„Das Pack, das in allen journalistischen Medien bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Gewerkschaften ermahnt, es mit den Lohnforderungen ja nicht zu übertreiben“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „sich dann aber in allen journalistischen Medien wortreich darüber beklagt, dass wegen der einbrechenden Binnennachfrage eine Rezession ins Haus steht, wenn hier nicht bald ein bisschen ‚Kauflaune‘ aufkommt, das ist genau das dumme, gierige, menschenverachtende und asoziale Pack, das hier weg muss — und zwar zusammen mit dem widerlichen Schergen von Journalisten, der diesem Pack seine schmerzendlaut verstärkte, überall widerhallende Stimme gibt, in der jede andere Stimme unhörbar werden soll“.
Tag Archive: Kapitalismus
„Was soll ich denn mit Gerechtigkeit“, sagte der Profiteur des Kapitalismus, „wo ich mein ganzes Leben lang für ungerechte Zustände gelernt habe, damit ich mich darin gut einrichten kann“. Und seine Gegner, zumindest jene, die kurz darüber nachdachten, konnten nicht anders, als ihm zuzustimmen.
Wo nach den Maßgaben einer korrupten Politik die Märkte alle Dinge in der Gesellschaft regeln sollen, wird alles zur Ware und alles Knappe und Nötige zum Spekulationsobjekt, das hohe Renditen verspricht, so lange es knapp und nötig bleibt.
Ich verfolge das Jammern über die „Verödung der Innenstädte“, weil einige große Kaufhausketten ihre völlig unrentabel gewordenen Verkaufshäuser schließen, ja mit der allerhöchsten Heiterkeit eines Menschen, der für sich selbst nur noch den Tod vor sich sieht und deshalb angesichts der Realsatire gelassen bleiben kann. Jahrzehntelang musste ich mir anschauen, wie die Innenstädte mit vollem politischen Willen und klarer, zielstrebiger Absicht zu Orten umgebaut wurden, die nur noch dem Akt des Einkaufens und damit verbundenen, weiteren Konsumakten gewidmet waren, was hier in Hannover so weit ging, dass vorsätzlich die kostenlosen und zum Einfach-nur-Verweilen einladenden Sitzbänke aus der Innenstadt entfernt wurden, weil das Bild von Armen und Obdachlosen wohl nicht in die politisch gewünschte Konsumstimmung passte; dies wurde ergänzt um eine systematische Vertreibung und Vernichtung „schmuddeliger“ Lokalitäten sowie um eine Entfernung von Musikern und Straßenkünstlern aus der Innenstadt, so dass nach Ladenschluss — der immer weiter in den Abend gelegt wurde — die Stadt nur noch von den unter dem Schutz der Dunkelheit weggekehrten asozialen Müllbergen eines Tages voller Konsum und Fastfoods „bewohnt“ wurde. Denn alle Orte, die Leben hätten geben können; alles Tun, das nicht der Förderung von Kaufakten gewidmet war, wurde zerstört. Jahrzehntelang. Planvoll. Mit aller destruktiver Kreativität. (Unvergessen die zeitweise aufgestellten Sitzbänke, die ein Liegen unmöglich machen sollten, aber auch das Sitzen recht unbequem machten.)
Heute liegen die Obdachlosen im geizig gewährten Schutz draußen an der Fassade des monströsen und nutzlos gewordenen Karstadt-Kaufhauses zwischen Georgstraße und Schillerstraße; ein Bau, der niemals mehr einen Mieter finden wird, weil diese Geschäftmöglichkeit schlicht nicht mehr existiert. Jedenfalls nicht in dem Maße, dass man damit auch nur die Heizkosten und die obszöne Gewerbemiete eines viergeschossigen, ehemaligen Konsumtempels aus Glas und Licht erwirtschaften könnte. Wäre diese albtraumhafte Stadt ein Ort für Menschen, dann würde der ansonsten nutzlose Bau für Menschen geöffnet, die Schutz vor dem Wetter und der Kälte suchen. Diese Stadt soll aber kein Ort für Menschen sein, schon gar nicht in der Innenstadt, sie soll ein Ort fürs Kaufen sein. Die „Verödung“, die so gern beklagt und befürchtet wird, läuft schon seit nahezu vierzig Jahren als politischer Gestaltungswille, und sie geht von einer korrupten Stadtverwaltung aus, die sich einem solchen Vorschlag gewisslich mit dem „Argument“ entziehen würde, dass es ja Geld kostete, Geld für Bewachung und für Reinigung und für provisorische sanitäre Anlagen und für die unvermeidliche und mit üblichem medialen Tamtam befeierte „psychosoziale Betreuung“, die übrigens keine einzige fehlende und für das so genannte „Existenzminimum“ bezahlbare Wohnung schaffte und von keinem Menschen, der sich dieser zum Hohn als „Angebot“ bezeichnet werden würdenden Gehirnwäscheversuche gezwungenermaßen aussetzte und sich noch nicht vollständig das Gehirn weggesoffen hätte, auch nur ansatzweise ernst genommen werden könnte. Da gibt die von grün-roten Menschenfeinden unter Oberbürgermeister Belit Onay regierte Stadt Hannover ihr Geld lieber für Brücken zwischen demnächst begrünten Flachdächern aus [Archivversion]; Brücken mitten durch die Stadt, gern finanziell vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen auf Beschluss des Deutschen Bundestages mit noch mehr dummen Staatsgeld gefördert, gern von Journalisten des Madsack-Verlages bejubelt und in den schönsten Bildern ausgemalt: So eine kreative Belebung der Stadt, so visionäre Architekturzeichnungen, so ein schönes Grün! Es wird auch frauenfreundlich, ganz gewiss, die verbleibenden Malls richten sich ja nur noch an den Modeverbrauch der Frauen. Und Parkhäuser gibt es auch, so dass Park und Parken vermählt werden! Was will man mehr?
Immerhin sind es nicht mehr Tunnel wie die Passerelle, vom nicht so gut ausgewaschenen Volksmund damals aus sehr naheliegenden Gründen auch gern als Pisserille bezeichnet, die jetzt in den kranken Köpfen gieriger, korrupter Menschen ausgebrütet werden. Außer vielleicht im Ihmezentrum, wo mit dem Bau der seit vier Jahren geplanten und staatlich absurd hoch subventionierten „Durchtunnelung“ von der Blumenauer Straße zur Ida-Arenhold-Brücke immer noch nicht begonnen wurde, obwohl der Durchgang schon immer existierte und einfach nur etwas ausgebaut werden müsste, ohne dass ein Erfordernis zum Durchtunneln bestünde. Wenigstens wurden schon ein paar hunderttausend Euro Staatsgeld eines kernkorrupten Staates abgeschrieben. Es wird sich schon eine Tasche gefunden haben, dieses Geld hineinzustecken, und eine Hand wäscht die andere.
Die inzwischen noch stärker als in diesem acht Jahre alten Foto vom Zerfall geprägte Ruine des Ihmezentrums in Hannover-Linden und der gesamte damit verbundene, strafrechtlich niemals verfolgte Großbetrug durch Unternehmen wie Carlyle und Intown sowie durch windige Bankrotteure wie Lars Windhorst und ihren eifrig architekturgezeichneten und PResseerklärten Visionen vom „Shoppen auf 25.000 Quadratmetern“ gewährt nicht etwa nur einen Blick in die Vergangenheit des Bauens, sie gewährt einen Blick in die Zukunft der gesamten Innenstadt, und das keineswegs nur in Hannover. Wenn man einen Ort vorsätzlich so plant und über Jahrzehnte hinweg so gestaltet, dass er nur noch als umsatzförderliches Umfeld für Kaufhäuser dienen soll, dann bleibt lediglich Verwüstung zurück, wenn die Kaufhäuser verschwinden — und stellenweise dicke Schichten sich jahrelang eklig ansammelnden Taubenkots an einem Unort, um den sich niemand mehr kümmert.
Dies zu bemerken, bedarf es nicht einmal der Weitsicht, nur der Einsicht und des handelsüblichen Verstandes. Um allerdings in schlecht gespieltem Schwachsinn so zu tun, als bemerke man das alles nicht, bedarf es hingegen der Korruption und der kältesten, bis in das Faschistoide gehenden Menschenverachtung, ergänzt um unerbittlichen Armenhass. Und diese Menschenverachtung trägt alle Namen der halbwegs chancenreich zu Wahlen antretenden politischen Parteien sowie ihrer Komplizen im Journalismus und in der Reklame. Leider. Nicht nur in Hannover.
Die Menschen fühlen sich frei, aber sie lassen sich als Verbraucher ansprechen, ohne an diesem kalten und entmenschenden Wort Anstoß zu nehmen. Und während sie wie die Getriebenen alles dafür tun, niemals den Schleier der Illusion und Selbsteinlullung zu durchtrennen, niemals das Gefühl ihrer Freiheit zu verlieren, liegen die einen in den Ketten der Sucht, und die anderen in den Ketten des Neides.
Ein mündiger Bewohner seines Staates ist nur, wer aller allmedial und in Komplizenschaft mit Journalisten aufgebrachten Perfidie und Manipulationskunst der Reklame und der Propaganda widersteht und in diesem unvermeidlichen psychischen Dauerfeuer niemals vergisst, was er möchte, was er braucht, was er kann und was ihm zuwider ist. Aber es ist der gleiche Staat, der sonst nicht müde wird, in den Sonntagsreden seiner von einer Parteienoligarchie eingesetzten politischen Vertreter und sonstigen Verkäufer von „Medienkompetenz“ zu faseln, die jedem an der Schule eingebläut werden müsse, der alles dafür tun wird, dass möglichst viele seiner Bewohner lebenslang unmündig bleiben. Denn alles andere würde den Profit durch die Wirtschaft des Staates gefährden. Und die Nutznießer dieses Profits bezahlen ja schließlich das Vertreterpack für eine Politik in ihrem Interesse, offen und verdeckt bezahlen sie dafür.
Das wohl schwierigste am Beruf des Arztes ist, dass er niemanden empfehlen kann, die Arbeit aufzugeben, wenn er ganz genau sieht, dass es vor allem die Arbeit und die Verhältnisse an der Arbeitstelle sind, die krank machen. Da würde der Arzt ja sofort einen Kunden und die damit verbundenen Einnahmen verlieren. Also gibt es stattdessen eine Krankschreibung, ein Rezept und ein Weiter-So; den Unterschied zwischen Medizin und Heilung.
Es ist sehr einfach, zu verstehen, warum die Naturwissenschaften in Politik und Journalismus keine Rolle spielen: Die Physik beschäftigt sich mit dem, was messbar ist; die Chemie beschäftigt sich mit dem, was Substanzen formt und zusammenhält; die Medizin beschäftigt sich mit dem, was die Gesundheit erhält; die Biologie beschäftigt sich mit dem, was lebt und die Mathematik beschäftigt sich als wichtige Strukturwissenschaft mit dem logischen Schließen, Folgern und streng deduktiven Ausbauen ihres Gegenstandes, um rationale Denkprozesse zu sichern und kommunizierbar zu machen. Nichts davon hat politische Relevanz, nichts davon ist für die Propaganda im Kapitalismus brauchbar, beinahe alles daran steht im Widerspruch zum Kapitalismus mit seiner antiwissenschaftlichen Ideologie des von Zinseszins-Dynamiken getriebenen grenzenlosen exponentiellen Wachstums auf beschränktem Raum.
„Der Kapitalismus“, sagte der Vorübergehende zu seiner Schwester im Staub, „findet für jedes von ihm geschaffene Probleme eine von ihm geschaffene Lösung, die für Umsatz sorgt. Wenn die Inflation dazu führt, dass immer mehr Menschen zu wenig Geld zum Leben haben, dann legt er in den Aldi-Grabbeltisch ein billig gedrucktes Buch mit 333 Tipps zum Geldsparen, das man im Sonderangebot für sieben Euro kaufen kann.“.
Die Herrschenden und Sprechpuppen der Besitzenden aus der Oligarchie der CSPDUAFDPGRÜNETC, die in jedes hingehaltene Mikrofon davon sprechen, das Klima schützen und eine Klimakatastrofe verhindern zu wollen, wollen in Wirklichkeit den Kapitalismus schützen und einen Zusammenbruch des Kapitalismus verhindern. Und nichts anderes. Und genau so sieht ihre Politik auch aus, und genau daran bemessen sie politische Ideen.
Ihr sollt glauben, dass Kauf und Konsum euch glücklich machen. Aber ihr sollt keineswegs glücklich sein, denn das wäre schlecht für die Wirtschaft.
„Erfolg“, sagte der Vorübergehende zum bürgerlichen Positiv-Denken-Esoteriker in den Spinnweben seines dummen Aberglaubens, „ist in kapitalistischen Gesellschaften regelmäßig nicht die erwartungsgemäße Folge guter Ideen, persönlichen Einsatzes und großen Fleißes, sondern das Ergebnis von vermögenden bis reichen Eltern, guten Beziehungen der Eltern, auf denen man aufbauen kann, großen Erbschaften und äußerster ‚Sparsamkeit‘ und Skrupellosigkeit darin, andere Menschen für die Arbeit, die sie anstelle des Reichen und Erfolgreichen leisten, zu bezahlen. Und das. Ist politischer Wille aller Parteien in der Bundesrepublik Deutschland, so weit gehend, dass es einen staatlich subventionierten Billigarbeitsstrich gibt, damit dieses ‚Erfolgsrezept‘ noch besser funktioniert. Deine Vorstellungen und Wünsche ändern daran gar nichts“.