Wenn man am sehrspäten Abend langsam, unabgelenkt und mit offenem Sinn durch das Innere einer Stadt geht, wenn nicht mehr das Treiben der Handelstreibenden vom dortigen Sein ablenkt und wenn jede Geschäftigkeit und jeder Mensch aus der Stadt entschwunden ist, dann erst zeigt sich das wahre Wesen dessen, was jedentags massenweis durcheilt wird. Und. Wenn man so die Bauten sieht, die dort modern und kalt unter dem schnarrenden Schnarchen der Klimaanlagen schlafen, um schon morgen wieder voller Trug und Schundverkauf zu sein, dann nimmt man wahr, was die modernen, herzkalt und technikaffin in Granit und Stahl und Glas gehaltenen Häuser dort wirklich sind: Sie sind — alle miteinander — nagelneue Ruinen.
Archive for April, 2008
Kaum etwas vermag die kalte Tristesse des Daseins in den Wohn- und Funktionshöllen der Jetztzeit besser einzufangen als diese kleinen Details, die im bunten, duftigen Frühling besonders schmerzen:
Vor der Fassade aus Beton und Glas eine grüne Kosmetik; ein paar Bäumchen, die unbeeinflusst vom kulturellen Wahnsinn mechanisch ihrem biologischen Zyklus folgen und unverdrossen vor sich hin blühen. Doch nicht für die Öffentlichkeit, denn sie sind Besitz und stehen hinter einem hohen Zaun. Etwas öffentlicher ist die Wiese davor, und sie trägt auch so etwas ähnliches wie einen Baum, der sehr wohl für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Ein Baum mit Stamm aus Stahl, dessen bunte, rostfreie Siebdruckblüte nicht wie hier geschehen mittels eines Eddings, sondern durch stummen Gehorsam bestäubt werden soll; ein Schild, das vor allem den Kindern eine nahe liegende Nutzung des knappen, grünen Streifens verbietet. Denn. Das Spielen der Kinder mit Bällen verursacht Geräusch, und dieses Geräusch stört jene Funktionierenden hinter dem Zaun und hinter den blühenden Bäumchen und hinter dem korridierenden Beton und hinter den gut geputzten Fenstern viel mehr als die konkrete Tristesse ihres Lebens.
Die Kinder sollen gefälligst auf die ihnen zugewiesenen, grauen, wohlumzäunten Kinderplätze gehen, sind doch auch die Hunde auf ihren Hundeplätzen. Alles hat seinen Platz zu haben, und zu leben hat der Mensch anderswo, wenn an einem Platz etwas anderes seinen Platz zu haben hat — etwas kaltes, graues, das sich nur notdürftig mit ein paar Bäumchen. Tarnen kann.
Wenn irgendwelche Ministerinnen in ihrer von-der-Leyenhaften Betrachtung des laufenden gesellschaftlichen Prozesses meinen, dass der Menschen in Deutschland tägliche Abstimmung mit den Mutterleibern allein durch Ausschüttung von Geld zu beeinflussen sei, denn belegen sie damit vor allem, dass sie ihren Kinden einen besseren Platz kaufen können. Als jenen Platz. Den zu viele Menschen mangels einer anderen Wahl zur Verfügung haben. Und sie machen deutlich. Dass sie ihre politische Parallelgesellschaft gar nicht mehr verlassen, um sich mit der Wirklichkeit in Deutschland zu befassen. In einer unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten täglich deformierten Welt, die gerade Kindern jeden Tag ein bisschen weniger Platz zum Leben neben der brummenden Wirtschaft und der dröhnenden Straße der individualmotorisierten „Freiheit“ lässt, ist der Verzicht vieler Menschen auf eigene Kinder nicht etwa eine „Entscheidung gegen das Leben“, wie das die Propaganda manchmal so plakativ und vorwurfsvoll in die Medien presst. Sondern. Eine fast schon humanitäre Entscheidung; eine wahr-genommene und gelebte Verantwortung, die angesichts des immer weiter angeknabberten Lebensraumes gewiss viel Leiden zu vermeiden hilft.
Das Bild ist nur ein Beispiel für viele andere derartige Anblicke, wer seine Augen offen hält, sieht so etwas überall. In einem Land. Das schon lange nicht mehr „seines“ ist.
Fefe über die jüngste Rede von Innenminister Wolfgang Schäuble:
Immerhin, einen tollen Tipp für die Journalisten hat er noch:
Qualitätsjournalismus besteht auch darin, mittels einer ausgewogenen Berichterstattung transparent zu machen, was Regel ist und was Ausnahme. Alles andere führt recht schnell zu Populismus.
Und wenn sich jemand damit auskennt, aus Einzelfällen populistisch eine mongolische Horde zu machen, dann ja wohl unser Wolfgang! Gibt es eigentlich irgendwas in seiner Laufbahn, das er nicht in Verletzung dieser Regel begründet hat?
Wenn in den Massenmedien das Wort von der „Globalisierung“ verwendet wird, als sei diese nicht eigentlich eine mit Gewalt voran getriebene gesellschaftliche Entwicklung, sondern als sei sie ein Naturgesetz, denn wird dabei eine Frage niemals aufgeworfen. Nämlich. Die Frage. Was denn eigentlich global sei. Bei dieser so genannten „Globalisierung“.
Die Menschen sind es nicht. Diese haben den Mittelpunkt ihres Lebens an einem recht kleinen Ort, den sie in der Regel nicht leicht auswechseln können, da sie durch soziale Kontakte und ihre erlernte Kultur stark daran gebunden sind. Wer auch nur eine Fremdsprache erlernt hat, weiß, welcher Aufwand damit verbunden ist. Es gibt keinen „globalisierten Menschen“, so dass das Unmenschliche dessen, was unter dem Wort von der „Gloablisierung“ zusammengefasst wird, nicht weiter überrascht.
Auch sind die Produktionsanlagen nicht global, jene Vorrichtungen, mit deren Hilfe die wirtschaftlichen Güter erstellt werden. So betrachtet, ist das Wort von der „Globalisierung“ keine Beschreibung eines wirtschaftlichen Vorganges. Zumal. Auch viele Waren, so sehr sie auch durch die Welt transportiert werden, nicht „global“ sind. Alles Faseln von den „Segnungen“ dieser so genannten „Globalisierung“ kann nicht dazu führen, dass ich mich in Zukunft aus japanischen Zeitungen informiere; schlicht, weil ich kein Japanisch kann.
Das einzige, was wirklich global ist, das ist das mit Leichtigkeit und Lichtgeschwindigkeit über die ganze Welt zu buchende Geld. Das. Einfach dorthin bewegt werden kann, wo es besseren Ertrag verspricht, wo sich die menschliche Schaffenskraft billiger zu Markte trägt. Globalisierung bedeutet, dass sich die menschlichen Gesellschaften des gesamten Planeten vollkommen und unhinterfragt an die Mechanismen leicht zu buchenden Geldes anpassen sollen. Denn der Maßstab dieses Geldes. Soll als einziger Maßstab für alles menschliche Schaffen genommen werden. Die „Globalisierung“ ist nur eine Chiffre für das, was ich in einen treffenden Wortspiel zuweilen als die „Geldherrschaft“ benenne, der Aufbau übernationaler Herrschaftsapparate durch die Macht eingesetzten akkumulierten Geldes. Mehr nicht.
Ich bin immer wieder einmal darüber erschrocken, im welchem Ausmaß manche Blogger süchtig nach Statistiken zu sein scheinen. Und. Was für statistische Auswertungen ihnen so angeboten werden.
Zunächst einmal: Auch ich selbst mache statistische Auswertungen über die Zugriffe auf meine Sites. Vor allem interessiere ich mich dafür, welche Texte besonders häufig gelesen werden, woher meine Leser kommen (denn wer mich verlinkt, ist oft auch für mich selbst lesenswert und interessant; und nicht jede Website erzeugt wie ein Blog ein Trackback dabei) und mit welchen Begriffen die Texte von den Suchmaschinen gefunden werden.
Dabei verwende ich zwei verschiedene Wege, um leicht deutbare Statistiken zu erstellen. Wenn ein Mann mit einer Uhr immer zu wissen glaubt, wie spät es gerade ist; denn kann sich ein Mann mit zwei Uhren niemals besonders sicher sein — und tatsächlich sind die Unterschiede in der Zählung so groß, dass allein diese Tatsache jeden Glauben an jede Statistik erschüttern sollte. Zum einen lasse ich meine Seitenzugriffe von wordpress.com mit einem WordPress-Plugin zählen, ergänzend verwende ich hier noch einen PPhlogger. An manchen Tagen könnte man bei den Ergebnissen wirklich glauben, dass zwei verschiedene Websites gezählt wurden.
Aber die Information, die ich erhalte, gibt mir dennoch einen rohen Eindruck von der Sitenutzung durch meine Leser. Die Aufbereitung der gezählten Zugriffe zu einer Statistik schaue ich mir so alle sieben Tage an, manchmal auch häufiger, und manchmal auch einen Monat lang gar nicht.
Früher habe ich auch aufwändigere Dienste zur Erstellung von derartigen Statistiken verwendet, unter anderem Google Analytics. Jedoch bin ich nach einigen Monaten davon abgerückt, weil es mir einfach absurd erschien, hier einerseits die Mail- und IP-Adressen der Kommentatoren aus der Datenbank zu löschen, auf der anderen Seite aber bei Google eine kommerziell genutzte Datensammlung über alle meine Besucher entstehen zu lassen. Zumal der Einblick in Googles Erklärungen zum Datenschutz für mich alles andere als beruhigend war. Außerdem gingen mir die statistischen Auswertungen bei Google zu weit; einzig die ermittelte Aufenthaltsdauer auf den Seiten war für mich noch interessant, um an diesem Kriterium echte Leser von solchen Menschen zu unterscheiden, die wohl nicht das Gewünschte fanden. Das war für mich aber nicht so wichtig; und inzwischen verwende ich Google Analytics gar nicht mehr, ohne dass ich etwas vermisse.
Auf der anderen Seite scheint einigen aber gar nicht zu reichen, was Google Analytics oder andere eher klassicher Zugriffsauswerter zur Verfügung stellen. Kommen wir also mal zum Angebot. Da mir die „Weblog Tools Collection“ ein Programm names „Woopra“ als ganz besonders „cool“ gerade für WordPress anpreist, sei hier einmal kurz und nur fragmentarisch ins Deutsche übertragen, was daran so wahnsinnig „cool“ sein soll. [Die folgende, teilweise Übelsetzung des Textes ist von mir. Die Kürzungen sind nicht sinnentstellend. Alle Hervorhebungen sind von mir. Meine Ergänzungen zum besseren Verständnis stehen in eckigen Klammern. Auf diesen Text bin ich nicht gestoßen, weil ich ihn gesucht hätte, sondern weil mir und jedem anderen WordPress-Blogger der RSS-Feed der „Weblog Tools Collection“ in das WordPress-Dashboard gebracht wird. Es handelt sich hier also um einen Lesestoff, der Millionen von WordPress-Bloggern direkt und an privilegierter Stelle angepriesen wurde.]
Wenn du Woopra und das WordPress-Plugin für Woopra verwendest, kannst du alle registrieren Benutzer und alle Kommentatoren [live] beobachten. Das scheint kein besonderes Feature zu sein, aber deine Auffassung davon wird sich verändern, wenn du erst einmal das Plugin in deinem WordPress-Blog installiert hast und eine Ereignisbenachrichtung in der Woopra-Anwendung erzeugt hast. […] Nun wirst du jedes Mal benachrichtigt, wenn ein angemeldeter Benutzer oder ein Leser, der schon einmal kommentiert hat, auf dein Blog zugreift. Das wird sogar noch cooler, wenn du erst einmal feststellst, dass sogar der Gravatar dieser Leser sichtbar wird und dass du jetzt in der Lage bist, die Spur zu verfolgen, die diese bekannten Leser in deinem Blog hinterlassen. […]
Ein anderes cooles Werkzeug, das ich heute entdeckt habe, ist die kleine Weltkarte auf der oberen, linken Ecke des „Live“-Reiters. Gut, ich hatte schon immer registriert, dass dort eine Karte ist, aber ich habe sie bislang nicht weiter beachtet. Halt mal Ausschau nach dem kleinen Pfeil in der Ecke oben rechts! Wenn du darauf klickst, wird die Karte [auf deinem Desktop] im Vollbildmodus dargestellt und du kannst mit dem Scrollrad deiner Maus beliebige Ausschnitte der Karte vergrößern und mit dem Mauspfeil deine Leser identifizieren. Wenn auf dem Blog viel los ist, könnte ich Stunden damit verbringen.
Nun, es gibt gerade für Blogger Angebote für das Führen von Statistiken, die wohl auch einem paranoiden Innenminister gut gefallen würden. Und es gibt offenbar Blogger, die damit Stunden verbringen könnten und die dann auch noch darüber bloggen, dass sie mit so einem Spitzelwahn Stunden verbringen könnten.
So etwas ist ein ideales Produkt für jeden, der volles Verstädnis für Schäubles Wunsch nach völliger Überwachung und Kontrolle hat. Wer sich beim Gedanken unwohl fühlt, dass er seine Leser nicht vollständig unter Kontrolle hat, der wird mit 1984 Woopra ein ganz neues Wohlbefinden erleben. Eine richtige Orwellness.
Raubkopie (die) — Von der Contentindustrie zum Zweck der Propaganda verwendete Bezeichnung für eine angefertige Kopie von jenen kulturellen Gütern, die sich diese Industrie selbst räuberisch unter dem Nagel gerissen hat, die also Raubwerke sind. Die so genannte „Raubkopie“ ist also eine angefertige Kopie von Raubgütern. Der Raub der Contentindustrie wird dergestalt durchgeführt, dass den Kulturschaffenden die Rechte an ihrem eigenen Werk entzogen werden, wenn sie die in der Contentindustrie konzentrierten Produktionsmittel für die Datenträger zur Verbreitung ihrer Werke nutzen wollen. Dieser Entzug von Rechten geht in der Regel so weit, dass die beraubten Kulturschaffenden sogar dafür bezahlen müssen, wenn sie ihre eigenen Werke auf ihrer eigenen Website zum Anhören oder zum Download zur Verfügung stellen wollen. Den Kulturschaffenden wird dafür ein dürftig bemessener Anteil am finanziellen Erlös dieser Bestrebung abgegeben, um auf diese Weise eine finanzielle Abhängigkeit der Kulturschaffenden von der Raubindustrie zu schaffen und den mittlerweile erreichten Zustand für lange Zeit zu zementieren. Die so genannte „Raubkopie“ von diesen Raubgütern der Contentindustrie stellt die eigentliche und ursprüngliche Freiheit der kulturellen Güter wieder her und wird deshalb mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft, wobei die vorhandene Geldmacht der Contentindustrie auch gern zu grob irreführender Propaganda eingesetzt wird. Leider ist dieses Bestreben der Contentindustrie verheerend erfolgreich, so dass sich leicht eine große Bereitschaft in der politischen Kaste erzeugen lässt, natürliche technische Möglichkeiten zu kriminalisieren und für illegal zu erklären.
Die verfügbare Rechenleistung verdoppelt sich ungefähr alle sechs bis neun Monate. Aber die Zeit, die der Anwender damit verbringt, auf den Ablauf gewisser Vorgänge zu warten, bleibt über die Jahre hinweg konstant.
Die Content-Industrie kann es einfach nicht hinnehmen, dass mittlerweile eine technische Infrastruktur entstanden ist, in der Informationen aller Art frei und mühelos kopierbar werden. Weil. Das Geschäft dieses Industriezweiges darin besteht, von Natur aus nicht knappe, leicht duplizierbare Güter künstlich zu verknappen und auf diese Weise künstliche Marktpreise mit diesen künstlich verknappten Gütern zu erzielen. Bei so viel Künstlichkeit verwundert es auch nicht weiter, dass sich jetzt auch so genannte „Künstler“ für die öffentliche Desinformation der Menschen und insbesondere der Vertreter der politschen Kaste hergeben. Und. Einen offenen Propaganda-Brief der Content-Industrie an Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrer Unterschrift aufwerten:
Rund 200 teilweise prominente Künstler haben einen vom Bundesverband Musikindustrie verfassten offenen Brief an Angela Merkel unterzeichnet, in dem die Bundeskanzlerin aufgefordert wird, sich für den Schutz des geistigen Eigentums einzusetzen und das Thema „zur Chefsache“ zu machen.
Was mit diesem „zur Chefsache machen“ gemeint ist, das ist erfrischend klar. Es geht um eine Kriminalisierung der Internet-Nutzer in Deutschland, und zwar der überwiegenden Mehrheit der Internet-Nutzer. Und. Um die damit verbundene Forderung nach weitgehender Überwachung des Netzverkehres, um die gleichermaßen eindeutigen wie einseitigen Interessen der Content-Industrie durchzusetzen. Am besten wohl mit harten, abschreckenden Maßnahmen. Dabei wird mit Zahlen nicht gespart, so dass durchaus die verhaltene Frage aufkommen kann, woher diese Lobbyarbeiter das eigentlich wissen. Angeblich soll der Umfang illegal kopierter Werke das Volumen der legal lizensierten um das zehnfache übersteigen, und siebzig Prozent des gesamten Netzverkehres soll allein auf diese eine Nutzungsform zurückgehen. Im Land der Dummen ist man ja so versessen auf Zahlen, dass da vielen schon die Frage nicht mehr aufkommt, woher diese Zahlen eigentlich stammen. Mir kommt sie sehr wohl auf, und ich frage die dreisten werten Herren Autoren dieses offenen Briefes, woher diese Zahlen eigentlich stammen. Man wird doch dort wohl nicht etwa heimlich das Fernmeldegeheimnis missachten und verdeckt den Netzverkehr „abhören“, oder?
Nein, wenn man nur kurz darüber nachdenkt, fällt sofort auf, dass diese Zahlen völlig aus der Luft gegriffen sein müssen. Umso. Übler. Ist die an sich schon üble Aktion, die sich nicht schämt, plump manipulative Mittel zu benutzen.
Angesichts der jüngeren technischen Entwicklung sollten wir alle einmal etwas innehalten, um diese im Stile der Reklame daher kommende Lobbyarbeit und Propaganda der Content-Industrie angemessen zu würdigen.
Hierzu einmal ein kleiner Blick zurück in die Vergangenheit. Die vernetzten Computer sind ja nicht die einzige Verbesserung der Informationstechnik in der bisherigen Menschheitsgeschichte, und sie werden wahrscheinlich (und hoffentlich) auch nicht die letzte Verbesserung bleiben. Vermutlich in den Dreißiger und Vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts wurden die Grundlagen für eine informationstechnische Neuerung gelegt, deren gesellschaftliche Auswirkungen bis heute nachwirken. Gemeint ist hier die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg. Die recht simple technische Idee machte es erstmals in Europa möglich, schriftlich festgehaltene Informationen mit relativ geringem Aufwand zu vervielfältigen, was eine deutliche Verbesserung gegenüber der Handarbeit der klösterlichen Skriptorien oder der individuellen Fertigung einer Druckplatte für jede einzelne Seite einer zu druckenden Publikation war. Dieser Fortschritt machte erstmals in der europäischen Geschichte Information und damit die Möglichkeit zu Wissen und Bildung für breitere Schichten der Bevölkerung und außerhalb des klösterlichen Umfeldes zugänglich. Dies führte zu einer Ausbreitung der Alphabetisierung unter bislang vorwiegend analphabetischen Menschen, zum Zerfall des bisher bestehenden röm.-kath. Monopols auf Wissen und Bildung, zur Reformation, zur Aufklärung, zur Verbesserung des hygienischen Bedingungen, zur allgemeinen Demokratisierung der Gesellschaft. Beinahe alle folgenden Fortschritte der europäischen Kultur sind mehr oder minder auf diese eine Innovation zurückzuführen, sie sind Kinder der leicht duplizierbaren Information. Unsere gesamte Kultur (einschließlich ihrer blutigen Seiten) wäre nicht denkbar, wenn die Erfindung Gutenbergs unterdrückt worden wäre.
Natürlich wurde diese Technik auch missbraucht, und sie wird es bis heute. Zum Beispiel von der Content-Industrie für diesen in seinem Ton und in seiner Zielsetzung recht schamlosen Werbefeldzug. (Die Werke der „Künstler“, die dieses üble Elaborat unterschrieben haben, werden fortan von mir boykottiert, bis sich diese Menschen öffentlich dafür entschuldigt haben, sich für so etwas herzugeben.) Und natürlich kommt diese Technik mit ihrem eigenen Problemkreis daher. Nämlich. Mit den benötigten Produktionsmitteln für den Druck und die Verbreitung massenwirksamer Informationen, deren Besitz und Verwendung immer an Geldbesitz gekoppelt ist. Die Pressefreiheit unter diesen Bedingungen war und ist vor allem ein Recht für die Besitzenden. Was ein Problem ist. Das bis auf den heutigen Tag fortbesteht und das sich momentan durch die Zentralisierung in Form von Nachrichtenagenturen und durch die Abhängigkeit des gesamten journalistischen Betriebes von der Reklame noch verschärft.
Für mich liegen die Parallelen der damaligen zur heutigen Entwicklung auf der Hand. Ebenso wie die Unterschiede. Zunächst zu den Unterschieden. Mit der Infrastruktur des Internet ist erstmals eine Informationstechnik geschaffen worden, die völlig dezentral organisiert ist, da sie prinzipiell ein Netzwerk gleichberechtigter Rechner ist. Das macht die Kontrolle über die transportierten Inhalte schwierig bis undurchführbar; das Internet ist ein inhärent demokratisches Medium. (Was übrigens auch auf die „demokratische Gesinnung“ derer schließen lässt, die dieses Medium unablässig als Gefahr bezeichnen und betrachten.) Auch sind die Missbrauchsformen andere geworden. Ich weiß nicht, ob die veröffentlichten Zahlen der Content-Industrie auch nur ansatzweise der Realität nahe kommen, aber ich kenne andere Zahlen, die ich auf Anfrage gern nachweisen kann. (Hier der heutige Stand:) Fast 95 Prozent meines Mailaufkommens sind Spam, und 89 Prozent der Kommentare in diesem Blog sind Spam. Wenn mich jemand nach dem größten Problem im gegenwärtigen Internet fragen würde, denn würde ich diesen schwer benennbaren Komplex aus illegaler Werbung (für meist kriminelle Angebote) und kriminellen Attacken auf die Integrität von Computersystemen an erster Stelle anführen — der Schaden, der durch dieses mafiöse Millardengeschäft bei arglosen Netznutzern angerichtet wird, ist niemals erfasst worden, dürfte aber immens sein. Hier ist noch viel Aufklärung von Nöten, und es spricht Bände, dass die Content-Industrie diese Aufklärung nicht einmal ansatzweise leistet.
Nun aber zu den Parallelen. Mit der Verbesserung der technischen Grundlagen der Ausbreitung von Information wurden und werden bestehende Monopole der Information gefährdet. Das war schon beim oben erwähnten Buchdruck mit beweglichen Lettern der Fall, der dazu führte, dass das bisherige kirchliche Monopol zerbrach, und es ist ebenso jetzt der Fall. Dies geht immer auch damit einher, dass bislang unterdrückte (also künstlich knapp gehaltene) Informationen einem breiteren Kreis von Menschen müheloser und mit geringerem Aufwand an Kraft und Geld zugänglich werden, und das ist — unabhängig von gewissen, damit verbundenen Exzessen — eine löbliche Entwicklung. Der. Wir alle. Bis heute viel Gutes zu verdanken haben. Die Vertreter der Content-Industrie, die diese Aktion mit aller Geldmacht als gekaufte Reklame in die große Presse pressen, gehören zu den Verlierern dieses gesellschaftlichen Fortschritts. Und. Sind atemlos darum bemüht, diesen Fortschritt aufzuhalten. Sie erinnern in ihrem ganzen Gehabe an eine Horde Mönche aus einem klösterlichen Skriptorium, die sich darum bemühen, die bessere Technik als Teufelswerk zu kennzeichnen. Um auf diese Weise ihre gefährdeten Privilegien zu verteidigen. Nur. Dass man heute nicht mehr den Teufel an die Wand malt, sondern — auch dem Buchdruck sei es gedankt — „aufgeklärten“ Aberglauben verbreitet und die Nutzer der neuen Technik zu kriminalisieren sucht. Die dazu flugs ausgeknobelten Zahlen appellieren ebenfalls an einen „aufgeklärten“ Aberglauben, und sie werden wohl leider von vielen Menschen gar nicht wirklich hinterfragt werden.
Ich als Autor und Mitgestalter des deutschsprachigen Internet fühle mich durch diese Aktion, die ich zwar in ihrer Motivation verstehen kann, die ich aber in ihrer gleichermaßen hilflosen wie schamlosen Durchführung fast schon lächerlich finde, persönlich beleidigt. Ich, der ich jeden Tag auf eigene Kosten und mit eigenem Aufwand einen kleinen, marginalisierten Beitrag zur Ausgestaltung des Internet leiste, werde im Rahmen dieser Aktion auf eine Stufe mit Menschen gestellt, deren (übrigens natürliche) Techniknutzung kriminalisiert wird und es wird mehr als nur unterschwellig danach gerufen, dass es die Politik der BRD zur „Chefsache“ macht, auch jemanden wie mich — der ich übrigens meine Kunst und meine Musik zur freien Verfügung stelle — wie einen potenziellen Verbrecher zu behandeln und permanent in seiner Internetnutzung zu observieren. Das finde ich — mit Verlaub — schon ziemlich arschlochhaft. Und. Zwar auch. Von jenen. Die so etwas mit ihrem Namen unterschreiben.
Um dieser einseitigen Kriminalisierung aller deutschen Internet-Nutzer wenigstens ein bisschen entgegen zu treten, ist hier mein eigener
Offener Brief an Angela Merkel
Werte Frau Bundeskanzlerin,
mit großer Sorge, aber auch mit einer gewissen Erheiterung verfolge ich die Bemühungen gewisser Verbände, auf Ihre politischen Entscheidungen Einfluss zu nehmen. Zurzeit wird dies von der Musikindustrie über einen „offenen Brief“ versucht, der von einer Vielzahl von Menschen unterschrieben wurde, die aber sämtlich von der institutionalisierten Vermarktung ihres Schaffens durch diese Industrie wirtschaftlich abhängig sind. In diesem in der Form einer ganzseitigen Anzeige in die Presse gebrachten Brief wird bewusst ein sehr einseitiger Eindruck vom Internet und von den Nutzern dieses Computer-Netzwerkes erweckt. Dieser Eindruck ist für jeden Gestalter des deutschsprachigen Internet beleidigend, und er wirft zudem die Frage auf, in welcher Weise die in diesem Brief genannten Zahlen ermittelt wurden.
Als freier dadaistischer Künstler, Musiker, Autor und aktiver Mitgestalter des öffentlichen kulturellen Lebens in meinem Umfeld bin ich jeden Tag froh über die Möglichkeiten des Internet. Ohne dieses Medium wäre es mir — und vielen anderen Kulturschaffenden — nicht möglich, Menschen an mein Werk heranzuführen, ohne mich in eine für mich selbst und mein gesamtes Werk sehr unvorteilhafte Abhängigkeit von den Mechanismen der Inhalte-Industrie und ihrer Produktionsmittel zu begeben. Allerdings verfolge ich mit meinem Werk auch keine Absicht der Gewinnerzielung, weshalb ich es völlig frei zur Verfügung stellen kann. Dabei konnte und kann ich immer wieder beobachten, dass es neben mir noch sehr viel mehr Menschen gibt, die ihre Teilhabe an der Kultur aktiv verstehen und sich nicht auf das passive Konsumieren industrieller Kulturerzeugnisse beschränken. In der Tat ist es so, dass einige öffentliche Kulturveranstaltungen, an denen ich mitgewirkt habe und mitwirke, ohne die Möglichkeiten des Internet niemals existiert hätten, wir haben uns als kreativ-schöpferische Köpfe über dieses Medium kennengelernt und beschlossen, gemeinsam ein Zeichen für ein lebendiges, kulturelles Leben zu setzen. Alle unsere Veranstaltungen waren exquisit nicht-kommerziell und haben mit Mühe und Not unsere Kosten gedeckt, während wir die Arbeit an unserem Werk immer auch befriedigend und beglückend fanden.
Auf diesem Hintergrund empfinde ich — und vermutlich mit mir auch viele weitere Menschen — es als empörend, in welcher Weise das Medium Internet in diesem „offenen Brief“ der Musikindustrie kriminalisiert wird; darüber hinaus erachte ich es als persönliche Beleidigung, dass solches Ringen der Rechteverwerter immer mit der impliziten oder expliziten Forderung nach einer weitgehenden Observation des Internet-Verkehrs einher geht, ganz so, als sei jemand wie ich ein gefährlicher Verbrecher.
Ich gehe davon aus, dass Sie die große Einseitigkeit dieser plakativen und rhetorisch recht üblen Darstellung der Musikindustrie selbst durchschauen können. Doch ich wünsche mir darüber hinaus sehr, dass Sie in unmissverständlicher Weise zu dieser unerträglichen Verunglimpfung der aktiven Gestalter des deutschsprachigen Internet und der Kulturschaffenden in Deutschland Stellung nehmen und diesem allzu einseitigen und eindeutigen Versuch der Vertretung wirtschaftlicher Interessen der Musikindustrie eine angemessene Abfuhr erteilen. Besinnen Sie sich bitte auf die grundgesetzliche Freiheit allen künstlerischen Schaffens und verweisen Sie auf die große Bedeutung des Internet als Träger einer lebendigen Kultur auch in jene Schichten hinein, die von der vermarkteten, institutionalisierten Kultur nicht mehr erreicht werden! Ich glaube, dafür wären ihnen neben mir viele Gestalter des Internet dankbar, selbst jene, die — wie ich — mit anderen politischen Leitlinien ihrer bisherigen Kanzlerschaft nicht einverstanden waren.
Hochachtungsvoll
Der Nachtwächter
Bislang wurde das letztlich enteignende Konzept geschlossener Quelltexte (closed source) für Software ja auch immer wieder einmal von den Werbern der Software-Industrie damit begründet, dass die unbekannten Details der Implementation eine Hürde für kriminelle Cracker darstellten. Wenn ein Angreifer nicht genau weiß, wie eine Software erstellt wurde, denn — so das werbende Blendwerk — habe er auch größere Probleme, die Fehler dieser Software auszunutzen. Dem wird das Konzept open source gegenüber gestellt, welches den Quelltext der Software nicht nur für jeden Anwender und Programmierer, sondern eben auch für jeden kriminellen Cracker öffnet, woraus eine gewisse Gefahr für die Sicherheit und Integrität von Computersystemen abgeleitet wurde, die open source in ihren Anwendungen verwenden.
Immer wieder konnte ich es kopfschüttelnd erleben, dass diese „Argumentation“ auch bei weniger informierten Menschen ankam und die von den Werbern gewünschten Vorurteile aufkommen ließ. So etwas wurde dann als „Das ist doch gefährlich, dieses Programm zu verwenden, das kann doch jeder Hacker lesen“ ausgedrückt. Die Tatsache, dass aktuell gehaltene open-source-Programme kaum jemals angegriffen werden können, entgeht diesen Menschen völlig. Sie. Wird ja auch nicht von den Werbern herausgestellt.
Nun, dieser potenzielle Vorteil des Konzeptes closed source, er ist dahin. Denn es ist jetzt einer Forschergruppe gelungen, aus den Sicherheits-Patches von Programmen mit geheim gehaltenem Quelltext Rückschlüsse auf die damit behobenen Fehler zu ziehen. Die auf diese Weise aufgedeckten Fehler in der vorherigen Version, die ja oft noch eine gewisse Zeit in vielen betrieblichen Installationen im Einsatze bleibt, können fast immer ausgenutzt werden; entweder, um das Programm schlicht zum Absturz zu bringen, oft aber auch, um fremden Code zur Ausführung zu bringen. Das angewandte Verfahren ist weitgehend automatisierbar. Was heißt, dass aus veröffentlichten Patches vollautomatisch Angriffe gegen die vorherige Version generiert werden können.
Natürlich ist dies im Moment „nur“ eine Machbarkeitsstudie. Aber es ist davon auszugehen, dass das gleiche Verfahren schon bald von Kriminellen angewendet wird, um Computer zu übernehmen und verschiedene Formen des Betruges durchzuführen. Das Konzept closed source hat dann für den Anwender keinen Vorzug mehr, was die Sicherheit seines Computers unter den Bedingungen eines feindseligen Internet betrifft. Es verbleibt lediglich der Vorteil für die Software-Firmen, die über die Geheimhaltung der Quelltexte ein Geschäft zu machen versuchen. Besonders stark betroffen werden größere betriebliche Installationen, bei denen die Adminstratoren immer wieder umfangreiche Tests mit den betrieblichen Anwendungen vornehmen müssen, bevor sie den Patch installieren, da so mancher Patch auch Probleme mit sich bringen kann. Hier liegt die installierte Software oft Wochen hinter den letzten Patches zurück und wird in Zukunft im besonderen Maße angreifbar sein. Doch auch ein privater Anwender kann schnell betroffen sein, da die so aufgespürten Lücken ausgenutzt werden können, bevor der automatische Update des Betriebssystemes erfolgt; zwischen der Veröffentlichung des Patches und dem automatischen Download von einem Update-Service liegen immer einige Stunden.
Es ist schon seltsam. Einerseits verdoppelt sich das Wissen der Menschheit ungefähr alle zwei Jahre, aber auf der anderen Seite hält man es in der deutschen Kultuspolitik für angemessen, die Schul-, Studien- und Ausbildungszeiten immer weiter zu verkürzen, so dass die Menschen ein ständig wachsendes Wissen in immer weniger Zeit erlernen müssen. Ist es da ein Wunder, dass einem überall so viel Unwissen begegnet?
Da sich in diesem abstrakten Werk nicht jeder Gedanke auf dem ersten Blick erschließt, ein paar Worte zur Deutung dieser zugegebenermaßen kryptischen Bildsprache.
Die „Menschen“ in diesem Werk sind reduziert auf Strichmännchen, die auf ihrer ganzen Fläche die Umgebung widerspiegeln. Ihr geringfügig unterschiedliches Aussehen hängt nicht von ihren unterschiedlichen Eigenschaften ab, sondern nur von anderen Reflexionen aus dem Umfeld. Die Lichtquellen sind willkürlich über die Fläche verteilt; wer in seiner Stellung wie und in welcher Farbe beleuchtet wird, ist dem Zufall seiner Stellung überlassen. Diese gesamte Abbildung der Gesellschaft ist von einer spiegelnden Sphäre umgeben. Die Vielzahl der Spiegelungen in dieser Hohlkugel wirft ein schwer deutbares Muster verzerrter Abbilder, die beim flüchtigen Blick den Anschein einer unbedingten Wirklichkeit erwecken können. Aber es handelt sich auch dabei nur Spiegelbilder der menschlichen Bedingtheit, alles was außerhalb dieser Bedingungen stehen mag, bleibt unsichtbar. Die triste, strikt geometrische Anordnung der Strichmännchen in Reih und Glied verweist gleichermaßen auf dem Zwang zur individuellen Konformität als auch auf die Sinnlosigkeit des gesamten Prozesses, der gegenwärtig über die Gesellschaften abläuft.
Der uralte Mythos von einem Paradies als Ort unbesorgter Glückseligkeit hat nichts von seiner psychischen Kraft verloren, was wohl auch daran liegt, dass er in der vorbewussten menschlichen Erfahrung des umsorgten und geborgenen Daseins im Mutterleib wurzelt. Nur die überkommenen Religionen, die diesen Mythos gleichermaßen zum Trost für die Entbehrungen des konkreten Daseins bedienten wie sie ihn zum Ausbau ihrer institutionalisierten Macht monopolisierten, haben für das seelische Leben der meisten Menschen kein wirkmächtiges Mana mehr. Was. Angesichts der angerichteten Hölle unter dem Banner des versprochenen Paradieses auch kein Schaden für die Menschen ist.
Dies jedoch. Hält jene nicht ab, die nun in den Fußstapfen der Religion wandeln und sich zur wirksameren Beeinflussung der Menschen weidlich an den gleichen psychischen Mustern bedienen: Die Werber. Die Heilsversprechungen dieser käuflichen Falschprofeten sind voll von paradiesischen Bildern, mit denen gemeinschaftliches Glück, entzückende Ekstasen des Genusses und immerwährende sexuelle Aktivität und Attraktivität an die kostenpflichtige Benutzung der angepriesenen Produkte und Dienstleistungen gebunden werden, um das phylogenetische Sehnen der Menschen in ausbeutbare Bahnen zu lenken. Und genau. Wie die religiöse Verwendung dieses psychischen Motives absurd war in ihrem Streben, noch in der größtdenkbaren Trübsal Vorstellungen unerreichbaren und doch vorbewusst vertrauten Glückes zu tragen. So. Gerät auch das Streben der Werber beim Einspannen des Paradies-Motives immer wieder ins Dumme, Absurde, Realsatirische und zeigt dabei mit deutlichem Finger auf das Zynische und Menschenverachtende der Werbung.
Das folgende Bild soll ein „Paradies“ inmitten einer Burg aus Beton bewerben. In diesem „Paradies“ werden den Menschen hypnotische „Spiele“ an Münzautomaten angeboten, die große Gewinne versprechen, aber in Wirklichkeit Energie und freie Aufmerksamkeit der „Spieler“ vernichten, während das Geld der „Spieler“ in die Taschen der Betreiber dieses synthetischen Himmelreiches wandert. Denn das ist das Geschäft der Menschen, die solche „Paradiese“ anbieten und der Industrie, welche die technischen Möglichkeiten für solche Angebote schafft und immer perfidere Geldspielgeräte baut. Dass. Verdummte „Spieler“ den mechanischen, mit hohem psychologischen und technischem Aufwand dargebotenen Versprechungen glauben und möglichst viel von ihrem Leben, ihrer Kraft und ihrem Gelde für das verlogene Angebot opfern. Und allein darin. Spiegelt sich. Die Kontinuität des Paradiesbegriffes. Dem man gar nicht mit genug Aufklärung entgegen treten kann.
Das Bild wurde im Ihme-Zentrum in Linden bei Hannover aufgenommen. Und nein, diese monströse Burg aus Beton ist immer noch kein Lindenpark, auch wenn irgendwelche Werber sie so nennen, um das psychische Material vom Paradies bedienen zu können.