Viel zu viele Menschen, die sich mit Adolf Hitler beschäftigen, fallen selbst noch Jahrzehnte nach dem vollständigen Scheitern dieses Großmörders auf seine Propaganda herein. Die Hitler-Propaganda wurde nicht müde, zu betonen, dass „der Führer“ wie ein Messias gekommen sei, das deutsche Volk zu befreien; ein ganz und gar einmaliges Ereignis.
Wer Adolf Hitler für ein geschichtlich einmaliges Ereignis hält, ist nicht nur bis zur Blindheit kurzsichtig und unverschämt bescheiden in seiner Analyse, er stimmt auch verhängnisvoll in den Chor derer ein, die Hitler während seiner blutigen Wirkungszeit professionell verherrlicht haben. Jeder, der einer solchen Auffassung folgt, steht verdächtig in der Nähe des Neofaschismus.
In Wirklichkeit ist nichts „Einmaliges“ an Hitler, es handelt sich um die ganz normale deutsche Barbarei; um den entfesselten Spießbürger. Sogar die Stimme Hitlers kann man immer noch recht häufig in Deutschland hören, sie fällt nur wegen ihrer geringen Auswirkung und wegen der Feigheit und Verantwortungslosigkeit der so sprechenden kaum auf. Wer sich einmal eine „Führerrede“ angehört hat und gleich anschließend in eine ganz normale deutsche Gäststätte gegangen ist, um den am Stammtisch geschwungenen Reden zu lauschen, wird den dort gepflegten Ton bis in feine Details der Kälte, des Hasses und der Unmenschlichkeit hinein sehr vertraut finden. Die Reden Hitlers sind — übrigens ganz wie die heutige Sprache der bürgerlichen Kampfpresse aus dem Springer-Verlag — am Stammtisch abgelauscht, entspringen dem Inbegriff eines typisch deutschen, bierseligen Duckmäusertums, das bis heute noch jeden Fortschritt im Keime erstickt hat. Deshalb konnte auch ausgerechnet das beschauliche und beinahe unerträglich spießige München zur „Hauptstadt der Bewegung“ werden; mit fröhlichem Sang auf, zum Schlachtefest für Deutschland, Prost!
Auch die Verbrechen Hitlers sind nicht von einmaliger Größe. Dass Hitler und Stalin so leicht und schnell zu einem Abkommen kommen konnten, hatte seinen Grund auch in einer gewissen Gleichheit in der Skrupellosigkeit und Menschenverachtung dieser beiden Staatsverbrecher. Dass Stalin sein Mordhandwerk mit weitaus geringerer Effizienz ausübte, lag nicht an besseren Absichten, sondern an geringeren Möglichkeiten — das industrialisierte Deutsche Reich konnte eben auch richtige Mordfabriken bauen.
Doch es bedarf nicht einmal des Führers, es reicht das Prinzip des Kapitalismus völlig hin, um den Massenmorden ihre scheinbare „Einmaligkeit“ zu nehmen: Dass in der heutigen Zeit von allen Massenmedien unbeachtet und damit anonym jeden Tag 45.000 bis 65.000 Menschen Hungers sterben, während andernorts Lebensmittel industriell vernichtet werden, um die Preise trotz der Überproduktion stabil zu halten, ist ein Verbrechen, dass beider Schurken Lebenswerk im Zweijahrestakt überflügelt — und das schon seit Jahrzehnten.
Wer Hitler und den parareligiösen Hitlerismus als „einmaliges historisches Schicksal“ betrachet, kann mit dieser Haltung verblüffend leicht für eine Wiederholung dieser Zustände empfänglich werden. Es ist verblüffend, wie viele „Antifaschisten“ gewaltbereite Strukturen ausgebildet haben, die nur mit Mühe von der damaligen SA zu unterscheiden sind. Nur wer die Wurzeln des Nationalsozialismus in der ganz alltäglichen deutschen Barbarei entdeckt, erhält eine Chance, sich persönlich gegen diese Kälte, Stumpfheit, Fühlverweigerung immun zu machen, die letztlich zum Faschismus führt.
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