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Immer dunkleres Licht

„Es ist doch seltsam“, sagte der Vorübergehende zum Studenten, „dass immer mehr Menschen in der BRD formal immer besser gebildet sind, man aber im Alltag gar nichts von diesem seit Jahrzehnten immer höheren Bildungsniveau mitbekommt, zum Beispiel in Form einer erhöhten Einsichts-, Innovations- und Problemlösungskraft. Da möchte man doch denken, dass im Bildungswesen gar keine Bildung vermittelt wird, sondern etwas ganz anderes“.

Bildung

Bildung ist nicht, dass man sich für die Prüfung in Geschichte daran erinnert, dass Adolf Hitler und seine Schergen Millionen von Menschen, ausgewählt nach willkürlichen und pseudowissenschaftlichen Kriterien, in Mordfabriken umgebracht haben und die halbe Welt in einen sinnlosen Krieg gezogen haben. Bilding ist, wenn man versteht, auf welche Weise Millionen von Menschen davon überzeugt werden konnten, dass das alles gut und nötig war und es wegen dieser Überzeugung mindestens durch Passivität mitgetragen haben. Bildung ist, dass man gelernt hat, die Anzeichen wahrzunehmen, wenn sich die Geschichte wiederholt.

Wisse und Gestalte!

Aus jedem Wissen kann einmal zum Können werden; aber aus Nichtwissen wird nichts, außer vielleicht Aberglaube und hilfloses magisches Denken, das mit allerlei Hokuspokus betrogen und ausgebeutet werden kann. Nicht alles, was man versteht, kann man verändern, indem man es aktiv gestaltet; aber man kann nichts aktiv gestalten, was man nicht versteht. Die, die nicht andere Menschen zum Verstehen ermächtigen, sind die, die keine aktiv gestaltenden, freien, glücklichen Menschen um sich haben wollen, sondern Opfer. Man nennt sie Lehrer, und sie werden staatlich besoldet; man nennt sie Pfaffen, und sie werden staatlich besoldet; man nennt sie Journalisten, und sie arbeiten darauf hin, irgendwann auch für ihre Schergenrolle staatlich besoldet zu werden. Wer Einsicht hat, nennt sie Feinde.

Bildung

Die Bildung der Menschen zeigt sich darin, wie sie sich streiten.

Bildung

Gut gebildete Menschen erkennt man nicht daran, dass sie einfache Dinge in einem Schwall unangemessen komplizierter Ausdrucksweisen zu verbergen wissen, sondern daran, dass sie komplizierte Dinge einfach und klar erklären können, ohne sie unangemessen zu vereinfachen. In diesem Sinne ist vieles vom geforderten Textausstoß eines Studenten in der BRD ein Zeichen schlechter Bildung, und viel zu viele Opfer dieses Lehrbetriebes, vor allem aus den so genannten Geisteswissenschaften, legen den einmal versauten Stil ihr ganzes Leben nicht mehr ab, bis dahin gehend, dass sie Lehrbücher für die nächste Generation Studenten in größtmöglicher Weitschwafeligkeit und Aufgedunsenheit verfassen, damit sich auch niemals etwas daran bessere.

Unter gut gebildeten Menschen entsteht auch nur selten eine neue Religion…

Die Sinnfrage der Bildung

Warum sollte überhaupt noch jemand zur Schule oder gar auf eine Hochschule gehen, wenn sämtliche politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger, sämtliche Journalisten und der größte Teil der Bevölkerung sich weigern, auf Argumente von naturwissenschaftlich gebildeten Menschen zu hören? Die Bildung ist längst tot und verwest verachtet vor sich hin, an ihre Stelle ist längst die Ideologie getreten und die lyssenkoistische Mimikry der Wissenschaft getreten, und ihre Stimme trieft aus allen Kanälen und allen Entscheidungen.

Bildungsmaske

Gefragt, wie ein Vortrag gewesen sei, antwortete der Vorübergehende: „Der Redner war gebildet und geübt genug, um sich kaum anmerken zu lassen, wie wenig er wusste“.

Lesen und schreiben

„Hören und sprechen, lesen und schreiben zu können ist für Menschen sehr nützlich, denn es hilft, festgehaltene Gedanken anderer Menschen wahrzunehmen und eigene Gedanken mitzuteilen“, sagte der Vorübergehende zu seinem Feind, dem Lehrer. Und. Er setzte fort: „Aber denen, die niemals gelernt haben, selbst zu lernen und zu denken, nützt es gar nichts. Diese tragen mit der an sich nützlichen Kulturtechnik nur die für sie produzierten Belanglosigkeiten, Befehle, Fehlinformationen, Ängste, Durchhalteparolen und Vergewisserungen der individuellen Ohnmacht weiter, bis sie allesamt im Schall ihres eigenen Chores dermaßen fest daran glauben, dass es sich dabei um jedem Menschen bekannte Tatsachen handele, dass daraus schließlich Tatsachen werden. Eine Bildung, die nicht die Fähigkeit und Lust zum Lernen und zum Denken vermittelt, ist eine Bildung, die Sklaven nur noch etwas nützlicher machen soll“.

Bildungssichtbarkeit

Es gibt kaum eine Situation, in der Bildung oder ihr Fehlen so deutlich sichtbar wird, wie in einer Meinungsverschiedenheit zwischen Menschen: Je mehr Bildung, desto weniger Gebrüll.

Klassisches Werk

„Es ist ein klassisches Werk in deutscher Sprache“, sagte der Vorübergehende mit einem breiten Grinsen, „es wird allgemein gelobt und gern empfohlen, aber es wird niemals gelesen“.

Gebildete

Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Säkulum, wenn ich in meinem Plutarch lese von großen Menschen!

Friedrich Schiller, aus „Die Räuber“

„Aus der Sicht dessen, was das deutsche Bürgertum als ‚Bildung‘ bezeichnet, bin ich völlig ungebildet“, sagte der Vorübergehende zu seinem eingeschüchterten Zeitgenossen mit Minderwertigkeitskomplex, „denn als ‚gebildet‘ wird nur bezeichnet, wer seit Jahrtausenden tote Sprachen beherrscht, sich regelmäßig seit Jahrhunderten überholte Kulturleistugen wie etwa eine Oper anschaut und der Gesamtheit der gegenwärtigen Kultur einschließlich der Wissenschaft mit tiefer Skepsis, wenn nicht gar mit Verachtung entgegentritt. Der ‚Gebildete‘ kann lateinische Sprichwörter von sich geben, ist aber ein mathematischer Analphabet ohne tiefere Kenntnisse wissenschaftlicher Methodik; er betet die Vergangenheit an und ist voll des wortreichen Lobes für die Leistungen der Alten, während die Vorgänge in einem Computer für ihn ein von Aberglauben und Magie umsponnenes Mysterium sind und stets bleiben. Und. Er kann in dieser Verblendung jeden Menschen verachten und als Dummkopf verunglimpfen, der als Vorübergehender seine Sinne auf die Gegenwart ausrichtet, so dass sein Interesse, Wissen und Können lebenspraktische Bedeutung hat“.

Bildung

Bildung zeigt sich darin, dass ein Mensch in den Erscheinungen und Ereignissen Ähnlichkeiten und Gleichartigkeiten erkennen kann, die über der wahrgenommenen Unmittelbarkeit Muster und Strukturen formen. Wer dumm oder unwissend geblieben ist, glaubt zwar, immer wieder etwas Neues zu erleben, versteht aber aus all seinem Erleben heraus nichts und hat deshalb auch kaum Möglichkeiten des Ausdrucks seines Erlebens oder gar der selbstverantwortlichen Gestaltung seines Lebens.