„Ich kenne es sogar von mir selbst“, sagte der Vorübergehende ohne die Spur seiner sonstigen Heiterkeit zu seinem Zeitgenossen, „wie der Weltuntergang zum Sehnsuchtsort jener zu kurz gekommenen Lebenden wird, die zwar das Leben hassen, aber zum Freitod nicht bereit oder zu feige sind. Ihr vordergründiger Hass auf das Leben selbst ist in Wahrheit ein Hass auf die objektive Ungerechtigkeit und die alles durchwaltende Bigotterie, mit der das Unrecht heiliggesprochen wird; und die Vernichtung des Lebens fühlen sie als Gerechtigkeit, als Karma, als etwas Wohlverdientes für die ihnen und ihrem Narzissmuss unverschuldet zuteil gewordenen Lebensbedingungen. Diese Haltung, die man einst nur bei Melancholikern erleben konnte und die im christlichen Kult der Schwäche, Dummheit, Traurigkeit und Sklaverei sogar so prägend für die religiöse Lehre geworden ist, dass man vom Christsein erst als Toter einen Vorteil zu erwarten hat, hat sich in breite Schichten der deutschen Gesellschaft eingeschlichen“.
Tag Archive: Weltuntergang
Vor den Menschen, die sich leichter und besser einen Weltuntergang mit Kulturkatastrophe als den Aufbau eines weniger ungerechten Miteinanders vorstellen können, sollte man weglaufen. Auch, wenn sie ihren Glauben „Evangelium“, „Liebe“ und „Gott“ nennen; auch, wenn sie noch so bürgerlich sind. Es sind Menschenhasser.
Als ob die Menschheit für ihre Selbstausrottungsbemühungen einer „künstlichen Intelligenz“ bedürfte, als ob sie das nicht problemlos mit ihrer eigenen „Intelligenz“ hinbekäme, die sie in den Dienst ihrer kalten Psyche stellt, statt es umgekehrt zu machen!
Als der aufdringliche Sektierer ein Vollbad in seiner Psyche nahm und gleichermaßen freudig wie angstvoll erzählte, dass doch jetzt demnächst die Welt untergehe, sagte der Vorübergehende heiter: „Ach, so ein Weltuntergang ist doch auch nicht weiter schlimm, ich habe schon mehrere erlebt„.
Dem gleichermaßen kindischen wie psychisch so wirkmächtigen angstvollen Glauben vieler Menschen, dass am 21. Dezember 2012 die Welt untergehen würde, weil ein längst nicht mehr benutzter Kalender „ablaufe“, ihm ging mehr als ein Jahrtausend einer jedes Miteinander prägenden christlichen Vergötzung des Kalenders in Form des „Kirchenjahres“ voraus, ein theo-verlogenes Instrument, das darüber hinwegtrösten musste und muss, dass bei den Religionsanhängern die täglich gefühlte Erlösung ausblieb und ausbleibt. Die schrillbunten Blüten des Bullshits sind so hoch gewachsen durch die Düngung auf dem Mist der Religion. Frohe Weihnachten.
Nichts macht diese kindische Idiotie, diese bei ausgewachsenen Menschen gar nicht anziehend wirkende, verantwortungslose Haltung Pippi Langstrumpfs „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt“ dieser ganzen Sektierer, Angstverkäufer und Weltuntergangsprofeten deutlicher als die hingestammelten Texte, die diese Leute veröffentlichen, wenn der irgendwie errechnete oder „geoffenbarte“ Termin für das Weltende verstrichen ist und die Welt sich nicht um Datum und Uhrzeit gekümmert hat und unberührt von den wuchtigen Worten fröhlich weiterexistiert. Und. Um für jeden Sehenden zu belegen, wie wichtig die Angst vor dem Ende für den Aufbau ihrer Sekte ist, lassen die Angstredner dann einen kleinen Teppich Gras über ihr Scheitern wachsen und gehen danach mit einem neuen Termin und frisch aus der Druckerei strömenden Traktaten paarweis von Tür zu Tür und sähen ohne einen Blick zurück, die Scheuklappe der Heiligen Schrift fest auf ihre Augen gepatscht, Hirnlosigkeit und Weltflucht unter jenen, die wegen ihres beschädigten Daseins besser zum Einfordern ihres angefochtenen Daseinsrechts erzogen werden sollten. Die Religion — selbst noch jene, die sich in einer vom Staate zuberaumten Nische gegen das „böse System der Dinge“ stellt, das der Staat ist — sie ist eine heilig sprechende Stütze genau dieses Staates und atmet genau die gleiche Angst und Gewaltdrohung wie dieser.
Frohe Pfingsten! Möge der Geist die Geistlosigkeit hinfortspülen!
Berechnet eure Daten für das Weltende und die zugehörigen Ereignisse doch zur Abwechslung einmal korrekt aus der Offenbarung des Johannes und aus den Proportionen der Pyramiden zu Gizeh. Dann können nämlich auch eure „Beweise“ besser überzeugen und außerdem ist der Satan nicht immer so verwirrt von euren Schriften voller Rechenfehler.
Quelle des Scans: „Licht“, Publikation der Zeugen Jehovas, 1922.
Man sollte Weltuntergangsprofeten übrigens immer ein paar Jahre nach Ablauf ihrer vorherigen Daten lesen, um so richtig genießen zu können, wie sie ihre vorherigen Fehler umdeuten und rechtfertigen, nur um noch einmal zu scheitern.
Mein werter mormonischer Zeitgenosse,
der du irgendwie meine Mailadresse herausbekommen hast (es ist ja auch gar nicht so schwierig) und der du meinst, mich anschreiben zu müssen, weil es dir so gar nicht gefallen hat, dass dein toller Prophet Joseph Smith sich auch mal beim Termin für das Ende der Welt vertan hat.
[Falls du es in Ruhe nachlesen möchtest, du findest es in LuB 130:14-17, verfasst am 2. April 1843. Kurz darauf, am 6. April 1843, machte Joseph Smith auf der damaligen Generalkonferenz die zusätzliche Prophezeihung: „Es gibt Menschen in dieser heranwachsenden Generation, die werden den Tod nicht schmecken, bis Christus kommt“. LuB hast du ja sowieso herumliegen, und die Generalkonferenzen sind schriftlich festgehalten…]
Ich kann ja verstehen, dass dir so etwas nicht behagt und dass du deshalb allerlei gedankliche Konstruktionen machen möchtest, um die Worte deines großen Propheten in einer eher metaphorischen Weise zu deuteln. Sonst könnte es ja sein, dass die gesamte von deinem tollen Propheten geoffenbarte Religion mit ihren tollen freimaurerischen Geheimritualen, zaubermächtigen Amuletten in der permanent getragenen Unterwäsche und der Aussicht, selbst zu Gott zu werden, war Gott doch einst wie wir, dass das alles — na, ich sags mal auf deutlich deutsch — dass das alles fürn Arsch ist. Das ist keine angenehme Vorstellung; vor allem dann nicht, wenn man schon ein bisschen für diesen ganzen Nonsens Glauben gelebt hat, womöglich sogar als junger Mensch zwei Jahre Mission auf sich genommen hat und seine ganzen sozialen Beziehungen innerhalb dieser auf den tollen Propheten Joseph Smith zurückgehenden Gemeinschaft hat. Da sieht man sich schnell mit seinem inneren Auge vor einem ganz tiefen Abgrund stehen — und das nur, weil so ein „Seher, Prophet und Offenbarer“ einmal den unsäglich dummen Fehler gemacht hat, eine seiner Offenbarungen dadurch überprüfbar zu machen, dass er eine Zeit angab.
Aber tu doch jetzt bitte nicht so, als wäre das der einzige Fehler, den dein toller Prophet Joseph Smith nachweislich begangen hätte. Mir gefällt ja am besten das, was du in der Köstlichen Perle stehen hast, hinten, fast als ein Anhang zu LuB, diesem Buch mit der kompletten Zusammenfassen alldessen, was die Kirche deines tollen Propheten Joseph Smith zu einer Psychosekte ersten Kalibers macht. Da sind auch so ein paar tolle Zeichnungen drin, weil dein toller Prophet auch Hieroglyphen lesen konnte und ein Buch in die Hände bekam, dass von Abraham selbst in ägyptischer Sprache geschrieben wurde — so sagte er jedenfalls. Oder lesen wir doch einfach mal die Einleitung des Buches Abraham in der Köstlichen Perle:
Eine Übersetzung von alten Aufzeichnungen, die aus ägyptischen Grabstätten stammen und in unsere Hände gelangt sind. – Die Schriften Abrahams aus der Zeit, da er in Ägypten war, das Buch Abraham genannt, von ihm mit eigener Hand auf Papyrus geschrieben.
[Sollte sich der Text inzwischen mal wieder geändert haben — tut mir leid, meine Sammlung digitalisierter religiöser Quellentexte ist schon etwas betagter, und die LSD LDS-Kirche ändert öfter mal die „heiligen“ Schriften.]
Nicht, du weißt als echter LSD LDS auch, dass das so richtig „heilige Schrift“ ist. Da hängen sogar ein paar Glaubenssätze dran, die sonst nur auf Joseph Smith zurückgehen würden, zum Beispiel die Lehre von der Präexistenz, die Lehre vom Priestertum und die Lehre vom Ewigen Fortschritt [Für Nicht-Mormonen: Das ist kein Witz!]. Wie praktisch für deinen tollen Propheten Joseph Smith, dass da ein persönlich von Abraham mit eigener Hand geschriebener Text auftauchte, den er nur noch „übersetzen“ musste, sonst hätte ihm womöglich niemand seine tollen Offenbarungen abgekauft. Aber so ein Papyrus zur rechten Zeit, in dem sogar tolle ägyptische Zeichnungen sind, die zwar ein bisschen beschädigt sind, die man aber doch ganz gut ergänzen kann…
…damit die tolle Geschichte, die man darin übersetzt, die tolle Geschichte von einem Abraham, der beinahe auf einem Altar für die Götzen geopfert worden wäre, aber doch von Jehova gerettet wurde, auch so richtig zur Geltung kommt. Ist ja wichtig, denn der Rest muss ja auch sitzen, und so erfährt der Leser auch gleich, dass Abraham das Priestertum kannte und von Jehova persönlich erzählt und gezeigt bekommen hat, auf welchem Planeten Jehova so lebt.
Nun, dein toller Prophet Joseph Smith hat leider auch hier einen kleinen technischen Fehler gemacht, denn das von ihm „übersetzte“ Papyrus existiert noch, und inzwischen gibt es auch genug Leute, die Altagyptisch ganz gut lesen können und nur wenig Mühe damit haben, den darauf geschriebenen, religiösen Text zu deuten, der sich übrigens recht zwanglos in die gesamte altägyptische Religiosität einbettet — schau es dir doch einfach einmal an und jaul mich bitte nicht länger mit deinem tollen Propheten voll!
Wie, das kann doch alles gar nicht stimmen, denn das hat man dir in deiner Kirche alles gar nicht erzählt? Das wundert mich — ganz ehrlich gesagt — nicht weiter. Von Lügnern erwarte ich nur Lüge und sonst gar nichts. Wenn du nichts anderes kennenlernst als diese Lügen, denn ist das deine Verantwortung, nicht meine.
Und jetzt lass mich bitte in Ruhe. Wenn man mich mit Bullshit belästigst, werde ich einfach ein bisschen renitent, und ich bin weißgott die falsche Zielgruppe für den missionarischen Eifer irgendwelcher Anhänger irgendwelcher Bullshit-Propheten. Wenn dir mein Geschreibe nicht gefällt, mach irgendwo ein Blog auf und schreib dort was anderes und erzähl nicht mir, was ich schreiben soll! Das Internet ist groß. Ich habe dich nicht zum Lesen gezwungen.
Deine Mails landen jetzt übrigens dort, wo auch Viagra, Roleximitate und Betrugscasinos landen. In gewisser Weise folgst du deinem tollen Propheten wirklich gut, du kannst das ja mal bei nächster Gelegenheit als Zeugnis geben.
Manchmal gehst du doch bestimmt zu diesen LDS-Schulungen, wo auf allen Schulungsunterlagen dieser Bienenstock draufgedruckt ist, unter dem der Text „Die Schönheit Gottes ist Intelligenz“ steht. Lass du dich weiter verdummen, ich nutze mein Gehirn!
Geh sterben in dein celestiales Reich!
Elias
Manchmal möchte man aber auch…
Ach, wie hübsch die Menschen jedes Jahr wieder aufs Neue Alte jene religiös verwurzelten Feste feiern, die vergangenes Geschehen im Jahreslauf imitieren und dramatisieren sollen! Sie belegen damit, dass ihr wirklicher Gott der Kalender, dass ihr wirklicher Glaube die gefühlte Unendlichkeit eines mechanischen Laufes, dass ihr wirkliches Leben das recht monotone Leben eines Uhrwerkes ist, dass durch solche Magie im unentwegten Ticken gehalten werden soll. Bei so viel Kalenderanbetung nimmt es nicht Wunders, dass so viele im Dunstkreis dieses Treibens dazu geneigt sind, das Ende allen Seins vor ihrem psychischen Auge zu sehen, nur weil ein Kalendersystem einmal in der Zählung einen Übertrag an vielen Stellen verursacht — ob es sich um die inzwischen vergessene, idiotische Furcht vor dem Jahr 2000 handelt, oder ob es sich um die nicht minder dumme Furcht vor dem Jahr 2012 handelt, in dem der Kalender der Maya, eines amerikanischen Steinzeitvolkes, einen Überlauf in allen seinen Zählungen erfahren wird. Unterdessen, und unbeeindruckt von aller dieser recht künstlichen Zahlenfurcht, läuft ein wahnhafter Prozess weiter über die menschlichen Gesellschaften ab, einer, der den Menschen das Leben nimmt und es zu einer mehr mechanischen Angelegenheit macht.