Archive for November, 2008


Medienanstalten, Internet, Kompetenz

Ja, das sind drei Wörter, die nicht so viel miteinander zu tun haben. Es gibt da so eine Beschwerdeseite der Landesmedienanstalten

Dass es eine solche Seite gibt, ist ja zunächst einmal löblich. Jeder kann dort seine Stellungnahmen zum aktuellen Dumpfsinn von Rundfunk und Fernsehen in einem einfachen Formular ablassen, damit seine Stellungnahmen nicht weiter beachtet werden. Zwar soll man bei einer solchen Beschwerde zwingend eine komplette Anschrift, eine Telefonnummer und eine Mailadresse hinterlegen, aber zum Glück gibt es da ja so eine Datenschutzerklärung, die zusichert, dass diese Daten niemals an Dritte weiter gegeben werden. Das erweckt ja doch ein gewisses Vertrauen. In der Tat, die Daten gingen nicht an Dritte, sie gingen an Millionen, die sie frei und ohne die Spur einer Zugangsbeschränkung über das Internet abrufen konnten.

Das ist an sich schon einmal peinlich und zeigt die immense „Kompetenz“ des deutschen Medienbetriebes in Sachen Internet. Eine Auswertungsseite, die rein internen Zwecken dient, war allgemein verfügbar und offenbarte auch immer wieder einmal persönliche Schicksale von Menschen, die von gewissen Angeboten über den Tisch gezogen wurden — mit Nennung des Namens, der Telefonnummer, der Mailadresse und der Anschrift. Von der schlichten Möglichkeit, den Zugang durch eine Anmeldung abzusichern, hat man dort offenbar niemals etwas gehört.

Diese Offenbarung der ganz besonderen Kompetenz ist schon schlimm genug, und sie ist hoffentlich auch hinreichend, dass in Zukunft noch mehr Menschen bei der Preisgabe ihrer Daten im Internet selbst dann vorsichtig werden, wenn auf der anderen Seite ein scheinbar seriöser oder gar staatlicher Anbieter sitzt.

Wie konnte es nur dazu kommen, fragt man sich? Wie kann man nur so töricht sein? Haben die sich dort überhaupt keine Gedanken um den Datenschutz gemacht?

Doch. Haben sie. Und wie!

Wie die Gedanken um den Datenschutz aussahen, ist auch offenbar geworden. Denn einem betroffenen Benutzer dieser mies implementierten Anwendung wurde eine Entschuldigung zuteil, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss:

Bei der von Ihnen angesprochenen Seite handelt es sich um eine Auswertungsseite aus dem Backend der Homepage, die nicht genutzt wurde und auf die es auch keine Verlinkung gab. Diese Seite wurde auf Ihren Hinweis hin entfernt. Unklar blieb für uns, wie man über die normale Benutzeroberfläche der Seite zu dieser Unterseite gelangen konnte. Wir bitten Sie, diesen Vorfall zu entschuldigen.

Zusammengefasst stehen in dieser Entschuldigung, deren Hohn durch die dreiste Dummheit noch gesteigert wird, folgende zwei Punkte:

  1. Es handelte sich um eine Seite, die gar nicht genutzt wurde. (Vielleicht auch, weil sich niemand wirklich für die eingehenden Beschwerden interessierte?) Die Daten wurden also ohne jeden internen Nutzen mindestens für jeden Mitarbeiter abrufbar gemacht. Einfach nur so, weil es möglich ist und weil man es vielleicht später noch einmal gebrauchen könnte. Dass in einem solchen Zusammenhang noch von Datenschutz gefaselt wird, ist Dummheit oder Lüge.
  2. Man hielt es bei den Landesmedienanstalten für hinreichend, wenn eine solche Auswertungsseite nirgends verlinkt wird und glaubte allen Ernstes daran, dass allein deshalb niemand die öffentlich sichtbare Datenbank finden würde. Tatsächlich ließ sich der vollständige Datenbestand problemlos mit dem „Hackertool“ Google auffinden, ohne dass es dazu besonderer Fertigkeiten bedurft hätte.

Nun gut, Google hat wirklich keine Kristallkugel. Auf irgendeine Weise muss die URL mit der Datenbank ja an Google gelangt sein, und der Schreiber dieser Entschuldigung empfindet es offenbar als unbegreiflich, dass es dazu kommen konnte.

Dabei gibt es auch hierfür eine sehr einfache Erklärung, auf welche diese bis zum Platzen „kompetenten“ Internet-Stümper offenbar nicht kommen.

Für die populären Browser gibt es eine so genannte Google Toolbar, die ein paar Funktionen der Suchmaschine zur Verfügung stellt. Meines Wissens nach gehört diese Toolbar sogar zur Standardinstallation des beliebten Firefox. Zu den eher überflüssigen Funktionen dieser Toolbar gehört auch die permanente Anzeige des Google-PageRank der aktuell dargestellten Seite — und allein hierfür muss jede dargestellte URL an Google übermittelt werden. Auf diese Weise gelangt Google auch in Kenntnis bewusst nicht verlinkter Seiten, wenn diese auch nur einmal mit einem Browser betrachtet werden, der mit dem als nützlich angepriesenen Toolbar-Quatsch ausgestattet ist. Dass Google solche Seiten in seinem Index aufnehmen wird, ist so gut wie sicher — und plötzlich wird sichtbar, was verborgen bleiben sollte. (Und das nicht nur dort.) Darüber hinaus gibt es sogar einen von Google vertriebenen Browser, der diese Funktionen fest eingebaut hat und ebenfalls das komplette Surfverhalten seines Nutzers an Google übermittelt.

Und so wird die „interne“ Seite wohl auch an Google gelangt sein. Einfach, indem sich wissende Mitarbeiter diese angeblich „nicht genutzten“ Daten im Browser angeschaut haben — vielleicht sogar einfach nur, um sich die Mittagspause mit dem angeregten Klatsch über besonders haarsträubende Beschwerden und besonders bewegende Schicksale zu versüßen. Dass diese Mitarbeiter sich (im Regelfall) nicht darüber bewusst waren, dass sie auf diese Weise interne Daten für das ganze Internet zugänglich machen, darf man wohl voraussetzen — es ist die alltägliche Gedankenlosigkeit in der Nutzung des Internet. Dass die Ersteller dieser Website nicht wussten, wie man Suchmaschinen mit einer robots.txt vom Indizieren gewisser Seiten abhält und wie man einen Passwortschutz für empfindliche Bereiche über eine .htaccess verwirklicht, das ist schon zwei bis drei Größenordnungen peinlicher — denn das kann jeder Anfänger. Dass der für den Datenschutz zuständige Mitarbeiter diesen Strunz hat durchgehen lassen, ist ein Skandal. Die Inkompetenz in Sachen Internet schimmert auf allen Ebenen durch.

Nachtrag: Natürlich sind die Daten inzwischen verschwunden. Aber die Form, in der diese Löschung durchgeführt wurde, ist von genau der gleichen Inkompetenz wie der ganze Vorgang. Die Seite, die so tiefe Einblicke gibt, existiert immer noch, es wurde einfach nur die Datenbank mit den Beschwerden gelöscht. Wenn jetzt also jemand eine neue Beschwerde dort eingibt, wird diese — scheiß auf den Datenschutz und die wohl klingenden Erklärungen — im gesamten Internet mit allen persönlichen Angaben zugänglich gemacht. Zurzeit…

Screenshot Programmbeschwerde.de

…toben sich dort allerdings jene aus, die dieses Vorgehen mit gutem Recht für einen untragbaren Zustand halten. (Ein Klick auf das kleine Vorschaubild gibt einen gut lesbaren Eindruck davon.) Wenn die Seite wirklich „nicht mehr benutzt“ wird, könnte sie doch recht einfach gelöscht werden, oder? Angesichts des Vorgehens und der Chuzpe in der Kommunikation wird schon recht gut klar, dass persönliche Daten bei den Landesmedienanstalten schlecht aufgehoben sind.

Noch ein Nachtrag: Jetzt zeigt man bei den Medienanstalten auch noch weitere „Kompetenzen“, und zwar in der Öffentlichkeitsarbeit — nur scheint man unter diesem Wort leider die bewusste Irreführung der Öffentlichkeit zu verstehen, wie sonst ließe sich diese Aussage im Focus verstehen:

Die Landesmedienanstalt Saarland hat die Seite inzwischen bis zum Jahresende komplett vom Netz genommen und per Eilantrag um Löschung der Cache-Einträge bei den großen Suchmaschinenbetreibern gebeten. In einer Pressemitteilung macht sie für die Datenpanne „nach bisherigem Erkenntnisstand“ eine Hackerattacke verantwortlich.

Nun, als ich hier vom „Hackertool Google“ schrieb, meinte ich das ja noch satirisch — aber das bisschen Satire wird ganz schnell von der Wirklichkeit eingeholt.

Ein Dank für den Link auf den Focus-Artikel an dfIas

Pferd mit Sound

In der Vorweihnachtszeit kann man überall die sonderlichsten Angebote bestaunen, wie zum Beispiel die folgende Anpreisung in der weihnachtlichen Ramschecke eines Baumarktes:

Pferd mit Sound – Tragkraft 100 kg

Ihmezentrum / »Lindenpark«

Auch, wenn das Ihmezentrum demnächst Lindenpark heißen soll, was sich dieser Euphemismus besser in die allgegenwärtige Reklame der gegenwärtigen Zeit fügt: Es ist nicht Linden, und es ist kein Park. Seit vielen Monaten ist die Betonburg eine lärmverseuchte, dreckige Baustelle…

Ihmezentrum-Baustelle

…auf der unglaublicherweise auch noch Menschen leben.

Und es war vorher schon scheußlich

Meine Alben sind wieder da

Nein, sie sind nicht dort, wo sie vorher waren und wo sie niemals mehr erscheinen werden, sie sind jetzt hier. Zum Anhören. Und zum freien Download. Meine Musik ist zwar betont minimal, aber das Verstummen im Netz war mir denn doch ein bisschen zu minimal… 😉

Da es ein ganz frisches Nebenprojekt dieses Blogs ist, kann es durchaus sein, dass es noch an einigen Stellen hakelt. Auch ist noch nicht jeder Text fertig geschrieben. Aber ich schreibe trotzdem nicht „Beta“ darüber, und es wird dort auch niemals so ein „typisches Web Zwo Null“ geben. Eventuelle weitere Alben von mir — Ideen habe ich ja einen ganzen Kopfvoll — werde ich ebenfalls an dieser Stelle veröffentlichen.

Allerdings werden sie nicht mehr unter einer CC-Lizenz lizenziert, sondern unter einem eigenen Lizenztext, der jede Verbreitung im Zusammenhang mit Werbung ausschließt.

Und nein, nach diesem Musterbeispiel der praktizierten, geschäftsbeflissenen Kälte kann mich nichts mehr zu Jamendo zurückkriegen.

Es gibt diese Produkte…

…bei denen man sich ganz komische Fragen stellt, wenn man die Werbung dafür sieht, weil man gerade mal diese ganzen Ads nicht blockt. Zum Beispiel die Frage…

Dauerbrot – warmes Essen ohne Feuer oder Strom durch selbsterhitzende Maßnahmen

…ob es inzwischen wirklich so viele Leute gibt, denen wegen der massenhaften Verarmung in der BR Deutschland der Strom abgeschaltet wurde, dass sich damit schon wieder ein Geschäft machen lässt. Schließlich möchte auch der Verhartzte mit seinem Elendsleben manchmal etwas Warmes essen, wenn er den ganzen Fernsehköchen auf allen Kanälen zuschaut.

Information

Information entsteht durch Interpretation.

Intelligent Design

Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum.

Friedrich Nietzsche

Der fast schon rational klingende Begriff vom Intelligent Design, wie er im christlichen Fundamentalismus gegen die Evolutionslehre verwendet wird, hat ein schwer wiegendes logisches Problem. Es ist ein Begriff, unter dem sich zwei verschiedene Aussagen verstecken. Zunächst meint Intelligent Design, dass bemerkenswerte Eigenschaften der (meist belebten) Wirklichkeit vom Sprecher dieses Wortes nicht als ein Produkt der gewöhnlichen Naturgesetze verstanden werden können (oder dass der Sprecher diese Erkenntnis nicht machen will), es ist dieses Wort also ein „ich verstehe es nicht“. Aber aus diesem Unverständnis leitet der so Sprechende nicht etwa die Aufforderung an seinen eigenen Geist ab, sein Verständnis zu verbessern; vielmehr bescheidet er sich mit der Vorstellung eines „Designers“, den er als „Gott“ bezeichnet. Das ist die zweite Bedeutung, die dem Begriffe vom Intelligent Design inne wohnt: „Ich glaube, es ist von Gott so gemacht“. Sie überlagert sich in einer unausgesprochen Kausalität mit der ersten Bedeutung und wird so zu einem „Weil ich es nicht verstehe (oder nicht verstehen will), glaube ich, dass Gott es so gemacht habe“. Als Raum für das Göttliche wird von den Anhängern des Intelligent Design also das verstanden, was sie nicht verstehen können. Auf diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass von solchen Menschen gar nicht erst nach einem tieferen Verstehen gestrebt wird, denn für einen so Glaubenden zeigt sich Gott in dem, was er selbst nicht versteht — und jeder Fortschritt des Verstehens führt zu einer Verdrängung Gottes. Wunderlich ist es nur, dass sich kein Vertreter dieser kollektiven Denkverweigung jemals fragt, warum der göttliche „Intelligent Designer“ dem Menschen dennoch ein Gehirn mit doch wenigstens rudimentären Fähigkeiten zur Einsicht gegeben habe…

Wer hingegen einen heiteren Blick auf das Treiben bewahrt, der wird niemals glauben, dass im Unverständnis eine besondere Einsicht liegt — zumindest so lange nicht, wie das Unverständnis nicht als solches erkannt wird.

Michael Jackson

Zeitgenosse: „Hast du es schon gehört? Michael Jackson ist zum Islam konvertiert.“

Nachtwächter: „Na und? Er ist vorher schon vom Schwarzen zum Weißen ‚konvertiert‘, und er ist auch schon vom Mann zur Frau ‚konvertiert‘. Ein Mahnmal, dass in der Wahnwelt des show business nichts, aber auch gar nichts echt ist, nicht einmal die Nase, das ist dieser Mann geworden. In den Produkten der Contentindustrie ist nichts echt, jedes Produkt wird auf leichte Handhabung optimiert, und mit großem Aufwand wird dafür Sorge getragen, dass der Betrachter es nicht bemerkt. Michael Jackson war da ein Früher. Wo man eine Ware braucht, spielt das Wahre keine Rolle.“

Richtung und Garheit (16)

Denktraum — Wenn dem Denken der kritische Charakter abhanden kommt, wenn die geistige Tätigkeit leichtgläubig und ungeprüft die erstbeste sich anbietende Deutung der Wahrnehmung akzeptiert, denn ist solches Denken nicht von einem Traum zu unterscheiden. Das gilt auch darin, dass solches, träumendes „Denken“ noch in seinen bizarrsten Fehlern die psychische und affektive Kraft gewinnt, die sonst nur der unbezweifelbar erkannten Wirklichkeit zusteht, auch darin ist es ganz wie der Traum; ein geistiger Vorgang der ein Fühlen hervorruft, das erst beim Erwachen, beim Verlassen des Traumes als unangemessen erkannt werden kann.

Durchmusterung — Eine bloße Neuanordnung der Vorurteile ist kein Ersatz für das Denken.

Wecker — Der alte Okkultismus, der zeitgemäß unterhaltsam und neu verpackt in diversen Mystery-Produktionen daher kommt und sich neuer alter Beliebtheit erfreut, er ist ebenso wie die auffällige Hinwendung vieler Menschen zu einer fundamentalistisch praktizierten Religion oder zu einer absurden und leicht konsumierbaren Esoterik nichts weiter als eine Auflehnung gegen die Entzauberung der Welt und ihrer Erscheinungen durch erwachte Geistestätigkeit. Es handelt sich um einen Denktraum, der wie jeder Traum geträumt wird, das Erwachen zu vermeiden. Es ist, als höre man einen Wecker und beschließe, weiterhin zu schlafen. Das Geschäft mit den Schlafgelegenheiten freilich, es ist ein großes. Die Möglichkeiten des Geistes verpennen die Welt in einem Bett aus oberflächlichen Büchern, Seelenkitsch und magischen Konzepten, träumeln von großen menschlichen Potenzialen jenseits von Hirn, Herz und Hand, während die Kassen klingeln und das gläubige Leben vernutzt und enteignet wird.

UFO-Kontaktler — Wie unangenehm für diese Außerirdischen, dass sie immer das Pech haben, auf einen eher dummen Vertreter der Gattung Mensch zu stoßen. Ob sie wohl deshalb immer so einen hanebüchenen Unsinn, angereichert um wortschwallende Banalitäten, als Botschaft mitteilen?

Hochflug — Das Wort von der Weltraumfahrt ist irreführend. Alle derzeitigen Anstrengungen zur angeblichen „Eroberung des Weltraumes“ dienen in erster Linie zur Erringung oder Festigung der Herrschaft auf der Erde. Deshalb geht es auch nicht in den Weltraum, es wird nur mit hohem Aufwand ein bisschen höher über der Erde geflogen.

Sisyphus — Wer etwas glauben will, wer diesen Traum weiter träumen will, tut alles, um mit seinem Geist keinem Fakt begegnen zu müssen, der dem Glauben widerspricht. Im Zweifelsfall stellt er sich unverschämt dumm und unverständig. Jeder Versuch, einen solchen Menschen mit Worten und deutlichen Hinweisen auf die Tatsächlichkeiten in der Realität hinzuweisen, ist eine Sisyphusarbeit, die niemals zum Ziel führt. Es ist besser, wenn man intelligenter als Sisyphus ist und den blöden Stein einfach liegen lässt, statt sich damit abzumühen.

Auswärtiges Denken (40)

Diese kurze Betrachtung zur Astrologie bei den Nachtgedanken kann ich einfach nicht unverlinkt lassen, sie löst so einen gewissen, unwiderstehlichen Juckreiz aus:

Einen typischen Juden erkennt man auch schon an seinem elastischen Gang und daran, daß er stets in Eile ist.

Wie der Austausch eines einzigen Wortes doch manchmal den Chrakter des Mitgeteilten bloß stellt…

Die fremde Stimme

Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gerne in langen Kleidern gehen und sich auf dem Markte grüßen lassen und sitzen gerne obenan in den religiösen Versammlungen und am Tisch beim Gastmahl; sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete.

Jesus aus Nazaret zugeschrieben, Mk. 12, 38

Wer immer wieder einmal auf christlich-religiöse Websites in englischer Sprache stößt, macht dabei eine interessante Feststellung. Die im englischen Sprachraum allgemein übliche Bibelübersetzung ist in einem Englisch verfasst, das den grammatikalischen Stand und Wortschatz des 17. Jahrhunderts in das Jetzt trägt. Die Sprache ist selbst von der gehobensten modernen Schriftsprache sehr weit entfernt, sie ist für die heutigen Menschen fremd und wohl auch für manchen native speaker missverständlich. In dieser Fremdheit der Sprache, die doch über Gott zu sprechen sagt, spiegelt sich die Fremdheit und Lebensferne des Gottes wider, an den das Buch die Menschen glauben machen soll; und in der Tatsache, dass so eine fremde Stimme aus der Vergangenheit dem lebendigen Prozess der Sprachentwicklung entgegen gehalten wird, wird das Lebensfeindliche der zugehörigen Religion sichtbar, die kategorische Verneinung jeder Entwicklung über eine längst erreichten Zustand hinaus.

Auf diesem Hintergrund ist es gar nicht erstaunlich, dass selbst gebildete christliche Fundamentalisten aus englischsprachigen Kulturräumen gar nicht geneigt sind, irgendeine Entwicklung auch nur für möglich zu halten — einschließlich der kaum noch zu übersehenden Tatsachen der biologischen und gesellschaftlichen Evolution.

Gar nicht lächerliche Realsatire

Wie soll man unter den politischen Bedingungen in der BR Deutschland eigentlich noch Satire machen? Als vor einiger Zeit Rundfunkgebühren fällig wurden, wenn immer ein Mensch einen Computer besaß, da habe ich darüber gespottet, indem ich voraussagte, dass in der nächsten Stufe politischer Beglückungsideen wohl ein Porto auf EMails eingeführt werden wird. Die Lacher hatte ich ob der absurden Vorstellung stets auf meiner Seite…

Nun, das „e-Porto“ (so nennen sie es wirklich), es kommt. Kein Witz. Keine Satire. Echte Politik, ersonnen von jenen Leuten, die ein Internet reglementieren wollen, das sie nicht einmal ansatzweise verstehen.