Archive for Juli, 2017


Fake News

„Fake News“ ist der „Lügenpresse“-Vorwurf der Lügenpresse.

Unsterblich

Es ist so leicht, eine Wahrheit aus dem Bewusstsein der allermeisten Menschen zu entfernen, wenn diese Wahrheit, sei sie auch noch so befreiend, licht und heiter, der Psyche nicht schmeckt — und die Geschichte ist voller Beispiele dafür. Eine Lüge hingegen, die der Psyche schmeckt, ist scheinbar unsterblich.

Der Schlüssel

Für einige Menschen — viele waren es nicht, aber es waren auch nicht ignorierbar wenige, die man wie geübt und gewohnt dem leicht auszulösenden Spott überantworten konnte — wurde das Internet wie ein Schlüssel, mit dem sie die Türen zu den unsichtbaren Gefängniszellen der ihnen vermittelten Werte- und Überzeugungssysteme aufsperren und einen Blick nach draußen, in das heitere, lebendige Licht, werfen konnten und eine Luft inhalierten, in welcher der Geist wieder aufatmen konnte. Nur die wenigsten von ihnen sind daraufhin in ihren Stall zurückgekehrt, um in zwar öder und miefig riechender, aber doch vertrauter Umgebung auf ihre Verwurstung zu warten; wer einmal nur den Blick nach draußen wagte, war so gut wie weg.

Es ist eine Geschichte im „Es war einmal“.

Den Gefängniswärtern der unsichtbaren Gefängnisse — seien es Staaten, seien es Religionen, seien es Unternehmen in beliebiger Kombination konvergierender Interessen — hat das nicht gefallen, und inzwischen ist dem Internet als Ort freien, ungezwungenen Gedankenaustausches der Vernichtungskrieg erklärt worden, während das Internet als Ort der Indoktrination, der Menschenmanipulation, der Menschenüberwachung, der Lüge und des Krämertums erhalten und ausgebaut bleiben soll.

Selbst denen, die jeden Sonntag und jeden Wahlkampf säuselsirr von der „Freiheit“ sprechen, als wäre das unter den Bedingungen der Freiheit erforderlich, ist kein Mittel grobschlächtig genug, und ihr Erfolg scheint kaum noch aufzuhalten. Aus dem Schlüssel, die Türen unsichtbarer Gefängnisse zu öffnen, wird ein neues unsichtbares Gefängnis geschmiedet, doppelt so schlimm wie das vorherige. Der miefige Geruch ist jetzt schon erstickend geworden.

Wohl denen, die sich im Sekundenglanz dieses Frühlings ein wenig technisches Verständnis erworben haben. Den anderen. Kann man nur noch viel Spaß mit Google, Facebook, Smartphones, Twitter, Online-Werbung, Onlinejournalismus, Amazon und dergleichen Angeboten mehr wünschen. Die Verwurstung wird für jene jetzt digital. Und. Sie wird wieder allgegenwärtig und unentrinnbar, als wäre es niemals anders gewesen.

Ruhm und Ehre

Die berühmt sind — sei es in der Popkultur, sei es in der Politik — sie sind bereits am Ziel des Narzissmus angekommen, sie müssen also nicht mehr mühsam nach Ehre oder Anstand streben, und sie tun es auch meistens nicht mehr.

Peinlich…

Es ist schon mehr als nur ein bisschen peinlich, wenn der Spiegel aus seiner angeblichen „Bestsellerliste“ einen Titel streicht und mit dieser Streichung völlig klar macht, dass es sich bei seiner Behauptung best seller über dieser Liste um nichts weiter als eine Reklamelüge handelt, die nichts mit Verkaufszahlen, aber viel mit redaktionellen Entscheidungen mit mutmaßlichem Schleichwerbehintergrund zu tun hat.

„Lügenpresse“ mag als Wort pfui und nazi sein, aber eine „Wahrheitspresse“ ist es nicht und nie gewesen. Wer glauben will, dass es an anderen Stellen des gleichen Blattes anders ist, glaube weiter… aber ein Grund zu diesem dummen, der Wahrnehmung widersprechendem Glauben besteht nicht.

„Faszinierend“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen an der Nachrichtenzitze der Contentindustrie, „dass die Fluchtursachen bekämpft werden sollen, indem es nicht mehr zu einem Export von Schlauchbooten nach Afrika kommt, dass der Export von Kriegswaffen zum effizienteren Umbringen von Menschen aber auch in Zukunft kein Problem sein wird. Man könnte ja beinahe glauben, dass die Politik besser von den Kriegswaffenfabrikanten als von den Schlauchbootfabrikanten geschmiert wird“.

Milliardäre aus der Wirtschaft senden ihre Lobbyisten in die Parlamente, um den Millionären aus der Politik in jeder nur denkbaren Weise zu erzählen, dass der Rest der Bevölkerung in erster Linie gierig sei und in seiner Gier aufgehalten werden müsse, während die Mehrung der angesammelten Milliarden der Milliardäre ein Gebot der Vernunft und Verantwortung sei. Zur besseren Wirkung (teilweise sogar auf die damit in ihrer Intelligenz beleidigten Anteile der Bevölkerung) wird genau die gleiche Erzählung immer und immer wieder in Presse und Glotze wiederholt, wiederholt und wiederholt, bis sie wie eine Wahrheit aussieht.

Ende der Diskriminierung

Zu seinem Zeitgenossen, der begeistert von einem „Ende der Diskriminierung“ sprach, sagte der Vorübergehende: „Gar nicht auszudenken, wenn ein homophober Gesetzgeber sich gesagt hätte, dass endlich auch Schwule und Lesben die Möglichkeit bekommen sollten, jahre- bis jahrzehntelang im sumpfigen Unglück einer gesetzgeketteten Ehe leben zu müssen — und dann unter dem heftig gewunkenen Banner der ‚Freiheit‘ ein Gesetz gemacht hätte“.

Was der Journalismus der BRD in Wirklichkeit und Wirksamkeit leistet, erkennt ihr an dem einen Wort, das ihr in journalistischen Machwerken aus der BRD niemals lest, wenn die Machenschaften der großen Autohersteller (mit ihren ganzseitigen Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften) berichtet werden: „Organisierte Kriminalität“. Und. An dem Wort, das ihr in journalistischen Machwerken aus der BRD sehr häufig lest, wenn die Machenschaften der großen Autohersteller (mit ihren ganzseitigen Anzeigen in Zeitschriften und Zeitungen) berichtet werden: „Schummeln“.

Wer Augen hat zu sehen, der sehe!

Die Krise

Die Angst der Menschen vor der Wahrheit und die mit der kalten, psychischen Wucht dieser Angst angetriebene Zuneigung zur tröstlichen, dummen, einlullenden Lüge in ihren vielen Gewändern — das ist die gesamte Krise menschlicher Gesellschaften, seitdem es Menschen gibt.

Unbeschreibliches Stillleben am Rande der Straße. In einem Haus aus grauen Klinkersteinen ein Fenster, der Rahmen aus grauem Aluminum, die Scheibe zugeklebt. Auf der grauen Fensterbank liegt ein offenbar von jemanden gefundenes, quietschbuntes Spielzeug für Kleinkinder.

Der Herr Nur, Mensch…

So oft sagt ein aktiver Menschenfeind nach seiner unmenschlichen Tätig- und Tätlichkeit, wenn man ihn darauf anspricht, zur zusätzlichen Verhöhnung seiner Opfer: „Ich bin doch auch nur ein Mensch“.