Die, die so gern sagen, dass wir doch alle „G’ttes Kinder“ seien, sagen niemals ein Wort dazu, dass ihr G’tt die Alimente so ungleichmäßig unter seinen Kindern verteilt. Vermutlich finden sie daran nichts auszusetzen.
Tag Archive: Religion
Aus der im Christentum gängigen Verlagerung der Erlösung in einen Zeitraum nach dem Tod folgt geradezu unmittelbar die Verachtung derer, die als Lebende unter den Zuständen leiden sowie die offene Kumpanei mit ihren — historisch in christlichen Gesellschaften oft grenzenlos brutalen — Zwingherren unter dem Aspekt, dass diese ja durch ihre Weltverschlechterung den Sinn für den heiligen Willen des christlichen Gottes schärfen. So lange du ein Lebender bist, bist du ein vom Gott der Christen Gehasster. Die letzten Bemühungen der christlichen Kirchen, sich für die mit nach Möglichkeit mit Staatsgewalt durchgesetzte Sicherstellung deines Lebensrechtes einzusetzen, haben aufgehört, nachdem du kein Embryo mehr warst.
„Die Menschen lernen es schon von früh auf, ihr jeweiliges Glaubensbekenntnis fehlerfrei nachzusprechen“, sagte der Vorübergehende im Vorübergehen an eine große Kirche zu seinem Begleiter, „aber sie lernen nichts über die Geschichte ihrer Glaubengemeinschaft, und so kommt es, dass die Glaubensgemeinschaften immer noch viele Mitglieder haben“.
Dass der ansonsten aus christlich-religiösen Gründen absurd weit in die persönliche Lebensführung eingreifende „Tanzverbotsstaat“ BRD keine Hemmungen hat, die Abiturprüfungen seiner staatlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen an einem hohen muslimischen Feiertag abzunehmen, wird bei vielen jungen Muslimen einen bleibenden und nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Warum die Menschen so oft empfindlich, zornig und völlig unnachsichtig auf Blasphemie reagieren, als ob G’tt nicht für sich selbst kämpfen könnte? Weil sich in diesen Menschen zeigt, dass sie ihren Gott selbst geschaffen haben; dass sie ihren dumpfen narzisstischen Allheitsanspruch, als dieser mit erwachendem Bewusstsein der eigenen Schwäche und Sterblichkeit zunehmend unhaltbar wurde, nicht beendet, sondern auf einen unsichtbaren Begleiter übertragen haben; weil ihr Glaube in Wirklich- und Wirksamkeit das Glaubensbekenntnis des Narzissten ist: „Am Anfang schuf ich Gott und gab ihm einen Teil meiner Allmacht, und am Ende werde ich meine Allmacht von Gott zurückfordern und Gott zur Rechenschaft ziehen“. Deshalb können sie keine Blasphemie ertragen. Es ist eine Beleidigung ihrer selbst, direkt an den Kern dieses psychomechanischen Wahns gerichtet und deshalb so tief kränkend. In der Ächtung und im staatlichen Verbot der Blasphemie spiegelt sich nichts als die politikgewordene Vergötzung der kalten, humorlosen, brutalen und dummen Psyche; und der oft fern jeder Verhältnismäßigkeit liegende, ja, justizmordende Grimm, mit dem ein solches Verbot durchgesetzt wird, ist ein klares und gruseliges Spiegelbild der hemmungslosen Mordlust ebendieser Psyche. Man kann den hohen zivilisatorischen Standard einer Gesellschaft auch daran erkennen, dass Blasphemie völlig normal und alltäglich ist. Wer seinen Gott (andere Götter stellen ja regelmäßig kein Problem dar) mit Gewalt vor Beleidigungen schützen will, will die Zivilisation abschaffen.
Wenn es niemals einen Priester gegeben hätte, dessen gutdotierter Job die Verwaltung der wahren und richtigen Religion ist, dann hätte es auch niemals einen „Ungläubigen“ gegeben, der für seinen „Unglauben“ verfolgt, diskriminiert, bestraft oder ermordet wird. Die „Ungläubigen“ entstehen durch die Tätigkeit einer Priesterschaft.
„Warum sollten sich die Taliban nach ‚westlichen Werten‘ richten?“, unterbrach der Vorübergehende den Nachschwätzer der Journalistenworte, und er setzte fort: „Nicht einmal die römlisch-katholische Kirche in der BRD richtet sich an den so genannten ‚westlichen Werten‘ aus, von richtigen christlichen Fundamentalisten ganz zu schweigen — und wenn die alle nur so könnten, wie sie wollen und in der Vergangenheit schon jahrhundertelang konnten und taten, dann erlischt das bisschen zivilisatorisches Licht ganz schnell“.
…beten die Pfaffen aller aktuellen oder künftigen Kriegsparteien zu den hohen Festen höchst feierlich für den Frieden, wenn sie mal nicht die Waffen der eigenen Armee segnen, damit sie besser töten und wenn sie mal nicht den Soldaten der eigenen Armee mit jahrhundertlang eingeübten Lügen kindischen Trost spenden, damit sie besser funktionieren und nicht so oft desertieren. Und die Gläubigen fallen immer noch auf diese uralte Nummer rein und beten mit.
Die kranke Idee der großen monotheistischen Religionen, dass es Befreiung und ewiges Leben durch Hingabe an ein rational unverständliches Gottetwas und durch selbstverleugnende Opferbereitschaft bis in den Tod gäbe, führt die Menschen direkt in den Krieg und in totalitäre und faschistoide Staaten und macht dabei die „Befreiten“ zu willigen und billigen Werkzeugen der Zwingherren. Das, was die Christen als den „heiligen Geist“ bezeichnen, ist jene Haltung, die sich so sehr an der eigenen Pysche berauscht, dass so etwas Offensichtliches über zweitausend Jahre hinweg nicht bemerkt wird, obwohl die Großpfaffen die ganze Zeit lang stets segnend und preisend bei den Kanonen und Gewaltherrschern stehen — und an diesem gesegneten Ort in der Regel viel älter und satter als die Soldaten und die Opfer der Gewaltherrscher werden. Wo sich religiöse Menschen sammeln, ist die Barbarei nicht fern.
Wenn es nicht den Priester gegeben hätte, der den Menschen immer wieder erzählt, was der richtige und der falsche Glaube, was der richtige und der falsche Zauber, was das richtige und das falsche Leben ist, dann hätte es niemals einen „Ungläubigen“ gegeben. Religion ist Gewalt, Mord und Krieg, und sie war in der gesamten Geschichte der Menschheit niemals etwas anderes.
Sag einem wiedergeborenen Christen in den USA, dass das bildlich gemeint ist – der rastet aus und überfällt Mexiko! Ich meine, Leute, die Länder regieren, ernstzunehmende Länder, keine Voodoostämme, okay?, diese Leute behaupten tatsächlich, dass all‘ diese sagenhaften Märchen aus der Bibel stimmen! Sie berufen sich darauf, wenn sie politische Entscheidungen treffen, gegen Kondome, gegen Aids-Aufklärung, Reagan sah Aids als gerechte Strafe. Das ist schlimm, mein Lieber! Die Leute schwören auf die Bibel. Das ist, als ob du mit einem Piloten fliegst, der Gespenster sieht!
Die Versuchungen, die aus dem Glauben der Glaubenden an ihren G’tt erwachsen — von der Kinderquälerei über die Willkürjustiz über das Selbstmordattentat bis hin zum Menschengemetzel des Krieges — waren für die Menschheit stets fürchterlicher, brutaler und mörderischer als die von vielen Glaubenden so sehr gefürchteten Versuchungen durch Satan. Und keine Religion hatte bislang genug Kraft, sich in einer Haltung der Bescheidenheit und Empathie von dieser Versuchung abzuwenden.