Es gibt in social media keine „Community-Richtlinien“ in dem Sinne, dass sich die Gemeinschaft selbst Richtlinien gegeben hätte, anhand derer sie ihr Miteinander gestaltet. Das Wort ist eine hirnfickerische Lüge, die leider viel zu oft wiederholt wird, als sei sie wahr. Es sind „Richtlinien“ eines digitalen Gutsherren, der nach Gutsherrenart entscheidet und je nach Bedarf oder geschäftlichen Möglichkeiten sein selbst gesetztes Gesetz beliebig anpassen darf, was die „Community“ nur abnicken kann. Oder etwas einfacher: Es ist „gutes altes“ Hausrecht. Dass der digitale Gutsherr sich hinstellt und faselt, als sei dieses Hausrecht aus der „Community“ entstanden und seine eigene Herrschaft so indirekt mit einem „Willen der Community“ begründet, ist nichts als eine dumme propagandistische Metapher für autokratische Tyrannei, und dass dieses fundamentalfalsche Wort „Community-Richtlinien“ von so vielen Menschen (und vor allem: so vielen Journalisten) unreflektiert übernommen wird, ist ein Spiegelbild der Unterordnung unter die Herrschaft eines Tyrannen. Nichts ist so antidemokratisch und antisozial wie social media.