Tag Archive: Angst


Kitt

Die Angst der Einzelnen und die soziale Kontrolle jedes Einzelnen durch andere verängstigte Einzelne, die nicht an ihre Angst denken wollen, diese beiden sind der Kitt des gesellschaftlichen Unrechts.

Der böse Mensch in Bambiland

Wer Angst vor den Menschen hat, hat vor allem Angst vor sich selbst.

Renato Guttoso

Der alternativ behauchte Kulturpessimist sagte (sinngemäß): „Man hätte die Erde so lassen sollen, wie sie ist. Man hätte niemals Kohle ausgraben dürfen, kein Erdöl an die Oberfläche der Erde pumpen dürfen, schon gar kein Uran aus den Bergen holen, um Kraftwerke damit zu betreiben. Der Mensch. Ist ein Feind der Natur, seit er sich nicht mehr darauf beschränkt, einfach spurlos zu vergehen. Und jetzt. Würde er am liebsten gar den Weltraum erobern, wo die Welt zur Wüste geworden“.

Und der Vorübergehende. Der das hörte. Antwortete: „Du gehst nicht weit genug in deiner Kritik an der menschlichen Kultur, deine Angst lässt deinen Gedanken auf halbem Wege stehenbleiben. Man hätte auch niemals die Bäume verlassen sollen, wenn du nur ein wenig weiter denkst. Oder. Die noch früheren Vorfahren des Menschen hätten niemals das Wasser verlassen sollen. Oder war es nicht so, dass das ganze Dilemma anfing, als irgendwelche DNA- oder RNA-Stränge sich in einer zeitlich weit entfernten schleimigen Pfütze darin einrichteten, von einer doppelten Lipidschicht umgeben zu sein, die in einem langen Prozess dann unsere Zellmembranen hervorbrachte? Was war das für eine Zerstörung von Umwelt! Die Erde ist nicht mehr die gleiche seitdem. Die gesamte Atmosphäre wurde in ihrer Zusammensetzung verändert und ist voll von hochreaktivem, gefährlichen Sauerstoff geworden, der ganz neue Mineralien hervorbrachte und übrigens auch das Klima veränderte. Denke deinen narzisstischen Angstgedanken zu Ende, damit du siehst, dass er das Leben verneint, und dann handele wie ein Lebender und tu ihn ab aus eigenstem Interesse! Und dann. Beginn am besten damit, das zu nutzen, was dich als Menschen auszeichnet — ein paar hundert Gramm organische Substanz im Schädel, die zu achtzig Prozent aus Wasser besteht. Denn diese Substanz. Ist die einzige Chance des Menschen für die Zukunft. Während du dich in der Nutzung deines Hirnes übst, wird das Antlitz der Erde immernoch von Wesen geprägt, die wir für unwichtig halten, von einzelligen Algen und Bakterien, die jeden Ort in ihren Lebensprozessen umgestalten. Und während du das in dein Bewusstsein tropfen lässt. Bescheide dich, du Mensch“!

Deine Ängste und Sorgen

„Deine dumpfen Ängste und Sorgen“, sagte der Vorübergehende zum zeitungslesenden Mitmenschen, „bewirken nicht, dass du morgen weniger Elend und Leiden hast. Diese ins Nichts gerichtete Anspannung und Erwartung zur Abwehr des befürchteten Schreckens bewirkt nur, dass du heute weniger Kraft zum Hassen, zum Lieben und zum Leben hast, dass du aus selbstgemachter Kraftlosigkeit heraus versäumst, zu verändern, was du verändern kannst. Deshalb wird ja auch so viel dafür getan, dich in dumpfe Ängste und Sorgen zu verhaften“.

Der innere Verkehrspolizist

Der Vorübergehende sagte zu seinem Zeitgenossen: „Wer heute im Internet freiwillig Geld für den Zugriff auf Musik bezahlt, der steht auch in einer kalten, nieselregnenden Nacht, wenn weit und breit kein Verkehr zu sehen ist fröstelnd und geduldig am Fußgängerüberweg und wartet darauf, dass die Ampel grün wird — nicht, weil es sinnvoll ist, sondern weil er sich den Polizeibeamten verinnerlicht hat und ihm aus sinnloser Angst zuvorkommt. Sämtliche Agitation der Contentindustrie ist bislang nur immer und immer wieder der Versuch gewesen, den Psychen der Menschen solche Angst und einen inneren Polizeibeamten zu implementieren, und das trotz der Dummheit dieses Versuches mit beachtlichem Erfolg.“

Weltuntergang ausgefallen, Erlösung auch

Dem gleichermaßen kindischen wie psychisch so wirkmächtigen angstvollen Glauben vieler Menschen, dass am 21. Dezember 2012 die Welt untergehen würde, weil ein längst nicht mehr benutzter Kalender „ablaufe“, ihm ging mehr als ein Jahrtausend einer jedes Miteinander prägenden christlichen Vergötzung des Kalenders in Form des „Kirchenjahres“ voraus, ein theo-verlogenes Instrument, das darüber hinwegtrösten musste und muss, dass bei den Religionsanhängern die täglich gefühlte Erlösung ausblieb und ausbleibt. Die schrillbunten Blüten des Bullshits sind so hoch gewachsen durch die Düngung auf dem Mist der Religion. Frohe Weihnachten.

Der gläubige Mob

Mit seiner Haltung, dass er selbst das göttliche Urteil über dumme und lästerliche Propagandafilmmacher aus den USA vollstrecken muss, belegt der gläubige Mob seinen Unglauben an die sonst aus so vollem Munde gesprochene Allmacht G’ttes — und mit der Angst, die dieser Mob dabei verbreitet, stellt er ein treffliches Spiegelbild des eigenen psychischen Zustandes her, der seine Mitglieder trotz allen Unglaubens an die formelle Religion bindet.

Frage zur Computernutzung

Weist du das Böse reflexartig zurück?

Quelle des Scans: Der Wachtturm, Publikation der Zeugen Jehovas

Gewaltfrei

Wie viele Menschen doch mit der hohen Nase normativer moralischer Maßstäbe die gebieterischen Worte „Gewalt ist keine Lösung“ aussprechen, dies aber nicht aus Einsicht, sondern weil sie Angst vor der Gewalt haben.

Warten aufs Christkind

Joseph Grünpeck: Das Christuskind straft die Menschheit mit Syphillis, Holzstich, 15. Jahrhundert

Das angstlösende Placebo

Wer sich existentiell bedroht fühlt, vor allem wer Angst vor dem Tod hat, neigt nicht nur stärker zum religiösen Glauben, sondern auch zur Zurückweisung der Evolutionstheorie, so eine Studie von Psychologen der University of British Columbia und des Union College (Schenectady, N.Y.).

Telepolis: Wissenschaft ist keine Religion, oder?

Wenig überraschend ists, dass ein Mensch in persönlicher Verunsicherung, ungewissen Zukunftsaussichten und existenzieller Angst dazu neigt, sich als angstlösenden Placebo eine besonders große Dosis Religion zu geben — denn dort, wo Wohlstand, Bildung und damit individuelle Möglichkeiten wachsen, wo in großer menschlicher Anstrengung vieles von den alten, jenseitigen Versprechungen ins Diesseitige gezerrt und zur Realität gemacht wird, da bedarf es einer „Dienstleistung“ nicht mehr, die das objektive Elend als ein Problem mit Gott deutelt und gegen dieses religiös proklamierte Problem die gleiche Religion als Heil- und Heilsmittel anbietet. Folglich. Schwindet unter solchen Bedingungen der Einfluss der Religion, genau so, wie er dort überwältigend und bis zur Grausamkeit fordernd wird, wo Menschen in Armut, Bildungsferne und sklavischen Abhängigkeitsverhältnissen ihr Dasein fristen müssen. Die beste Kur gegen die Religion und ihren unheiligen Sohn, dem teilweise mörderischen, aber stets fordernden und repressiven Hang zur Irrationalität, sie wird darin bestehen, dass Menschen aus ihrer einsamen Verunsicherung, aus ihrer Aussichtslosigkeit und angstvollen Unfähigkeit, das eigene Leben zu leben, herausgehoben werden. Der Witz „Sagt der Pfaffe zum Politiker: Halt du sie arm, ich halte sie dumm!“ liegt näher an der Wahrheit der staatsfrommen Zweieinigkeit, als viele Wähler und Kirchgänger gern für sich wahr haben wollen.

Was unter der letzten, unabwendbaren Angst vor dem zwangsläufigen Ende noch an individuellen Glaubenshaltungen verbliebe, das. Wäre ungleich erträglicher als die jetzt so überwältigende Abweisung jeder Möglichkeit eines Fortschrittes für die Menschheit und für jeden einzelnen Menschen.

Atome

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen mir im Moment zustimmen, wenn ich scheinbar im Ernst sage, dass man Atome abschaffen solle.

Hirn tragen, keine Steine!

Sisyphos, dieser Idiot bei seiner unerfüllbaren Aufgabe, die er sich von den Göttern auflasten ließ! Immer hoch den schweren Brocken, der immer vorm Ziel der Hand entgleitet! Hätte er neben den Muskeln für den Stein auch ein Hirn für den kecken Gedanken gehabt, so hätte er diesen Göttern zugerufen: „Seht doch zu, wie ihr euern verdammten Stein da hochbekommt, ihr seid doch hier die achsomächtgen Götter! Ich jedenfalls, ich hab Besseres zu tun.“ Und dann wäre er mit einem fröhlichen, blasphemischen Liedchen auf den Lippen in eine ganz gewöhnliche Welt gegangen, die einer Idiotie seines Schlages nicht weiter bedurft hätte.

Aber mit so einem hirntragenden statt steinschleppenden Sisyphos hätte man in der Antike ja niemanden Angst vor dem Urteil der Götter machen können. Und also auch. Niemanden gefügig machen können.