Archive for Dezember, 2011
Die Politiker und Journalisten, die beim Versuch, den Menschen in der BRD die üblichen Kröten zum Schlucken etwas schmackhafter zu machen, nach hinkenden sprachlichen Bildern zur Steuerung der Affekte greifen und in dieser Bestrebung davon sprechen, dass eine bestimmte Industrie oder Branche ein „Wachstumsmotor“ sei, sie merken wohl gar nicht mehr, dass dieses Wortgetüm so absurd klingt, als spräche jemand von einem dampfgetriebenen Computer.
Wenn man sich die Frage nach der „Größe“ des derzeitigen Bundespräsidenten Wulff stellt, fühlt man sich auf einen Zollstock verwiesen.
Wie viele Menschen doch mit der hohen Nase normativer moralischer Maßstäbe die gebieterischen Worte „Gewalt ist keine Lösung“ aussprechen, dies aber nicht aus Einsicht, sondern weil sie Angst vor der Gewalt haben.
Er redet viel, der Kopfarbeiter, aber er sagt den Menschen immer nur eines: „Zerbrechen sie sich doch nicht ihren Kopf, sondern lassen sie mich das für sie tun. Das einzige, worüber sie dann noch nachdenken müssen, ist, wie und wovon sie mich bezahlen werden.“
Schade eigentlich, dass er seinen Kopf immer noch auf dem Hals trägt.
Kaum etwas kann den rasenden Irrsinn der gegenwärtigen Zeit besser verbildlichen als der Wecker: Eine kleine Maschine, die sich die Menschen neben das Bett stellen, um die Erquickung ihres Schlafes durch ein unangenehmes und schwer überhörbares Geräusch abbrechen zu lassen. Auf dem Schalter, mit dem diese Funktion eingeschaltet wird, steht das Wort „Alarm“, das sich vom Ruf „Ad arma“ — also „Zu den Waffen“ — ableitet.
Joseph Grünpeck: Das Christuskind straft die Menschheit mit Syphillis, Holzstich, 15. Jahrhundert
Man muss sich nur eine einzige Viertelstunde arglos ohne Adblocker durch das Web bewegen, und schon wird einem klar, wie eine Welt aussieht, die vom stinkenden Pestpack der Werber mitgestaltet wird. Es ist eine Welt, in der das Unerwünschte und Sinnlose blinkt und plärrt und mit schreienden Farben und quietschbunter Sprache an der Aufmerksamkeit des Vorübergehenden zerrt, damit sich auch wirklich niemand mehr auf das Schöne, Geistreiche, Wichtige und Gewünschte konzentrieren kann. Das anschließende Aktivieren (oder Installieren) des Adblockers verwandelt auf wundersame Weise den von Werbern verpesteten Raum wieder in einen Raum für Menschen und macht fühlbar, dass eine Welt ohne Werber — die übrigens nichts weiter sind als bezahlte Lügner — eine schönere, geistreichere und bessere Welt wäre.
Fürs Web gibt es ja Adblocker. Für den Rest der Wirklichkeit nicht.
Oh, wie an seiner Person jeder Ehrgeiz, jedes Ideal, jede einst vorhandene Hingabe inzwischen verdorrt waren. Und sonst. Ein kleines Gärtchen vor der Fassade, in dem die alte Eitelkeit grünt und blüht.
Wie doch die glatten, politisch erfolgreichen Wulffs dieses Landes — und keineswegs nur jene, die sich gerade als „Herr Bundespräsident“ ansprechen lassen — ihre „Verteidigung“, die übrigens aufdringlich an Groschenromane über das Mafia-Milleu erinnert, völlig ungestört und ohne einschneidende Konsequenz aufführen können, während das Leben der Menschen am „unteren Rand“ der gleichen Gesellschaft mit immer weiter wachsender Pedanterie und Unverschämtheit in allen Einzelheiten ausgeforscht und durchleuchtet wird! Letzteres stets auf einer niemals angezweifelten Grundlage für solche Betrachtung: Dem Generalverdacht. Den immer jene lichtscheuen Gestalten haben, die über allem zu stehen vorgeben und sich darstellen, als seien sie über jeden Verdacht erhaben.