Der Zeitgenosse sagte zum Vorübergehenden: „Wenn das normale Menschen wären, wären sie doch nicht im Dschungelcamp“. Und der Vorübergehende lachte.
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Der Grund, weshalb Computer die ihnen aufgegebenen Arbeiten so übermenschlich schnell verrichten können? Weil sie dabei nicht denken und nicht fühlen. Wer denkt und fühlt, ist langsam, aber macht dafür auch nicht alles, was ihm aufgetragen wird. Jene in der „marktkonformen Demokratie“, die den Menschen in zwölf Jahren zwangsweise verabreichter, vorsätzlich geisttötender Beschulung und sechzig Jahren Massenmedien, Unterhaltung und Journalismus das Denken und Fühlen abgewöhnen, damit sie bessere Batterien für den betrieblichen Produktionsprozess werden, tun alles dafür, dass der Unterschied zwischen Menschen und Maschinen verschwimmt, und sie halten sich selbst wegen ihres verachtenswerten Tuns für Helden, die viel zu wenig geehrt werden. Ihre Kälte nimmt den kommenden Faschismus vorweg.
In der lichtlosen Arbeitskammer des contentindustriellen Journalismus könnte eine große, osrambestrahlte, blinkende und unübersehbare Tafel aufgehängt sein: Je schlechter sich eine Nachricht anhört, desto besser ist die Nachricht fürs Geschäft.
Nichts ist realsatirisch wertvoller als ein contentindustrieller Journalist auf der Suche nach wirksamer Clickbait, der sich in seinem Tintengekleckse psychisch hochmanipulativ und in großer Breite darüber empört, dass politische Aktionen lediglich um jeden Preis öffentliche Aufmerksamkeit erzeugen wollen.
Die medial transportierte Gesellschaft — egal, ob Unterhatung oder Politik; egal, ob Dschungelcamp oder Reichstag — wird immer stärker von Menschen geprägt, die ihren Mangel an Talenten und Fähigkeiten mit ihrem schlechten Charakter und ihrer zügellosen Dummheit zu kompensieren versuchen.
Noch ein Jahrhundert Zeitungen — und alle Worte stinken.
Friedrich Nietzsche
Wenn Journalisten eine Rede auf einem Parteitag wegen ihrer „Emotionalität“ feiern, dann ist das nur ein Spiegelbild der Tatsache, dass es eine in der Darbietung manipulative, aber im Kern unpolitische und inhaltsleere Rede war — und ein weiterer Beleg für die Tatsache, dass populistische Gefühlsaufwaller im stinkenden Journalisten stets ihren zuverlässigsten Schergen gefunden haben und auch weiterhin finden werden.
Journalisten sind diejenigen Menschen, die, wenn sie einen sterbenden Menschen sehen, den sie vielleicht retten könnten, von dem sie aber auch ein auszeichnungsverdächtiges und millionenfach contentindustriell wiedergegebenes Foto machen könnten, nur noch über drei Dinge nachdenken: Bildausschnitt Verschlusszeit und Blende. Krieg, Hunger, Tod, Angst, Geflüchtete, Weinende, Ausgebombte, Kranke… für einen contentindustriellen Journalisten ist das alles nur guter Content.
„Informationen zu haben“, sagte der Vorübergehende zu seiner Zeitgenossin, „ist nicht das Gleiche wie Wissen oder gar Einsicht und Weisheit zu haben“.
Ob jemand „prominent“ oder gar ein „Star“ ist, hängt nicht davon ab, ob er etwas kann oder geleistet hat, sondern nur davon, ob er sich vor die Kameras drängelt und dafür Applaus erhält, so dass man ihn für die contentindustrielle Reklameplatzvermarktung einspannen kann. Der Unterschied zu den Zuständen in der Politik ist verblüffend gering.
So lange beinahe jede größere Zeitung und jedes größere Magazin regelmäßig ein Horoskop abdruckt, als sei das eine wichtige Information für die Leser; so lange sogar der Videotext des mit Quasi-Wohnungssteuern finanzierten Parteienstaatsfernsehens ZDF mit einem tagesaktuellen Horoskop bestückt wird; so lange braucht sich in der Bundesrepublik Deutschland auch niemand über Wissenschaftsfeindlichkeit, Irrationalität, Aberglauben und Dummheit zu verwundern. Sie fallen direkt mit dieser babylonischen Mantik aus dem contentindustriellen Journalismus als fahler, falscher Sternenschimmer in jedes Gehirn. Jene Journalisten, die sich dann in diesen Blättern und Sendern über Irrationalität, Aberglauben und Dummheit beklagen — eine Haltung, die während der Corona-Epidemie sehr üblich und alltäglich geworden ist — oder sie sogar in glanzlosen Glossen verspotten, merken gar nicht, was für absurd und lächerlich aus dem Sumpf der Werbevermarktung und inhaltlichen Beliebigkeit winkende Witzfiguren sie schon längst geworden sind.
Wenn es sie noch nicht gäbe, und es käme heute erst ein Mensch auf die Idee, dass man öffentliche Leihbüchereien einrichten sollte, dann würde der Mensch, der diese segensreiche zivlisatorische Idee¹ entwickelt hat, von den Verlegerverbänden als „Zwangslizenzierer“ und „Feind der Vielfalt“ und Meinungsfreiheit verunglimpft, der den Autoren die Butter vom Brötchen stiehlt.
¹Ich wäre im von Suff, Armut und Kleinkriminalität geprägten Umfeld meiner Kindheit niemals an irgendeine Bildung gekommen, wenn es keine Leihbüchereien gegeben hätte.
Journalisten, die allen Ernstes in ihrer Berichterstattung von einem Verbrechen das Wort „Ehrenmord“ benutzen, tragen die Selbstrechtfertigung des Mörders weiter, geben ihr damit Gewicht und treten mit ihrem Tintengekleckse noch einmal kräftig auf ein schon totes Opfer ein. Sie sind genau so psychopathisch-asozial wie ein für jedes zivilisierte menschliches Miteinander ungeeigneter Mörder, der im Wahnrausch in einer erlittenen narzisstischen Kränkung bereits genügend Grund sieht, einen anderen Menschen totzumachen.
Die hin und wieder um das Wort gesetzten Anführungszeichen sind ein klarer Beleg dafür, dass die so schreibenden Journalisten genau wissen, wie widerlich sie beim Schreiben sind, aber trotzdem nicht auf ihre psychopathische Würze verzichten mögen.