Als Claus Schmiedel, Fraktionsvorsitzender der SPD in Baden-Württemberg, auf der Demonstration für den politisch immer noch gewünschten Stuttgarter Bahnhofsumbau in das Mikrofon sprach, dass über Stuttgart 21 Gottes Segen liege, stellte er sich in eine lange Tradition der zum Herrschen nutzbar gemachten Religion, die schon immer als irrationales psychisches Vehikel der Propaganda vorweg gespannt wurde, wenn die herrschaftlichen Beglückungsideen dem Volke nicht mehr mit Vernunft verkauft werden konnten.
Schon auf der Reichskrone trug die Platte mit dem Abbild des von der Religion durch den Morast gezogenen Jesus aus Nazaret (oder Jesus dem Nazoräer, wenn man dem historisch in vielerlei Hinsicht fragwürdigen Evangelium nach Johannes seine interessante Abweichung von den Synoptikern glauben mag) eine diesem Jesus in den inzwischen — alle Herrschenden habens ihrem Gott klammheimlich gedankt — recht wehrlosen Mund gelegte Aufschrift: „Per me reges regnant“ (Die Könige regieren durch mich).
Damals war es nicht zu erwarten, und auch heute ist es nicht zu erwarten, dass die Kirchen in die Hand beißen könnten, die sie füttert. Das pfäffische Pack, das seinen Gott hinter Mauern halten möchte, in denen sich das Licht der Sonne nur als Halbdunkel bemerkbar macht und an denen jedes Geräusch der Lebenden und jedes Lachen verhallt, es passt zu gut zum Reden eines lichtscheuen Gesindels, dass den „Segen Gottes“ ausgerechnet dort aufzeigen möchte, wo ein Bauwerk in einer tiefen Kuhle unter die Erde verlegt wird.
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