Tag Archive: Wahnsinn


Der Menschenfreund

Beim Anhören des Vortrages des Menschenfreundes flüsterte der Vorübergehende seinem Zeitgenossen zu: „Es ist doch seltsam, dass er immer ‚der Mensch‘ sagt, aber niemals ein Individuum damit meint. Darin spiegelt sich, dass seine gesamte Weltsicht den Begriff des Individuums niemals entdeckt hat. Er kennt nur sich und ‚den Menschen‘ in einer herbeifantasierten Einheit. Sonst wäre es wohl auch eine andere Weltsicht geworden“.

Am Parkplatz

Im Vorübergehen an die am Straßenrand geparkten, immer größer und raumgreifender werdenden Autos sagte der Vorübergehende zu seiner Begleiterin: „Es gibt Nutzfahrzeuge, und es gibt Nichtsnutzfahrzeuge“.

Menschennetz

Wenn es den Menschen nicht gelingt, sich das von Journalisten, Werbern und Vermarktern schwer missbrauchte Internet zurückzuholen und aus ihm wieder ein Netzwerk der Menschen für Menschen zu machen, dann wird vom Internet nichts weiter übrig bleiben, als ein Netzwerk von Maschinen, die mit anderen Maschinen kommunizieren, um damit jene Maschinen zu beeindrucken, welche die von Unternehmen hineingeworfenen Werbegelder verteilen — und das alles wird mithilfe von Texten, Bildern und Videos geschehen, die von dafür angelernten neuronalen Netzwerken generiert wurden, ohne dass ein lästiger, langsamer und teurer Mensch daran beteiligt sein wird. Der Marktwert der künstlichen Dummheit ist bereits jetzt, in einer frühen Phase dieses Prozesses, höher als der Marktwert natürlicher Intelligenz.

Reise

„Ich bin froh, dass wir Elon Musks Reise zu und seine Ankunft bei Twitter gesehen haben“, sagte der Vorübergehende zu seinem Mitmenschen, „bevor noch jemand so verblendet ist, mit ihm zum Mars reisen zu wollen“.

Killerspiel

Die gleichen Politiker, die Menschen durch Verbote vor so genannten „Killerspielen“ schützen wollen, haben kein Problem damit, zu fordern und zu fördern, dass die in ihrem Staat hergestellten Kriegsmordwaffen in die ganze Welt verkauft werden.

Deutsche Schönheiten

Wenn man die Argumentationsweisen der BRD-Politiker auf allen Ebenen der Herrschaftsausübung hört und nicht für korrumpiertes, verlogenes und manipulatives Geschwätz, sondern für bare Münze nimmt, muss man zur Auffassung kommen, dass die Autobahnen, die Parkplätze und die Shopping Malls¹ das Schönste und Wichtigste an Deutschland seien, und dass ihr Fehlen dem Veröden, ja, dem Sterben des Ortes gleichkäme. Ja, man versteht gar nicht mehr, warum diese Menschen im Urlaub teuer ins Ausland fliegen, wo sie doch auch ihre ganze Sommerfrische lang an der schönen Autobahn sitzen und sich des Verkehrs erfreuen könnten — wenn sie nicht zur Abwechslung einmal einen der vielen Parkplätze vor der Shopping Mall belegten, um etwas teuren Tinnef zu kaufen.

Und ihre Kumpels, die Journalisten, verstärken dieses manifest wahnsinnige Geschwätz, bis es in den Gedanken vieler Köpfe zur Wahrheit und zur Wirklichkeit wird.

Darin, wie man Menschen anspricht, spiegelt sich übrigens sehr deutlich wider, wie man diese Menschen und ihre Intelligenz achtet.

¹Dieses ungenießbare doppelt gemoppelte Denglisch ist nicht mein Wort, sondern wurde von Werbern und von ihren hässlichen, stinkenden Brüdern, den Journalisten, ohne Not in den deutschen Gegenwartswortschatz eingepflanzt, weil frühere Wörter wie „Kaufhaus“ oder „Supermarkt“ nicht mehr hipp genug klangen. Ich bin froh darüber, dass ich es noch nicht in der Alltagssprache höre.

Die Straße

Als der noch Ältere zum Vorübergehenden sagte: „Die Kinder sitzen heute nur noch am Computer oder sind mit ihren Smartphones beschäftigt. Als ich Kind war, haben wir auf der Straße gespielt“, antwortete der Vorübergehende: „Ich werde niemals vergessen, wie die totale Automobilmachung in Hannover-Linden angefangen hat und wie mehrere Jahre lang beinahe jede Woche ein Kind auf der Straße totgefahren wurde, noch mehr wurden verletzt, bis endlich auch die letzten Eltern vor lauter Angst ihre Kinder davon abhielten, sich eigenständig zu bewegen. Die Straße ist längst nicht mehr für Menschen gemacht, und schon gar nicht für Kinder, sie ist eine freie Fahrt für kalte, durstige Metallmaschinen, denen die Menschen alles unterordnen“.

Kultivierte Pyromanen

„Es gibt Paraphile, die erregt werden, wenn sie ein Feuer zu löschen versuchen, das sie selbst entfacht haben, und die Feuerwehren sind voll davon“, sagte der Vorübergehende zu seinem Begleiter, „und es gibt die kultiviertere, leider gesellschaftlich viel zu hoch angesehene Version dieser gefährlichen Paraphilie: Politiker, die erregt werden, wenn sie die Probleme zu lösen versuchen, die sie selbst verursachen. Und die Regierungen sind voll davon“.

Schöpfer und Ausschöpfer

Die, die am genauesten zu wissen meinen, wer die Welt erschaffen hat, tun im Spiegelbilde ihres kindischen Glaubens den größten Teil dafür, die Welt zu vernichten.

Captcha

Einer der größten Witze des 21. Jahrhunderts ist, dass die Computer damit angefangen haben, Menschen darum zu bitten, nachzuweisen, dass sie auch ja keine Roboter sind. Und niemand kann über diesen Witz lachen.

Holz

„Die meisten Menschen, die sich links nennen und beinahe alle Menschen, die diese schrecklichen, bourgeoisen Grünen wählen“, sagte der Vorübergehende zu seinem dummen Zeitgenossen, „sind in ihren Äußerungen irrational, schnellschlüssig, kindisch und verantwortungslos, platzen dabei aber vor Selbstgefälligkeit und baden ihren brütend blöden Narzissmus jeden Tag neu in Moral und Sendungsbewusstsein. Sie sind aus genau dem gleichen Holz geschnitzt, aus dem man früher noch die Inquisitoren und ihre Schergen machte“.

Qualitative Verbesserung

„Wenn man auch nur eine einzige eigene Wahrnehmungsverzerrung entdeckt hat und ein klares Bewusstsein dafür entwickelt, wie man die Erscheinungen der Wirklichkeit schon vor dem Nachdenken darüber einseitig auswählt und bewertet“, sagte der Vorübergehende zum Studenten, „dann hat man mehr Weisheit erreicht als man durch das Finden etlicher Wahrheiten erlangen kann“.