Ach, mit welcher Hingabe werden die Menschen jetzt wieder zocken und dem Staat das eh schon so knappe Geld einfach schenken werden, wo doch so ein großer Jackpot lockt! Es sind am morgigen Mittwoch 29 Millionen Euro, die als möglicher Höchstgewinn für den „Sechser mit Superzahl“ ausgeschüttet werden. Die geradezu vernichtend geringe Chance eines solchen Treffers hält sich niemand so recht vor Augen, sie ist als abstrakte Zahl auch schwierig zu verstehen. Die Betrachtungen in diesem Text machen die geringe Chance und die staatliche Abzocke hoffentlich etwas fühlbarer.

Was sich scheinbar keiner der von blinder Gier bewegten „Spieler“ bei diesem wenig spielerischen „Spiel“ vor Augen hält, ist, wie dieser Betrag im Jackpot zu Stande gekommen ist. Dabei sollte sich darüber jeder im Klaren sein, denn es schafft Klarheit über die wirklichen Verhältnisse. Und diese Klarheit kann helfen, einen klaren Kopf zu behalten.

Zunächst werden von allen Einsätzen der Lotto-„Spieler“ 50 Prozent einbehalten und gehen an das jeweilige Bundesland. Es handelt sich also um eine Form der freiwilligen Steuer, wenn diese Gelder auch zweckgebunden sind. Sie machen dafür an anderer Stelle Gelder frei, nebenbei dienen sie noch der Alimentierung politischer Nützlinge in den aufgeblähten Apparaten der jeweiligen Lottostiftungen, die diese zweckgebundenen Gelder verwalten und verteilen. Und damit dem Staat dieser hübsche Geldquell auch ja nicht entgeht, gibt es in Deutschland ein staatliches Lotteriemonopol.

Die anderen 50 Prozent werden als Gewinne ausgeschüttet. Das ist sozusagen der Wurm, mit dem nach dem Geld der Menschen geangelt wird. Zur Ermittlung der Gewinnhöhen nimmt man den auszuzahlenden Gesamtbetrag und verteilt ihn nach folgendem Schlüssel auf die einzelnen Gewinnklassen:

  • 44 Prozent auf den „Dreier“,
  • 8 Prozent auf den „Dreier mit Zusatzzahl“,
  • 10 Prozent auf den „Vierer“,
  • 2 Prozent auf den „Vierer mit Zusatzzahl“,
  • 13 Prozent auf den „Fünfer“,
  • 5 Prozent auf den „Fünfer mit Zusatzzahl“,
  • 8 Prozent auf den „Sechser“, und schließlich
  • 10 Prozent auf den „Sechser mit Superzahl“.

Die dabei entstehenden Beträge werden auf die Gewinner aufgeteilt, das sind dann die so genannten „Quoten“. Oder, wenn es in einer Gewinnklasse keinen Gewinner gibt, wandern sie in den Jackpot für die nächste Ausspielung. (Es gibt noch ein paar exotische Sonderfälle, die zusätzlich pedantisch genau geregelt sind, aber nur sehr selten eintreffen.)

Wenn man sich diese Zahlen denkend vor Augen hält, fallen genau zwei Fakten auf.

Zum ersten fällt auf, dass ein außerordentlich hoher Anteil des gesamten Gewinnbetrages auf den Höchstgewinn ausgeschüttet werden. Es liegt also im Interesse derer, die dieses „Spiel“ veranstalten, dass so ein hoher Jackpot immer wieder einmal entsteht. Dabei weiß man wohl genau um die psychologische Wirkung solcher Gewinnmöglichkeiten, und man nimmt es wohl leichten Herzens in Kauf, dass Menschen geringer Einsicht angesichts solcher Gewinnbeträge schon einmal Geld verzocken, das sie nicht wirklich übrig haben. Das lässt tief in die psychischer Struktur derer blicken, die den Menschen ein solches staatlich veranstaltetes „Spiel“ als Möglichkeit vorsetzen.

Zum zweiten fällt auf, dass genau 5 Prozent der gesamten Einsatzsumme für den Spitzengewinn ausgeschüttet werden. Wenn nun also ein Jackpot von 29 Millionen Euro entstanden ist, denn heißt das auch, dass mit einem bisherigen Einsatz von 580 Millionen Euro nicht ein einziges Mal der „Sechser mit Superzahl“ geholt wurde — ein bemerkenswertes Denkmal der Chancenlosigkeit des Lotto-„Spielers“. Und 290 Millionen Euro dieser hoffnungslos hoffnungsvollen Einsatzsumme flossen als eine krankhafte Form der freiwilligen Steuer mittelbar in die Kassen der Bundesländer, um dort in der üblchen, empörenden Art verplempert zu werden.

Wenn Horst Mentrup von der Brandenburg Lotto GmbH jetzt angesichts dieses Jackpots „vorsichtig“ ein Umsatzplus von zehn Prozent prognostiziert, so seien wenigstens Sie nicht so strunzdumm, diesem lichtscheuen Gesindel, dass in staatlichem Auftrage die Leute schröpft auch nur einen einzigen zusätzlichen Cent als Idiotensteuer in den Rachen zu werfen. Sie sollten bessere Verwendungen für Geld kennen.

Oder gehören Sie etwa zu den Menschen, die gern Steuern zahlen? Denn zocken Sie ruhig, was das Zeug hält… :mrgreen:

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