Sie sprechen von einer work-life-balance, aber sie meinen damit in Wirklichkeit ein work-life-blending ohne die Idee eines Feierabends. Wohl dem Menschen, der dafür sorgt, nicht ständig erreichbar zu sein!
Tag Archive: Denglisch
Die modernen Blender und Lügner aus Presse, Pop, Produktvermarktung und Politik benutzen immer die englische Sprache, wenn sie ein Beinahe-Nichts zu einem interessanten Etwas aufpusten wollen. Früher hätten sie Latein genommen.
Früher nannte man es Weltschmerz, heute ist man woke…
Du klingst nicht intelligenter, wenn du „People of Colour“ statt „Farbige“ sagst, sondern ganz im Gegenteil: Du klingst wie ein Dummkopf, der alles unreflektiert nachplappert, sein Gehirn allzugern im massenmedialen Neusprech badet und jeder an ihn herangetragenen dummen Mode folgt.
Er nennt seinen Körper body, und wegen reklameinduzierten Mangels braucht er für sein brain kein Wort mehr im Munde zu führen.
Fakten (die, Asubstanztiv) — wenig aussagekräfte, unter Missbrauch der Mathematik (meist so genannte „Statistik“) gewonnene Daten, die entlang der Kanäle der eigenen Ideologie rhetorisch-listig durch die Kanäle des Medienapparates gepumpt werden, um damit die Zumutungen der ideologischen Forderungen „objektiv“ und „alternativlos“ erscheinen zu lassen. Zuweilen auch in einer unschönen Verengdeutschlichung „Datenbasis“ genannt, weil dieses Wort besser geeignet ist, den Eindruck zu erwecken, die geforderten Unverschämtheiten hätten eine Basis in den Daten und nicht etwa in der Unverschämtheit der Fordernden.
Die moderne Zeit mit ihren ganz besonderen Anforderungen an die „Flexibilität“ und „Virtualität“ der Menschen ist ja voll des Schwachsinns. Ein etwas älterer, in Zeiten des Web Zwo Null aber wieder etwas aus der Mode gekommener Schwachsinn ist zum Beispiel das Voranstellen des englischen Possessivpronomens „my“ vor einem beliebigen Dienst im Internet. Bevor es „MySpace“ gab, erfreute etwa „My Yahoo“ mit dieser sprachlichen Konstruktion. Dieses undeutsche Wort bedeutet in erster Linie, dass man kein wirkliches Eigentum mehr an den Dingen hat, die man unter diesem My Banner auf die Website anderer Leute gestellt hat — und so mancher dieser Internet-Anbieter ist inzwischen schon mit allen seinen angebotenen My Diensten verschwunden, offenbar, weil nicht genügend von My Money bekommen hat, um damit ein langfristig tragfähiges Geschäft zu haben.
Auf diesem Hintergrund ist der auf der Titelseite präsentierte, sprachliche Griff ins Klo, mit dem die hannöversche Umsonst-Zeitung „Hannover am Sonntag“ ihre Leser zum Pfingstwochenende kopfschütteln machte…
…durchaus eine gelungene Realsatire auf die Heimatlosigkeit der städtischen Nomaden. Wenn es. Wohl auch eigentlich eine (natürlich nicht als solche gekennzeichnete) Werbung für ein weiteres, mutmaßlich überflüssiges Internet-Angebot sein sollte, das mit der kostenlos gegebenen Tätigkeit der Menschen — Originaltext aus dem Artikel: „Jeder kann mitmachen“ — Profit über massenhaft eingeblendete Reklame zu schlürfen versucht. Ganz so, als ob das gewöhnliche Bloggen an anderer Stelle nicht einfach und ausgereift genug wäre. Und denn findet sich in den AGB auch noch der tiefere Grund, warum unter den „Partnern“ dieses tollen Projektes (unter anderem) die ganzen Publikationen des hannöverschen Madsack-Verlages zu finden sind, denn am normalen Bloggen stört die Zeitungsmacher doch ein bisschen das Urheberrecht [Die Hervorhebung im Zitat ist von mir]:
Der Nutzer gewährt MYHEIMAT mit dem Einstellen von Inhalten, wie z.B. Beiträgen, Texten, Bildern und Videos ein räumlich und zeitlich unbeschränktes, jedoch nicht exklusives Nutzungsrecht an den jeweiligen Inhalten. MYHEIMAT ist unter Wahrung des Urheberpersönlichkeitsrechts und des Persönlichkeitsrechts des Nutzers berechtigt, die eingestellten Inhalte für eigene Zwecke zu nutzen, zu vervielfältigen, zu verbreiten, drahtgebunden oder drahtlos auf Abruf zur Verfügung zu stellen (Online-, Zugriffs-, und Übertragungsrecht), zu archivieren und in Datenbanken aufzunehmen, sowie in Printmedien aller Art (insbesondere Zeitungen und Zeitschriften) zu nutzen. Zur Bearbeitung der von Nutzern bereitgestellten Inhalte ist MYHEIMAT nur insoweit berechtigt, als dies zur grafischen Darstellung, aus redaktionellen Gründen und/oder zur Verbindung mit anderen Werken erforderlich ist.
Kurz: Wenn man schon keine Heimat mehr hat, so dass man dieses „my heimat“ im Internet braucht, denn kann man sich auch gleich sein komplettes Schreiben, Fotografieren, Filmen und was immer sich da noch auf anderer Leute Bereicherungsmaschine stellen lässt, mal eben zeitlich unbegrenzt denen übergeben, die es als billigen Content in diversen journalistischen Produkten verwursten wollen. Klar, dass so ein Konzept einer Journaille gefällt, die sich zum Partner eines solchen Bestrebens macht. Aber ob da so ein toller Content entsteht, wenn jeder einigermaßen vernunftbegabte Mensch einen Bogen um diese Ausbeutung 2.0 macht, das wird sich wohl noch im Verlaufe der kommenden Wirtschaftskrisen zeigen — wenn nämlich aus den feuchten Vermarktungsträumen nichts geworden ist und ein Insolvenzverwalter sich um die Reste einer verachtenswerten Geschäftsidee eines lichtscheuen Gesindels kümmert.
Sie erzählte mir, wie sie neulich einmal tanken musste. Und weil es die nächstgelegene Möglichkeit war, fuhr sie zu einer Shell-Tankstelle. Aber dort war es ihr nicht mehr möglich, zu erkennen, wo sie Super oder Normal tankt, überall standen zu den Zapfhähnen unverständliche und für sie Nichts sagende Bezeichnungen. So fuhr sie ein Stück weiter zur zweitnächsten Tankstelle, wo sie sich sofort zurechtfand.
Ob es im Streben der Werber nach „Alleinstellungsmerkmalen“ wohl wirklich die Absicht war, dass sich die Menschen in einem inneren Ausland mitten in Deutschland zurecht finden müssen.