Als der Zeitgenosse zum Vorübergehenden sagte: „Die SPD hat Thilo Sarrazin ausgeschlossen“, da antwortete der Vorübergehende nur: „So lange Gerhard Schröder nicht mit einem Parteiausschluss rechnen muss, ist die SPD kaputt; so lange Gerhard Schröder zu jeder Parteiveranstaltung eingeladen und wie ein Held gefeiert wird, ist die SPD faschistoid; so lange die Gestalten und Gedanken aus der Schröderzeit weiterhin das Gesicht der SPD prägen, sieht die SPD wie ein anderer Körperbereich mit zwei Backen aus. Gerhard Schröder war der Donald Trump der BRD, etwas provinzieller, aber mit genau so großer narzisstischer Persönlichkeitsstörung und genau so gefährlichen Realitätsverlusten: Ein empathieloser Opportunist und Psychopath, dem die Folgen seines Tuns völlig gleichgültig sind. Sarrazin war doch nur eine Randfigur, wenn auch eine zur markttotalitär-menschenverachtenden Politik der SPD perfekt passende Randfigur, wie Schröder aufgeblasen von einem miesen Journalismus, dem jede Empörung recht ist, wenn man mit ihr nur die Werbeplätze vermarkten kann“.
Archive for Juli, 2020
Wer im Gespräche seine Standpunkte, Ideen und Auffassungen nicht begründet, sondern stattdessen in einem billigen rhetorischen Trick seinem jeweiligen Gesprächsparter immer wieder Desinteresse in der abwertenden Phrase des „das interessiert dich ja sowieso nicht, das willst du ja sowieso gar nicht wissen“ unterstellt, ist in Wirklichkeit an einem Gespräch gar nicht interessiert, sondern will nur für seine Ideologie missionieren. Das „Gespräch“ ist genau so „sinnvoll“ wie das Gespräch mit einem religiösen Fanatiker auf Mission. Es führt zu keinerlei Veränderung, Fortschritt, Einsicht in falsche Betrachtungen oder neuen Gedanken. Es ist Lebenszeitverschwendung, und zudem unerfreulich und in seiner dummen psychomechanischen Monotonie wenig unterhaltsam.
Das Hauptproblem aller Menschen, die in einer Ideologie oder in einer Religion gefangen sind, ist die innere Logik der Idelogie oder der Religion, die den Verstand verblendet und das Denken vernebelt, obwohl sie von außen lächerlich und durchschaubar wirkt. Tatsächlich kann man aus falschen Annahmen logisch korrekt jeden beliebigen Schluss und stets auch sein Gegenteil ableiten, und alles an diesem Erschließungsprozess wirkt wie eine echte gedankliche Tätigkeit, die vollwertige Erkenntnis hervorbringt: Ein wahrer und klarer Gedanke, belegbar und ja, sogar logisch erklärbar, obwohl es sich dabei immer nur um die Auswahl dessen handelt, was der Psyche am besten und kuschligsten behagt und den Geist nicht mit allzu derben kognitiven Dissonanzen belastet. Wer klar denken will, statt sich in der lustgetriebenen Mechanik seiner Psyche zu verlaufen, sieht zu, die Grundlagen seines Denkens zu sichern, noch bevor er Schlüsse daraus zieht, auf dass seine Erkenntnisse auch gültig werden. Das ist eine Tätigkeit, die im Lande der Psyche nur wenige ausüben, und beinahe kein Politiker befleißigt sich dieser Mühe.
Gruß an F. B.
Wo man die Götter anbetet, da verstecke dich und deinen wachen Geist vor der narzisstischen Brutalität der Gläubigen; wo man die Flagge anbetet, da behüte dich und deinen sterblichen Leib um jeden Preis vor dem Kriegsdienst und vor jeder Uniform; wo man einen Menschen anbetet, da lass alles entbehrliche zurück und flieh so schnell wie möglich von dort, denn nichts dort könnte dich noch retten!
Die Wirtschaftsberichterstattung der Journalisten hat sich inzwischen völlig vom Wirtschaften losgelöst und konzentriert sich auf das Wettgeschäft an der Börse. Von daher ist es eine völlig natürliche Entwicklung, dass die Sprache sich immer mehr an die entintellektualisierende, faktenferne Sprache der Sportberichterstattung angleicht; an das andere große Buchmacher-Thema im Journalismus. Wo von Einschätzungen, Gefühlen, Hoffnungen, Aufsteigern und Absteigern die Rede ist, da könnte auch ein Hellseher, Astrologe oder Kartenleger die Nachrichten schreiben.
„Entwirf uns eine Sitzbank“, haben sie bei der Stadt Hannover dem Designer gesagt. „Die muss nicht gut aussehen und auch nicht wirklich bequem sein, denn die Menschen sollen ja nicht kostenlos sitzen, sondern einkaufen. Mach irgendwas mit Beton und dafür ohne Rückenlehne! Und gestalte diese Sitzbank so, dass ein Obdachloser beim besten Willen nicht darauf schlafen kann, denn der Obdachlose soll gar nicht erst in die Stadt kommen, und wenn er kommt, dann soll er auf dem Boden schlafen, in Dreck und Kälte auf dem Boden schlafen“. Und der Designer lieferte ganz genau so, wie es von der Stadt Hannover bestellt wurde.
Inzwischen ist es so weit gekommen, das ausgerechnet die von Journalisten immer als rechtsradikal oder rechtspopulistisch bezeichnete AfD in ihrer kurzen Geschichte mehr klare, offene Faschisten aus der Partei ausgeschlossen hat als CDU und CSU in den vielen Jahrzehnten seit 1945.
„Lehrer ist kein Beruf“, sagte der Vorübergehende, „sondern eine Diagnose“.
„Die Macht der Presse?“, sagte der Vorübergehende zum Zeitgenossen laut im gespielt fragenden Tonfall, um grinsend fortzusetzen: „Die spüren vor allem die Weintrauben“.
„Aber nein“, sagte der Vorübergehende ernst, „ich bin gar nicht lebensmüde. Ich bin menschenmüde“.
„There is no free lunch… Quatsch, das stimmt doch gar nicht“, sagte sich die Maus, als sie das Stück Käse in der Mausefalle sah.
Im Raum mit dem laufenden Fernseher sagte der Vorübergehende: „Im Fernsehen kommt heute ja wieder alles zusammen. Außer intelligente Menschen“.