„Schade, dass Beton nicht brennt“ gilt auch für den Beton in vielen Köpfen.
Archive for Dezember, 2013
„Ich weiß gar nicht, was du hast“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „Merkels Wort ‚Neuland‘ für das Internet ist für eine Bezeichnung aus einer politischen Rede geradezu auffällig ehrlich gewesen. So etwas wie ‚Dieses Land ist für uns alle Neuland‘ werden auch Christoph Kolumbus und seine Seemänner am 12. Oktober 1492 gesagt haben, und ihnen folgte nur Monate später die schrittweise militärische Eroberung und die Entrechtung, Beraubung, Versklavung, völkermordartige Ermordung und mit Gewaltmitteln durchgesetzte kulturelle Assimilierung der Einwohner Amerikas. Der in Amerika wurzelnde Mensch, der als erster Christoph Kolumbus entdeckte, hat jedenfalls keine so glückliche Entdeckung gemacht“.
Der Fernsehzuschauer ist in diesem Zustand hochgradig suggestibel. Er ist fast völlig wehrlos gegenüber den Botschaften des Fernsehens, auch wenn er sich ihnen gegenüber erhaben wähnt. Die Botschaften dringen tief in sein Unbewusstes ein und setzen sich dort fest.
Wie es klänge, wenn heutige Journalisten in Lohn und Brot der Contentindustrie in ihrem pseudoobjektiven, aber vor allem entpolitisierenden und verdummenden Stil Berichte über den dreißigjährigen Krieg schrieben, hat mir bei aller Bitterkeit sehr den Tag versüßt:
Hintergrund der am vergangenen Wochenende ausgebrochenen Unruhen ist ein Machtkampf des Kaisers und Wallensteins mit der Protestantischen Liga. Im Mitteleuropa leben mehrere verfeindete Volksgruppen. Der katholische Wallenstein gehört den Böhmen an, die die Katholischen Liga dominieren. Sein Rivale Gustav Adolf ist ein Schwede. Es wird befürchtet, dass sich die Kämpfe zu einem Krieg ethnischer und religiöser Gruppen ausweiten.
Ernsthafter Journalismus wäre: Mir zu erklären, wer welche Interessen hat.
Danke!
(Und unbedingt den ganzen Text lesen…)
„Wie auffällig es doch ist“, sagte der Vorübergehende zu seiner Begleiterin im Wind, „dass die Boulevardpresse, wenn sie mit süffisantem Tone über die Abmahnungen für gestreamte Pornofilme aus dem Internet berichtet, zwar kein Wort zum Hintergrund schreibt und mit keiner Silbe erwähnt, dass nach der Rechtsauffassung dieser Abmahnanwälte jeder Klick im Zukunft abmahnfähig werden könnte, und stattdessen diese Gelegenheit gleich nutzt, ein paar pralle Titten auf die Seiten zu stempeln“.
Wer wissen will, wessen Leben vom Recht legitimiert und damit politisch gefördert wird, und wessen Leben vom Recht kriminalisiert und bedrängt wird, schaue sich einfach nur an, wie viele „Schwarzfahrer“ in einer Justizvollzugsanstalt sitzen, und wie wenige Banker dort einsitzen. Im Spiegelbild dieser einen Wahrnehmung wird überdeutlich, wer das Recht gemacht hat — und welchen Wert dieses Recht für jene haben sollte, die es mangels Geld und anderer Gewaltmittel nicht machen konnten.
Dass im Koalitionsvertrag der so genannten „Großen Koalition“ so häufig von „Gerechtigkeit“ abgeleitete Wörter zu lesen sind — etwa „Generationengerechtigkeit“, „Chancengerechtigkeit“, „gerechte Bildung“, „gerechte Weltordnung“, „altersgerecht“, „tiergerecht“, „geschlechtergerecht“, „gerechte Haushaltspolitik“, „gerechte Teilhabe“ (unvollständige Liste) — und dass alle diese Wörter, wenn man prüfend darauf klopft, recht hohle Klänge von sich geben, ist ein Spiegelbild der in Wirklichkeit beabsichtigten Kontinuität der bestehenden Ungerechtigkeit. Denn von einer Gerechtigkeit ist an keiner Stelle des blähwütigen, nichtssagenden Polit-Dada-Werkes die Rede: Von einer auch nur halbwegs gerechten Verteilung der Güter und Profite.
Doping wird im Sport genau dann keine wesentliche Rolle mehr spielen, wenn das unseriöse Geschäft mit Sportwetten größer und wichtiger als das ebenso unseriöse Geschäft mit Reklame im Sport geworden ist — wo man die Ergebnisse für den Wettbetrug einfach abspricht, ist Doping sinnlos geworden.