„Das Pack, das in allen journalistischen Medien bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Gewerkschaften ermahnt, es mit den Lohnforderungen ja nicht zu übertreiben“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „sich dann aber in allen journalistischen Medien wortreich darüber beklagt, dass wegen der einbrechenden Binnennachfrage eine Rezession ins Haus steht, wenn hier nicht bald ein bisschen ‚Kauflaune‘ aufkommt, das ist genau das dumme, gierige, menschenverachtende und asoziale Pack, das hier weg muss — und zwar zusammen mit dem widerlichen Schergen von Journalisten, der diesem Pack seine schmerzendlaut verstärkte, überall widerhallende Stimme gibt, in der jede andere Stimme unhörbar werden soll“.
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Werter Wirtschaftsjournalist aus Presse, Funk und Glotze, gravier es dir so tief in dein Hirntäfelchen, damit du es niemals wieder vergessen kannst: Börsenmeldungen sind keine Wirtschaftsmeldungen, und zwar aus den gleichen Gründen und genau so wenig wie das Verlesen der Quoten vom Totalisator eines Buchmachers schon Sportmeldungen wären.
„Du erkennst einen intelligenten Menschen daran“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „dass er dir etwas mitteilt und du verstehen kannst, wie und auf welcher Grundlage er darauf gekommen ist, weil er es dir auch erklären kann. Vielleicht kannst du dann sogar seine Denk- und Schlussfehler erkennen und korrigieren. In der journalistischen Sprachmode, die zurzeit durch alle Medien geknüppelt wird, damit sie auch jeder Mensch besinnungslos nachplappere und für wahr halte, wird ein Computer als intelligent bezeichnet, wenn niemand mehr nachvollziehen oder korrigieren kann, wie er auf das, was er ausgibt, gekommen ist. Und nach den Urteilen und Maßgaben dieser mit simulierten neuronalen Netzwerken erzeugten ‚kryptischen Intelligenz‘ soll die gesamte Gesellschaft umgestaltet werden. Da kann man auch gleich zum Astrologen oder Kartenleger gehen“.
Wir leben in einer Zeit, in der intelligente Menschen stumm und medial möglichst unsichtbar gemacht werden sollen, damit sich dumme Menschen nicht beleidigt fühlen.
Warum Donald Trump so aufgeblasen ist? Warum Elon Musk so aufgeblasen ist? Weil sie von Journalisten aufgeblasen werden.
Früher haben uns die Journalisten immer nur ihre persönliche Twitter-Auswahl vorgelesen, um uns ihre eigene Meinung unter der Überschrift „was das Internet darüber denkt“ zu zeigen, als ob wir kein Internet hätten. Heute erzählen uns die Journalisten, dass Twitter-Käufer Elon Musk einfach das Logo des „Kurznachrichtendienstes“ ausgetauscht hat, ohne dazu etwas über die Hintergründe zu recherchieren oder zu schreiben, damit auch wirklich niemand mehr eine Chance hat, ebendiese Hintergründe tief vergraben unter dem Müllhaufen der SEO-optimierten Presseverleger-Websites selbst im Internet zu finden. Journalismus: Beinahe so wichtig wie ein kleines Steak.
Gefragt, wann er jede Hoffnung endgültig verloren habe und aus freien Stücken sein klagloses Leben als Ausgestoßener begonnen habe, antwortete der Vorübergehende: „Als die Menschen in der BRD die Gerhard-Schröder-SPD und die Joschka-Fischer-Grünen noch einmal in die Regierung wählten, nur weil Bundeskanzler Schröder vor den Augen der Kameras im Flutgebiet Gummistiefel anzuziehen verstand“.
Eine so genannte „künstliche Intelligenz“ — im Regelfall ein angelerntes neuronales Netzwerk — wird von vielen Menschen bereits für intelligent gehalten, weil sie ähnlich wie die meisten Menschen nicht einfach „Ich habe keine Ahnung“ antwortet, wenn ihr das faktische Wissen oder das Verständnis fehlt, sondern sich aus sprachlichen Versatzstücken und Mustern eine plausibel klingende Antwort zurechtlegt und diese dermaßen wortreich formuliert zum Besten gibt, dass sich die Fehler gut dahinter verstecken können. Sie hätte damit gleichermaßen gute Aussichten, den Journalisten und den Politiker zu ersetzen, die sich jeden Tag gegenseitig mit einem guten Tropfen Dunning-Kruger zuzuprosten und zu berauschen verstehen, stets sehr zum Schaden der restlichen Welt.
Die Journalisten in den Staaten, deren Herrschende und Besitzende nichts dagegen tun oder es gar klammheimlich begrüßen, dass Julian Assange in London im Gefängnis langsam zu Tode gefoltert wird, erregen sich jeden Tag künstlich und laut über die Unterdrückung der Meinungs- und Pressefreiheit in Russland. Sie wären sicherlich auch in Russland oder in der „Volksrepublik“ China etwas geworden.
„Es ist nicht so, dass die Classe politique nicht am Wohl des Volkes interessiert wäre“, sagte der Vorübergehende zum Bildzeitungsleser. „Es gibt immer jemanden, der von der Politik dieser Feudalisten profitiert. Lediglich ein bisschen mehr als 99 Prozent der Bevölkerung gehören nicht dazu; diese haben scheibchenweise immer weniger und es fehlt ihnen an immer mehr und zunehmend Existenziellem. Inzwischen, nachdem Wohnungslosigkeit für viele Menschen zum Normalzustand geworden ist, geht es ans Essen, das sich immer weniger Menschen leisten können. Unterdessen bekommt die Bundeswehr, die Armee des Staates mit dem siebtgrößten Militäretat der Welt, völlig grundlos zusätzliche hundert Milliarden Euro neue Staatsverschuldung, bezahlt mit dem Schweiß und der Lebenszeit derer, die jetzt noch Kinder und ungeboren sind. Schau dir an, wofür Geld und Wille da ist, und schau dir an, wofür Geld und Wille fehlt, und du weißt, wo es lang geht, wenn sich den Geisterfahrern aus der Classe politique niemand in den Weg stellt. Aber mit deinen von Journalisten aufgekochten Emotionen bleibst du nur dumm und weißt gar nichts“.
Es ist sehr einfach, zu verstehen, warum die Naturwissenschaften in Politik und Journalismus keine Rolle spielen: Die Physik beschäftigt sich mit dem, was messbar ist; die Chemie beschäftigt sich mit dem, was Substanzen formt und zusammenhält; die Medizin beschäftigt sich mit dem, was die Gesundheit erhält; die Biologie beschäftigt sich mit dem, was lebt und die Mathematik beschäftigt sich als wichtige Strukturwissenschaft mit dem logischen Schließen, Folgern und streng deduktiven Ausbauen ihres Gegenstandes, um rationale Denkprozesse zu sichern und kommunizierbar zu machen. Nichts davon hat politische Relevanz, nichts davon ist für die Propaganda im Kapitalismus brauchbar, beinahe alles daran steht im Widerspruch zum Kapitalismus mit seiner antiwissenschaftlichen Ideologie des von Zinseszins-Dynamiken getriebenen grenzenlosen exponentiellen Wachstums auf beschränktem Raum.
In der lichtlosen Arbeitskammer des contentindustriellen Journalismus könnte eine große, osrambestrahlte, blinkende und unübersehbare Tafel aufgehängt sein: Je schlechter sich eine Nachricht anhört, desto besser ist die Nachricht fürs Geschäft.