Tag Archive: Krieg


Wo die Märkte regeln

„Es ist sehr schwierig, nicht die Formen der geschäftstüchtigen Unmenschlichkeit anzunehmen, die uns alldurchwaltend umgibt; es ist mit großen persönlichen Einschränkungen und einem elenden und einsamen Dasein verbunden, aber ich glaube immer noch, dass es sich lohnt“, sagte der Vorübergehende leise zu seiner Zeitgenossin, „aber ich habe nicht mehr die Kraft dazu. Es wird Zeit, dass ich sterbe. An dem, was ich zurücklassen werde, habe ich wenigstens keinen Anteil gehabt“.

Kurz, nachdem er das sagte, las er das Wort vom „Abnutzungskrieg“ aus der Feder der Journalisten, und er dachte sich: „Tote sind jetzt nur noch Verschleiß, wie treffend dieses Wort doch ist, wie treffend es doch mein ganzes Leben hindurch war“.

Patriotismus

„Ich werde niemals ein Patriot sein“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „weil ich schon früh in meinem Leben durch einfaches Hinschauen und Hinhören wahrgenommen habe, dass am Ende in jedem Patriotismus der nächste Krieg steckt, der die angeblich geliebte Heimat verwüstet und aus Landsleuten Gefallene, Witwen und Waisen macht“.

Pazifismus

„Als ich noch jung war“, sagte der Vorübergehende ruhig zum Erbosten, „hat man die Faschisten und Bürger mit gefestigtem rechtsextremen Weltbild noch vortrefflich daran erkennen können, dass sie jeden Pazifismus als Kollaboration mit dem Feind verunglimpft haben. Diese Haltung ist inzwischen zur Mitte der Gesellschaft geworden und strahlt höchst wirkmächtig in die ehemalige Pazifismus-Partei ‚Die Grünen‘ hinein, und es hat dazu nur der Verarmung und der ständigen Emotionalisierung durch Journalisten bedurft“.

Geheimdiensterkenntnisse

Journalisten, die während eines Krieges Informationen weitergeben, die sie von Geheimdiensten bekommen haben, würden zu jeder Zeit jede nur denkbare Propaganda als Meldung und als Wahrheit veröffentlichen. Das gleiche gilt für Journalisten, die sich von einer Kriegspartei an der Front „einbetten“ lassen.

Wie kommt man darauf?

Der Vorübergehende sagte zu seinem Zeitgenossen, dessen Gehirn sich langsam in Druckerschwärze, Parteienstaatsfunk und Tele-Visionen aufzulösen drohte: „Wenn man sich anschaut, wie der ausgesprochen verlustreiche und teure Abnutzungskrieg Russlands gegen die Ukraine verläuft, wie kommt man dann auf die Idee, dass Wladimir Putin es wagen würde, direkt die NATO anzugreifen? Dafür muss man schon sehr viel dummes Zeug gelesen, gesehen und gehört haben — oder ein Schreibtischtäter von Journalist an der Propagandafront sein“. Und der Vorübergehende setzte fort: „Für die Rüstungsindustrie ist ein Krieg nur eine große Verkaufsmesse, und die Toten, die Zerstörung, die Witwen, die Waisen, das folgende jahrzehntelange Elend sind nur die Dekoration am Verkaufsstand, damit das Preisschild angemessener wirkt. Jeder, der dir etwas anderes erzählt, um dich mit Halbwahrheit, Moral und künstlichem Gefühl vom Denken abzuhalten, lügt dich an“.

Den Krieg wollen sie nie…

Wer unbedingt einen Krieg will, möge entweder als Erster seine eigenen Söhne und Töchter zum Morden und Verrecken im feldgrauen Hemd in den Krieg schicken oder sein heuchlerisches, verlogenes Mördermaul halten!

Friedensliebe, Geschmacksrichtung FDP

Auf einer Kundgebung der Jungen Liberalen (Jugendorganisation der Mitregierungspartei FDP) werden blau-gelbe Transparente hochgehalten: "Slawa Ukrajini" und "Krieg beenden, Panzer senden! -- Leopard 2 und Marder liefern!".

Bild dreist mitgenommen von @mavin_spaziert@twitter.com

Unterscheidung

Die Schreibtischmörder in den Armeen dieser Welt wissen genau, warum sie die gleichermaßen mies besoldeten wie mies behandelten Soldaten zur Verteidigung der Herrschenden und Besitzenden ihres Staates zur so genannten Tapferkeit verpflichten und ergänzend mit Todesandrohungen für Deserteure nachhelfen, falls das noch nicht reichen sollte. Es ist genau so schwierig, Mut von Dummheit zu unterscheiden, wie es schwierig ist, Feigheit von Vernunft zu unterscheiden.

Als die Tiger ausbrachen

Kurz vor der Morgendämmerung war es
Ein elender Morgen im schwarzen Jahr 1944
Als dem Vorwärtskommandanten
Gesagt wurde, er solle die Stellung halten
Während er darum bat, dass seine Männer abgezogen werden
Und die Generäle dankten dafür
Dass die anderen Ränge
Die feindlichen Panzer eine Zeitlang aufhielten
Und dass der Brückenkopf von Anzio gehalten wurde für den Preis
Einiger hundert gewöhnlicher Leben

Und der nette alte König Georg sandte Mutter eine Nachricht
Als er hörte, dass Vater von uns gegangen ist
So weit ich mich erinnere, war sie in Form einer Schriftrolle
Mit Blattgold und dem ganzen Kram
Und ich fand sie eines Tages
In einer Schublade voller alter Fotos, gut versteckt
Und meine Augen werden immer noch feucht
Wenn ich mich daran erinnere
Wie seine Majestät unterschrieben hat
Mit seinem eigenen Gummistempel

Es war dunkel ringsherum
Frost war im Boden
Als sich die Tiger losrissen
Und von den Royal Fusiliers, Kompanie Z, überlebte niemand
Sie wurden alle zurückgelassen
Die meisten waren tot
Der Rest lag im Sterben
Und so hat das Oberkommando
Meinen Papi von mir genommen

Pink Floyd: When the Tigers broke free | YouTube-Direktlink

Die Bundeskriegssministerin

Mitten in Europa tobt ein Krieg. Damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte. Viele, viele Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön

Bundeskriegsministerin Christine Lambrecht, zitiert nach der ARD-Tagesschau [Archivversion zur Abwehr der p’litisch veranlassten Löschung alter Inhalte des Parteienstaatsfunks]

Ohne weitere Worte.

Tapferkeit

„Tapferkeit“, sagte der Vorübergehende zum Zeitgenossen, „ist eine Erfindung derjenigen Menschen, die andere Menschen zum Morden und zum Verrecken an die Front schicken“.

Bezahlung

Alle Kriegsteilnehmer, auch unfreiwillige Teilnehmer und Zivilisten, bezahlen die Teilnahme an einem Krieg mit ihrem Leben. Einige sofort beim Gemetzel auf dem Schlachtfeld, andere ihr ganzes restliches Leben lang.