Der Vorübergehende von morgen fragt mich, den Vorübergehenden von heute, was das alles zu bedeuten hat. Das. Alles. Im vorübergehenden Internet von heute.
Und ich sage nur: „Es ist ein seltsames Phänomen. Die Menschen legen sich so genannte Profile an, bei MySpace, bei YouTube oder anderen Diensten. Der vorgebliche Zweck dieser Profile ist es, etwas über sich mitzuteilen, aber das wollen diese Menschen gar nicht. Oder. Sie können es gar nicht. Die Menschen nehmen große Grafiken und legen sie in den Hintergrund ihrer Profile, damit die Leere des Mitgeteilten gar nicht ins Auge fällt. Sie nehmen multimediale Inhalte aller Art und verwürzen damit den Vordergrund ihrer Profile. Sie scheinen nicht zu wissen, warum sie es tun. Sie tun es einfach. Vielleicht. Weil sie glauben zu müssen, zu müssen, weil ja jeder muss. Die, die ich persönlich fragte, konnten mir nur sagen, dass sie es cool fänden. Eine kühle Antwort, die die Kälte des mechanischen Vorgangs gut widerspiegelt. Aber warum sie es machen, konnten sie auch nach Rückfrage nicht angeben, einige wurden sogar unterschwellig aggressiv bei einer so einfachen Frage. Ich glaube, sie machen es, weil sie einen Ersatz für ihr entfremdetes und damit entglittenes Leben suchen. Und. Sie entwickeln dabei nicht einmal einen Funken Bewusstseins, dass sie damit ihr entfremdetes und entglittenes Leben stabilisieren. Die schreiende, flackernde und blinkende Leere ihrer Profile ist ein Spiegelbild der Leere ihres Lebens. Die megabyteschwere Verpackung für das flutsche Nichts ihrer Mitteilungen ist ein Blick auf die Zukunft der Medien: Mit großem Aufwand nichts mitteilen, aber auch dabei nicht persönlich werden, sondern in vorgestanzten Schemata bleiben. Um etwas anderes zu tun, müssten diese Menschen wissen, dass sie etwas anderes tun können. Und. Das ist es, was hier schon den Kindern abgewöhnt wird. Damit. Aus jeder menschlichen Regung ein geschäftlich und institutionell behandelbarer Vorgang gemacht werden kann. Der. Mit gezwungenem Lächeln hingenommen wird.“
Der Vorübergehende von morgen geht weiter. Er weiß, dass seine trübe Zeit nicht aus dem Nichts kam.