Alte, reiche Herren erklären in ihren Herrschaftssesseln den Krieg, den die jungen Menschen dann im Schlamm der Schützengräben sterben müssen.
Tag Archive: Verantwortungslosigkeit
Gut, dass in dieser dichtbesiedelten BRD niemals ein Kernkraftwerk geGAUt¹ hat. Ein Staat, der damit überfordert ist, mal eben kurzfristig eine Million Menschen provisorisch unterzubringen, hat für derart schwere Katastrophen nicht vorgesorgt, sondern einfach immer nur aufs Beste gehofft und mit dem so eingesparten Geld stattdessen Anderes gemacht.
¹Ausgesprochen „nett“ ist übrigens von der deutschsprachigen Wicked Pedia, dass dort die Lemmata „GAU“ und „Super-GAU“ entfernt wurden, um unter dem alltagssprachlichen und aus den Medien „wohlbekannten“ Wort Auslegungsstörfall zusammengefasst zu werden. Nicht, dass noch jemand glaubt, dass ein deutsches Aküwort, das jahrzehntelang in der wissenschaftlichen Literatur und der bürgerlichen Presse, aber eben auch in der Anti-Atomkraft-Bewegung Verwendung fand, außerhalb irgendwelcher Spinnerkreis jemals irgendeine Bedeutung gahabt hätte. So sieht wenigstens jeder, der Augen zum Sehen hat, wie sehr die PR- und Propagandaabteilungen aus Politik, Wirtschaft und Reklame inzwischen die deutschsprachige Wicked Pedia übernommen haben und wie nutzlos dieses ehemals umfangreiche Nachschlagewerk für jedes Thema aus halbwegs aktueller politischer Diskussion geworden ist.
Nichts vereinfacht das Leben so nachhaltig wie eine Diktatur.
Wladimir Iljitsch Lenin
Die Menschen in spätkapitalistischen Gesellschaften unterwerfen sich in blöder Verantwortungslosigkeit einem System, dessen Propagandisten Sicherheit als „Freiheit“, Lohnarbeit als „Autonomie“ und Fremdbestimmung als „Selbstfindung“ verkauften und tatsächlich — trotz des greif- und offen sichtbaren Unglücks vieler Zeitgenossen — immer noch verkaufen. Die Entfernung zwischen der niemals in der erforderlichen Tiefe betrachteten, lebensverachtenden, alles Miteinander in einen als „Wettbewerb“ bezeichneten Kampf auf einem Schlachtfeld voller Überfluss verwandelnden Dummheit der eigenen Gesellschaft und der gruseligen, mörderischen Dummheit des „Islamischen Staates“ mag viel weniger weit sein, als es für das „Weiter so“ angenehm wäre; die Frage, warum Menschen freiwillig aus der sicheren europäischen Zivilisation in das syrische Gemetzel gehen, wird niemals ohne Hinzutun einer großen Portion Verdrängung betrachtet und damit niemals beantwortet. Wenig überraschend ists, dass die Soldaten unter dem Befehl der Milliardäre gleich hinterherziehen müssen, um „Frieden“ und „Freiheit“ wiederherzustellen. Der mörderische Terror der „Islamisten“ ist ein Spiegelbild des stumpfen, menschenverachtenden Horrors im späten Kapitalismus, dessen obszöne Deutlichkeit den genaueren Blick schwer erträglich macht.
Er sagte: „Verschlüsselung gehört in die Software, keine weitere Installation, keine Schlüssel, deren Erzeugung man selbst erledigen muss, ein Klick, und alles funktioniert automatisch. Dann fange ich auch damit an, meine Mail zu verschlüsseln“. Er ist ein gewöhnlicher Netznutzer der Generation Unwissenheit, jemand, der glaubt, eine Website sei sicher, wenn da ein kleines Schlösschen sichtbar wird, er hat sich noch nie die Frage gestellt, warum sein Browser so vielen Firmen und staatlichen Organisationen „vertraut“, von denen er noch nie etwas gehört hat. Er hält diese Einfachheit für „Sicherheit“, und er scheint sich zu wünschen, dass es bei E-Mail genau so einfach gehen muss.
Sein Windows ist auch sicher. Er hat ja Kaspersky, und das schützt. Ganz einfach.
Manchmal glaube ich ja, dass ich meinen Lebensentwurf umstellen sollte und damit anfangen sollte, Schlangenöl zu verkaufen…
Das Land der Sklaven ist voller Menschen, die selbstverständlich mit der niemals hinterfragten, unsichtbaren Kette aufgewachsen sind, die um sich herum ein Leben lang nur gefügige Menschen in unsichtbaren Ketten gesehen haben und die es in ihrer so staatserhaltenden Angst bevorzugen, bei der Sicherheit der unsichtbaren Ketten zu bleiben, statt sich in die Ungewissheit der Freiheit zu begeben.
Die Frage bei den medial transportierten Nachrichten ist nicht, was in den industriell erstellten Meldungen gesagt wird, sondern was in ihnen verschwiegen wird, damit die Empfänger dieser nachgerichteten Nachrichten die falschen Fragen stellen.
Wer es schafft, Menschen dazu zu bringen, dass sie die falschen Fragen stellen, hat keine Probleme damit, diese falschen Fragen zu beantworten. Deshalb wird so viel Mühe darauf verwendet, dass sich der Menschen Sinn mit den falschen Fragen beschäftige. Die unter dem gegenwärtig ablaufenden, gesellschaftlichen Prozess geformte Welt ist voller Tafeln und Fingerzeige auf die falschen Fragen.
Die Frage beim Fortschritt ist nicht, wann er kommt und wie groß er ist, sondern in welche Richtung er die Menschen führt, führen wird, führen könnte, führen müsste.
Die Frage beim Wachstum ist nicht, welche Quantität es hat, sondern mit welchen Qualitäten es sich für welche Kreise der Menschen verbindet.
Die Frage beim Krieg ist nicht, welches Staaten ihre durch Konditionierung, Drill und Angst gefügig gemachten Menschen mordend aufeinander hetzen, sondern welche verachtenswerten Menschen und Institutionen von diesem Gemetzel profitieren.
Die Frage beim Gesundheitswesen ist nicht, in welcher Weise man dem Leben ein paar Jahre abtrotzen kann, sondern wie man den wenigen Jahren ein Leben abgewinnen kann.
Die Frage bei der wachsenden Arbeitslosigkeit ist nicht, wie man die Menschen denn nun „beschäftigen“ kann, sondern wie mit der sehr erfreulichen gesellschaftlichen Tatsache zu leben gedacht wird, dass immer mehr mühsame und geistlose Tätigkeit durch Maschinen erledigt wird, dass der Leistungsgesellschaft endlich der Bedarf nach von Menschen erbrachter Leistung ausgeht.
Die Frage bei der Informationstechnologie und vernetzten Rechnersystemen ist nicht, ob man Zugang zu aktuellen Informationen erhält, sondern ob man Zugang zu persönlich bedeutsamen Informationen erhält und wer diesen Zugang aus welchen Gründen und unter Vorschieben welcher Lügen einzuschränken bedenkt.
Die Frage bei der Bildung ist nicht, ob sie einen Menschen besser verwertbar für den betrieblichen Produktionsprozess mache, sondern ob sie den Menschen lebenstauglicher, feiner, wissender, fähiger zur Einsicht, langsamer zum unreflektierten Zorn, kurz: weiser machen kann.
Die Frage angesichts der Forderung nach „Mobilität“ ist nicht, wie sich ein Mensch sein modernes Nomadenleben als Getriebener seiner wirtschaftlichen Not organisiert, sondern ob ein Mensch als geborenes soziales Wesen bereit sein sollte, für ein solches Leben als atomisiertes und entsolidarisiertes Einzelwesen alle persönlichen Bindungen zu opfern.
Die Frage beim „geistigen Eigentum“ ist nicht, wie man es durch eine zu Recht erklärte Technikverhinderung durchzusetzen trachtet, sondern wie man den Nutzen an der obsolet gewordenen Contentindustrie vorbei an die Schöpfer immaterieller Güter bringen will.
Die Frage beim Geldsystem des Debitismus ist nicht, wie man es stabilisiert und erhält, sondern wie man es ohne gesellschaftliche Katastrophen überwinden kann.
Die Frage beim Besitz ist nicht, wie er geschützt und erhalten werde, sondern wie verhindert werden kann, dass er zu Geiz, Raffgier oder der Herausbildung eines modernen Feudalsystemes führt.
Die Frage bei der Krise ist nicht, wann sie endlich vorüber ist, sondern welche Chance sie bedeutet und warum diese Chance von niemandem ergriffen wird.
Die Frage beim Fernsehen ist es nicht, welcher Sender zu einem bestimmten Zeitpunkt das am wenigsten unerträgliche Programm anbietet, sondern wie und durch wen es gekommen ist, dass man kein anderes Leben mehr hat.
Die Frage bei Kunst und Kultur ist nicht, in welchem Museum und in welcher Ausstellung und auf welcher Veranstaltung man sie kostenpflichtig und stark ritualisiert dargeboten bekommen kann, sondern wo und warum sie im Alltag schmerzlich vermisst werden.
Die Frage beim Lesen der Texte eines Menschen, den man zunächst als naiven Traumtänzer empfindet, ist nicht, warum der so ein naheliegendes, illusionär und naiv wirkendes Zeug denkt, sondern warum das so wenige Menschen zu tun scheinen.
Die Frage im Wahlkampf ist nicht, wie die photoshopretuschierten Gesichter der Politdarsteller aussehen, sondern welche Antwort diese Politdarsteller auf die richtigen Fragen geben würden, derer ich hier nur eine unvollständige Auswahl gegeben habe. Und. Wie sie wohl diese Antwort in gesellschaftliche Gestaltung umsetzen würden.
Mich als Bettler hat heute allen Ernstes ein ausgewachsener Mann mit einem Alter von deutlich mehr als dreißig Jahren danach gefragt, was er denn wählen soll. Ja, mich hat er das gefragt. Und. Ja, er hat das gefragt. Sehr ehrlich und allen Ernstes. Und. Ich war dermaßen baff, dass ich auf diese in einem Wahlkampf gar nicht so fern liegende Frage gar keine Antwort geben konnte.
Erst Stunden später habe ich bemerkt, dass ich auf diese Frage keine Antwort geben konnte, weil es nicht die richtige Frage war. Er hat nicht gefragt, ob er überhaupt eine Wahl hat, was ja vor einer solchen Entscheidung als Grundlage des ganzen Vorganges nicht unerheblich ist. Sonst hätte er vielleicht bemerkt, woran die ihm abgeforderte Entscheidung krankt, vielleicht hätte sogar selbst einen Umgang damit gefunden. Nein, er wollte diese Entscheidung, die er gewiss nicht als eine Freiheit, sondern als etwas von außen Aufgebürdetes empfindet, an jemanden delegieren, um sich davon zu befreien.
Aber wie sollte er auch die richtigen Fragen stellen?
Von den Wahlplakaten, aus den Zeitungen, aus den schwatzvollen Polittalkshows in der Glotze und aus der sonstigen Wahlwerbung der antretenden Parteien findet er nichts, was ihn im Fragen unterstützt. Nur „Wir haben die Kraft“, „Deutschland kann es besser“ und „Deshalb SPD“ — immer verbunden mit Antworten auf fühlbar falsche Fragen. Und aus sich selbst heraus einen Gedanken zu denken, das ist selbst für mich nicht leicht, trotz bester Voraussetzungen, also aus einem vollständig verstandenen und nicht verdrängten Maß persönlichen Zerbruches heraus.
Ich befürchte, die meisten delegieren ihre Möglichkeit zur Entscheidung an etwas anderes, an einen als extern empfundenen und extern durch Manipulation getriggerten Prozess. Und. Sie halten solche Deinung für ihre Meinung.
Mit leisem Gruß an M. — lass dich nicht irre machen vom schwarzen Wahn, den du geradefleuch entkommen bist und verwechsle Abziehbilder nicht mit dem Leben!
[…] die Ohnmachtsgefühle des Bürgers, die sich angesichts einer solchen Entwicklung einstellen, sind eben nicht ursprünglich von diesem Moloch bewirkt, sondern sind nichts anderes als eine automatische, völlig lebenslogische Rückantwort der eigenen Unwilligkeit gegenüber Aufklärung und Nachdenken, gegen persönliche Unabhängigkeit und gegen ein Minimum an Mut zur Freiheit und Selbständigkeit. Führt sich die Masse auf wie eine dumme Schafherde, wird sie eben auch als solche behandelt, wird in den Pferch getrieben und abgeschlachtet. Da hilft dann auch kein Muh und Mäh mehr.
Quelle: schamane GLR Blog via Womblog
In der Grammatik gibt es übrigens ein klares, deutsches Wort für das Verbgeschlecht Passiv, und dieses lautet „Leidensform“.
Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperrten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen droht, wenn sie es versuchen allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeinhin von allen ferneren Versuchen ab.
Immanuel Kant