Archive for Februar, 2014


Übrigens, Madsack-Verlag, intelligenzverachtender, in deinem Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 26. Februar mit dem Titel „Investor für Ihme-Zentrum springt wieder ab“ — nebenbei gesagt, ists nicht so überraschend, dass dieser von dir nicht näher bezeichnete Investor bessere Verwendung für Geld als die Verbrennung kennt — schreibst du neben vielem anderen, nebulösen und vorsätzlich irreführenden Kram folgendes:

Seit 2009 befinden sich 83 Prozent des Komplexes in der Insolvenz. Ein US-Fondsunternehmen war mit der Sanierung in die Pleite gerutscht.

Ein paar Worte, wie es die international tätige Wirtschaftsheuschrecke The Carlyle Group (kein so geheimer Name, den du da völlig vor deinen Lesern verschwiegen hast) mit eigens dafür aufgebauten, nur beim Hinschauen an die Organisierte Kriminalität erinnernden Strukturen geschafft hat, mit feuchten Träumen von einem „Linden-Park“ aus brutalistisch zur Schau gestellten Beton Milliarden von Euro zu vernichten und am Ende den größten Schrotthaufen Niedersachsens zwischen Ihme und Blumenauer Straße zu hinterlassen, ohne dafür selbst auch nur für eine Handvoll Cent haftbar zu werden, wäre vielleicht für die politische Bildung deiner von dir verachteten Leser ganz hilfreich gewesen. Oder hast du etwa Angst davor, du nach Lüge und Scheiße stinkende Milliardärspresse aus dem Hause Madsack, dass die von dir ansonsten systematisch hochgejubelten stadtentwicklerischen Großprojekte auf Widerstand stoßen könnten, wenn da allzu viel Skepsis in den Köpfen der Menschen entsteht, vielleicht sogar störende Fragen, was das alles kosten wird und wer es bezahlt?

Während deine geldmächtigen Freunde mit ihren monströsen Visionen nicht zum Arzt, sondern — bezahlt mit dem Geld anderer Leute, versteht sich — zum Bauunternehmer gehen wollen, verschimmeln in der Stadt die Schulen.

Thilo Sarrazin

Ein Mensch, der es schafft, von einem deutschsprachigen politischen Buch über eine Million Exemplare zu verkaufen und dessen Thesen durch den medialen Apparat einer noch breiteren Öffentlichkeit vor die Augen gestellt werden, und der sich dennoch mit geübter Geste vorm contentindustriellen Apparat mit seinen Mikrofonohren und Kameraaugen in Pose wirft und als geübter Lügner so tut, als würde er totgeschwiegen, tugend-terrorisiert, ausgegrenzt, marginalisiert und mundtot gemacht, ist eine fleischgewordene Karikatur. Dass er allerdings mit gut eingenommener Opferpose auch Abnehmer für dürftig belegte Forderungen finden kann, das hat er sich mit großer Schläue von der Kommunikationskultur des längst im gartenzwergigsten Bürgertum angekommenen Feminismus abgeschaut.

Streng geheim!

Je mehr mit umso höherem Aufwand geheimgehalten wird, desto deutlicher spiegelt sich darin die Absicht wider, unter dem fadenscheinigen Flecktarn der Geheimhaltung schwere Verbrechen zu vertuschen.

illisiT¹

ein polizeistaat denkt dich aus
gib mir deinen namen
deine geburt verbindet dich neu
mit einer zahl und zeit
um durch den berg zu schauen
herr und leibeigener
eine staatsruine² verbindet uns

es ist eine kriminelle zeit…

die drohung an unserer seite
zürückgeschlagene neu-schuld³
deshalb sind wir verdächtig
wieder und wieder
ein terrorist ist verdächtig
ein terrorist ist schuld
wir sind die empfänger
leben in einem spiel

es ist eine kriminelle zeit…

Skinny Puppy: illisiT | Übelsetzung, Verhörer und Missverständnisse von mir | YouTube-Direktlink

¹Sowohl der Titel des Stückes als auch der gesamte Text sind nur mit Verlust ins Deutsche übersetzbar.

²Wörtlich:“failed state“, woraus sich sowohl ein gescheiterter Staat als auch ein gescheiterter Zustand verstehen lässt. Das Wort „Ruine“ ist von mir sehr frei in den Text gemogelt worden, um wenigstens die drill-lyrische Kurzatmigkeit des Textes ein wenig zu retten.

³Diese grimmige, wie eine automatische Waffe in den Text hineingeballerte Alliteration „blow back re-blame“ ist nicht zu retten!

Vorbild

Screenshot einer Zeitungswebsite mit der Schlagzeile 'Bombergate: Skandal-Piratin auf Party erwischt

Das Vorbild der um Aufmerksamkeit heischenden, barbarischen Idiotie irgendwelcher emotional aufgeheizter Social-Media-Mob-Shitstorms ist die deutlich ältere, um Leser und damit Auflage heischende psychoprostitutive Idiotie der qualitätsjournalistischen Zeitungsmacher.

Quelle des Screenshots: Internet. Den Party-Schnappschuss habe ich bewusst abgeschnitten.

Auswärtiges Denken

Die Warenikonografie gegenwärtiger Industriegesellschaften preist Kinder oft als sexualisierte Objekte an – in einer paradoxen Volte, die dicht bei der Kinderpornografie siedelt. Gerade indem nämlich die „niedliche Unschuld“ eines Jungen oder Mädchen als Reiz verkauft wird, wird ebendiese angegriffen und der Angriff bagatellisiert. Hautenge Jeans, Bikinis für Neunjährige, knapp bekleidete kleine Reklamedarsteller, Modelwettbewerbe mit Minderjährigen liefern allen Generationen Bilder, die teils aus Grauzonen kommen, teils auf solche verweisen

Der Tagesspiegel — Debatte um Fall Edathy: Die Kinder sind die eigentlichen Opfer

Schneiden gut, knipsen böse.

Die gleiche classe politique der BRD, die ja kein Probleme damit hatte, ein eigens für diesen Zweck formuliertes Gesetz zu erlassen, das die religiös motivierte Genitalverstümmelung an männlichen Säuglingen straffrei stellt, tut massenmedial und höchst psychomanipulativ sehr empört, entsetzt und angewidert, wenn es um Fotos geht, auf denen Genitalien von Kindern sichtbar werden. Jede Zeit und jede Gesellschaft hat ihre kollektive Neurose, und wer sich als Mensch auch nur in der Nähe der fixen Idee dieser kollektiven Neurose aufhält, dem hängt diese Last wie ein herunterziehender Betonblock am Leben. Die fixe Idee der kollektiven Neurose der heutigen „westlichen“ Gesellschaften ist übrigens das bürgerliche Ideal der Kindheit, in das die gar nicht besonders gut dazu passenden Kinder mit aller Gewalt eingepasst werden — so ists gar nicht verwunderlich, dass jene, denen niemals das Recht gegeben war, Kind zu sein, zwar älter geworden, doch dabei niemals verantwortliche Erwachsene geworden sind.

Gruß an D.

What’s up with those dollars?

Es ist ja nicht so, dass „Facebook“ — ein börsennotiertes Unternehmen ohne seriöses Geschäftsmodell¹ — „WhatsApp“ gekauft hätte, um eine eher banale Software zu kaufen, die im Wesentlichen unter Verwendung zuvor spezifizierter Protokolle auf Handys die von Mobilfunkprovidern überteuert² angebotene Funktionalität „SMS“ als Internet-Dienst nachbildet und mit ein paar Zusatzfunktionen aufpeppt. Nein, es ist vielmehr so, dass „Facebook“ für ein paar Handvoll Gigadollar die 450 Millionen Nutzer dieser Software zusammen mit den Informationen über ihre Kontakte und ihre private Kommunikation gekauft hat.

Für die Nutzer von „WhatsApp“ zeigt sich nun immerhin, was die über sie beim Nutzen angelegte Datensammlung mit ihrer Kommunikation, ihren Nutzungsprofilen und möglicherweise zusätzlich zum bereits abgegriffenen Adressbuch klandestin eingesammelten Daten wie Aufenthaltsorte und Dateien auf dem Handy auf dem Markt für einen Wert hat: rd. 42 Dollar pro Person.

Das ist der Preis eures „informatischen Nacktbildes“ für die Verwurstung durch die Reklameindustrie. Fühlt euch wertgeschätzt! :mrgreen:

¹Die Kommunikation zwischen Menschen mit unerwünschter Reklame vergällen zu wollen, ist kein seriöses Geschäftsmodell und letztlich zum Scheitern verurteilt.

²Der Gedankenaustausch über SMS ist, wenn man ganz nüchtern die Kosten durch die übermittelte Anzahl Bits teilt, teurer als die Übertragung von Messdaten von anderen Planeten durch unbemannte Sonden — und das selbst dann, wenn man die sehr hohen Kosten mitberechnet, die anfallen, um diese Sonden zu entwickeln und mit Raketen aus der Gravitation der Erde herauszuschießen. Wer dafür ein besseres Wort als „überteuert“ kennt, nenne es bitte!

Konditionierung

Gotteskälte

Wenn du nicht zwischen „falsch“ und „richtig“ unterscheiden kannst, liegt das nicht etwa daran, dass es dir an einem Gott fehlte, der dir sagt, was „richtig“ und „falsch“ ist. Es liegt nur daran. Dass es dir an Empathie und Einsicht fehlt.

Auszeichnungspflicht

Für alles, was gehandelt wird, gibt es soviele Auszeichnungspflichten, die dafür sorgen, dass dem „mündigen“ Verbraucher in meist unlesbar klein und eng-gesetzten Buchstaben dargelegt wird, was im Produkt verarbeitet wird, woher es kommt und ob sich vielleicht irgendwo eine Spur von Nüssen darinnen befinden könne. Nur eine Auszeichnungspflicht vermisse ich schmerzlich, und diese trüge das Potenzial in sich, die Welt in eine schönere und bessere zu verwandeln: Es müsste einfach verpflichtend gemacht werden, unmissverständlich auszuzeichnen, wie viel Geld des Kaufpreises nur für Produkt- und Markenreklame ausgegeben wurden…

Rezepttipp

Der Vorübergehende sagte zu seiner Begleiterin: „Wenn ein röm.-kath. Priester, oder schlimmer noch, ein Bischof oder gar ein Papst mir erzählt, wie ich das mit Liebe, Beziehung, Ehe und Sex zu machen habe, klingt das für mich so kenntnisreich und beachtenswert wie ein Hinweis zur Zubereitung eines Huhnes, der mir von einem radikalen Veganer gegeben wird“.