Tag Archive: Geldspielgeräte


Die holde Sieben

Rotamint Goldene 7 Hold

Welcher harmlose körperbetonte Spieltrieb hier mit welchem weniger harmlosen, mechanisch zu befriedigenden „Spiel“-Trieb in psychisch wirkmächtige Verbindung gebracht werden soll, ist offensichtlich. Nichts ist dem Werber so erwünscht wie die fetischhafte Sexualisierung irgendwelcher Produkte; nichts kommt ihm so entgegen wie die Förderung der allgemeinen sexuellen Perversion; nichts hilft ihm so sehr, wie unbefriedigte und unbefriedigende Sexualität in einer überall künstlich übersexualisierten Unwelt. Sex sells. As long as you do not sell the real thing.

Spiel, Spaß, Spannung, Unterhaltung

Bild eines Menschen, der der Welt und der Kamera den Rücken zuwendet und drei identische Geldspielgeräte auf einmal bespielt.

Kaum etwas macht jenseits der bunten Außenwerbung der Spielstätten den wirklich beabsichtigten Charakter des Spieles an Geldspielautomaten so deutlich, wie so manche Werbung, mit der die Geräte an die Aufsteller verkauft werden sollen. Die hier als Beispiel gezeigte Werbung ist schon etwas älter, sie soll für den Kauf und die Aufstellung der Rotamint Vario von NSM (Erscheinungsjahr 1981) werben und zeigt in diesem Bestreben recht deutlich, welche Art von Spieler aus Aufstellersicht die gewünschteste ist. Ideal ist ein Mensch, der der ganzen Welt den Rücken zuwendet, während er nach Möglichkeit mehrere Geräte gleichzeitig mit Münzen befüllt, damit sie auch ja seine gesamte Aufmerksamkeit aufsaugen und den Süchtigen zu einem deutlich höheren Preis als ein Kinobesuch von der Wahrnehmung der leidigen Außenwelt befreien. Ein eventuell daneben stehender Hocker, der nur eine Spur Miteinanders zweier nebeneinander sitzender Zocker stiften könnte, wird idealerweise zur Ablage für die stangenförmigen Nikotineinheiten verwendet, mit deren Inhalation (das war damals noch nicht kriminalisiert) ein solcher, aufstellerseitig gewünschter Suchtspieler die enorme Anspannung eines solchen „Spieles“ besser ertragen kann. Ein einsames, weltabgewandtes und stummes Verlieren, das soll die Wirklichkeit hinter dem plakativen „Spiel, Spaß, Spannung, Unterhaltung“ an den Spielhallen sein.

Dank für den Scan aus einem alten „Automatenmarkt“ an S., Gruß an F. B.

Wer nicht fragt, ist dumm

Erstaunlicherweise gibt es immer wieder Menschen, die dazu bereit sind, für Spielsysteme beim Roulette, beim Lotto oder gar an Geldspielgeräten Geld auszugeben; stets in der kindischen Hoffnung, auf diese Weise die Gewinnchancen zu verbessern oder gar regelmäßige Gewinne zu erzielen. Allerdings stellt sich keiner dieser Menschen die einfache und nahe liegende Frage, warum der Anbieter eines solchen Systemes nicht einfach selbst die erhöhten Chancen ausnutzt, die ihm das angebotene System bietet und nach seinem eigenen System spielt. Diese simple Frage hätte eine sich sofort aufdrängende Antwort: Der Anbieter eines Erfolg versprechenden Spielsystemes verspricht sich mehr Erfolg vom Verkauf des Systemes als vom Spielen mit Hilfe dieses Systemes. Bei dieser Betrachtung wird auch schnell klar, wie groß die Aussichten sein werden, sich mit einem solchen System geldwerte Vorteile zu verschaffen — außer, man verkauft es weiter…

Die Dummheit dieser Käufer zeigt sich in ihrer Unfähigkeit, eine sehr einfache Frage für sich zu formulieren. Die Antwort auf die einfachen Fragen findet sich schnell, wenn die Frage erst einmal formuliert ist.

Und das gilt keineswegs nur bei so offensichtlichem bullshit wie Spielsystemen, die gegen Entgelt angeboten werden. Es gilt schlicht für alles, was einem an Aussagen und Angeboten begegnet. Wer es nicht schafft, daran die einfachsten Fragen zu stellen, ist dumm. Und wer die Dummheit überwinden möchte, sollte damit beginnen, eine fragende Haltung einzunehmen — vor allem dort, wo es um Geld geht.