auch auf recht matschigen Pfaden durch das Netz der Netze stapfte, und das ist Kinderpornografie.

Es scheint also gar nicht so leicht zu sein, solche Inhalte zu finden. Aber dennoch habt ihr Politiktreibenden es hinbekommen, das Wort „Kinderpornografie“ in der öffentlichen Wahrnehmung semantisch so in die Nähe des Wortes „Internet“ zu stellen, dass ein noch Unwissender geradezu einen Ekel vor dem Internet und vor den vielen Gestaltern des Internet empfinden muss. Dabei entsteht schon der Eindruck, dass die systematische Verunglimpfung eines Netzwerkes von Computern, das gemacht ist, Menschen zusammenzubringen, die eigentliche Absicht hinter all den Lügen und der mit hohem Aufwand in die Massenmedien gedrückten Propaganda war. Um die Verunglimpfung auf die Spitze zu treiben, ihr Politiktreibenden, habt ihr in euren Lugreden nicht einmal mehr davor zurückgeschreckt, jeden Menschen, der zu der technisch wenig anspruchsvollen Leistung imstande ist, mit ein paar Klicks einen anderen Nameserver einzustellen, in die Nähe einer abstoßenden Kriminalität zu stellen. Rhetorisch habt ihr damit eine ganze Generation kriminalisiert, die mit der Selbstverständlichkeit der IT-Technik aufgewachsen ist, und es scheint für jeden Menschen, dessen Augen und Ohren an ein funktionierendes Gehirn angeschlossen sind, nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis ihr auch diese unverschämte Kriminalisierung in eine Gesetzesform gießen werdet.

Wenn man euer Treiben vor sich sieht, ihr Politiktreibenden, denn kann man schon einmal die klammheimliche Hoffnung bekommen, dass die gezielten Schüsse eines im Schützenvereine ausgebildeten, so genannten „Amokläufers“ diesem Treiben ein Ende setzen mögen. Bevor. Es zu spät ist.

Abschaffung des Postgeheimnisses für E-Mail

Aber zurück zur Zensur, ihr Politiktreibenden, zur Zensur des Internet, die ihr ermöglicht habt. Ist euch eigentlich klar, was die angestrebte Form der Zensur wirklich bedeutet?

Ihr wollt die Zensur durchführen lassen, indem das BKA ohne jede öffentliche Kontrolle den Zugangsprovidern geheim gehaltene Listen von Domains gibt, und die Zugangsprovider sollen diese Listen dann nicht auf die eigentlich zugeordnete IP-Adresse abbilden, sondern auf die Adresse eines Servers, der bei einem beliebigen HTTP-Request das mittlerweile berüchtigte Stoppschild ausliefert. Dieses zeigt dann dem Surfer, der irgendwie auf diese Seite gelangt ist, dass er einen gesperrten Bereich betreten hat. Dieses Erlebnis soll den Surfer dann wirksam abschrecken. Das ist zumindest der Teil, der jetzt monatelang in der öffentlichen Diskussion breitgetreten wurde, um diese Unverschämtheit der Zensur zu rechtfertigen und die wirklichen Auswirkungen der Zensurmaßnahme zu verschleiern.

Wenn ihr euch nur ein bisschen technisches Verständnis eingeholt hättet, denn wäre euch auch klar gewesen, dass so ein Domainname keineswegs nur eine Site im World Wide Web angibt — und wenn ihr auf Anforderung eurer Fraktionsspitze blind zugestimmt habt, ohne dieses technische Verständnis zu haben, befreit euch das keineswegs von der Schuld, die ihr mit dieser Tat auf euch geladen habt, Politiktreibende. Innerhalb dieser Domain kann es zum Beispiel E-Mail-Adressen geben. Die E-Mails an diese Adressen gelangen dann nicht mehr zu ihrem regulären Empfänger, sondern werden an einen Server im Internet zugestellt, der in geheim gehaltener und völlig unkontrollierter Weise vom BKA betrieben wird. Es wurde von euch Politiktreibenden eine Infrastruktur in den Gesetzesrang erhoben, die es dem BKA ermöglicht, ohne jegliche Kontrolle E-Mails mitzulesen, die an eine vom BKA beliebig bestimmbare Domain gehen. Wenn da jemand mit technischen Kompetenzen ein bisschen programmiert, kann dies auch so geschehen, dass beim HTTP-Zugriff auf diese Domain kein Stoppschild, sondern die gewohnte Website sichtbar wird — für mich wäre das eine kleine Fingerübung, die mich höchstens drei Tage entspannte Arbeit kostete. So etwas mag in der gegenwärtigen Formulierung eures Gesetzes, Politiktreibende, illegal sein, aber es ist in der Durchführung vergleichsweise leicht möglich und es kann auf der anderen Seite unmöglich entdeckt werden. Für wie groß haltet ihr wohl das Hindernis, dass es unter diesen, von euch geschaffenen Bedingungen eingesetzt wird? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es unter dem Banner der Gefahrenabwehr einmal dazu kommen wird. Die technische Infrastruktur, mit der diese Technogestapo ermöglicht wird, war euer in einer Abstimmung geäußerter und offiziell dokumentierter politischer Wille, ihr Politiktreibenden. Wie viele so genannte „Grundrechte“ wollt ihr eigentlich noch abschaffen in eurer lähmenden Angst vor einem Volk, das ihr doch zu vertreten vorgebt?

Ob es um einen Strafverteidiger, einen Geistlichen, einen Arzt oder um einen Journalisten geht, dessen Mail-Kontakte für das BKA aus irgendeinem, durch nichts kontrollierbaren Grund interessant werden — die mögliche Neugier der jetzt geschaffenen Gestapo kann unauffällig und mühelos befriedigt werden. Das ist es, was ihr Politiktreibenden mit eurer Zustimmung ermöglicht habt. Und erzählt mir bloß nicht, dass ihr das nicht gewusst und auch gar nicht gewollt habt. Dafür fügt es sich viel zu gut in das Bild, das ihr in eurem sonstigen Tun abgebt. Wer nicht blind ist und wer durch euer verlogenes Gelaber in dieser Sache nicht verblendet wurde, der sieht einen klaren, roten Faden in allem, was ihr tut. Und. Er weiß, diese Struktur zu deuten.

Ich bin weg!

Ja, Politiktreibende, ihr steht jetzt im Wahlkampf, und ihr würdet so gern das Internet für eure Einwegkommunikation und für die Verbreitung eurer diversen Lügen benutzen. Aber ihr habt euch für das Miteinander im Internet und darüber hinaus auch für jeden anderen Diskurs disqualifiziert. Das gilt auch für die Mitglieder jener im Deutschen Bundestage vertretenen Parteien, die den starken Eindruck erwecken, dass sie nur wegen ihrer Opposition gegen das jüngste Gesetz zur Volksentrechtung gestimmt haben, dass sie aber in einer Regierungsbeteiligung ebenfalls ohne Zögern und aus einem kalten Kalkül der Machterhaltung heraus für die weitere Volksentrechtung gestimmt hätten.

Dass ich euch allen nicht einen Millimeter mehr über den Weg traue, ist nicht ein allgemeiner Hang zum Misstrauen, sondern das Ergebnis von immer wieder gemachter Erfahrung, die jede im Bundestag vertretene Farbe trägt. Ihr kriminalisiert, beschimpft, verunsichert und entrechtet eine ganze Generation, und ihr bekommt davon nicht genug — in Wirklichkeit seid ihr es jedoch, ihr Politiktreibenden, die hier kriminell sind, bis zum leichtherzigen Bruch an sich eindeutiger Artikel des Grundgesetzes kriminell. Wenn die BR Deutschland wirklich der Rechtsstaat wäre, als den ihr sie so gern in euren weihevollen Reden darstellt, dann könnte ich wenigstens darauf vertrauen, dass ihr dafür zur Verantwortung gezogen würdet. Aber angesichts der täglich erfahrbaren Wirklichkeit in der BR Deutschland wäre ein solches Vertrauen dumm und naiv.

Ihr müsst euch fortan ohne mich behelfen, denn ich rede nicht mit Menschen, die mich unentwegt beleidigen, belügen, kriminalisieren und bis zum Entzug der Grundrechte entrechten. Dieses Ende der Kommunikation gilt auch für alle Mitglieder in euren verbrecherischen Wahlvereinen, den so genannten „Parteien“. Wo in der Auseinandersetzung keine Worte mehr möglich sind, bleibt leider nur noch die Gewalt — und diese geht übrigens von euch aus, ihr Politiktreibenden, nicht von mir. „Killerspiele“ spiele ich übrigens auch nicht, aber ich kenne den Absatz 4 des Artikels 20 im Grundgesetz. Sollte mich mein weiterer Weg unter eurer verbrecherischen und zunehmend diktatorische Züge annehmenden Herrschaft, ihr Politiktreibenden, in ein Gefängnis führen, so erachte ich dies in einer Zeit, in der gefährliche und verantwortungslose Kriminelle mit Ämtern ausgestattet, mit Steuergeldern beglückt und mit Auszeichnungen überhäuft werden, als eine Form der Ehre.

Viel Spaß bei der verlogenen Aufführung eures Wahlkampfes, Politiktreibende — und wundert euch nicht darüber, was euch auf der Straße begegnet, wenn ihr hierfür noch eure Parallelgesellschaft verlassen müsst!

Go and sniff my open port!*
PLONK!

* Und weil ihr Politiktreibenden dieses GASMOP nicht verstehen werdet und wohl auch von eurer „geistigen“ Ausrichtung her nicht dazu imstande sein werdet, es wie ein normaler Mensch einfach einmal nachzuschlagen, hier noch die Erläuterung dazu: Es handelt sich schlicht um eine etwas technisch ausgedrückte Variante des Schwäbischen Grußes. Was dieses PLONK bedeutet, kriegt aber bitte selbst raus, es ist nicht schwierig zu verstehen…