Die medial transportierte Gesellschaft — egal, ob Unterhatung oder Politik; egal, ob Dschungelcamp oder Reichstag — wird immer stärker von Menschen geprägt, die ihren Mangel an Talenten und Fähigkeiten mit ihrem schlechten Charakter und ihrer zügellosen Dummheit zu kompensieren versuchen.
Tag Archive: Medien
Solange Menschen in allerlei künstlerischer und propagandistischer Illustration das Lesen eines Buches oder ein Buch als Symbol der Bildung verwenden, solange sind sie noch nicht im Internet angekommen, solange sind sie noch so unreflektiert konservativ, dass sie sich im Vergangenen verwurzeln wollen und diese Wurzel am liebsten auch anderen aufzwängen… es ist schon von realsatirischem Reiz und lächerlich, dass jene, die für die Bildung in die Bresche zu springen vorgeben, dabei so offensichtlich und offen sichtbar den Fortschritt ablehnen. Von dieser Haltung zum Biblizismus religiöser Idioten ist es nur noch ein kleiner Weg.
Erst, wenn die Menschen gelernt haben, in Reaktion auf ihr eigenes Elend und ihre eigene Existenzangst nicht auf den nächstschwächeren Menschen einzutreten, sondern gemeinsam dorthin zu schauen und zu schlagen, wo das Elend herkommt, wo es erzeugt wird und wo man davon profitiert, ist es möglich, dass Frieden und Gerechtigkeit einkehren.
Die Front verläuft nicht zwischen Religionen, Geschlechtern, Hautfarben, Nationen und Sitzanordnungen in den Theatersälen der Parlamente; die Front verläuft zwischen Besitzenden und Mächtigen, die ihre Privilegien um jeden Preis erhalten wollen und Besitzlosen und Ohnmächtigen, die weitgehend ausgeliefert sind. Jeder, der etwas anderes sagt, macht damit klar, auf welcher Seite er steht, wessen Freund er ist, und. Wessen Feind er ist.
Wer sind diese Politiker? Es sind jene, die wir schon in der Schule oder auf der Uni nicht ausstehen konnten. Jene, die immer der Klassensprecher sein wollten oder der Studentenführer. Jene, die wir nie mochten, erzählen uns jetzt, was wir zu tun haben. Für jene werden rote Teppiche ausgerollt, sie stehen im Blitzlichtgewitter der Paparazzi und jeder hebt sie in den Himmel und applaudiert ihnen. Politik ist show business für hässliche Menschen.
Gerald Celente, ähm… pessimistischer „Zukunftsforscher“
Mit Gruß an Ansgar Heveling als Vertreter einer classe politique, die den sich frei organisierenden Menschen mit unüberhörbarer Deutlichkeit zuruft: „Euch bekommen wir auch noch in den Griff, und sei es mit Blutvergießen und Gewalt!“ und damit die gesamte Ruchlosigkeit im völlig korrumpierten politischen Gestaltungswillen deutlich macht.
Immer wieder muss ich bei meiner täglichen Lektüre (mit wachsendem Missvergnügen) Blogger lesen, die unter einem offenbar fortschreitenden Realitätsverlust leiden und deshalb wie besoffen schreiben, dass das Internet und die menschliche Tätigkeit des Bloggens eine mediale Revolution auslösen werde, ja, dass sie diese schon ausgelöst habe und dass diese Revolution alles verändern werde. Ich weiß nicht, in welcher Welt diese Menschen leben, wenn sie sich wegen einiger tausend Klicks auf ihre Texte schon für dermaßen wichtig halten — vermutlich in ihrer eigenen, und vermutlich haben sie auch deshalb so selten etwas Interessantes mitzuteilen. Das heißt aber nicht, dass nicht viele der so Redenden allerlei seltsame und wenig erfolgverheißende Geschäftsideen mit ihrem bisschen Internet verbänden…
Wie unbedeutend so ein Blog wirklich ist, und wie bedeutend die „etablierten“, also zentral organisierten Medien auch unter den Bedingungen der heutigen Allgegenwart des Internet sind, habe ich soeben am eigenen Beispiel erfahren dürfen.
Seit Juli 2005 führe ich ein kleines und kaum beachtetes Blog über meine paar Beiträge zum Verständnis des so genannten Voynich-Manuskriptes. Die Beschäftigung mit einem bis unentzifferten Manuskript in einer mittelalterlichen Geheimschrift ist ein sehr spezielles Thema, und es ist nur deshalb ein Blog daraus geworden, weil ich mit WordPress einigermaßen gut umgehen kann und aus diesem Grunde nur wenig Lust dazu verspürte, eine andere Software zur Inhaltsverwaltung einzusetzen. Für jemanden, der gern verfolgen möchte, wie ich im Dunkeln tappe, ist die kalendarische Darbietung der scheiternden Untersuchungen und des zähen Ringens um etwas Einsicht allerdings auch ein hübscher Einblick.
Die meisten Menschen sind daran offenbar eher desinteressiert, zumal sich auch die eine oder andere Sackgasse in den teilweise sehr langen, mit Daten gespickten Texten findet. Ich kann das durchaus verstehen. Um Unterhaltung geht es mir nicht, ich bringe keine völlig unbelegten Thesen (obwohl: manchmal geht es auch mit mir durch…) und keine aufregenden Bilder, ich dokumentiere einfach nur in sehr unregelmäßigen Abständen, was mir bei dieser Beschäftigung so widerfährt, welche Ideen ich verfolge, was mir auffällt und was ich generell in diesem Kontext für interessant und beachtenswert halte. Dies verbindet sich mit einer neutralen (also nicht nach meinen Auffassungen ausgerichteten und deshalb auch für esoterische Ansätze offenen) Linkliste auf die wenigen deutschsprachigen Resourcen und einer weiteren Linkliste wichtiger Websites in englischer Sprache, ferner stelle ich meine Software für die Bearbeitung von Transkriptionen und meine wenigen Ergebnisse zum freien Download zur Verfügung. Sicher, etwas Lustiges gibt es dabei auch manchmal…
Dies alles ist nicht die Art von Stoff, die jemand zu genießen gedenkt, der einfach nur etwas Zerstreuung sucht, um die objektive Leere seines Daseins nicht fühlen zu müssen. Und dem entsprechend wenig Leser hat dieses kleine Blog — aber für viele dieser Leser mit einem speziellen Interesse ist das Blog eine Quelle relevanter Informationen geworden.
Nun, es bedurfte nur eines einzigen, vergleichsweise banalen Ereignisses, um das (vorübergehend) zu ändern und viele „interessierte“ Leser zu haben. Gestern, am 5. November, brachte das ZDF zur besten Sendezeit einen — soweit mir das mitgeteilt wurde, dem Standard dieses Senders entsprechend eher dürftigen und wenig sehenswerten — Krimi, in welchem das Voynich-Manuskript eine zentrale Rolle in einem Mordfall einnahm. Es bedurfte nur dieser einen Unterhaltungsproduktion eines zentral organisierten Mediums, um den Server, auf dem das Voynich-Blog betrieben wird, für einige Stunden unter Hochlast zu bringen und in drei Stunden mit einer Anzahl von geballt auftretenden Zugriffen zu konfrontieren, die sonst in einem halben Jahr anfällt. Ich wurde im Verlauf dieses Abends sehr froh darüber, dass ich bei der letzten größeren Serverwartung Vorsorge für eventuelle Lastspitzen betrieben hatte, sonst wäre der arme Server heute unter dieser Last zusammengebrochen.
Wo ist die „Revolution“ durch regelmäßiges Füllen von Websites mit irgendwelchen Inhalten, von der gewisse (dabei überdeutlich am Geschäft interessierte) Menschen so unentwegt schreiben und reden? Dieses eine Beispiel eines zuvor eher unbekannten Themas, das von einem deutschen Fernsehsender in einem abstrusen Kontext aufgegriffen wurde, hat gezeigt, wo hier medial „der Hammer hängt“, welche Medien die Themen vorgeben, für die sich die Menschen in ihrer Mehrzahl interessieren — während für die meisten „normalen“ Internet-Nutzer das Internet vor allem aus jenen großen Portal-Seiten besteht, die ebenfalls mit den von zentral organisierten Medien vorgegebenen Themen aufgefüllt werden. Angesichts des Wahlergebnisses der Piratenpartei würde ich einmal vorsichtig vermuten, dass die Menschen, die wirklich schon jeden Tag und beinahe ausschließlich vom Geist eines völlig dezentralen Mediums atmen, gerade einmal zwei Prozent der gegenwärtigen Gesellschaft in der BRD ausmachen und damit eine nicht einmal große Minderheit sind. Sicher, das kann und wird sich zumglück ändern. Aber. Nicht so schnell…
[Eine gesellschaftliche Entwicklung vollzieht sich nun einmal langsamer als die Einführung einer neuen Technik. Und wer auf die gesellschaftliche Entwicklung Einfluss nehmen will, braucht einen langen Atem und eine hohe Toleranz gegenüber dem täglichen Frust — was beides nur durchzuhalten ist, wenn diese Einflussnahme mit intensiver gedanklicher Arbeit, Planung und vernünftiger, regelmäßig an der Wirklichkeit überprüfter Theoriebildung einher geht. Da sehe ich bei vielen Bloggenden mit großem Anspruch schwarz.]
Und ich bin der Meinung, dass das jeder Blogger wissen sollte. Allein schon. Um nicht in der eigenen Selbstbezüglichkeit beim Anblick von einigen Zugriffsstatistiken irre zu werden. Und sich stattdessen lieber auf das zu konzentrieren, wofür man bloggt — auf das Schreiben persönlich geprägter, manchmal sogar interessanter Texte zu den Erlebnissen und Bedingungen des eigenen Daseins.
Und von diesem „Twitter“, diesem kastrierten Blogverfahren für Menschen, die nicht schreiben können. Will ich gar nicht erst reden… 😉
Nur das noch: RT @GWUP Stoppt den Sieg der #Homöopathen! Stimmt für die #Sozialhelden! http://crippled/crypted/url ❗
Alle zentral organisierten, lichtschnellen und damit scheinbar in ihren Mitteilungen unmittelbar gegenwärtigen Medien, deren Empfangsgeräte auch noch den Verarmtesten im Lande eher als ein kategorisches Muss des Lebens zugebilligt werden denn Kleidung, Nahrung und medizinische Behandlung, alle diese Medien stehen in der unmittelbaren Tradition des Volksempfängers.
Ich wusste, dass ich alt geworden war, als mich vor einigen Monaten das erste Mal ein deutlich jüngerer und offenbar mit MTV aufgewachsener Mensch fragte, ob ich ein bestimmtes, neues Musikstück schon gesehen hätte. Und. Als dieser deutlich jüngere Mensch mich völlig verständnislos anschaute, als ich ihm daraufhin sagte, dass ich schon lange kein acid mehr nähme.
In jeder Zeit nehmen die Heranwachsenden in ihrer zum Körper gewordenen Verzweiflung die jeweils modernen Mittel, um die Wahrnehmung zu füttern und erträglicher zu halten. Zu meiner Zeit nahm man Drogen, um seine eigenen Trugbilder zu sehen und seine ganz persönliche Geisteskrankheit zu entwickeln. (Was mich. Hervorbrachte.) Und. In der heutigen Zeit nehmen sie Medien, um die kollektiven Trugbilder zu sehen und die kollektive Geisteskrankheit zu übernehmen. (Was das hervorbringt. Was mich jedenall und übertag ergibt und umstickt.)
Eines hat die Festplatte eines Computers — so gut und durchdacht sie beim erfahrenen Nutzer auch organisiert sein mag — doch mit dem Gedächtnis gemeinsam: Unnütze Daten sammeln sich an, und das Auffinden der nützlichen Daten wird mit der Zeit immer aufwändiger. Und dort. Wo Massenmedien für die allgemeine Infokalypse direkt aus den Nachrichtenticker für Tittitainment und unwichtige Fakten, Fakten, Fakten sorgen, ist man sich dieser Tatsache sehr bewusst.
Die Pressefreiheit endet da, wo der Selbstmord beginnt […]
[…] Dieser Zensor aus dem Geist des Kapitalismus ist viel geschickter und viel subtiler als die Zensoren in den Diktaturen gewesen sind. Dieser Zensor verbietet nichts, steckt niemanden ins Gefängnis, foltert nicht, droht kaum, dieser Zensor etabliert nur neue, harmlos klingende Kriterien für die Presse. Diese Kriterien werden noch nicht einmal öffentlich oder heimlich ausgesprochen oder gar schriftlich fixiert. Sie werden einfach nur angewendet. Der Zensor belohnt diejenigen mit Geld, sprich Werbung, die sich seinen Kriterien fügen. Wer sich nicht fügt, wird nicht etwa bestraft, sondern kriegt halt nur kein Geld. Das hat im Lauf der Jahre dazu geführt, dass immer größere Teile des Werbekuchens in den der Werbung genehmen Sendern, Verlagen und Redaktionen gelandet sind. […]
Wer noch an so etwas wie eine „unabhängige Presse“ und „freie Berichterstattung“ glaubt, der schaue mal bei Konsumpf vorbei und lasse die dort angebotenen Materialen auf sich wirken.
Damit etwas als bewegendes Bild im Fernsehen oder in einem Kinofilm gezeigt werden kann, muss es mit dem Vorgang äußerer, sichtbarer Bewegung verbunden sein. Das ist einiges. Aber. Vieles ist eben auch gar nicht in dieser Weise darstellbar. Zum Beispiel ist es unmöglich, den recht einsamen, stummen und optisch unattraktiven Vorgang einer sorgfältigen, nachdenklichen Erwägung eines beliebigen Themas in einem Medium bewegter Bilder darzustellen, ohne die Zuschauer damit zu langweilen, und deshalb gibt es solche Darstellungen eben auch nicht.
Im gleichen Maße, in dem die Medien Fernsehen und Film bedeutend für die Weltwahrnehmung der meisten Menschen geworden sind, tritt die Vorstellung der sorgfältigen Benutzung geistiger Fähigkeiten zurück. Der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit verlagert sich auf die sichtbare Tat, nicht auf den dahinter stehenden mentalen Prozess. Gerade die lichtschnelle und stets Aktualität schreiende Darbietung des Fernsehens übt dabei ein Drängen auf Handelnde im öffentlichen Lichte aus, ihre Taten schnell und mit wenig Überlegung auszuführen — und diese medial dargebotene Vorlage der herrschenden Elite wird von den Beherrschten allzu leicht aufgenommen. Das Tun wird dabei zum reinen, eher reflexartigen Verhalten. Und. Es ist genau so leicht und billig zu beeinflussen wie ein reflexartiges, auf gedrängte Reaktion beschränktes Verhalten. Das Verdörren jeder höheren kulturellen und intellektuellen Leistungsfähigkeit im allgegenwärtigen Flackerschein der bildgebenden Volksempfänger ist ein zwangsläufiger Prozess.
Jetzt geht es schon wieder los:
Schon wieder die gleichen, alten Lügen,
Schon wieder die leeren Worte,
Schon wieder geschieht das Unmögliche*.
Aus der Wall Street in dein Herz
Leuchtet Hollywoods Neon ins Dunkle.
Hör das Geblöke der Schafe
Zu den Witzen eines Medienwiderlinges.
Und es gibt nichts, was ich sagen könnte…
Schau dir eine Welt voller Panzer an,
Beherrscht von einer Welt voller Banken!
Stell deinen Fernseher lauter,
Vergiss die Ketten der Verschuldung!
Schau dir an, wie alles den Bach runtergeht!
Schalt doch um! Glaubst du, es wird sich ändern?
Läppendes Proll-Futter in der Sonne.
Grüß die Massen — Hässlich und dumm.
Und es gibt nichts, was ich sagen könnte…
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Die Übelsetzung ist von mir.
* wörtlich: „Die Schweine fliegen wieder“, wobei das englische „pigs don’t fly“ ausdrückt, dass etwas völlig ausgeschlossen werden werden.