Sie bauen und besuchen Mahnmale, um sich das Vergangene besser vom Halse schaffen zu können und unbeschwerter das Kommende gestalten zu können.
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Dieses „reizvolle“ Foto des Holocaust-Mahnmals ist inzwischen von der PR-Abteilung Peer Steinbrücks entfernt worden… | Bild via @KatharinaKoenig
Gedenkstein am Hiroshima-Gedenkhain zu Hannover. Der Granit wurde aus einer Pflasterung zwischen den Straßenbahnschienen Hiroshimas entnommen, 200 Meter nördlich der Explosionsortes der Atombombe. Das Motiv ist die Göttin Kannon, die als Sinnbild der „unaufhörlichen Sehnsucht nach Frieden“ dient — eine Sehnsucht, die vor den Kriegen politisch nicht so erwünscht ist, dass jemand Symbole dafür in Steine ritzen ließe.
Ewige Erinnerung? Ein im flugs abgeworfener Kranz neben der vorbeirauschenden Straße, ein paar wehrlose, frechrote Blütenköpfe in den Herbst. In die verkürzte Sonne, in die erbrauenden Blätter, mit Schleiflein vom DGB. Und kein Mensch. Die Menschen sind auf der anderen Seite, am Nordufer des Maschsees beim „Willen zum Aufbau“ als frühen Vorläufer des heutigen „Sozial ist, was Arbeit schafft“ und des heutigen Hartz-IV-Staates. Dort gibts ja auch Attraktives, dort gibts Tretboote, Pommes und Bratwurst. Der ranzige Duft des Öles aus dem Schnellimbiss beißt auch auf dem Friedhof noch in die Nase.
Und sie sagten: „Lasst uns Steine behauen und feierliche Formeln hineinmeißeln, und lasst uns einen Garten pflanzen, in dem wir diese Steine aufrichten; einen Garten mit Rosen, die frech blühen und mit Gras, das über alles wächst. Lasst uns den Rosengarten für die Opfer des Krieges und des staatlichen Massenmordes bauen, damit wir uns hineinstellen können und unsere Kränze niederlegen können und vor der Kamera, dem blendbaren Auge der Welt, zeigen können, dass wir nicht so sind wie jene, die vor uns waren. Lasst uns dort unsere Feiern feiern, mit gesalbtem, wohl gesetztem Worte und geübt gedämpfter Stimme sprechen, damit es wie ein Andenken klingt und aussieht; und lasst es mit dem Musikkorps des Heeres marschfetzig vor uns ausposaunen, wie still und aufrichtig und ernst wir gedenken, damit es auch ja gehört und gesehen werde, denn sonst wäre es ja vergebens und niemand merkte, wie rechtschaffen wir aussehen wollen. Nichts ist so hilfreich für das so erwünschte Vergessen wie die wohl gepflegte Erinnerung, der man Ort und Tag und Stunde gibt, ein Protokoll und ein Programm, damit sie auch nicht in den Alltag hineinrage.“
Und. Sie taten so. Der Garten blüht munter vor sich hin, er wird gut gedüngt von der herunterregnenden Asche der Toten, die das neue Unrecht hervorbringt.