Wir leben in einer Zeit, in der intelligente Menschen stumm und medial möglichst unsichtbar gemacht werden sollen, damit sich dumme Menschen nicht beleidigt fühlen.
Tag Archive: S/M
Zu einem seiner Mitmenschen sagte der Vorübergehende: „Mich hat dieses Twitter weder durch den ruppigen Umgangston und kollektive Account-Sabotagen seines Nutzermobs vertrieben; noch dadurch, dass es von einem psychisch kranken Milliardär aufgekauft wurde; noch dadurch, dass dieser Geldsack in der Folge eine bizarre Ankündigung nach der anderen gemacht hat. Aber als das Twitter-Logo, der blaue Vogel, plötzlich gegen den Hund von Dogecoin ausgetauscht wurde, war ich binnen einer Stunde weg und löschte meinen Account. Unter den Symbolen hochspekulativer und im Kern antisozialer Kryptogeld-Pyramidensysteme kommunizieren zu sollen, war für mich unerträglicher als jede Ankündigung von Elon Musk“.
Die so genannte „Schwarmintelligenz“, die sich stets dort zeigt, wo es mit der individuellen Intelligenz nicht so weit her ist und die durch „Social Media“ technisch vorangetrieben wird, ist das genaue Gegenteil der Aufklärung.
Früher haben uns die Journalisten immer nur ihre persönliche Twitter-Auswahl vorgelesen, um uns ihre eigene Meinung unter der Überschrift „was das Internet darüber denkt“ zu zeigen, als ob wir kein Internet hätten. Heute erzählen uns die Journalisten, dass Twitter-Käufer Elon Musk einfach das Logo des „Kurznachrichtendienstes“ ausgetauscht hat, ohne dazu etwas über die Hintergründe zu recherchieren oder zu schreiben, damit auch wirklich niemand mehr eine Chance hat, ebendiese Hintergründe tief vergraben unter dem Müllhaufen der SEO-optimierten Presseverleger-Websites selbst im Internet zu finden. Journalismus: Beinahe so wichtig wie ein kleines Steak.
Es ist schon ein bisschen bemerkenswert, also wert, dass man es bemerkt und sich merkt, wie sehr Journalisten, ein von Verlagsmilliardären gefütterter Berufsstand, der in der Vergangenheit immer wieder besonders laut, manipulativ formuliert und reichweitenstark Zensurmaßnahmen zum besseren Schutz der Frauen, Minderheiten, Kinder und sonstiger vorgeschobener Menschengruppen vor „Hate Speech“ im Internet gefordert hat, auf einmal ein Problem darin sehen können, wenn sie selbst wegen des ebenfalls vor den persönlichen Befindlichkeiten eines durchgeknallten Milliardäres vorgeschobenen Vorwurfes von Stalking, Doxxing und Mobbing von einer einzigen Website wegzensiert werden. Da sind die Journalisten gleich so erregt, dass die mit ihnen in obszöner Symbiose lebende Bundesregierung gleich miterregt wird und mit geweihtem Munde von der Pressefreiheit faselt, als seien die Grundrechte nicht ein Schutzrecht der Bürger gegen die Willkür eines immer wieder gern mal übergriffigen Staates (der, wenn es um die eigenen Tätig- und Tätlichkeiten geht, die Grundrechte von Menschen eher nicht so wichtig zu nehmen scheint, wie man an der unmenschlichen „Sozialpolitik“ und den immer wieder von Gerichten als menschenrechtswidrig kassierten Überwachungsfantasien deutlich sehen kann), sondern gälten auch in allen anderen Situation überall auf der Welt — außer vielleicht in Schule, Jobcenter und Arbeitsverhältnissen, da kann es gar nicht unterdrückerisch genug sein. Ob diese Journalisten jetzt wohl endlich in einem Anfall von Einsicht damit anfangen werden, die in den Kommentarbereichen ihrer journalistischen Websites systematisch verstummt gemachten Stimmen anderer Menschen wieder zuzulassen? Oder ob sie einmal mehr gar nicht bemerken, wie sehr sie in den Spiegel ihres eigenen täglichen Tuns schauen, wenn sie sich in die Pose einer Staatsgewalt werfen und sich so stark erregen?
Den Zustand der „Pressefreiheit“ erkennt man nicht an Twitter, sondern daran, dass Edward Snowden und Julian Assange wie Verbrecher behandelt werden, nur, weil sie Staatsverbrechen publik gemacht haben. Auch von der Bundesregierung, die diesen politisch verfolgten Menschen das grundgesetzlich garantierte Asyl verweigert.
Es hat schon einen hohen realsatirischen Liebreiz, wenn ein Politiker, der von einer S/M-Website verbannt wurde, weil er ein Abstimmungsergebnis nicht akzeptierte und deshalb dort seine offene Sympathie und sein Lob für einen gewalttätigen und destruktiven Mob in die Welt setzte, sein Propagandainstrument auf ebendieser S/M-Website zurückerhält, weil der Besitzer dieser Website eine Abstimmung auf dieser Website abhalten ließ, um seinen Gutsherrenwillen als Volkswillen darstellen zu können.
So lange so genannte Social-Media-Websites klein sind, sind sie relativ erfreulich. Es wird experimentiert, es wird Banales mitgeteilt, es wird gestritten, es wird geholfen. „Twitter“ kenne ich noch aus seiner Anfangszeit, und ich hätte damals niemals geglaubt, dass jemals jemand etwas damit anfangen könnte oder gar, dass darin genug Geschäft für ein börsennotiertes Unternehmen liege. Es war ein völlig sinnloses und gerade deshalb lustiges Angebot im Web; mit einer API, die so einfach war, dass ich „Twitter“ mit einem Shellskript befüllen konnte. (Die Lottozahlenvorhersage war von mir, es war eine einzige, aber etwas längere Zeile Code.)
Erst, wenn Social-Media-Websites eine gewisse Größe überschritten haben, wenn sie so groß geworden sind, dass gefühlte Anonymität das Ganze prägt, aber jeder seine kleine Blase von Gleichgesinnten, von gefühlten Anhängern findet, kommen diese vampirhaften Gestalten, denen es einzig darum geht, aus dem Rückhalt ihrer kleinen, recht unverbindlich auf Grundlage von Textfetzen gebildeten Clique heraus ihren verhungerten Narzissmus damit zu füttern, dass sie in Ermangelung wirklicher sozialer Befähigung möglichst viel Aufmerksamkeit anderer Menschen an sich binden: Diese ganzen Freunde des rauen Tons, der manipulativen Sprache, des digitalen Biedermeier, der perfiden Lüge und der hasserfüllten Rhetorik; diese Ideologen, Journalisten, PR-Leute, Werber, Esoteriker, Lehrer, Parteisoldaten, Propagandisten, Politiker, Sektierer (auch viele Politsektierer) und sonstigen Psychopathen… und eine Menge psychisch dringend hilfebedürftiger Menschen. Sie reißen den Betrieb schneller an sich, als man den Prozess verstehen könnte, sie prägen schnell das gesamte Bild einer so genannten Social-Media-Website, die schließlich und endlich zur offenen Form der geschlossenen Anstalt geworden ist; gärend, voller unerwarteter und unangemessener Emotion, Überreaktion und Feindschaft, unberechenbar, vorwurfsvoll, kryptostalinistisch, voller „Humor“, der nur noch in Spott und Verachtung besteht, voller Geisteskrankheit und Lüge, überall Gift.
Ein ideales Biotop für Gestalten wie Elon Musk, übrigens. Und für Gestalten wie Donald Trump.
Tut mir und euch selbst einen Gefallen, ihr Menschen, die ihr seit ein paar Tagen vor „Twitter“ weglauft, weil ein durchgeknallter Milliardär den Laden kauft, als ob euch nicht die ganzen Jahre völlig egal gewesen wäre, wer dieses „Twitter“ an der Börse besitzt: Kommt nicht ins Fediverse! Niemand vermisst euch dort! Erst recht erwartet euch dort niemand! Und das für euch vermutlich Wichtigste: Niemand wird euch dort hören! Ihr habt da keine Zuhörer mehr. Euer Narzissmus wird hungern.
Geht schön in eure offene Klapsmühle zurück und bleibt da unter euch!
Ich habe diese Art der Flucht jetzt schon so fünfmal erlebt. Sie kamen in Scharen ins Fediverse, stellten fest, dass sie nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erhielten und sie rannten in Scharen ausgerechnet dorthin zurück, von wo sie geflohen sind. Und es war jedesmal ein Generve mit Menschen, die nicht verstanden haben, dass eine Website, die nicht „Facebook“ ist, sich folglich auch nicht wie „Facebook“ bedient, sondern ein paar Dinge besser macht, ein paar Dinge schlechter macht und beinahe alle Dinge etwas anders macht. Regelmäßig kam es kurz nach den jeweiligen Social-Media-Flüchtlingswellen zu teilweise wortreichen Anklagen ans Fediverse, dass es sich in Bedienung und Konzepten doch an das anpassen solle, was es nicht sein will. Und dann waren die neuen, teilweise laut fordernden Leute wieder weg. Dorthin zurück, wo sie herkamen, aber wegwollten, weil die Betreiber aus geschäftlichen Gründen irgend etwas verändert hatten. Sie sind vor der Zensur geflohen, vor geänderten Nutzungsbedingungen, vor Überwachung, vor Datensammelei, vor algorithmischen, werbeoptimierten Timelines oder vor anderen Zumutungen, aber sie waren genau schnell wieder zurück und fanden jede Zumutung auf einmal zumutbar, als sie die Alternative kennengelernt haben: Aufmerksamkeitsentzug.
Oder, um es mit ihren Worten zu sagen: „Da ist ja keiner“.
Wer will sich schon eine Droge geben, die keinen Rausch verursacht?
Das müssen heftige Entzugsschmerzen für so einen „Twitter“-Folgling oder einen „Facebook“-Süchtigen sein! Wenn man nur sieht, was für Kröten diese Menschen fressen! Mit denen kann man vermutlich alles machen, weil sie wegen ihrer Sucht keine Wahl mehr haben! Social Media ist Heroin für das Volk. Legales Heroin, mit dem man völlig legale Geschäfte machen kann.
Erspart euch also den Umweg und bleibt gleich zuhause: In eurer Irrenanstalt, in der euer eigener Irrsinn längst zu einer Ware geworden ist, die ein anderer euch gegenseitig verkauft. Börsennotiert.
Ich wünsche euch dort von ganzem Herzen viel Spaß.
Aber bleibt dort!
Das Heroin, das ihr haben wollt, gibt es im Fediverse nicht. Niemand, der seine Websites nicht aus Gewinnerzielungsabsicht betreibt, hat auch nur das geringste Interesse an diesem menschlich sehr ekligen Geschäft mit der Sucht.
Und deshalb seid ihr dort eh falsch.
„Wie aktivistisch, entschieden und gerecht er doch aussieht“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „dieser grün-wählende SUV-Fahrer in seinem energiefressenden Volkspanzer, der bei jeder Gelegenheit Fridays for Future öffentlich auf Twitter applaudiert — von seinem neuen „Smartphone“ aus, das dermaßen vorsätzlich als fabrikneuer Müll konzipiert wurde, dass man nicht einmal mehr problemlos den Akku tauschen kann“.
Leute, die in social media beliebte „Hashtags“ mit Links auf contentindustrielle Bezahlmauern fluten, gleichen Leuten, die überall in den Straßen Wegweiser zu einer Tür aufstellten, die sich aber gegenüber dem damit erweckten Interesse als verschlossen erweist. Ihr Tun ist objektiv widersinnig und feindlich, ja, schon mehr als nur ein bisschen eklig. Es ist vom Tun eines Spammers nicht unterscheidbar. Die dazu geposteten Anrisstexte, die Interessantes verheißen, entsprechen völlig dem Text aus der Spam, der zum „Click here“ verleiten soll, bieten aber noch weniger als die Spam, denn die Spam böte wenigstens einen kriminellen Überrumpelungsversuch.
Die meisten dieser Leute sind übrigens Journalisten.
Diejenigen Herrschenden, die am liebsten die selbstständige Denk- und Urteilsfähigkeit eines jeden Menschen mit Gewalt auslöschen würden, damit sie nicht mehr ihren Ambitionen im Wege steht, an diesem ersten Ziel aber trotz aller ihrer Versuche und Propaganda scheitern, diese verbrennen dann irgendwann als Ersatzhandlung Bücher, zensieren das Internet, überwachen die Kommunikation, verbieten Wörter und kriminalisieren mit Willkürgesetzen Äußerungen; und sie haben dafür stets hunderte von angeführten Gründen, die nicht nach Gewalt, sondern nach Schutz und Fürsorge für höhere „Güter“ als individuelle Freiheiten klingen.
Der, der da steht und diktieren will, was geschrieben wird, während alle schreiben, der ist der Analphabet.
Ein besseres, treffenderes Wort für das irreführende Social Media wäre „werbefinanzierter Wahnverstärker“.