Vergleichen wir einmal die Diskussionen über den Völkerbund (von 1920) im Senat der USA mit der Erörterung über ein zusammengebrochenes Auto in einer Garage an der Landstraße. Der Unterschied ist gewaltig. Der ländliche Mechaniker denkt wissenschaftlich; sein einziges Ziel besteht darin, sein Wissen vom Bau und vom Betrieb des Autos zu verwerten, um den Wagen wieder in Gang zu bringen. Dahingegen scheint der Senator allzuoft kaum eine gründliche Vorstellung von der Eigenart und den Daseinsbedingungen der Völker zu haben; er verläßt sich auf seine Redegewandtheit und appelliert an unbestimmte Befürchtungen und Hoffnungen oder lediglich an Parteileidenschaften. Die Wissenschaftler sind ein ganzes Jahrhundert damit beschäftigt gewesen, die Beziehungen zwischen den Völkern nach der praktischen Seite zu revolutionieren. Der Ozean ist nicht mehr wie zu Washingtons Zeiten eine Schranke, sondern eine nahezu hindernislose Fahrbahn für alle Pläne und Ziele, die weniger die östlichen und westlichen Kontinente streng voneinander trennt als sie eng zusammenschließt. Nichtsdestoweniger wird der Senator sich ungeniert auf eine Politik berufen, die ein Jahrhundert früher vielleicht angebracht war, jetzt aber eher ein warnendes Beispiel als ein Vorbild abgibt. Im Gegensatz hierzu nimmt sich der Mann in der Garage seinen Mechanismus so vor, wie er ihn findet, und läßt sich aus keinerlei mystischem Respekt vor vergangenen Formen ins Handwerk pfuschen.
James Harvey Robinson, Die Schule des Denkens
Autorisierte Übersetzung von J. Leithäuser, 1949
Ich habe diese Passage aus einem längst aussortierten, vergilbten und zerfallenden Buch zu einer Zeit gelesen, als sich Millionen von allzu hörigen Menschen in ihrem Fernsehempfänger anhörten, wie ein Herr von und zu Guttenberg und ein Herr Lambsdorff vor den Kameras des quasi-staatlichen Fernsehens der BRD mal wieder so richtig Kompetenz simulierten. Wahrscheinlich passt das alte Zitat auch dazu…