Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

1 Ms 1,28

Es könnte durchaus sein, dass Stephen Hawking mit seiner Auffassung, dass die Menschheit wegen der damit verbundenen Gefahren besser nicht mit potenziellen Außerirdischen kommunizieren sollte völlig recht hat, auch wenn diese Äußerung zunächst ein wenig irrational und beinahe paranoid klingt. Es ist uns ja nur ein einziges Beispiel einer „intelligenten“ Lebensform bekannt, die zu einer solchen Kommunikation imstande wäre und derartige Bestrebungen auch verfolgt, nämlich das Beispiel der Menschen. Mangels besserer Daten ist es also angemessen, zu sagen, dass jegliche Schlüsse aus der Geschichte der Menschheit auf eventuelle intelligente Zivilisationen außerirdischer Herkunft in zwar dürren, aber doch bekannten Fakten begründet sind, während jede Annahme, dass es sich bei den Außerirdischen um Wesen handele, deren Streben und Leben völlig anderen Prinzipien folgt, als reine Spekulation zu betrachten ist. Diese Spekulation von moralisch höher stehenden Außerirdischen — ein durchaus beliebtes Thema in der irrationalen UFO-Folklore der Gegenwart — weist zu viel Ähnlichkeit mit den früheren Gottesvorstellungen auf, als dass man in ihr nicht eine modernere Verkleidung des gleichen psychischen Materiales erkennen könnte.

Am bekannten Beispiel des Menschen lässt sich wenigstens eine Hypothese festmachen und mit der gesamten Geschichte belegen: Wann immer Menschen nach einem „neuen Land“ und „unbekannten Welten“ suchten, war mit diesem Streben ein Drang nach Expansion verbunden; ein Drang, der damit einherging, anderen Raum einzunehmen und die dort eventuell etablierten Zivilisationen zu vernichten, zu versklaven oder als meist unterprivilegiertes „Menschenmaterial“ in den Produktionszyklus der Zivilisation einzubetten. Die Geschichte des menschlichen Forschungsdranges ist eine Geschichte des Völkermordes und der Sklaverei, und es ist ein erheblicher kultureller Fortschritt, wenn sich mittlerweile viel des forschenden Strebens auf das Verständnis und die Nutzbarmachung naturgegebener Prinzipien ausrichtet, dass sich also das Prinzip der Ausbeutung von der Gewalt der Unterjochung zu einem friedlicheren Versuch wandelt. Wie zerbrechlich dieser Wandel ist, zeigt ein kurzer Blick auf die Zustände des gegenwärtigen Zeitalters der Verbrennung, in dem Kriege um die knapp werdenen Brennstoffe mit der beim Forschen entstandenen Technik geführt werden. Eine außerirdische Zivilisation, mit der Menschen in eine Kommunikation treten, müsste bereits selbst den Willen zur Kommunikation mitbringen und mindestens aktiv lauschen, und diese Ressourcen fordernde Aktivität könnte bereits ein Zeichen eines Dranges zur Expansion sein. Ob eine intelligente Zivilisation, die sich in ihrem Lebensraum bescheidet und ihre Probleme auf friedlicheren Wege beizulegen pflegt, überhaupt eine derartige Anstrengung unternehmen würde, ist fraglich.