Tag Archive: Handy


Vogelscheuche

Gelehrige Vögel sollen schon aufgestellte Vogelscheuchen daran von einem richtigen Menschen unterscheiden, dass erstere nicht auf ihr Handy schauen…

Untergang

Wenn heute die Titanic unterginge, dann würden erstaunlich viele Passagiere schnell nach ihrem Smartphone greifen, und sich einen kurzen Moment vorm Sterben darüber freuen, dass sie so spektakuläre, aufmerksamkeitsheische Fotos posten können, für die sie so viele geklickte Däumchen, Sternchen und Herzchen bekommen.

Herdenimmunität

Als in der Stadt ein Radfahrer an ihm vorbeifuhr, der mit der einen Hand den Lenker festhielt und mit der anderen Hand sein „Smartphone“ bediente, der also nichts mehr vom Verkehrsgeschehen mitbekam, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen: „Gegen die Zombieapokalypse gibt es keine Herdenimmunität“.

App

App (fem.): Reklamewort für eine auf einem persönlich genutzten und durch das ganze Leben getragenen Computer laufende Anwendung mit einer für den Anwender unsichtbaren, integrierten trojanischen Überwachungsfunktion.

Schnell gegangen

„Nicht einmal zehn Jahre Reklame, Journalismus und weiter fortschreitende zwischenmenschliche Vereisung hat es gebraucht“, sagte der Vorübergehende zu seiner Zeitgenossin, „den Menschen so wirksam einzureden, dass Smartphones und Facebook in ihrem Leben unverzichtbar seien, dass kaum noch jemand zweifelt. Und wer jetzt immer noch nicht daran glaubt, ist ein Sonderling; rückständig, dumm und potenziell gefährlich, besser nichts damit zu tun haben. Nicht einmal die totale Automobilmachung ist in Deutschland dermaßen schnell gewesen“.

Hochkant

Angesichts der Tatsache, dass so viele Menschen ihre Videos mit dem Handy hochkant machen und in diesem nicht so gut an die Augenstellung im Schädel angepassten Format zu YouTube und Konsorten hochladen, befürchte ich ja, dass in gar nicht mehr so ferner Zukunft mit großem Budget der erste Hochkant-Film gedreht werden wird… und dass die Kinos für die neue Ausrichtung der Leinwand umgebaut werden müssen.

Handy hoch!

Va te faire foutre avec ton système de merde

Der Vorübergehende sagte mit kraftloser Stimme zum Begeisterten: „Als die Menschen bei dieser Podiumsdiskussion waren, bei der Edward Snowden über Video hinzugeschaltet wurde, da waren die Anwesenden vom Anblick ihres Verehrungsgegenstandes so ergriffen, dass sehr viele sogleich zu ihren Smartphones griffen, um Fotos davon zu nehmen und den bewegenden Moment nebst der Tatsache ihres Zugegenseins über alle möglichen in den USA betriebenen Überwachungssites von börsennotierten Unternehmen ohne seriöses Geschäftsmodell mitzuteilen. Und niemand. Hat sein Smartphone, dieses Gerät voller Überwachung, Fremdbestimmung, Verdummung und Antifreiheit, weggeworfen. Wenns Internet im Handy ist, ists Gehirn im Arsch“.

Zombieapokalypse

Als sie an einer Frau vorübergingen, die mitten auf der Straße stand und mit ihrem Telefon beschäftigt war, sagte der Vorübergehende zu seinem Begleiter: „Die Smartphones haben alles wahr gemacht, was die Zombiefilme uns einst versprochen haben“.

Dancing with my phone

Als der meist lächelnde Vorübergehende sah, wie jemand in rhythmischer Bewegung auf der Tanzfläche war und dabei sein Telefon streichelte, dachte er sich nur in aller Heiterkeit: Es ist doch schön, dass dieser Mensch seine paar tausend Facebook-„Freunde“ hierher mitgebracht hat, denn so ist es nicht so leer hier.

Bereitwilliges Ladekabel

Als der Vorübergehende sah, wie sein Zeitgenosse das Ladekabel in sein Wischofon¹ steckte, sagte er nur: „Wenn das der Erich Mielke noch erlebt hätte, dass die Menschen ihre Wanzen selbst aufladen und den Strom dafür selbst zahlen“…

¹Wischofon ist mein Wort für das Reklamewort „Smartphone“.

Liebe und Sex im Smartphone-Zeitalter

Man macht erstmal den Warenkorb voll und „liked“ alle Menschen und guckt dann, was bei rauskommt. Am Anfang fand ich das spannend, aber ich habe mich schnell gelangweilt, als ich täglich in den digitalen Menschenmassen fischte. Die Menschen dort werden völlig austauschbar, ja, das ist wie beim Onlineshopping

Nina Wagner

Das unsichtbare Händi

Technische Vorrichtungen sind in gewisser Weise Vergrößerungsgläser. Sie geben einem Menschen mit seiner beschränkten Lebenszeit und Kraft einen Zuwachs an Möglichkeiten zur Entfaltung und Gestaltung und tragen damit bestimmte Züge der Persönlichkeit ihres Nutzers in die Sicht, ganz ähnlich, wie eine Karikatur gewisse Züge des Menschen überzeichnet. Das Smartphone ist ein Vergrößerungsglas für Kälte, Oberflächlichkeit, Kindischkeit und Dummheit; und bei Menschen, deren Persönlichkeit nicht von Kälte, Oberflächlichkeit, Kindischkeit und Dummheit geprägt ist, bemerkt man es beinahe gar nicht, wenn sie ein Smartphone besitzen.