Als die Zeitgenossin zum Vorübergehenden von ganz normaler Angst erfüllt „Was sollen denn die Leute denken?“ sagte, antwortete der Vorübergehende mit einer einzigen Frage: „Und was ändert der Gedanke eines anderen Menschen daran, was du bist, träumst, denkst und möchtest?“, und er setzte fort: „Was dir Angst macht, ist niemals das für dich völlig bedeutungslose Denken anderer Menschen, sondern die Möglichkeit ihrer Gewalt, mit der sie dich behandeln könnten, wenn sie deine Lebendigkeit bemerkten. Deshalb verkriechst du dich lieber. Wer abweicht, wird bestraft. So ist das nun einmal in einer faschistoiden Gesellschaft“.
Tag Archive: Konformismus
Jeder einzelne hoffend, dass er nicht bemerkt werde, marschieren sie leise, auf Zehenspitzen, im Gleichschritt. Dem Abgrund entgegen.
Und wenn ich mal groß bin, damit Ihr es wißt,
Dann werde ich auch so ein Volkspolizist.
Ich helfe den Menschen, ich bin mit dabei,
Beschütze die Heimat als Volkspolizei!
Schade eigentlich, dass die „Junge Polizei Bremen“ (eine Jugendorgansiation der Deutschen Polizeigewerkschaft) nicht nur die Bilder dieser so heiter selbstoffenbarenden Kampagne „aus dem Verkehr gezogen“ hat…
…sondern darüber hinaus auch Blogger mit einer gewissen Reichweite, die gemeinhin als seriös rezipiert werden, freundlich darum bittet, derartige Zeugen der Zustände des Jetzt aus ihrem Blog zu nehmen, um „falsche Eindrücke“ künftig zu vermeiden. Dabei gaben derartige Bilder doch einen recht zutreffenden Eindruck davon, was für Denkmuster innerhalb gewisser Kreise der Polizeien in der Bundesrepublik in so großem Maße gängig und selbstverständlich sind, dass dort offenbar niemand im Vorfeld ein Problem darin sah, mit einer Kampagne an die Öffentlichkeit zu treten, die derartige Denkmuster verbildlicht und damit noch deutlicher und offenbarender macht.
Im Übrigen ist die mit dem oben gezeigten Bild transportierte Aussage zur Polizeiarbeit „Wir haben keine Zeit, uns um einen schwerkriminellen Terroristen zu kümmern, weil wir irgendwelche ansonsten harmlosen, herumlungernden Menschen aus dem öffentlich sichtbaren Stadtbild entfernen müssen, damit das image der Städte geschäftsfördernd bleibt“ dermaßen wahr, dass es nicht einmal das Titanic-Magazin tödlicher hätte hinbekommen können…
Die Freiheit und Selbstverwirklichung, die in der allgegenwärtigen Werbung unentwegt versprochen wird, wenn man sich den darin angebotenen Tinnef kauft, sie ist die Karikatur einer Revolution. Sie lässt sich grob in der Aufforderung zusammenfassen: Sei du selbst, gehe mit den anderen konform.
Glaube nicht an irgendetwas einfach nur, weil du es gehört hast. Glaube nicht an irgendetwas einfach nur, weil viele darüber sprechen. […] Glaube nicht an irgendetwas nur wegen der Autorität deiner Lehrer und der Alten. Glaube nicht an Traditionen, weil sie über viele Generationen überliefert worden sind. Wenn du aber beobachtet und analysiert hast, wenn du zu der Auffassung gelangt bist, dass etwas vernünftig ist und zum Guten hinführt und dem einzelnen und der Allgemeinheit nützt, dann akzeptiere es und lebe dementsprechend.
Buddha zugeschrieben
Das überforderte Auge — Die von der classe politique so gern vertretene Idee, dass ein Mehr an allgemeiner Überwachung zu einem Mehr der Sicherheit führe und die damit verbundene Forderung nach ständiger Ausweitung der Überwachung, sie ist populistisch und dumm. Sie ist es, weil sie übersieht, dass Menschen die Ergebnisse der Überwachung beurteilen müssen, und dass diese Menschen dann das Resultat der umfassenden Überwachung bewerten müssen. In der anschwellenden Flut der mechanisch erfassten Daten ertrinkend, bleibt ihnen dabei als Hilfsmittel nichts weiter als der „gesunde Menschenverstand“, der im Wesentlichen eine Ansammlung von allgemeinen Vorurteilen und verbreiteten Fehlkonzeptionen ist. Was diesen menschlichen Betrachtern hinter dem allgegenwärtigen Auge der Überwachung auf dieser dürren Grundlage auffällt, wird zum scheinbar objektiven Kompass polizeilicher Tätig- und Tätlichkeit gemacht, ist aber in Wirklichkeit das hinter einem technischen Apparat verschanzte Stammtischhirn eines Spießers, der vor allem alldas für bedrohlich und gefährlich hält, was anders und bunter und lebendiger aussieht als er selbst. Aber wie sehr muss derjenige, der eine Steigerung der Sicherheit durch Überwachung für billig und machbar hält, von einem kalten Größenwahn der Allmachbarkeit durchdrungen sein.
Nur nicht auffallen — Die Menschen werden unter der Bedingung einer allgegenwärtigen Überwachung des öffentlichen Raumes dazu erzogen, den beobachtenden und wertenden Menschen am anderen Ende des „Objektivs“ nicht aufzufallen, ihren unausgesprochenen, aber zur autoritären Kontrolle des Andersseins führenden Erwartungen so weit wie möglich zu entsprechen. Ein Teil dieses Prozesses ist bereits jetzt in der Praxis der in den letzten zehn Jahren recht häufig gewordenen, polizeilichen Personenkontrollen sichtbar. Was den Streifenpolizisten „auffällt“ und zum Anlass der Machtdemonstration einer Personenkontrolle wird, das ist der Ausländer, der Obdachlose, der nichtkonform aussehende und ungewöhnlich lebende Mensch und jeder, der den öffentlichen Raum nicht kaufsüchtig durcheilt, sondern ihn dazu nutzt, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Schon dieses in Uniform gekleidete, Norm gebende Vorurteil des im Streifenwagen durch die Straßen schleichenden Polizisten hat zu einer Zurückdrängung der früheren urbanen Vielfalt und zu einer Verödung des städtischen Straßenbildes geführt. Die damit einher gehende, übergeordnete Botschaft an alle Menschen ist, dass die öffentlichen Plätze nur der Bewegung von der Wohnung zum Kaufhaus oder zum Arbeitsplatze geweiht seien und dass sich jede Äußerung der Lebendigkeit in die vier Wände des Wohnquaders zurückzuziehen habe. Stadteile, in denen diese Zurückdrängung jeglichen Lebens in die Privatheit und Unsichtbarkeit nicht gelingt, werden als „problematisch“ und unsicher betrachtet. Das Leben selbst wird kriminalisiert. Mit einer ständig ausgeweiteten, technisch durchgeführten Überwachung greift diese unsichtbare Hand des geforderten Konformismus und des getarnten Rassismus in immer abstrakterer Form in einen immer größer werdenden Lebensraum hinein und erzwingt Anpassung durch den ständigen Blick und die Haltung, jeden Menschen, der in diesem Rahmen auffällt, mit einer persönlichen Kontrolle klar zu machen, dass er jenseits der geforderten Norm lebt. Der „große Bruder“, der dies zu tun scheint, ist die Larve des kleingeistigen Spießers mit seiner irrationalen Angst vor dem Leben selbst.
Gefühlte Sicherheit — Den populistisch geforderten Maßnahmen zur „Erhöhung der Sicherheit“ steht keine besondere Unsicherheit gegenüber, sondern eine lediglich gefühlte Unsicherheit, die übrigens jeden Tag massenmedial in reißerischer Aufbereitung extremer Einzelfälle angeheizt wird, da seit Zimmermanns „Aktenzeichen XY ungelöst“ wohlbekannt ist, dass sich der in den Alltag ragende Horror gut verkauft. Sie ist nicht einmal eine „gefühlte“ Unsicherheit, sie ist eine „gefühlt gemachte“. Das Entsetzliche der Reportagen und Meldungen muss nur ja schön grell und geil sein, damit die eigentliche Botschaft der Massenmedien, das konsumistische Evangelium der Reklame, umso bunter und leuchtender erstrahlt. Das so geschaffene subjektive Gefühl des Bedrohtseins wird als Grund für die objektive Beschränkung von Grundrechten genommen. Die zentral organisierten Massenmedien mit ihrem Titti- und Infotainment töten nicht nur den Lebenswillen ihrer Konsumenten ab, indem sie diese bewegungslos aufgeregt in den Fernsehsessel bannen, sie beschneiden in indirekter Auswirkung auch noch die Lebensmöglichkeiten jener Menschen, die ganz prächtig ohne dieses Stammhirnfutter leben könnten und das auch versuchen. Es nimmt nicht Wunders, dass gerade die Auswürfe von Jornaille und Schundfunk immer wieder dazu dienen, die Forderung einer Ausweitung der Überwachung zu transportieren, denn unter ihren gebannten, jeden Tag psychisch manipulierten und emotional kastrierten Nutzern sitzen jene Menschen, bei denen solche Forderung keine Einschränkung des eigenen „Lebens“ zur Folge hätte und bei denen die zur Durchsetzung einer solchen Forderung erforderliche Angst jeden Tag aufs Neue geweckt wird. Die „Demokratie“ unter den breit wirksamen, zentral organisierten Massenmedien ist eine Demokratur jener paar Handvoll Milliardäre, welche durch Anwendung ihrer Geldmacht die in diesen Medien transportierten Inhalte kontrollieren können.
Freimachen! — Kaum etwas macht die unverschämte Grenzenlosigkeit des zurzeit erstrebten Maßes der Überwachung so deutlich, wie die allen Ernstes geforderte, mechanische Demütigung der Menschen durch Nacktscanner. Während den Menschen einerseits durch das gesellschaftlich etablierte, religiöse Tabu und andererseits durch die Kriminalisierung der Nacktheit eine verklemmte Scham vor ihrem baren, körperlichen Sein eingeimpft wird, sollen sie sich andererseits von staatlichen Beamten allesamt und grundlos technokratisch ausziehen lassen, ganz im Namen der „Sicherheit“, versteht sich. Nichts könnte deutlicher machen, mit welcher Verachtung des einzelnen Menschen, mit welcher Freude an der Herabsetzung und erzwungenen Entblößung jede Forderung nach einer Ausweitung der Überwachung einher geht. Noch zwei bis drei Jahre tägliche Angstnachrichten, nach denen sich die zentral gesteuerte Angst richten soll, und die Menschen sind auch bereit genug, dass sie so eine Zumutung ohne nennenswerten Widerstand über sich ergehen lassen.
Die Unbewachten — Eine Gruppe von Menschen wird bei der Forderung nach Ausweitung der Überwachung immer wieder vergessen, und das sind jene Menschen, die in irgendwelchen Kontrollräumen sitzen und die Überwachung durchführen. Was werden es wohl für Spanner und Träger einer unterdrückten, perversen Herrschlust sein, die sich zu so einer wenig erfreulichen Tätigkeit hinreißen lassen, die ja auch nicht gerade gut entlohnt wird? Welche Ereignisse werden wohl ihre besondere Aufmerksamkeit bei diesen aus der technologischen Anonymität heraus zuschauenden Menschen finden? Schon diese kleine Überlegung macht klar, dass man sich von diesen Leuten nicht begaffen lassen will; es ist schon schlimm genug, welche fragwürdigen Charaktere den Polizeidienst attraktiv finden.
Rechtsfreier Raum — Gern wird von den demokratorischen Populisten, die ihre Rede für eine Ausweitung der Überwachung in die Hand nehmen, davon gesprochen, dass es nirgends „rechtsfreie Räume“ geben dürfe. Beim Nachdenken über die geforderte Überwachung zeigt sich aber, dass diese Populisten mit dieser Wortfaust einen stetig wachsenden rechtsfreien Raum erboxen wollen, einen Raum, der frei ist von elementaren Menschen- und Bürgerrechten wie der Freiheit zur friedlichen Versammlung, dem Recht auf ein Leben ohne rassisistische, weltanschauliche oder religiöse Diskriminierung und dem wegen seiner Selbstverständlichkeit nirgends kodifizierten Recht, sich selbst ohne den fressenden Blick anonym bleibender Spanner entfalten zu können. Wer eine Ausweitung der Überwachung fordert, fordert damit einen Abbau grundlegender Rechte.
Nichts zu verbergen — Die vielen Idioten, die so bereitwillig jedem, der sich nicht jede Zumutung des ausgeweiteten Überwachungswahns wortlos bieten lassen will entgegen, dass sie doch nichts zu verbergen hätten, wären darin sehr viel überzeugender, wenn sie sich zum Beleg dieses dummdreisten Wortes auf der Stelle nackt auszögen.
Sicherheit macht unfrei!
Individualismus (der) — Bezeichnung für eine moderne menschliche Haltung, in welcher die Menschen alles das tun, was die anderen Menschen auch tun. Nur eben allein.
So zynisch es klingen mag, eine solche „Psychologie“, die den alltäglichen Zumutungen nur die Idee entgegen setzt, einen Patienten so zu konfigurieren, dass diesem der ganze Dreck ziemlich egal wird, ist gesellschaftskonform und wertschöpfend: Sie erspart nicht nur die Diskussion über die ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen der Menschen, sie verschafft auch ein paar Schreinern Arbeit; entweder beim Orgon-Kastenbau oder bei der Herstellung von Särgen.
Es ist schon ein bemerkenswerter Zug dieser Gesellschaft, dass jene (inzwischen recht wenigen) Menschen, die sich dem allgemeinen Konformismus verweigern; die nicht in die vorgefertigten Schubladen passen wollen; die einfach nur sie selbst sein wollen; dass jene von den anderen Menschen so sehr ausgegrenzt werden, dass sie nur noch an sich selbst und an ihrem Verstand zweifeln können, ja, dass jene Individuuen irgendwann — und seien sie auch die fröhlichsten und lichtvollsten Gemüter — ihr Dasein als einen stinkenden Kadaver betrachten müssen, von dem sie sich durch einen Freitod befreien wollen. Menschen sind nun einmal soziale Wesen und gehen im Irrsinn ein, wenn man sie mitten unter anderen Menschen isoliert. Hier werden jeden Tag Menschen aus banalsten Gründen weggeschmissen, die einen wegen einer Zahnlücke oder einer Tätowierung, und die anderen wegen ihrer Kleidung. Und das. Fängt bereits in der Schule an. Jeder, der sich weigert, sein Sein und Schein an die industriell erstellten Vorbilder der Massenstanze der Massenmedien anzupassen, wird abgestraft, wird mit sozialem Druck dazu gedrängt, konform zu gehen, wird schließlich bei fortgesetzter Verweigerung ausgeschlossen, aus der Wahrnehmung ausgeblendet, weggeworfen, als Unperson betrachtet, durch die Verweigerung des Gedankens an seine Existenz gedanklich getötet.
Und. In den flackernden Evangelien des Konsumismus und von jeder Plakatwand herab wird die Ekstase des Genusses, die Freiheit und die durch Produktkauf erreichbare Individualität verkündet.
Er ist so symptomatisch für diese Zeit: Der Geschäftsraum, an dem der Denkende und Fühlende vorüber geht. Überm Eingang die blende Reklame in freundlichen Farben, die diesen Raum als ein „Fittness-Studio“ ausweist. Darinnen Menschen. Die an Maschinen stehen und mechanische Tätigkeiten ausführen, die sich qualitativ nicht von der abstrakten Arbeit unterscheiden, die aber im Unterschied zu dieser nicht entlohnt werden. Sondern sogar Geld kosten. Diese Menschen tun das, um sich fitt — das heißt zu Klardeutsch: angepasst — für die richtige abstrakte Arbeit zu machen, um ihren eigenen Marktwert zu erhöhen. Ebenso symptomatisch der Platz vor dem Eingang, der mit weißen Linien unterteilt ist. Ein Schild weist ihn als „Kundenparkplatz“ des „Fittness-Studios“ aus und winkt allen anderen Menschen, die dort ihr Auto abstellen wollen, mit dem dräuenden Abschlepphaken. Der Parkplatz ist wichtig, denn das „Fitness-Studio“ steht ein wenig abseitig, und um aus den nächstliegenden Wohnquadern dorthin zu gelangen, müsste schon ein Fußweg von über vierzig Metern zurückgelegt werden. Das ist den Menschen, die Kunden eines solchen „Fitness-Studios“ werden sollen, nun wirklich nicht zuzumuten. Denn diese Menschen. Die sich in dieser schweißgetränkten Selbstfolterkammer zu besseren Batterien für den betrieblichen Produktionsprozess machen wollen. Sie vermeiden in ihrer sonstigen Zeit jede noch so kleine Bewegung, sie würden sogar noch vom Fernseher zum Kühlschrank mit dem Auto fahren, wenn es dort nur eine Straße gäbe. Mit welcher tänzelnden Heiterkeit der Fühlende und Denkende doch an dieser Mühsal vorbeischlendern kann, in der sich die Menschen ihren Bewegungsdrang, ja, ihren Drang zum Leben abtöten! Und. Mit welcher Betrübnis!
Um zu sehen
Was noch kommen wird
Nahm er eine Zeitmaschine
Zu reisen dorthin
Da sich die zensierten Blogger treffen.
Eine weite Reise
In die Zukunft
War es nicht.
Kaum stieg er aus
Da war er überrascht
Ob des hellen bunten Ortes
Da sie beisammen saßen.
Und. Auch des
Heitren Miteinanders
Im Exil.
Sie saßen lautstark beieinander:
Ein jeder twitterte und bloggte;
Man machte weiter wie gehabt.
Doch bald schon wurde er bemerkt,
Der Neue.
Und. Man war froh
Wegen frischen neuen Geistes —
Denn auch im Lachen fühlten sie die Ödnis.
Doch
Noch bevor er sprechen konnte
Zu stellen seine Fragen
Hoben sie schon an
Ihn zu begrüßen:
„Willkommen bei den Bloggern im Exil!“,
Sagte der eine.
„Sitz bei uns,
Wir schlagen dich mit Rat!“
Keine Pause, schon ein andrer:
„Schreib nicht so lange Texte,
Am Bildschirm liest man ungern!“
Er musste es wohl wissen,
Ihn las ja damals jeder.
Ein Vierter sprach:
„Bring Videos und Witz,
Das gibt dir noch mehr Leser!“;
Und ein Fünfter:
„Der letzte Schrei der Technik
Ist stets ein gutes Thema.“ —
das iPhone trägt er hier selbst noch.
„Vergiss niemals zu twittern
Es verdoppelt deinen Traffic!“,
sprach ein Sechster,
gleich gefolgt von einem Siebten:
„Medien, Film und Fernsehn
Ists, was jeden intressiert,
Schreib dazu, der Erfolg ist dir gewiss.“
So sprachen sie
Pausenlos vom Bloggen
Und hörten gar nicht erst
Was der Besucher wollte.
Und in einer kleinen Pause
Des unentwegten Schwatzens
Meldete
Aus einer dunklen Ecke
Einer sich dazwischen.
Er hatte kein Gesicht mehr.
Seine Stimme schrie im Flüstern
Und stellte doch nur eine Frage:
„Neuling,
Hast du deine Leser
Ausgestattet?“
„Sag, Gesichtsloser,
Was meinst du nur mit ‚ausgestattet‘?“
Sprach der Reisende erstaunt.
„Haben sie von dir gelernt,
Dass ihre Trübsal nicht allein ist?
Und? Dass man
Ihr widerstehen kann?
Ja? Muss?
Wissen sie,
Jetzt,
Wo sie dich nicht mehr haben,
Selbst sich auszudrücken?
Aus ihrem eignen Leben?
Kennen sie deine Texte?
Werden sie in den Archivdiensten
Danach suchen?
Sie anderen als Tipp zustecken?
Dass die Namenlosen
Eine Stimme sich schaffen?
Haben sie
Gelernt, den Medien zu misstrauen?
Und? Die Lügen der Herrschaft
Jeden Tag aktiv
Zu korrigieren?
Auch ohne dich?
Oder war alle deine Mühe
Ein Wölklein Staub im Wind,
Hinfortgeblasen
Vom Sturm
Des immer wieder Neuen?“,
das war seine leise Antwort.
Am hellen Tisch der Lautestete,
Leise geworden, sagte er:
„Das sind die,
Denen das Bloggen
Nicht ein Selbstzweck war;
Die, denen man mit ihrem Blog
Auch ihr Lebenswerk zerstörte.
Leise und ohne Gesicht
Sind sie unter uns.“
Am Ort
Da sich die zensierten Blogger treffen
War das Gespräch
Verstummt.