Category: Endtexte


Wo die Märkte regeln

„Es ist sehr schwierig, nicht die Formen der geschäftstüchtigen Unmenschlichkeit anzunehmen, die uns alldurchwaltend umgibt; es ist mit großen persönlichen Einschränkungen und einem elenden und einsamen Dasein verbunden, aber ich glaube immer noch, dass es sich lohnt“, sagte der Vorübergehende leise zu seiner Zeitgenossin, „aber ich habe nicht mehr die Kraft dazu. Es wird Zeit, dass ich sterbe. An dem, was ich zurücklassen werde, habe ich wenigstens keinen Anteil gehabt“.

Kurz, nachdem er das sagte, las er das Wort vom „Abnutzungskrieg“ aus der Feder der Journalisten, und er dachte sich: „Tote sind jetzt nur noch Verschleiß, wie treffend dieses Wort doch ist, wie treffend es doch mein ganzes Leben hindurch war“.

Heiterkeit in der Verödung

Ich verfolge das Jammern über die „Verödung der Innenstädte“, weil einige große Kaufhausketten ihre völlig unrentabel gewordenen Verkaufshäuser schließen, ja mit der allerhöchsten Heiterkeit eines Menschen, der für sich selbst nur noch den Tod vor sich sieht und deshalb angesichts der Realsatire gelassen bleiben kann. Jahrzehntelang musste ich mir anschauen, wie die Innenstädte mit vollem politischen Willen und klarer, zielstrebiger Absicht zu Orten umgebaut wurden, die nur noch dem Akt des Einkaufens und damit verbundenen, weiteren Konsumakten gewidmet waren, was hier in Hannover so weit ging, dass vorsätzlich die kostenlosen und zum Einfach-nur-Verweilen einladenden Sitzbänke aus der Innenstadt entfernt wurden, weil das Bild von Armen und Obdachlosen wohl nicht in die politisch gewünschte Konsumstimmung passte; dies wurde ergänzt um eine systematische Vertreibung und Vernichtung „schmuddeliger“ Lokalitäten sowie um eine Entfernung von Musikern und Straßenkünstlern aus der Innenstadt, so dass nach Ladenschluss — der immer weiter in den Abend gelegt wurde — die Stadt nur noch von den unter dem Schutz der Dunkelheit weggekehrten asozialen Müllbergen eines Tages voller Konsum und Fastfoods „bewohnt“ wurde. Denn alle Orte, die Leben hätten geben können; alles Tun, das nicht der Förderung von Kaufakten gewidmet war, wurde zerstört. Jahrzehntelang. Planvoll. Mit aller destruktiver Kreativität. (Unvergessen die zeitweise aufgestellten Sitzbänke, die ein Liegen unmöglich machen sollten, aber auch das Sitzen recht unbequem machten.)

Heute liegen die Obdachlosen im geizig gewährten Schutz draußen an der Fassade des monströsen und nutzlos gewordenen Karstadt-Kaufhauses zwischen Georgstraße und Schillerstraße; ein Bau, der niemals mehr einen Mieter finden wird, weil diese Geschäftmöglichkeit schlicht nicht mehr existiert. Jedenfalls nicht in dem Maße, dass man damit auch nur die Heizkosten und die obszöne Gewerbemiete eines viergeschossigen, ehemaligen Konsumtempels aus Glas und Licht erwirtschaften könnte. Wäre diese albtraumhafte Stadt ein Ort für Menschen, dann würde der ansonsten nutzlose Bau für Menschen geöffnet, die Schutz vor dem Wetter und der Kälte suchen. Diese Stadt soll aber kein Ort für Menschen sein, schon gar nicht in der Innenstadt, sie soll ein Ort fürs Kaufen sein. Die „Verödung“, die so gern beklagt und befürchtet wird, läuft schon seit nahezu vierzig Jahren als politischer Gestaltungswille, und sie geht von einer korrupten Stadtverwaltung aus, die sich einem solchen Vorschlag gewisslich mit dem „Argument“ entziehen würde, dass es ja Geld kostete, Geld für Bewachung und für Reinigung und für provisorische sanitäre Anlagen und für die unvermeidliche und mit üblichem medialen Tamtam befeierte „psychosoziale Betreuung“, die übrigens keine einzige fehlende und für das so genannte „Existenzminimum“ bezahlbare Wohnung schaffte und von keinem Menschen, der sich dieser zum Hohn als „Angebot“ bezeichnet werden würdenden Gehirnwäscheversuche gezwungenermaßen aussetzte und sich noch nicht vollständig das Gehirn weggesoffen hätte, auch nur ansatzweise ernst genommen werden könnte. Da gibt die von grün-roten Menschenfeinden unter Oberbürgermeister Belit Onay regierte Stadt Hannover ihr Geld lieber für Brücken zwischen demnächst begrünten Flachdächern aus [Archivversion]; Brücken mitten durch die Stadt, gern finanziell vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen auf Beschluss des Deutschen Bundestages mit noch mehr dummen Staatsgeld gefördert, gern von Journalisten des Madsack-Verlages bejubelt und in den schönsten Bildern ausgemalt: So eine kreative Belebung der Stadt, so visionäre Architekturzeichnungen, so ein schönes Grün! Es wird auch frauenfreundlich, ganz gewiss, die verbleibenden Malls richten sich ja nur noch an den Modeverbrauch der Frauen. Und Parkhäuser gibt es auch, so dass Park und Parken vermählt werden! Was will man mehr?

Immerhin sind es nicht mehr Tunnel wie die Passerelle, vom nicht so gut ausgewaschenen Volksmund damals aus sehr naheliegenden Gründen auch gern als Pisserille bezeichnet, die jetzt in den kranken Köpfen gieriger, korrupter Menschen ausgebrütet werden. Außer vielleicht im Ihmezentrum, wo mit dem Bau der seit vier Jahren geplanten und staatlich absurd hoch subventionierten „Durchtunnelung“ von der Blumenauer Straße zur Ida-Arenhold-Brücke immer noch nicht begonnen wurde, obwohl der Durchgang schon immer existierte und einfach nur etwas ausgebaut werden müsste, ohne dass ein Erfordernis zum Durchtunneln bestünde. Wenigstens wurden schon ein paar hunderttausend Euro Staatsgeld eines kernkorrupten Staates abgeschrieben. Es wird sich schon eine Tasche gefunden haben, dieses Geld hineinzustecken, und eine Hand wäscht die andere.

Abendimpression der Ruine des Ihmezentrums in Hannover-Linden, fotografiert vor acht Jahren

Die inzwischen noch stärker als in diesem acht Jahre alten Foto vom Zerfall geprägte Ruine des Ihmezentrums in Hannover-Linden und der gesamte damit verbundene, strafrechtlich niemals verfolgte Großbetrug durch Unternehmen wie Carlyle und Intown sowie durch windige Bankrotteure wie Lars Windhorst und ihren eifrig architekturgezeichneten und PResseerklärten Visionen vom „Shoppen auf 25.000 Quadratmetern“ gewährt nicht etwa nur einen Blick in die Vergangenheit des Bauens, sie gewährt einen Blick in die Zukunft der gesamten Innenstadt, und das keineswegs nur in Hannover. Wenn man einen Ort vorsätzlich so plant und über Jahrzehnte hinweg so gestaltet, dass er nur noch als umsatzförderliches Umfeld für Kaufhäuser dienen soll, dann bleibt lediglich Verwüstung zurück, wenn die Kaufhäuser verschwinden — und stellenweise dicke Schichten sich jahrelang eklig ansammelnden Taubenkots an einem Unort, um den sich niemand mehr kümmert.

Dies zu bemerken, bedarf es nicht einmal der Weitsicht, nur der Einsicht und des handelsüblichen Verstandes. Um allerdings in schlecht gespieltem Schwachsinn so zu tun, als bemerke man das alles nicht, bedarf es hingegen der Korruption und der kältesten, bis in das Faschistoide gehenden Menschenverachtung, ergänzt um unerbittlichen Armenhass. Und diese Menschenverachtung trägt alle Namen der halbwegs chancenreich zu Wahlen antretenden politischen Parteien sowie ihrer Komplizen im Journalismus und in der Reklame. Leider. Nicht nur in Hannover.

Stein

Zu seiner Zeitgenossin sagte der Vorübergehende mit leiser, fast erstickter Stimme: „Eine Welt habt ihr geschaffen, in der man anfängt, die Steine dafür zu beneiden, dass sie keine Empathie in sich fühlen können“.

An die Menschheit!

Fresst ein Bündel Banknoten und fahrt zur Hölle! So schöne, leckere Banknoten! Dafür tut man alles, dafür macht man alles mit.

Viel Spaß noch im Faschismus!

Quamquam ridentem dicere verum quid vetat.

Horaz

Gegessen zu haben, sich zurückzulehnen, einen Restgeschmack im Mund und ein wohliges Gefühl der Wärme dort wahrzunehmen, wo eben nur noch Kohldampf war, löst ein tiefes Befriedigungsgefühl aus, das sich durch Propaganda, Ablenkung, Durchhalteparolen, Scheinpolitik, Populismus und sonstiges Staatstheater nur sehr kurzfristig und auch dann nicht im vergleichbaren Maß substituieren lässt.

Am Ende bleibt da nur der Strang um euren Hals, der bei den von euch beraubten und entrechteten Menschen schließlich auch ein tiefes Befriedigungsgefühl auslösen kann.

Die Wachenden haben eine einzige und gemeinsame Welt, von den Schlafenden aber wendet sich jeder seiner eigenen zu.

Heraklit

Hör auf damit, mir jeden Tag zu erzählen, wie ich mich fühle und wie ich mich fühlen soll! Du hast mich noch niemals danach gefragt, wie ich mich fühle. Du glaubst, alle Antworten zu haben.

In Wirklichkeit bist du ein eingebildeter Dummkopf aus einer Parallelgesellschaft, in der ich nicht vorkomme.

Seit Jahrhunderten schon nicht mehr.

Und wenn du mich persönlich nach „meinem Gefühl“ gefragt hättest, hätte ich es dir nicht gesagt. Ich vertraue dir nicht. Aus Erfahrung. Aus langjähriger, schmerzhafter und persönlicher Erfahrung. Aber wenn ich den Eindruck gewinne, dass deine Aufmerksamkeit länger als eine zweckdienlich-werbewirksame Minute dauern wird, dass du es ernst meinst und nicht einfach nur manipulativ an mir herumstupsen willst, sage ich dir vielleicht, was ich denke. Das halte ich im Übrigen für wesentlich interessanter als die Reaktionen meiner Psyche auf die Zustände, allein schon, weil man es bestätigen, widerlegen oder relativieren kann. Deshalb bekommt es eine über mich selbst hinausgehende Bedeutung, im Gegensatz etwa zu einer Angabe, dass ich mich jeden Tag in den Schlaf weinte, fern von jedem warmen Ohr, in der alleinigen Gesellschaft meiner Tränen.

Ich hasse dich ja nicht mit dem herzlosen Menschenhass, der dein ganzes Leben prägt, du herzfressender Hasstäter!

Hör auf damit, mir zu erzählen, was ich (oder die von dir konstruierte Gruppe von Menschen, der du mich flugs zuordnest) will! Du hast mich noch niemals danach gefragt, was ich will. Es hat dich auch nie interessiert. Meistens weiß ich es noch selbst, trotz der ganzen Reklame.

Nimm deine Kamera weg! Halt sie wieder auf etwas mit großen Brüsten, viel Geld oder empörender Korruption und Heuchelei! Es hat dich niemals interessiert, wie ich aussehe, also schmück dich nicht sinnlos mit meiner Kopftrophäe, unter der du voller Stolz deine Erzählung erzählst!

Du bist Abschaum. Ekel. Alles Schlechte, Kranke und Zerstörerische komprimiert, im Dienste jeder schlechten Sache. Seit Jahrhunderten. Auch im Faschismus wärst du etwas geworden.

Hör auf damit, mir zu erzählen, dass ein perfide gängelndes System aus Belohungen und Bestrafungen dazu da ist, mich zu einem besseren Menschen zu machen! Schau dir mal die Regierungsbank an! Die hätte es nötig. Die empfängt diese „Zuneigung“ aber gar nicht. Seit Jahrhunderten. Und dann schau dir die Menschen an, die reich geworden oder geboren sind! Die empfangen diese „Zuneigung“ ebenfalls nicht. Seit Jahrhunderten. Stattdessen sind die Gefängnisse voll mit Schwarzfahrern, Cannabisrauchern und verarmten Menschen, die ihr Essen aus den Mülltonnen „stehlen“.

Ich bin nicht so dumm, wie du glaubst. Und. Ich werde niemals so dumm sein, wie du mich machen willst.

Hör auf damit, mich anzulügen! Und vor allem: Hör auf damit, dich selbst anzulügen! Es gibt bessere Clowns als dich. Solche, über die man lachen kann. Auch außerhalb der Parallelgesellschaft einer schwafelvollen „sozialwissenschaftlichen“ Fakultät.

Du hast nur faulen Zauber. Und schnellbindenden Beton für Zustände, die verändert werden müssen. Seit Jahrhunderten.

Du bist widerlich.

Schon seit Jahrhunderten.

Lass mich in Ruhe!

Und bitte, fang an zu denken oder geh einfach sterben. Das ist ja kein erträglicher Zustand, was du geworden bist.

Für R.

Bleibt bei Twitter!

So lange so genannte Social-Media-Websites klein sind, sind sie relativ erfreulich. Es wird experimentiert, es wird Banales mitgeteilt, es wird gestritten, es wird geholfen. „Twitter“ kenne ich noch aus seiner Anfangszeit, und ich hätte damals niemals geglaubt, dass jemals jemand etwas damit anfangen könnte oder gar, dass darin genug Geschäft für ein börsennotiertes Unternehmen liege. Es war ein völlig sinnloses und gerade deshalb lustiges Angebot im Web; mit einer API, die so einfach war, dass ich „Twitter“ mit einem Shellskript befüllen konnte. (Die Lottozahlenvorhersage war von mir, es war eine einzige, aber etwas längere Zeile Code.)

Erst, wenn Social-Media-Websites eine gewisse Größe überschritten haben, wenn sie so groß geworden sind, dass gefühlte Anonymität das Ganze prägt, aber jeder seine kleine Blase von Gleichgesinnten, von gefühlten Anhängern findet, kommen diese vampirhaften Gestalten, denen es einzig darum geht, aus dem Rückhalt ihrer kleinen, recht unverbindlich auf Grundlage von Textfetzen gebildeten Clique heraus ihren verhungerten Narzissmus damit zu füttern, dass sie in Ermangelung wirklicher sozialer Befähigung möglichst viel Aufmerksamkeit anderer Menschen an sich binden: Diese ganzen Freunde des rauen Tons, der manipulativen Sprache, des digitalen Biedermeier, der perfiden Lüge und der hasserfüllten Rhetorik; diese Ideologen, Journalisten, PR-Leute, Werber, Esoteriker, Lehrer, Parteisoldaten, Propagandisten, Politiker, Sektierer (auch viele Politsektierer) und sonstigen Psychopathen… und eine Menge psychisch dringend hilfebedürftiger Menschen. Sie reißen den Betrieb schneller an sich, als man den Prozess verstehen könnte, sie prägen schnell das gesamte Bild einer so genannten Social-Media-Website, die schließlich und endlich zur offenen Form der geschlossenen Anstalt geworden ist; gärend, voller unerwarteter und unangemessener Emotion, Überreaktion und Feindschaft, unberechenbar, vorwurfsvoll, kryptostalinistisch, voller „Humor“, der nur noch in Spott und Verachtung besteht, voller Geisteskrankheit und Lüge, überall Gift.

Ein ideales Biotop für Gestalten wie Elon Musk, übrigens. Und für Gestalten wie Donald Trump.

Tut mir und euch selbst einen Gefallen, ihr Menschen, die ihr seit ein paar Tagen vor „Twitter“ weglauft, weil ein durchgeknallter Milliardär den Laden kauft, als ob euch nicht die ganzen Jahre völlig egal gewesen wäre, wer dieses „Twitter“ an der Börse besitzt: Kommt nicht ins Fediverse! Niemand vermisst euch dort! Erst recht erwartet euch dort niemand! Und das für euch vermutlich Wichtigste: Niemand wird euch dort hören! Ihr habt da keine Zuhörer mehr. Euer Narzissmus wird hungern.

Geht schön in eure offene Klapsmühle zurück und bleibt da unter euch!

Ich habe diese Art der Flucht jetzt schon so fünfmal erlebt. Sie kamen in Scharen ins Fediverse, stellten fest, dass sie nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erhielten und sie rannten in Scharen ausgerechnet dorthin zurück, von wo sie geflohen sind. Und es war jedesmal ein Generve mit Menschen, die nicht verstanden haben, dass eine Website, die nicht „Facebook“ ist, sich folglich auch nicht wie „Facebook“ bedient, sondern ein paar Dinge besser macht, ein paar Dinge schlechter macht und beinahe alle Dinge etwas anders macht. Regelmäßig kam es kurz nach den jeweiligen Social-Media-Flüchtlingswellen zu teilweise wortreichen Anklagen ans Fediverse, dass es sich in Bedienung und Konzepten doch an das anpassen solle, was es nicht sein will. Und dann waren die neuen, teilweise laut fordernden Leute wieder weg. Dorthin zurück, wo sie herkamen, aber wegwollten, weil die Betreiber aus geschäftlichen Gründen irgend etwas verändert hatten. Sie sind vor der Zensur geflohen, vor geänderten Nutzungsbedingungen, vor Überwachung, vor Datensammelei, vor algorithmischen, werbeoptimierten Timelines oder vor anderen Zumutungen, aber sie waren genau schnell wieder zurück und fanden jede Zumutung auf einmal zumutbar, als sie die Alternative kennengelernt haben: Aufmerksamkeitsentzug.

Oder, um es mit ihren Worten zu sagen: „Da ist ja keiner“.

Wer will sich schon eine Droge geben, die keinen Rausch verursacht?

Das müssen heftige Entzugsschmerzen für so einen „Twitter“-Folgling oder einen „Facebook“-Süchtigen sein! Wenn man nur sieht, was für Kröten diese Menschen fressen! Mit denen kann man vermutlich alles machen, weil sie wegen ihrer Sucht keine Wahl mehr haben! Social Media ist Heroin für das Volk. Legales Heroin, mit dem man völlig legale Geschäfte machen kann.

Erspart euch also den Umweg und bleibt gleich zuhause: In eurer Irrenanstalt, in der euer eigener Irrsinn längst zu einer Ware geworden ist, die ein anderer euch gegenseitig verkauft. Börsennotiert.

Ich wünsche euch dort von ganzem Herzen viel Spaß.

Aber bleibt dort!

Das Heroin, das ihr haben wollt, gibt es im Fediverse nicht. Niemand, der seine Websites nicht aus Gewinnerzielungsabsicht betreibt, hat auch nur das geringste Interesse an diesem menschlich sehr ekligen Geschäft mit der Sucht.

Und deshalb seid ihr dort eh falsch.

Bridget Discoll

Bridget Discoll starb am 17. August 1896 in London. Sie besuchte zusammen mit ihrer sechzehnjährigen Tochter den Hyde Park. Zu diesem Zeitpunkt fand dort eine Technikschau statt. Als sie hinter dem Crystal Palace zusammen mit ihrer Tochter eine Straße überquerte, absolvierte an dieser Stelle Arthur James Edsell für seine Beifahrerin Alice Standing eine Demonstrationsfahrt mit einem damaligen Auto, einem Roger-Benz der Anglo-French Motor Car Company. In heutigen Polizeiberichten und ihrer Wiedergabe in journalistischen Produkten müsste man sicherlich lesen, dass Bridget Discoll vom Auto erfasst wurde, ganz so, als wäre gar kein Mensch daran beteiligt gewesen, aber damals waren die Polizeibeamten, Journalisten und Menschen noch nicht so stumpf und menschenverachtend wie heute. Es gab auch noch nicht so viele Autos in London, nur rd. zwei Dutzend der lauten, verhältnismäßig unbequemen und stinkenden Gefährte teilten sich die von Pferdekot dicht bedeckte Straße mit den vielen Fuhrwerken und Pferden. Nach Aussagen von Zeugen hatte der Wagen ein rücksichtsloses Tempo, beinahe wie ein galoppierendes Pferd. Das Auto fuhr höchstens mit sechseinhalb Kilometern in der Stunde. Es konnte mit seinem Einzylinder-Benzinmotor nicht schneller fahren. Der Fahrer des Wagens hatte zwar noch kein Smartphone, aber achtete dennoch nicht auf das Verkehrsgeschehen — vielleicht flirtete er mit seiner Beifahrerin, vielleicht dachte er an seine Provision, wenn er ihr so ein Auto verkauft, vielleicht schloss er seine Augen und träumte von der großen automobilen Freiheit — und so fuhr er Bridget Discoll an. Sie wurde von der Wucht dieses Aufpralls zu Boden gestoßen und erlitt eine so schwere Kopfverletzung, an der sie binnen weniger Minuten starb.

Das letzte Wort, das Bridget Discoll von sich gab, unmittelbar vor dem Aufprall, war „help“.

Bridget Discoll war der erste Mensch, der mit einem Auto getötet wurde.

Es kam zu einer gerichtlichen Untersuchung, eine insgesamt sechsstündige Verhandlung, in der unter anderem Gutachter darlegten, dass der Motor des Autos nicht „frisiert“ wurde und dass das Auto keine Geschwindigkeit von mehr als sechseinhalb Kilometer in der Stunde erreichen konnte. Der Untersuchungsrichter Percy Morrison stellte als Ergebnis der Verhandlung fest, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe und berücksichtigte in seinem Urteil auch die geringe Erfahrung, die Arthur James Edsell mit dem Fahren eines Autos hatte. Es kam folglich nicht zu einer Strafverfolgung wegen eines Tötungsdeliktes. Zum Abschluss der Verhandlung drückte Percy Morrison den Wunsch aus, dass so etwas niemals wieder passieren solle.

Bridget Discoll sollte nicht der letzte Mensch sein, der im Zuge der totalen Automobilmachung der Menschheit mit einem Auto totgefahren wurde. Man nimmt es hin. Es sind Unfälle, die passieren. In den Presseberichten der Polizei und in einer menschenfeindlichen Presse, die diese Texte meist einfach kritiklos wiedergibt, heißt es dann, dass ein Kind, Fußgänger oder Radfahrer vom Auto erfasst wurde. „Man kann nichts dagegen machen“, ist der gewünschte Eindruck hinter dieser pseudosachlichen Formulierung. Es gibt keine Schuldigen. Es ist wie ein Tod durch Blitzschlag. Was geht ein Mensch auch bei Gewitter nach draußen, wo man doch vom Blitz erschlagen werden kann? Was geht ein Mensch auch auf die Straße, wo man doch vom Auto erfasst werden kann? Die Getöteten. Sind an ihrem Tod selbst schuld, bis auf den heutigen Tag. Denn die Räder müssen rollen, für die Märkte müssen sie rollen. Das ist, so sagt es der Werber und sein stinkender Bruder, der Journalist, Freiheit und Unabhängigkeit und Technik und Fortschritt und Wohlstand. Und kein Toter hat da jemals widersprochen.

Wenn Corona vorbei ist

Quamquam ridentem dicere verum quid vetat.

Horaz

Wenn Corona endlich vorbei ist, wenn wissenschaftlich belegt wegen des Impfschutzes und endlich entwickelter wirksamer Medikamente keine nennenswerte Gefahr mehr droht und die erbärmliche politische Corona-Stümperei zu Ende geht, wenn endlich wieder zur „Normalität“ vor Corona zurückgekehrt werden kann… es wird eine feierliche und fröhliche Zeit voller Lust und Zärtlichkeit unter den Menschen in der BRD ausbrechen, wenn Corona vorbei ist, voller lang vermisster Fröhlichkeit, Geselligkeit und mit viel lebensbejaendem Geknutsche.

Neun Monate nach dem Tag, an dem Corona vorbei ist, zeigt sich die erste statistische Folge: Es wird mehr Geburten als Hebammen und Entbindungsstationen geben, und niemand wird darauf vorbereitet sein, denn es konnte ja niemand damit rechnen. Einige Journalisten und Politiker werden von einer Babyschwemme sprechen.

Einige Jahre, nachdem Corona vorbei ist, sind die Kinder größer geworden, haben damit angefangen, eine Persönlichkeit zu entwickeln und die Eltern dieser Kinder werden eine Kindertagesstätte benötigen, wenn sie unter den Bedingungen des staatlich subventionierten Lohndumpings arbeiten und leben wollen. Es wird keine Kindertagesstätten geben, denn es konnte ja niemand damit rechnen, dass diese Babys einmal größer werden, dass sie einfach so zu Menschen heranwachsen.

Sechs Jahre, nachdem Corona vorbei ist, kommen die Kinder in das schulpflichtige Alter, aber der gesamte Kultusbetrieb wird unvorbereitet sein. Es wird an Lehrern und am Platz im Schulgebäuden fehlen. Trotz aller sorgfältig erstellten Zahlenwerke des Statistischen Bundesamtes und trotz der völligen Absehbarkeit dieser Entwicklung (auch für mathematisch weniger begabte Mitmenschen) wird in den sechs Jahren nichts geplant oder geschaffen, werden keine Lehrer ausgebildet und keine Schulen gebaut. Stattdessen werden große Stadien für eine Fußball-WM oder für Olympische Spiele gebaut. In applausheischenden Talkshows werden Kultusminister und Lehrervertreter von einem Schülertsunami sprechen, weil es über sie hineinbricht wie eine nicht vorhersagbare Naturkatastrophe, ja, fast wie eine Pandemie. Im Präsenzunterricht mit Klassenstärken zwischen sechzig und neunzig Schülern in unzumutbar beengten Räumen wird kaum noch ein geordneter Unterricht möglich sein, und die großen sozialen Unterschiede zwischen den Schülern sowie die bei einigen Schülern kaum vorhandene deutsche Sprachkompetenz werden geordneten Unterricht nahezu unmöglich machen.

Zwei Jahre später, acht Jahre, nachdem Corona vorbei ist, wird „die Politik“ endlich „alarmiert“ sein, weil einmal mehr ein „Superwahljahr“ bevorsteht. Lehrervertreter werden öffentlich und medial verstärkt darauf hinweisen, dass eine Generation von Analphabeten herangezogen wird. Nach der Wahl wird der wohlsimulierte Alarmzustand „der Politik“ einfach wieder vergessen, und alles andere auch. Was verbleibt, ist eine weitere Reform der deutschen Rechtschreibung, deren Durchführung und deren Nachbesserungen sich über fünf Jahre hinziehen werden; eine Zeit, in der den Schülern in engen, lauten Klassenräumen zugemutet wird, drei verschiedene vereinfachte deutsche Rechtschreibungen zu erlernen. Einige können hinterher sogar leidlich fehlerfrei schreiben und ein bisschen lesen, wenn sie sich anstrengen. Die meisten lassen sich Texte von ihrem Telefon vorlesen und verlassen sich beim Schreiben auf die Rechtschreib- und Grammatikautomatik nach dem von Google, Apple oder Facebook aufgenommenen Diktat.

Dass Lehrer und Lehrerinnen unter der ständigen Belastung psychisch und psychosomatisch erkranken, teilweise langfristig stationär behandelt werden müssen, teilweise berufsunfähig werden und in vereinzelten Fällen von Idealismus sogar in den resignierten Bilanzselbstmord gehen, wird die Situation zusätzlich verschärfen. In einer aktuellen Stunde des Deutschen Bundestages wegen der Folgen des „Schülertsunamis“ werden sich die Anwesenden im Plenarsaal erheben und den Lehrern und Lehrerinnen, die in der schwierigen Situation weiterhin durchhalten und alles für die Bildung und die Zukunft der Schüler tun, einen ausgesprochen preiswerten einminütigen Applaus spenden. Die Bildzeitung und das Trashfernsehen werden beinahe täglich über die zunehmende Gewalt unter frühpubertären Schülern berichten, denn es gibt ja jeden Tag etwas Schreckliches zu berichten, und mit irgendeinem Köder muss man ja die Zielgruppe zur Reklame ziehen, zum eigentlichen Geschäft des Journalismus.

Es wird Eltern geben, die ihre Kinder von der Schule fernhalten, weil sie ihre Kinder lieb haben. Diese Eltern werden mit Hilfe der Polizei und des Jugendamtes gefügig gemacht, weil Bildung ein unantastbares Recht der Kinder ist, das mit Zwang durchgesetzt werden muss. Wer auch nach Zahlung existenzbedrohend hoher Strafen noch nicht gefügig ist, bekommt die Kinder weggenommen. Die Kinder kommen in das röm.-kath. getragene Kinderheim „St. Blasius“ oder in das ev.-luth. Kinderlebensstift „Zucht und Hunger“. Es soll ja niemand abgehängt werden.

Sechzehn Jahre, nachdem Corona vorbei ist, holen sich die jungen Erwachsenen ihre „Umweltprämie“ für die Anschaffung ihres Erstautos ab — selbstverständlich mit klimaneutralem Akkuantrieb aus Strom, für den Braunkohle und Grüner-Punkt-Verpackungsmüll verbrannt… ähm… thermisch verwertet werden — und werden Verkehrsteilnehmer. Angesichts der Bildungssituation sind die Ansprüche an die Vergabe eines Führerscheines „angepasst“, also gesenkt worden, um Chancengleichheit herzustellen. Bei benachteiligten Menschen wie Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund, leseschwachen Menschen und Menschen mit „andersartiger Intelligenz“ ist es für die Erteilung einer Fahrerlaubnis hinreichend, wenn sie den Unterschied zwischen Gas und Bremse kennen und dieses Wissen in einer kurzen mündlichen Prüfung ausdrücken können. Zum Glück fahren die Autos weitgehend autonom, so weit ist die Technik schon. Verkehrszeichen sind längst in allen Farben des Regenbogens gehalten. Die Leistungen der Autoindustrie für die deutsche Wirtschaft werden ohne Unterlass vom politisch-journalistischen Komplex gewürdigt, und der Autokauf ist schon seit einem Jahrzehnt dauerhaft durch ausgezahlte staatliche Prämien subventioniert. Für den Ausbau oder Erhalt von Straßen war deshalb ebensowenig Geld übrig wie für die Schaffung ausreichender Parkplätze, von bezahlbarem Nahverkehr oder Fahrradinfrastruktur ganz zu schweigen.

Achtzehn Jahre, nachdem Corona vorbei ist, gibt es einen akuten Wohnungsmangel, den niemand voraussehen konnte, so dass im Vorfeld leider nichts dagegen getan werden konnte. Bei den jungen Erwachsenen, die unbedingt von ihren Eltern wegwollen, aber keine ausreichend bezahlte Arbeit mehr finden, wird man von einer „Wohnwagengeneration“ sprechen. Mit „Wohnwagen“ sind jetzt normal dimensionierte Pkw gemeint. Für das, was man früher einmal „Wohnwagen“ nannte, wäre ja auch nirgends mehr Platz.

Dank des technischen Fortschrittes, der viele menschliche Arbeiten durch mechanische Arbeiten ersetzt hat und wegen des ernormen Überangebotes verfügbarer Arbeitskräfte gibt es kaum noch existenzsichernd bezahlte Arbeit. Die Sozialleistungen werden nur gewährt, wenn man sich bereit erklärt, auch ohne Entlohnung vierzig Stunden in der Woche zu arbeiten, und sie sind von einer Größenordnung, dass die Vierzig- bis Fünfzigjährigen verklärt von der „guten alten Zeit“ mit dem „fetten Hartz IV“ schwärmen, von dem man so gut leben konnte. Die Sicherung der letzten dreitausendsechshundert unentlohnten Arbeitsplätze in der bundesdeutschen Autoindustrie genießt höchste politische Priorität, und ein kleines Hüsteln von BMW oder VW kann jedes Gesetzesvorhaben stoppen.

Die Inschrift „Dem deutschen Volke“ am Reichstagsgebäude wurde schon vor einigen Jahren durch die Inschrift „Dem DAX und den Märkten“ ersetzt. Es fällt niemanden mehr auf. Dazu müsste man ja lesen können.

Zwanzig Jahre, nachdem Corona vorbei ist, wurde der Lehrbetrieb an den deutschen Hochschulen endlich von allen Barrieren befreit und für jeden Menschen, der keine Arbeit hat, zugänglich. An den geisteswissenschaftlichen Fakultäten wird in völlig überfüllten Hörsälen Bullshitbingo gespielt, und das häufigste Lehrbuch für die Einführungsvorlesungen in Mathematik ist ein altes Vierte-Klasse-Rechenbuch aus dem Jahr 2015, das wegen seines hohen Anspruches heftig umstritten ist.

Nachdem Corona vorbei ist, haben die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland endlich wieder ihre Normalität zurück. Auch ihre politische Normalität. Es wird eine wunderschöne Zeit. So glauben die Menschen.

Die Zerstörung des Journalismus

Ich verspreche es, ja, ich gebe sogar mein Ehrenwort, ich wiederhole, mein Ehrenwort: Dies ist meine letzte kommentarhafte Anmerkung zu Rezo, und auch meine längste.

Eigentlich sollte es zu den vornehmsten Aufgaben eines Journalisten gehören, im Vorfeld einer Wahl ins Archiv zu schauen und eine Bewertung der bisherigen politischen Arbeit von Politikern und Parteien im Lichte der aktuellen Wahlversprechungen, Wahlversprecher, Wahlprogramme und sonstigen Reklamelügen vorzunehmen, damit jeder Mensch dazu ermächtigt wird, eine vernünftige und kluge Wahlentscheidung zu treffen.

Diese Aufgabe wird von Journalisten und journalistischen Produkten durchgehend nicht mehr angegangen. Stattdessen setzen diese mit der ganzen Kälte und Dummheit der Psyche die politische Reklame durch weitere Emotionaliserung und Deintellektualisierung fort, bis hin zur politisch vollständig irrelevanten und selbstverständlich menschlich niemals ehrlich beantworteten Frage „Wie fühlen sie sich?“ im Interview.

Die immer weiter und gefährlicher um sich greifende Neigung zur Irrationalität, Faktenflucht, Entintellektualisierung und Kurzsichtigkeit in der Politik ist die direkte Folge einer journalistischen Tagespraxis, die aus der Einsicht heraus, dass ihr eigentliches Geschäft die Vermarktung von Reklameplätzen ist, selbst schon seit Jahrzehnten Ton, Stil, Dummheit, Methodik und psychische Manipulation der Reklame auf- und angenommen hat, um die für das eigentliche Geschäft zentralen Reklameplätze um so besser und nahtloser einbinden zu können (und sich zugleich darüber verwundert und verbittert, dass niemand mehr für diese wie Reklame aussehende, kollektive contentindustrielle Leistungsverweigerung bezahlen will). Dies wird ergänzt um einen Strom der „Breaking News“, der alles Geschehene im Strom des aufgeregten Noch-Neueren mit sich ins Vergessen fortreißt, damit es keine Spuren und Erfahrungen bei Lesern und Zuschauern hinterlasse — bei einem rein psychischen Eindruck des Informiert-Seins, versteht sich.

Wenn ein junger und betont jugendlich aussehender YouTuber dann diese an sich journalistische Leistung erbringt, die von Journalisten seit Jahren verweigert wird [Archivversion gegen den gesetzlich erzwungenen Depublikationszwang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der BRD] und damit ein mittelgroßes Erdbeben im Wahlergebnis auslöst, weil er es geschafft hat, eine ganze Generation zu politisieren, dann zeigt er damit auch auf, wie wichtig diese an sich journalistische Leistung in den vergangenen zwanzig bis dreißig Jahren gewesen wäre und wie sehr es das Gefüge der Gesellschaft verändert hätte, wären Menschen nur dazu ermächtigt worden, auf Grundlage eines journalistisch aufbereiteten Archivs informierte Entscheidungen zu treffen.

Was die „Zerstörung der CDU“ unbeabsichtigt mit in den Fokus gerückt hat, ist die längst geschehene und doch immer weiter voranschreitende Zerstörung des Journalismus in Presse und Glotze, die schon jetzt eine leistungsschutzrechtgeschützte Ruine hinter den abbröckelnden Fassaden früherer Herrlichkeit und Unentbehrlichkeit hinterlassen hat. Dass Rezo bei diesem einen, auch für seine Verhältnisse außerordentlich erfolgreichen Video sowohl auf die Monetarisierung durch YouTube als auch auf Reklame verzichtet hat, obwohl auch er von Monetarisierung und Reklame lebt, ist eine durchaus fiese, unterschwellige Botschaft, an deren Zufälligkeit ich in einem wochenlang durch Recherche vorbereiteten Video nicht glauben kann und deren Sprengkraft zurzeit kaum ein Journalist wahrzunehmen willens oder imstande ist. Die von Rezo direkt angesprochene Generation ist indessen sehr wohl willens und imstande, diese unterschwellige Botschaft mindestens halbbewusst wahrzunehmen, und dort wird sie möglicherweise einen weit bleibenderen Eindruck als das kurzfristige tagesaktuelle Feuerwerk hinterlassen.

Es sind nicht nur die Zeit und das Geschäft der gerontokratischen Volksparteien, die gezählt sind und die sich auch mit Zensurforderungen — notdürftigst als „Regulierung der Meinungsfreiheit“ getarnt — nicht mehr lange erhalten können, wenn diese Parteien so weitermachen. Es ist auch die Zeit und das Geschäft der journalistisch tätigen Contentindustrie, die abgelaufen ist, weil niemand mehr ihre Reklame und Leistungsverweigerung braucht.

Zur hochnotfeierlichen Feier der sich zum „Geburtstag“ des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland selbst feiernden Classe politique wurde der erste Artikel dieses Grundgesetzes leider nicht eingeladen. Da dies aber „nur“ die Opfer der Jobcenter und die Hungerrentner des staatlich subventionierten Billiglohns, die Ausgelieferten der Pflegeverbrechen und die von einer seit vier Jahrzehnten unterlassenen Wohnungsbaupolitik zu Pennern gemachten Menschen mitbekommen, interessiert dieses Fehlen aber weder die feiernden Amtsträger noch die festberichterstattenden Journalisten in ihrer Parallelwelt.

No matter how nasty a statement is, censorship is nastier.

Richard Stallman

Irgendwann, in nicht mehr allzuferner Zeit
Werden die von euch erwählten
Mit Amt und Würden wohlgeschmückten
Und reich mit euerm Geld versorgten
Freunde der vorgeschobnen Gerechtigkeit
Mit riesigen Maschinen, die zum Preis
Von nur noch fünf gelösten Welthungerproblemen
In den Weltenraum geschossen wurden
Die Sonne wie mit dickem Sack verdunkeln.
Damit endlich auch die Blinden
Den Sehenden gleichgestellt sind.

Bis dahin freilich
Gibt es „nur“ Genetikquoten,
Kinder in schulischer Gehirnwäsche
Und erzwungene Genderkunstsprache.
Zur leichteren Gewöhnung
An die Sozialgenetik derer
Die nicht für „Rechte“ sich halten
Sondern für „Aufrechte“. Sind sie
Doch ein wohlgetreues Spiegelbild der „Rechten“.

Denn Reflexion hat zweierlei Bedeutung.
Gute Nacht.