Archive for August, 2016


Goethe über Fernsehen und „Social Media“

Im Theater wird durch die Belustigung des Gesichts und Gehörs die Reflexion sehr eingeschränkt.

Johann Wolfgang v. Goethe: Maximen und Reflektionen, Nr. 444

Krieg

Wer einen Krieg führt, sollte auch wissen, wo sich die Feinde aufhalten.

Werber

Werber sind Menschen, die versuchen, dir den Weg in die Hölle so schmackhaft zu machen, dass du dich auf den Urlaub freust.

Foto

Leerstehendes, vom Zerfall gezeichnetes Ladengeschäft an der Hildesheimer Straße in Hannover-Laatzen; über dem Eingang steht in goldener Schrift das Wort 'Foto', auf der Tür die Worte 'Italy Flair: Coffee to go'. Davor parkt ein Auto.

Wie dumm!

Hat denn wirklich jemand geglaubt, Facebook kaufe WhatsApp, habe aber kein Interesse an den darüber einsammelbaren Daten? Dieser Glaube ist aber nicht schlau…

Die Erben der Religion

Die Regierung, Partei oder Ideologie, die von den Menschen festen Glauben fordert, die alles tut, jeden Keim eines Zweifels zu ersticken, die auf Abweichler und schon einfache Fragen mit rigorostmöglichen Maßnahmen (im Falle entsprechender Machtfülle: bis hin zur Ermordung) reagiert, ganz so, wie einst die Kirche auf den Ketzer — diese Regierung, Partei oder Ideologie belegt in solchem Fordern und Tun, dass sie das Erbe der Religion angetreten hat und aus dem gleichen verwerfenswürdigen psychischen Material gestrickt wurde.

Der Kern der Religion ist nicht ein Gott, sondern die Psyche des Menschen.

Das neue Rad

So viele, die „das Rad neu erfinden“, erfinden gleich hinzu — als ob ihn jemand vermisst hätte — den „Platten“ als Produktmerkmal.

Totausgang im Schaukampf

Erfolgreiche Stiere nehmen den Torero auf die Hörner, nicht die hingehaltenen roten Tücher. Das hindert die Veranstalter des „Kampfes“ aber nicht daran, den Stier dennoch an genau jenem Ort zu töten, der ihm von diesen auch zum chancenlosen Schaukampf bereitet wurde. Wer Sinn und Verstand hat, lehnt die von den Mächtigen zum chancenlosen Schaukampf wie eine Alternativlosigkeit zur Verfügung gestellte Arena kompromisslos ab, um wenigstens mit viel Glück einen Ausgang der Anwendung seiner begrenzten Kräfte erleben zu können, für den sich der Kampf auch gelohnt hat.

Wie wenig so eine Einsicht ist, zeigt jede Talkshow.

Die gleichen Leute

„Es sind die gleichen Leute“, sagte der Vorübergehende zu seiner Zeitgenossin mit dem wehen Rücken, „die dich bis zum siebzigsten Lebensjahr arbeiten lassen wollen, um damit die massive Rentenkürzung in einer anderen Konstruktion vor deinem Blick zu verschleiern, die dich aber ab dem vierzigsten Lebensjahr kaum noch einstellen wollen, um dich für deine Arbeit zu bezahlen“.

Der Troll

In Zeiten allgegenwärtiger Lüge, psychokompatibler Vereinfachung und damit Verdummung sowie ständiger Manipulation ist das „Trollen“ mit der Wahrheit bereits ein kleiner revolutionärer Akt. Man nennt diesen Akt neuerdings „hate speech“, um begleitet von manipulativ hochwirksam gemalten Bildern der von bloßen Worten zerstörten Opfer_innen seine wohlinszenierte Kriminalisierung vorzubereiten.

Nachtschicht

Der einst — nicht etwa aus Menschlichkeit, sondern zur Verhinderung einer kommunistischen Revolution — durch eine Rentenversicherung finanzierte Lebensabend auf dem Gnadenhof des Sozialstaates wird scheibchenweise durch eine müde und schmerzhaft durchgearbeitete Nacht ersetzt, an deren „Feierabend“ kein neuer Morgen, sondern eine Begräbnisfeier steht.

Terrorprävention

Menschen, die gebildet sind, nicht gemobbt werden und eine halbwegs erfreuliche persönliche Aussicht haben, laufen weder ohne explizite religiöse Motivation mit Waffen menschenmetzelnd durch den öffentlichen Raum, noch kommen sie auf die Idee, selbstmörderische Totmacher mit religiöser Motivation zu werden. Die nach jeder derartigen Mordtat von Journalisten und anderen Propagandaschergen in ermüdender Regelmäßigkeit aufgeworfene und breit mit Spekulationen und Fakten abgehandelte Frage, ob der Täter nun religiös motiviert war oder nicht und ob es sich deshalb um „Terrorismus“ gehandelt habe oder nicht, sie geht meilenweit an einem möglichen Aufschluss vorbei und nimmt in ihrer bewusstseinserstickenden Primitivität die „Argumentationsmuster“ rechtsradikaler Mordbrenner vorweg. So lange derartige Mordtaten dazu führen, dass absurde und menschrechtsfeindliche politische Agenden leichter ausgeführt werden können und dass sich die Nachrichten der Contentindustrie besser monetarisieren lassen, so lange besteht keine Aussicht auf ein Ende dieser psychischen Rückkopplung im Nachrichtenstrom — außer durch einen Ausgang in einer gesellschaftlichen Katastrophe. Die Prävention der Mordtaten besteht nicht darin, dass die Menschenrechte abgeschafft werden und die anlasslose Überwachung aller Menschen ausgebaut wird, sondern darin, dass man beginnt, die richtigen Fragen zu stellen und Antworten darauf zu suchen. Ein solches Vorgehen trüge übrigens — im Gegensatz zum derzeitig vorangetriebenen Abbau der Menschenrechte — das Potenzial in sich, das Leben aller Menschen besser zu machen, denn das, was die mörderische Verzweiflung hervorbringt, prägt nicht nur jene, die zu Tätern werden.