Tag Archive: Russland


Wie kommt man darauf?

Der Vorübergehende sagte zu seinem Zeitgenossen, dessen Gehirn sich langsam in Druckerschwärze, Parteienstaatsfunk und Tele-Visionen aufzulösen drohte: „Wenn man sich anschaut, wie der ausgesprochen verlustreiche und teure Abnutzungskrieg Russlands gegen die Ukraine verläuft, wie kommt man dann auf die Idee, dass Wladimir Putin es wagen würde, direkt die NATO anzugreifen? Dafür muss man schon sehr viel dummes Zeug gelesen, gesehen und gehört haben — oder ein Schreibtischtäter von Journalist an der Propagandafront sein“. Und der Vorübergehende setzte fort: „Für die Rüstungsindustrie ist ein Krieg nur eine große Verkaufsmesse, und die Toten, die Zerstörung, die Witwen, die Waisen, das folgende jahrzehntelange Elend sind nur die Dekoration am Verkaufsstand, damit das Preisschild angemessener wirkt. Jeder, der dir etwas anderes erzählt, um dich mit Halbwahrheit, Moral und künstlichem Gefühl vom Denken abzuhalten, lügt dich an“.

Friedensliebe, Geschmacksrichtung FDP

Auf einer Kundgebung der Jungen Liberalen (Jugendorganisation der Mitregierungspartei FDP) werden blau-gelbe Transparente hochgehalten: "Slawa Ukrajini" und "Krieg beenden, Panzer senden! -- Leopard 2 und Marder liefern!".

Bild dreist mitgenommen von @mavin_spaziert@twitter.com

Früher und heute

Früher nannte man einen Menschen, der in jeder Situation deutlich macht, dass er gegen den Krieg ist und dass er alles andere im Zweifelsfall für besser als das barbarische Menschengemetzel eines Krieges hält, einfach einen Pazifisten. Heute schimpft man ihn einen Putin-Anhänger, einen russisch gesteuerten Idioten und einen Nazi.

Für jeden Menschen, der klar denken möchte, ist während eines Krieges die Kenntnis der Grundsätze der Kriegspropaganda unentbehrlich.

Umweltheld

Auch für jene, die nicht an einen katastrophalen Klimawandel glauben, stimmt es: Wladimir Putin hat mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine mehr für die Klimapolitik der Bundesrepublik Deutschland getan als alle Bundesregierungen der letzten zwanzig, dreißig, vierzig Jahre — egal, welche Lügen auf den Wahlplakaten standen, egal welches Blau in ergreifenwollenden Sonntagsreden vom Himmel heruntergelogen wurde und ebenso egal, welche politische Partei man betrachtet.

Entschuldigung nicht erforderlich

Sie brauchen sich hier nicht zu entschuldigen. Vom Staatsfernsehen erwarte ich nichts anderes als einseitige Berichterstattung. Würden sie es ernst meinen, so würden sie sich live vor einem Millionenpublikum entschuldigen

Kommentator „Anton“ zu einem Eintrag im Redaktions-Blog der ARD-Tagesschau [Archivversion

Merkbefreit

„Die SPD ist voller Leute, die immer noch nicht gemerkt haben, dass das Russlandgeschäft vorbei ist und nicht zurückkommt“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „und das geht bis hinauf zum Bundeskanzler, dieser Nachgeburt Schröders“.

Benennung

Auf der einen Seite der Front bezeichnen sie einen Angriffskrieg als „humanitäre Intervention“, und auf der anderen Seite der Front bezeichnen sie Staatsverschuldung als „Sondervermögen“, aber was sie eint, das ist die Lüge und die offene Verachtung und Beschimpfung der Intelligenz der Bevölkerung. Und auf unserer Seite der Front hat die Bevölkerung immer noch denen recht gegeben, die ihre Intelligenz verachten. Das nennen sie „Demokratie“.

Normalisierung

Aus den unmittelbar aufheulenden contentindustriell-journalistischen Alarmsirenen wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und wegen des seitdem anhaltenden Menschengemetzels in der Ukraine ist längst die vertraute Rubrik „Der Kriegstag im Überblick“ mit seinen Tickern, Infohäppchen, Propagandastücken, Geschichtchen und Belanglosigkeiten im Wie-fühlen-sie-sich-Tonfall geworden, dekoriert mit Reklame und mit Reklame, dem einzigen Geschäft der Contentindustrie. Wir leben in einer schnellen Zeit, denn das ging sehr schnell.

Autokrat

Politiker der Europäischen Union nennen Wladimir Putin einen Autokraten, um klar zu machen, dass er in äußerst fragwürdigen Wahlen von seiner Bevölkerung gewählt wurde, aber sie bemerken dabei nicht eine Sekunde lang, dass Wladimir Putin immer noch gewählter ist als Ursula von der Leyen oder ein beliebiges anderes Mitglied des EU-Hochkommissariats.

Von Ferne am Grabe

Die Reden der Gasherd-Schröder-Seilschaften in der SPD und ihrer geistig-amoralischen Bastardkinder aus den Grünen darüber, dass man mit Russland doch in guter Nachbarschaft leben müsse, sie werden gehalten worden sein, noch bevor der letzte Tote des russischen Krieges in der Ukraine beigesetzt wurde, noch bevor die wehrlose Erde das letzte Grab geschlossen und in Rasen, Blumen und Angehörige verwandelt hat. Es gibt Gas und Öl, Brennstoff zum Verbrennen, nachhaltig natürlich. Sie werden es Normalität nennen, und sie werden den Armen des Landes das Lebensblut absaugen, so wichtige Steuern für das Klima und für die Umwelt. Ja, sie werden es Frieden nennen, Freiheit, Wohlstand und Wachstum, wenn man sie lässt — und zumindest die Journalisten und Talkshowmoralisten werden sie so reden lassen und ihnen breiten, breiten Raum für stinkende Worte aus dem verlogenen Maul gewähren. Sie tun ja schon seit Jahrzehnten nichts anderes mehr.

Moralisch richtig

Politiker, Propagandisten und Journalisten, die mir allen Ernstes angesichts des laufenden Krieges zwischen Russland und Ukraine erklären, dass es jetzt moralisch richtig sei, umweltvernichtendes Frackinggas aus den Vereinigten Staaten eines Teils von Nordamerika zu kaufen, einem Staat, der für völkerrechtswidrige Angriffskriege, dem Streben nach totaler Überwachung möglichst vieler Menschen und dem jahrzehntelangen Betrieb von Folterlagern im rechtsfreien Raum bekannt ist, obwohl dieses Gas auch noch teuer ist, haben ganz offenbar kein moralisches Problem damit, meine Intelligenz zu beleidigen. Und deine, und deine, und deine.

Demokratie und Autokratie

„Ja, du hast recht, Wladimir Putin ist ein gefährlicher und strikt antidemokratischer Autokraft“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „aber Wladimir Putin ist trotz der korrupten russischen Zustände und trotz der teilweise offenen Wahlmanipulationen immer noch gewählter als das Hochkommissariat der Europäischen Union unter der gegenwärtigen Präsidentschaft von Ursula von der Leyen“.