„Würde“, das ist dieser Konjunktiv in „Ich würde euch ja gern wie Menschen behandeln, aber ich bin Journalist und muss Content liefern“.
Archive for März, 2015
Wenn es ein Moslem tut, nennen es Medien und Poltiker einen „feigen Mordanschlag eines Selbstmordterroristen“ und fangen bei entsprechend großer Opferzahl sogar einen Krieg an. Wenn es ein Christ oder Atheist tut, nennen es Medien und Politiker einen „erweiterten Suizid“.
Manchmal ist der Vorübergehende hin- und hergerissen von seinem eigenen mentalen Apparat, der nicht weiß, ob er angesichts realdadaistischer Stammtisch-Forderungen der Marke „Todesstrafe für Selbstmordattentäter“ laut und haltlos lachen will, oder ob er wegen der brummenden, nach jeden Geist erstickender Psyche duftenden Dummheit, die solche grotesken Karikaturen des Denkens hervorbringt, doch lieber still verzweifeln möchte…
Die Pädophilie ist nur ein leicht verzerrtes Spiegelbild der bourgeoisen Vergötzung der Kindheit; ein später Nachhall des Minnesangs, in dem die wegen ihrer Reinheit begehrenswerte Frau durch ein ebensowenig reines Kind aus dem jetztzeitigen bürgerlichen Kitsch ersetzt wird — sie ist im gleichen Bürgertum verhaftet, das diese Vorstellung mit gröbsten Forderungen bis hin zu Zwangskastrationsforderungen abwehrt.
Im Moment sieht es so aus, als ob ein Flugzeug abgestürzt wäre, weil vor lauter technik-gewordener Terrorangst der Pilot nicht mehr ins Cockpit gelangen konnte und weil sich der Copilot aus Angst um seinen Arbeitsplatz und aus Angst vor dem staatlichen Terror der Jobcenter krankgeschrieben zur Arbeit geschleppt hat; ja, als handele es sich um die kombinierte, lebens- und vernunfterstickende Kraft zweier Ängste.
Hast du dir jemals Gedanken darüber gemacht, wie surreal es ist, ein Buch zu lesen? Du schaust stundenlang auf zu dünnen, flexiblen Scheibchen bearbeitetes Holz mit kleinen darauf aufgebrachten Markierungen und entwickelst dazu lebhafte Phantasien…
Auch, wenn es direkt nichts mit dem gescreenshotteten Tweet zu tun hat, zur weiteren Lektüre empfohlen: Sven bloggt — Medien zum Absturz der Germanwings 4U9525 — es ist einfach widerlich.
Nachtrag 27. März, 23:00 Uhr: Eine weitere Quelle lässt sich im Bildblog nachlesen.
Katastrophen. Die Hölle für die Opfer und ihre Angehörigen. Ein Fest für Newsbetrieb, Contentindustrie und… mittelbar… die Werbevermarktung.
Wenn du der allgegenwärtigen Propaganda aus Presse und Glotze glaubst, dann hältst du Griechen für (im neuvölkischen Tone geradezu genetisch) faul und jene Spekulanten und Bankster, die sich am Zerfall Griechenlands eine goldene Nase verdienen, für fleißig.
Technische Vorrichtungen sind in gewisser Weise Vergrößerungsgläser. Sie geben einem Menschen mit seiner beschränkten Lebenszeit und Kraft einen Zuwachs an Möglichkeiten zur Entfaltung und Gestaltung und tragen damit bestimmte Züge der Persönlichkeit ihres Nutzers in die Sicht, ganz ähnlich, wie eine Karikatur gewisse Züge des Menschen überzeichnet. Das Smartphone ist ein Vergrößerungsglas für Kälte, Oberflächlichkeit, Kindischkeit und Dummheit; und bei Menschen, deren Persönlichkeit nicht von Kälte, Oberflächlichkeit, Kindischkeit und Dummheit geprägt ist, bemerkt man es beinahe gar nicht, wenn sie ein Smartphone besitzen.
„Ein Druckfehler?“, sagte der Vorübergehende zu seinem aufgebrachten Zeitgenossen, und setzte fort: „Die Zeitung ist der Druckfehler“.