Kurz gesagt, der Gell-Mann-Amnesie-Effekt ist der folgende: Sie schlagen die Zeitung auf und lesen einen Artikel über ein Thema, in dem sie sich gut auskennen. In Murrays Fall ist es Physik. In meinem Fall ist es das Showbusiness. Sie lesen den Artikel und stellen fest, dass der Journalist überhaupt kein Verständnis der Fakten oder der Thematik hat. Oft ist der Artikel dermaßen falsch, dass er in Wirklichkeit die Geschichte rückwärts darstellt, indem er Ursache und Wirkung umkehrt. Ich spreche von den „Nasse- Straßen-verursachen-Regen-Geschichten“. Eine Zeitung ist voll von davon.
Wie es auch sei, man liest verärgert oder belustigt die vielen Fehler in einer Geschichte, und dann blättert man den zu nationalen oder internationalen Angelegenheiten und liest, als ob die restliche Zeitung irgendwie genauer über Palästina wäre als in dem dummen Unfug, den man gerade gelesen hat. Man blättert auf eine andere Seite um und vergisst, was man weiß.
Danke, T. und hackbyte, für den Hinweis! Genau so geht es mir fast jedes Mal, wenn Journalisten über ein Computerthema berichten, und ich habe daraus immer geschlossen, dass der Rest der Meldungen nicht gründlicher produziert werden wird. Ich gehe allerdings nicht von Dummheit, sondern häufig auch von vorsätzlicher Fehlinformation der Journalismusgenießer aus.
Was sagt ein Deutscher , wenn er am Kiosk eine BILD-Zeitung kaufen will?
(rot13) „Rvazny nayütra, ovggr“
Volkes Mund tut Wahrheit kund … dumm nur, dass die BILD-Zeitungisierung inzwischen sehr weit verbreitet ist, dieses Wissen darum aber nicht.
Mir geht es immer so bei den sogenannten „Wissenschaftsjournalisten“, selbst solchen, die einen akademischen Abschluß haben oder gar Professor sind/waren. Wenn ein Rangar Yogeshwar vor der Kamera im Brustton der Überzeugung Niederschlag in mm/m² angibt, //wissenschaftsjournalistischer Unsinn über Wasser// verbreitet wird (beim Wasserstoffmolekül Wasserstoff und Sauerstoff vertauscht – logisch, heißt ja auch H20, also ein H und zwei O)
oder ein Harald //Lesch „Watt pro Sekunde“// als Strahlungsleistung der Sonne angibt. Ok, man kann sich ja im Eifer des Gefechts mal versprechen. Aber an einer Zeitung und einer TV-Produktion ist doch nicht nur ein Hansel beteiligt und das ist auch kein Laientheater (was deswegen auch nicht schlecht sein muss). Das ging alles so über den Sender. Da hat keiner aus der Wissenschaftssendungs(!)-Redaktion die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Da dürfen die sich nicht wundern wenn Journalisten den Ruf von Universaldilettanten bekommen. Meine kürzliche Kritik an //“Niederschläge – Millimeter pro Quadratmeter“// in einem heise-Artikel, die auch zeitnah im zugehörigen Forum geäußert wurde, hatte bis heute keine Folgen; der Unsinn steht immer noch so da. Merk- und Kritikbefreitheit kommen also noch in vielen Fällen dazu, wenn sie das was sie als offfensichtlichen Bockmist verzapft haben nicht so schnell wie möglich unter den Teppich kehren.
Ich denke nicht, dass es sehr oft pure Boshaftigkeit, sprich bewußte Lüge ist. In vielen Fällen reicht Dummheit, Eitelkeit, Standesdünkel, intellektuelle Überheblichkeit, Mangel an Fähigkeit zur Selbstreflexion/-kritik und nicht zuletzt, dass sie an den Unsinn, den sie erzählen oder schreiben, wirklich selbst glauben.