Archive for November, 2023


Die Elite

„Früher sprach die gesellschaftliche Elite Latein, saß hoch zu Pferde, trug Kleidung aus Metall und hatte Knüppel aus Stahl“, sagte der Vorübergehende zum Zeitgenossen, der ihm die Vorteile der Parteienoligarchie, der so genannten ‚Demokratie‘ erklären wollte, und er setzte fort: „Heute ist das alles ganz anders: Heute spricht die gesellschaftliche Elite den für die Mehrheit der Menschen völlig unverständlichen Kauderwelsch der Juristen und Behörden; sitzt auf den besten und teuersten Plätzen an Orten, deren Besuch die meisten Menschen sich kaum noch leisten können; ist korrupt, hat Anwälte und muss niemals befürchten, wie unsereins vor Gericht zur Rechenschaft gezogen zu werden; und anstelle der Knüppel aus Stahl ist die Kontrolle über die Armee, über die Polizei und über private Sicherheitskräfte getreten. Der Rest sind die Lobreden derer, die entweder direkt von der Herrschaft dieser Oligarchen profitieren oder auch derer, die trotz ihres Lebens nach Genuss der Lobgesänge herrschaftlicher Herolde daran glauben, dass sie profitierten und das alles andere schlechter wäre. Ein sehr dummer Glaube ist das“.

Nena

Die Deutsche Bahn sollte diesen Achtziger-Jahre-Schlager von Nena für ihre Reklame benutzen: Irgendwie, irgendwo, irgendwann…

Künstliche Intelligenz

„Dank der künstlichen Intelligenz“, sagte der Vorübergehende breit grinsend zum Journalismusgenießer, „haben es die Menschen endlich hinbekommen, dass Rechenmaschinen nicht mehr rechnen können, aber ihre falschen Ergebnisse im Brustton der Überzeugung als korrekt erklären. Und sie feiern sich dafür“.

Kampf

Wer kämpfen will, sollte nicht nur ein Ziel des Kampfes kennen und benennen können, sondern auch wissen, wo sich der Feind aufhält. Denn die Kraft im Kampfe ist begrenzt.

In der vergangenen Zukunft „grundlos“

Es gibt für keinen Menschen einen Grund, zu Hause einen Computer zu haben.

Ken Olson, Gründer und Präsident der Digital Equipment Corporation auf der World Future Society Convention im Jahr 1977

Wovon die Welt voll ist

Die Welt ist voll von Mitläufertypen, die ihr verhungertes Ich in irgendeinem ihnen über dem Weg laufenden „Wir“ auflösen wollen und eiligen Schrittes auf dem Weg zu diesem Ereignis schon ihr Gehirn in der Hand halten, sehr aufmerksam bei ihrer Suche nach der Garderobe, wo sie es für wenig Geld abgeben dürfen.

Das ist die Hauptursache für alle Probleme größerer menschlicher Gesellschaften. Egal, wohin man schaut.

Gruß an H.

Überschlafen

Als ein mehr als nur etwas esoterisch angehauchter Zeitgenosse zum Vorübergehenden sagte „Es ist doch besser, das, was man tun will, vorher noch einmal zu überschlafen, bevor man sich von dem, was man getan hat, den Schlaf rauben lässt“, antwortete der Vorübergehende nur lächelnd: „Der Schlaf unserer Feinde wird von nichts geraubt. Sie fühlen keine Empathie und keine Schuld und keine Verantwortung, wenn sie wie die Vampire von unserem Blut und Schweiß leben. Ruhig und selig ist ihre Nacht. Sie glauben fest daran, dass sie tun, was sie tun müssen, und sie glauben fest daran, dass sie dafür erwählt sind. Natürlich kennen sie — wie jeder Gläubige — tausend Gründe, warum ihr Glaube stimmt und alles andere absurd ist. Wie weit werden sie wohl gehen, wenn ihre Opfer schlafen? Sie werden keine Grenze kennen. Hör damit auf, für vernünftig zu halten, was andere dir als Vernunft verkaufen wollen, und hör damit auf, dir selbst deine Angst, Irrationalität und Feigheit als besondere Weisheit verkaufen zu wollen! Außer, du möchtest noch ein guter unfreiwilliger Clown werden“.

Wirkung

„Es wirkt nicht das, was wir uns wünschen und als erstrebenswert vorstellen, so sehr wir es dabei auch mit aller psychischen Kraft herbeisehnen und mit allerlei Gesten begleiten“, sagte der Vorübergehende zu seiner Zeitgenossin, „es wirkt nur das in die Wirklichkeit hinein, was wir tun und leben“.

Über die gekünstelte Intelligenz

Die meisten Schäden, die Computer möglicherweise zur Folge haben könnten, hängen weniger davon ab, was ein Computer wirklich kann oder nicht kann, sondern vielmehr von den Eigenschaften, die das Publikum dem Computer zuschreibt.

Joseph Weizenbaum (ᛉ 1923, ᛣ 2008)

Professionalisierung

„Den Sex sollte man den Profis überlassen“, sagte der Vorübergehende mit breitem Grinsen zu seiner Zeitgenossin, „es ist ja gar nicht auszudenken, was sonst alles passieren könnte“.

Eile

Keine Sache ist in Deutschland so eilig und dringend, dass man sie durch Ignorieren, Verdrängen und einfaches Liegenlassen nicht noch viel eiliger und dringender machen könnte.

Todesspiegel

Jeder Gedanke an den Tode wäre noch zerschmetternder, wenn das Leben eine Freude wäre. Aber das ist es nicht, und so können sich die Menschen mit dem gewisslichen Tod auch über das sichere Ende der Quälerei ihres Lebens freuen, und sich durch Gegenüberstellung mit der Quälerei ihres Lebens den Tod verherrlichen und ganz fest an diesen billigen Trick glauben, der ihr ganzes Lebenselend zementiert; ja, unerschütterlich fest bis hin zum angelegten Sprengstoffgürtel oder zur Verpflichtung in der Armee können sie daran glauben. Dass jene Profiteure eines Zustandes, in dem ein nennenswerter Anteil der Menschen das eigene Leben als Quell der Qualen verachtet und den romantisch verklärten Tod herbeisehnt, alles dafür tun werden, dass das gesamte Leben dieser Menschen möglichst frei von jeder tieferen Freude oder gar vom Glücke bleibt, versteht sich von selbst.