Category: Dunkle Gedanken


Die Gutseienden

Die sich so begeistert in das jeweilige öffentliche Angebot zum „Gutsein“ des politisch-journalistischen Komplexes stürzen, sind jetzt schon viele von Verschlechterung geprägte Jahrzehnte lang völlig gleichgültig gegenüber jeder politisch gewollten gesellschaftlichen Verschlechterung gewesen. Das Kollektiv der Gehorchenden, vom Politiker begrüßt, vom Journalisten gefeiert und sich untereinander bei jeder Gelegenheit im blonden, blauäugigen blöken bestätigend, zu den Guten zu gehören, die das Richtige tun, es steht auch stets bereit, mit der ganzen Kälte der Psyche seine Stiefel im Schnee zu erproben und allzu willig auch gröbste Gewalt gegen die Nichtkonformen oder auch nur Störenden zu begrüßen oder selbst anzuwenden.

Als ob die Menschheit für ihre Selbstausrottungsbemühungen einer „künstlichen Intelligenz“ bedürfte, als ob sie das nicht problemlos mit ihrer eigenen „Intelligenz“ hinbekäme, die sie in den Dienst ihrer kalten Psyche stellt, statt es umgekehrt zu machen!

Der Menschenfreund

Beim Anhören des Vortrages des Menschenfreundes flüsterte der Vorübergehende seinem Zeitgenossen zu: „Es ist doch seltsam, dass er immer ‚der Mensch‘ sagt, aber niemals ein Individuum damit meint. Darin spiegelt sich, dass seine gesamte Weltsicht den Begriff des Individuums niemals entdeckt hat. Er kennt nur sich und ‚den Menschen‘ in einer herbeifantasierten Einheit. Sonst wäre es wohl auch eine andere Weltsicht geworden“.

Lebenswert

Nach einem Vierteljahrhundert staatlich geforderten und geförderten Lohndumpings ist das Leben im „lebenswerten“ Land längst zu teuer für jene vielen Ignorierten geworden, die durch ihre Arbeit den Lebenswert erst erschaffen.

Sei doch auch mal fröhlich…

„Wo mir diese penetrante Fröhlichkeit der gefühlsunfähig gemachten Menschen begegnet“, sagte der Vorübergehende zu seinem Mitmenschen, „da sehe ich zu, dass ich schnell wegkomme. Wo der Geist frisch gezapft oder aus Flaschen eingeschenkt wird, während die immergleiche Musik Gehirne in den Gleichtakt bringt, nur von dumpfesten Witzen unterbrochen, da ist die Gewalt niemals fern“.

Stellen

Sozialpädagogen und Ideologen haben in der Kultur nichts zu suchen. Sie hören auf Stellen, sie hören nicht das Lied; sie sind in dieser Haltung mit dem Zensor verbrüdert, der immer noch jedes tiefere Empfinden erstickt hat, bevor es auch nur nach Luft schnappen konnte.

Öffentliche Meinung

Was man unter Journalisten und Politikern, wenn es nach journalistischer Verstärkung bei einem nennenswerten Anteil der Gesellschaft auftritt, als eine „öffentliche Meinung“ bezeichnet, das bezeichnet man als „Vorurteil“, „Verschwörungsmythos“, „gefährlichen Extremismus“ oder „Wahnsinn“, wenn es in Minderheiten oder bei Einzelnen auftritt, ganz egal, wie gut und verständlich nachvollziehbar es auch begründet sein mag.

Endwetter

Die Sonne scheint, und die Finsternis bleibt.

Richtigdenkillusion

„Ja, Adorno hatte recht, es gibt kein richtiges Leben im falschen“, sagte der Vorübergehende zum Widerkäuer des Überzeugungs- und Werteapparates seiner sozialen Bezugsgruppe, „aber er hat dabei eines völlig übersehen: Es gibt noch nicht einmal ein richtiges Denken im falschen Leben. Vermutlich hätte ihn diese Einsicht von zu vielen Privilegien und Pfründen abgetrennt, und deshalb kam sie nicht hervor“.

Indizien, die zum Urteil führten

„Um einen Staat wie die Bundesrepublik Deutschland beurteilen zu können“, sagte der Vorübergehende zu seinem vom Journalismus verblendeten Zeitgenossen, „muss man sich Schulen, Gefängnisse, Kinderheime, Altersheime, Obdachlosenunterkünfte, Psychiatrien und vergleichbare Unorte des unfreiwilligen Aufenthaltes lange genug von innen anschauen. Da zeigt sich so deutlich, wie das gewünschte Bild des Staates und die verdrängte Wirklich- und Wirksamkeit des Staates auseinanderfallen, dass man es nie wieder vergisst. Journalisten schauen sich aber lieber Politiker, Sportler, Unternehmer und reiche Menschen an“.

Ähnlichkeit

So groß ist der Unterschied gar nicht, der Unterschied zwischen einem Ouija-Brett, dessen hervorgebrachte Buchstabenfolge von den unwillkürlich planchetteschiebenden Teilnehmern einer Séance für die Mitteilung eines fremden Bewusstseins gehalten wird, und einem neuronalen Netz, dessen Ausgabe von den Nutzern für die Mitteilung einer „Künstlichen Intelligenz“ gehalten wird. Es ist beides genau die gleiche Illusion im Gespräch mit unsichtbaren Wesenheiten, beides genau die gleiche dumme psychische Tätigkeit in der Deutung einer Wahrnehmung, beides genau das gleiche Unwissen über die Wirklichkeit, in deren Fäden diese beiden Erscheinungen hervorgebracht werden. Der Glaube an die so genannte „Künstliche Intelligenz“ ist in den allermeisten Fällen kein Bewusstsein über neue technische Möglichkeiten, sondern eine im Dünger des digitalen Analphabetismus erblühende Technikesoterik, am lautesten beworben von ausgerechnet denen, die regelmäßig das geringste technische und wissenschaftliche Verständnis haben: Von Journalisten.

Die Gottesmutter der irdischen Hölle

Aus der im Christentum gängigen Verlagerung der Erlösung in einen Zeitraum nach dem Tod folgt geradezu unmittelbar die Verachtung derer, die als Lebende unter den Zuständen leiden sowie die offene Kumpanei mit ihren — historisch in christlichen Gesellschaften oft grenzenlos brutalen — Zwingherren unter dem Aspekt, dass diese ja durch ihre Weltverschlechterung den Sinn für den heiligen Willen des christlichen Gottes schärfen. So lange du ein Lebender bist, bist du ein vom Gott der Christen Gehasster. Die letzten Bemühungen der christlichen Kirchen, sich für die mit nach Möglichkeit mit Staatsgewalt durchgesetzte Sicherstellung deines Lebensrechtes einzusetzen, haben aufgehört, nachdem du kein Embryo mehr warst.