Sie sprechen von einer work-life-balance, aber sie meinen damit in Wirklichkeit ein work-life-blending ohne die Idee eines Feierabends. Wohl dem Menschen, der dafür sorgt, nicht ständig erreichbar zu sein!
Tag Archive: Englisch
Mit einem breiten Grinsen entgegnete der Vorübergehende seinem immer wirrer sprechendem Zeitgenossen „Gender Studies is a social construct too„.
The word „microaggression“ is a microaggression too.
„Big Data“ for nations and companies is small privacy for human beings.
In der deutschen Sprache, die ja dort, wo es derb wird, nicht gerade arm an scharfen und klaren Begrifflichkeiten ist, gibt es diese drei gedanklichen Konzepte nicht, die einem Sprecher des Englischen in den Wörtern ghost, spirit und mind zur Verfügung stehen und von ihm auch gern in kurzen, prägnanten Wendungen wie mind matters verwendet werden. Diese Konzepte fallen im Deutschen zusammen in das eine Wort vom „Geist“, dessen begrifflicher Nebel von der spukhaften Erscheinung über die anspornende Begeisterung bis hin zu den Leistungen des Verstandes reichen muss. In diesem ungreifbaren begrifflichen Nebel lässt sich leicht die Bedeutung des Gesagten verbergen, um das Irrationale dem Hörer schmackhaft zu machen, auf dass sich auch ja ein Nebel auf das Denken lege. Wo die begriffliche Einsheit eines Gespenstes und einer zerebralen Leistung dem Denken seinem Stempel aufprägt, ists nicht erstaunlich, dass so viele Menschen einen state of mind erreicht haben, in welchem sie den Quellen intellektueller Leistung in einer Haltung ehrfürchtiger Achtung und Leicht-Gläubigkeit gegenübertreten, die sogar parareligiösen Charakter erreichen und sich auf bloße Äußerlichkeiten erstrecken kann — man denke etwa an die Beliebtheit weißer Kittel und klinisch reiner „Labore“, in denen im Gegensatz zur Bedeutung des lat. Verbes laborare sichtbar niemals gearbeitet wird, in der Reklame für diverse Zahnhygiene-Produkte — während sie einer solchen intellektuellen Tätigkeit in ihrem unmittelbaren Umfeld oder gar in ihrem eigenen Leben eher mit der ängstlichen Scheu und meidenden Ächtung begegnen, die einem Gespenste anstünde. Das Irrationale und Unmündige. Ist in diesem Punkte fester Bestandteil der deutschen Sprache und legt sich allzu leicht in die Überlegungen der deutsch Sprechenden, und zwar auch dort, wo ein klarer Gedanke angemessener als die Lyrik wäre.
Und nein, N., „body-mind“ durch „Körper-Geist“ zu übersetzen ist keine gute Idee. Du würdest den „Heiligen Geist“ doch auch nicht im Englischen zu einem „holy ghost“ machen…
Alle offiziellen Maßnahmen und Förderungen der Republik Irland können es nicht aufhalten, dass die — in meinen Ohren übrigens recht wohlklingende — irische Sprache vom endgültigen Verklingen bedroht ist. Es hilft nicht einmal, dass für die verbliebenen, vielleicht sechzig- bis achtzigtausend aktiven Sprecher des keltischen Idioms alle Ausschilderungen zweisprachig gehalten sind, dass das Irische zur offiziellen Amtssprache der Republik erhoben wurde, dass es im staatlichen Rundfunk verwendet wird und dass es an den regulären Schulen als Pflichtsprache gelehrt wird.
Wer in Irland „etwas werden will“, lernt Englisch und spricht es im Alltag so oft wie möglich, um darin eine große Geläufigkeit zu bekommen. Die englische Sprache ist der Schlüssel für den individuellen sozialen Aufstieg geworden. In der allgemeinen Wahrnehmung sind die Sprecher des Irischen vor allem zurückgebliebene, bäuerliche Menschen in schlechter sozialer Lage; niemand mag gern zu dieser Klasse gehören. Dass sich einige gewohnheitsmäßig gebrauchte Redensarten halten, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass für die meisten Iren die gesprochene, geschriebene, gedachte und zum Handeln führende Sprache die englische geworden ist, während eine ganze Sprachkultur immer mehr auf eine folkloristische Dekoration reduziert wird.
Jede Sprache formt das Denken ihrer Sprecher. In der irischen Sprache gibt es eine bemerkenswerte grammatikalische Erscheinung bei den Zahlwörtern. Die meisten modernen Sprachen kennen den Unterschied zwischen Kardinalzahlen (eins, zwei, drei) und Ordinalzahlen (erster, zweiter, dritter). Diese beiden Kategorien sind auch im Irischen bekannt. Darüber hinaus gibt es im Irischen noch zwei weitere Kategorien von Kardinalzahlen, die verschiedene Formen bilden. Die eine Form wird verwendet, wenn Gegenstände gezählt werden (amháin, dhá, trí), die andere Form wird verwendet, wenn Personen gezählt werden (duine, beirt, triúr).
In dieser grammatikalischen Eigenheit der irischen Zahlwörter spiegelt sich ein großer Respekt vor der Person als solcher; ein Widerstreben. Menschen. Mit den gleichen begrifflichen Kategorien zu erfassen, die für materielle Werte und Gegenstände gebraucht werden. Wo in der Abstraktion der Zahl rechnerisch alles miteinander kommensurabel gemacht werden kann, baut diese Sprache ein (schwaches) begriffliches Hindernis auf und zeigt somit ein aus der Vergangenheit herüberhallendes Bewusstsein darüber, dass sich das Leben eines Menschen nicht beliebig verrechnen lässt.
Von daher ist es gar nicht überraschend, dass eine so denkende Sprache unter den Bedingungen des gegenwärtig über die Gesellschaften ablaufenden Prozesses verstummt — dieses Verstummen der einst europaweit gesprochenen keltischen Sprachen begann bereits im ausgedehnten imperium romanum, und es setzt sich bis heute fort.
Dank an I., der mich auf diese Eigenart des Irischen und ein paar Hintergründe aufmerksam gemacht hat, und: Viel Erfolg auf der Hannover-Messe! Ich hoffe, die Zahlwörter in einer mir vollständig unverständlichen Sprache sind richtig geschrieben… 😉