Wenn zag und träg die Sonne länger wird, wenn die Finger des nun platzlos werdenden Frostes in einer letzten Demonstration des Winters unter die immer noch dicke Kleidung grabschen und den unwilligen Körper zittern machen, wenn kahl noch und scheintot der Bäume Wipfel den grauen Himmel durchbrechen, denn sinds die Weiden an den kalten Wassern, deren noch so zart und zerbrechlich scheinendes Blattwerk aus dem so verstorben anmutendenden Holz hervorbricht und windgewellt mit grünlichem Tone das Lied von einer herannahenden, heitereren, helleren Zeit in die Augen des Vorübergehenden singt. Und. Der immernoch bibbernde Körper singt mit. In Vorfreude.
Archive for März, 2011
Im Vorübergehen schrie mich tonlos die Fernsehreklame eines Herstellers von Kleidung zum Rennen und Vollschwitzen an, dessen Marke nach einer alten Siegesgötting benannt ist, an die lange schon niemand mehr glaubt, so dass auch jedem klar werden kann, wie die neue Religion beschaffen ist. Der in großen Buchstaben eingeblendete Text forderte den Zuschauer auf: „Zünde deine Muskeln„. Und. Ich fragte mich unwillkürlich, ob dieser Hersteller von Kleidung zum Rennen und Vollschwitzen jetzt auch geeignete Kleidung für öffentliche Selbstverbrennungen und vielleicht auch Sprengstoffgürtel verkaufen will.
Unter allen Worten, die der biblisch überlieferte Jesus gesprochen haben soll, ist keines so unbestreitbar eingetroffen wie das Wort „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ — und kein anderes wurde und wird von so vielen seiner Anhänger mit so großer Hingabe verwirklicht.
Wenn man sich trifft, denn leisten regelmäßig diejenigen Menschen den größten und lustigsten Beitrag zur Unterhaltung, die gar nicht zugegen sind. 😉
Oder einfach ignorieren… 😉
Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.
1. Ms 3, 19
Der biblischen Legende zufolge wurde Adam von JHWH mit dem Fluch „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen“ aus dem Garten geworfen. Eine sehr nützliche Legende ist das. Die das Elend der Arbeit zum dürftigen Lohne als einen Willen des großen Überpapis hinstellt, sehr zur Freude jener, die ihr Brot gern mit Kaviar belegen, obwohl ihnen der Geschmack längst Alltag und damit schon gewöhnlich geworden, und die es angesichts des Schweißes anderer Menschen genießen können.
Wie lieblos, menschenverachtend und zynisch das Reden religiöser Fanatiker vom keineswegs nur heimlich herbeigesehnten „gerechten Gericht“ ihres Gottes ist, wird am deutlichsten fühlbar, wenn man ihre angstausbreitenden Worte und Bilder — dieses Beispiel stammt aus dem Buch „Die Offenbarung, ihr großartiger Höhepunkt ist nahe“ der Zeugen Jehovas — in einer Zeit vor Augen hat, in der Menschen nicht den perversen, aber für jeden leidlich geistig gesunden Menschen harmlosen Fantasien dieser Seelenfresser, sondern den realen, zur Katastrophe werdenden Naturgewalten ausgeliefert sind und alles verlieren, um ihr Leben fürchten müssen und sterben.
Man könnte glauben, dass die classe politique allein deshalb so begeistert von der Idee eines „digitalen Radiergummis“ ist, der Inhalte im Internet nach einiger Zeit einfach vergessen machen soll, weil das gesamte politsche Agieren in einer repräsentativen Demokratie im steten Fluss des news business von der Annahme auszugehen scheint, dass alles gestern Gesagte heute schon vergessen ist.
Komm nicht zurück!
Du nimmst meinen Odem weg
Schon lang vor meinem Tod.
Ich kam, um dich noch einmal zu sehen;
Du schaffst es, dass ich darum bete
Dass ich heute nacht in dich verliebt bin.
In jedem unserer gemeinsamen Augenblicke
Hast du alles zurückgehalten, was ich verdiente
Und mich mit meinem Schmerz allein gelassen.
In jedem unserer gemeinsamen Augenblicke
Nimmst du weg, was ich verdiene
Und lässt mich verzweifelt zurück.
Schon lang vor meinem Tod…
De/Vision: Moments We Shared | YouTube-Direktlink
Die Bildzeitung, nachdem sie in ihren schreienden Schlachtzeilen erst so richtig die „Atomangst“ angesichts brennender Kernkraftwerke in Fukushima angeschürt hat, beantwortet auch gewohnt beflissen die besonders brennenden Fragen ihrer Leser:
Ist es nicht bemerkenswert, dass ein Hersteller nährstoffreduzierter Nahrungsmittel, der sich in seiner Reklame explizit auf Frauen ausrichtet, die wegen ihres vom Fotomodell-Standard abweichenden Körperbaues ein gestörtes Selbstbild mit Hang zum zerstörerischen Selbsthass entwickeln, ausgerechnet mit dem claim „Ich will so bleiben, wie ich bin“ wirbt — als ob das die Worte wären, die eine Frau aus der „Zielgruppe“ in ihrer Selbstbeschreibung ausspräche.