Alles business as usual. Keine Spur von dem Gedanken, dass man in dieser Sendung nicht nur irgendwelche Berichte machen könnte, sondern ihnen relevante, wichtige Informationen übermitteln müsste.

Stefan Niggemeier

Nicht der „Online-Journalismus“ ist kaputt. Der Journalismus ist kaputt. (Und er ist es schon gewesen, lange bevor es die neudeutsche Vorsilbe „online“ gab.)

Ein Mensch mit einem Rest von Anstand, Intelligenz und Selbstwertgefühl sträubte sich, wenn er als Journalist bezeichnet würde, als industrieller Ersteller von Texten (meist im Brote und nach Vorgaben von Verlagsmilliardären) zum Kleinschreiben der Mehrzahl der Menschen. Wer schreiben will, nennt sich Autor und schreibt. Wer sich Journalist nennt, bezeichnet sich freiwillig als ein Produzent von Textmaterial als Füllmasse für die Plätze zwischen der Reklame (die als eigentliches Verlegergeschäft im Internet mit Clickbait-Texten in die Aufmerksamkeit der Klickioten gezwungen werden soll); als einer, der eine Tätigkeit verrichtet, die — ähnlich wie jede andere industrielle Arbeit — bald schon (bei bestimmten Sportarten: heute schon) weitgehend oder vollständig von Algorithmen übernommen werden kann, ohne dass dies zu wahrnehmbaren „qualitativen“ Einbußen führt; als jemand, der mit dem, was er jeden Tag tut, weil ihn jemand für dieses Tun bezahlt, die Intelligenz seiner Leser verachtet. Niemand von gesundem Verstand ordnete sich selbst in eine solche Kategorie ein, und niemand von gesundem Verstand ließe es ohne Widerwort über sich ergehen, von anderen eingeordnet zu werden, als läge seine Niedertracht in der Größenordnung des Werbers, Trickdiebs, Politikers oder Ver­braucht­wagen­ver­käufers.