Tag Archive: Obdachlosigkeit
Sitzbänke vor dem gerade erst neu gebauten HannoverServiceCenter in Hannover, die von einem dafür mit städtischen Mitteln sicherlich recht gut bezahlten Menschen vorsätzlich so entworfen oder ausgewählt wurden, dass man sich weder beim Sitzen anlehnen noch darauf legen kann, damit sie auch ja nicht von obdachlosen Menschen benutzt werden können. Für diese gibt es ja schließlich den Boden, der ist Dreck gewohnt…
Als er unter der Brücke an zwei Obdachlosen vorbeiging, die in ihrem Schlafsack mit Smartphones hantierten, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen: „Schau, so sieht die Zukunft aus, und so sehen die Penner der Zukunft aus. Wenigstens ist man überall informiert und gut unterhalten“.
Wenn du auf der Straße schläfst, um am nächsten Morgen als einer der ersten in der Schlange zu stehen, die ein neues gadget kauft, dann bist du ein völlig erwünschter Verbraucher, ja, viele soll es von dir geben. Wenn du aus anderen Gründen auf der Straße schläfst, bist du ein unerwünschter Asozialer, der den modernen Faschismus zu spüren bekommt, damit er verschwinde oder von den völlig erwünschten Verbrauchern vertrieben werde.
Wenn doch jeder, der nach Genuss seines Twitter- und Facebook-Streams mit einem leicht anbringbaren und ebenso leicht wieder entfernbaren Aufkleber ein Bett für Edward Snowden zu haben proklamiert, nur irgendwo in einer Ecke seines Wohnquaders eine Decke auf den Boden legte und einen der vielen Obdachlosen aus seiner direkten Umgebung darauf schlafen ließe¹, wie viel wäre damit schon gegen die sich ausbreitende menschliche Kälte gewonnen! Das Kleben der Menschenrechte ist so leicht und selbstgerecht, das Leben der Menschenrechte ist so unpopulär und angstverhindert.
¹Der zugegebenermaßen etwas strenge Geruch vieler Obdachloser verschwindet übrigens sehr schnell, wenn man sie auch für ein paar Minuten die Dusche benutzen lässt…
In meiner dochnochwarmen Brust
Weilt ein trieber Geist in Zelten;
Ein Sturmhauch nur
Der wandern will. Und wandern.
Als zur Kleinzeit keiner war
Mich zu ziehen, zog er ein.
Jetzt ziehe ich;
Immernach dem Geist in Zelten.
Das Knastwarm jeder Mauer
Lässt meine Brust erbibbern,
Nichts und niemand
Gibt mir Ruhe. Vor mirselbst.
Hinter mir brennt die Asche,
Vor mir gähnt das Schwarz.
Fern vom Hirn, unter pumpelndem Herzen
Treibt ein weiler Geist in Zelten
Den Trübsinn an
Der wandern will. Und wandern.