Tag Archive: Spiegelbild


Optik

Was du im Spiegel siehst, ist viel näher, als es dir erscheint.

Rechte Netzwerke

„So oft, wie ich in den letzten Tagen im Fediverse die Wörter ‚Landesverrat‘ und ‚Landesveräter‘ gelesen habe“, sagte der Vorübergehende lächelnd zu seinem Zeitgenossen, „habe ich zwischendurch fast schon befürchtet, ich bewege mich in rechtsradikalen Netzwerken“.

Beschäftigungspolitik

„Es ist kein Zufall, sondern ein Spiegelbild der Zustände“, sagte der Vorübergehende zu seinem Begleiter, „dass dort, wo die Menschen so fern jeder Arbeit im Sinne von ‚Kraft mal Weg‘ leben und doch so gut entlohnt werden, immer von den ‚Beschäftigten‘ die Rede ist, also von den Menschen, die beschäftigt werden, und nicht von den ‚Arbeitern‘, also von den Menschen, die eine Arbeit tun, die nun einmal getan werden muss. Und aus diesem Zustand, der sich in der Sprache so deutlich spiegelt, kommt das Denken und Tun derer, die so reden“.

Das Spiegelbild der AfD

Das Spiegelbild der AfD ist die inszenierte „Alternativlosigkeit“ der bürgerlichen Parteienoligarchien.

Fake Speech

Die selben Journalisten, die uns die Ausgabe eines angelernten neuronalen Netzwerkes als eine „Intelligenz“ erklären, erklären uns auch den von der Parteienoligarchie in Herrschaft, Amt und Würden hochgespülten Abschaum als eine „Demokratie“. Leider fordert hier niemand eine klare Regulierung und eine Kennzeichnung als fake.

Genderneusprech

Unsere Vorfahren und die gewiss vielen Zugewanderten aus der Zeit unserer Vorfahren — es gab immer Migrationsbewegungen, es gab immer Krieg, es gab immer Hunger, es gab immer Idioten mit Sendungsbewusstsein — haben doch tatsächlich jahrtausendelang frühere und wesentlich schwerfälligere und kompliziertere Formen unserer heutigen Sprache miteinander gesprochen, ohne sich so etwas wie „geschlechtergerechte Ausdrucksweisen“, Stimmritzenverschlusslaute und eine absurde Kunstgrammatik auszudenken. Offenbar bestand dafür über einen sehr langen Zeitraum niemals ein Bedarf, denn sonst hätte die verbreitete Nutzung solcher Formen in den Mündern der sprechenden Gemeinschaft ein paar Spuren hinterlassen, und sei es in festen Redewendungen¹, die grammatisch eher konservativ sind und gern als schwaches Spiegelbild einem jahrhundertealten Sprachstandes in unser Heute hallen. Da kann man sich schon fragen, wo jetzt auf einmal der Bedarf herkommen soll… vor allem, wenn man sieht, wie mühelos sich andere sprachliche Erscheinungen in der Alltagssprache durchsetzen, für die es offenbar einen Bedarf gibt. Die ursprünglich einmal mundartliche Verlaufsform zum Beispiel, die ich immer häufiger auch im dialektlosen, aber alltäglichen Sprachgebrauch deutschsprechender Menschen höre. Oder genauer: Am Hören bin. Vor allem, wenn ich am Hinhören bin. Für diesen handlichen Ersatz von sonst sehr umständlichen Konstruktionen gibt es so viel Bedarf in der alltäglichen Kommunikation von Menschen, die eine gemeinsame Lebenswelt teilen, in der sie sich auch einander mitteilen wollen, dass ich davon ausgehe, dass diese relativ neue Verlaufsform in nicht mehr ferner Zeit zum Bestandteil der reglementierten Hochsprache wird. Solche Beobachtungen kann ich für den ideologisch vorangetriebenen Genderneusprech nicht machen, jedenfalls nicht außerhalb jener neufeministischen Politsekten, in denen der gruppeneigene Soziolekt zur Markierung der Zugehörigkeit und zur Ausgrenzung der Nichtzugehörigen dient. Er geht an den Sprechenden vorbei, und das liegt nicht nur daran, dass er oft nicht leicht sprechbar ist, weil er von ziemlich sprachgefühllosen Ideologen an der Tastatur ersonnen wurde. Es liegt auch daran, dass er keine als klar und nützlich empfundene Funktion erfüllt, sondern einfach nur den Weg vom Ausdruckswillen zum Ausdruck komplizierter und schwieriger macht. Als ob dieser Weg im Deutschen nicht schon schwierig und barock genug wäre!

¹Ich habe in mehreren deutschen Mundarten eine Unterscheidung zwischen Singular, Dual und Plural herausgehört, die in unserer „offiziellen“ Grammatik nicht mehr existiert und die vermutlich schon seit Jahrhunderten nicht mehr allgemein gebräuchlich ist, weil ihr kommunikativer Nutzen wohl verschwand… und das beinahe immer im Kontext von Redewendungen. Es braucht lange, bis die letzte Spur verschwunden ist, und gäbe es solche Spuren von Gendersprech aus der Vergangenheit, dann würden wir es ganz sicher von den vielen besoldeten Gendersprachforschern an den Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland erfahren. Niemals könnten sie widerstehen.

Träume

„Wenn du deine Träume nicht aufgeben willst“, sagte der Vorübergehende grinsend zu seinem Zeitgenossen, „dann heißt das, dass du weiterschlafen willst. Das ist dein Recht, und ich wünsche dir einen gesegneten Schlaf und eine gute Nacht“.

Umstände

„Darin hast du recht“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „ein Mensch ist das Ergebnis der Umstände, unter denen er lebt. Aber vergiss dabei niemals, dass die Umstände wiederum ein Ergebnis menschlichen Tuns sind, oft recht dummen und gewalttätigen menschlichen Tuns“.

Bürgerlicher „Antifaschismus“

Wenn man seiner vorgeblichen oder echten Absicht, zu bewahren, was man für gut und erstrebenswert hält, allzuleicht alldas zu werden bereit ist, was dem Guten und Erstrebenswerten feindselig entgegensteht, ist dieser Kampf schon lang verloren, bevor er richtig begonnen hat.

Nichts wird unerträglicher, kälter und menschenverachtender, als wenn diejenigen, die jahrelang die Pose ihrer eigenen Machtlosigkeit eingeübt haben und es damit oft recht weit gebracht haben, auch an ein Herrschaftsamt kommen, dem andere Menschen ausgeliefert sind, und sei es noch so klein. Die bewährte Pose des Opfers bleibt, sie sitzt ja auch gut und bedarf keiner Mühe mehr, aber ihr Spiegelbild, die gemeine, hinterhältige Gewalt und Menschengängelei wird zur täglichen Quelle der neurotischen Lust. Deutsche Amtsstuben, Jobcenter, Lehrerzimmer und Parlamente sind voll davon. Und deutsche Friedhöfe sind voll von den Opfern dieser Machtlosen, über die medial kaum berichtet wird, um „Nachahmungstaten“ zu „verhindern“. Wo nur noch der Tod frei zu machen scheint, wird er leicht zum Freitod.

Implantat

„Viel kälter, beunruhigender und dystopischer als die Meldung, dass man jetzt einem Menschen ein maschinelles Implanatat eingesetzt hat“, sagte der Vorübergehende zu seiner Zeitgenossin, „finde ich es, dass man anderthalb Jahrhunderte lang die Menschen als Implantate in Maschinen eingesetzt hat“.

Keine Meinung

Als der Zeitgenosse etwas erbost „Hass ist keine Meinung“ zum Vorübergehenden sagte, da antwortete der Vorübergehende lächelnd: „Das gilt aber auch im Spiegelbilde für deinen Hass, Bruder!“