„Wo mir diese penetrante Fröhlichkeit der gefühlsunfähig gemachten Menschen begegnet“, sagte der Vorübergehende zu seinem Mitmenschen, „da sehe ich zu, dass ich schnell wegkomme. Wo der Geist frisch gezapft oder aus Flaschen eingeschenkt wird, während die immergleiche Musik Gehirne in den Gleichtakt bringt, nur von dumpfesten Witzen unterbrochen, da ist die Gewalt niemals fern“.
Tag Archive: Alkohol
Die Deutschsprechenden sind ein seltsames Völkchen mit seltsamer Ausdrucksweise. Wenn jemand trinkt, sagen sie, dass er säuft; aber wenn jemand säuft, sagen sie, dass er trinkt.
„Es ist immer wieder erstaunlich, und man vergisst es doch so schnell“, sagte der Vorübergehende zu seinem sich nach Partys sehnenden Zeitgenossen, „dass auch die begehrenswerteste Frau jegliche Anmut und allen Reiz verlieren kann, wenn sie erst einmal betrunken ist. Der Suff wäscht die Kultur, die Selbstkontrolle und die hübsche Fassade ab, und was nach dieser alkoholischen Reinigung verbleibt, ist die mechanische, kalte, dumme Psyche, die nur noch ein mechanisches, kaltes, dummes Miteinander ermöglicht“.
Gefragt, welche Nationalität er habe, sagte der Vorübergehende, dass er Säufer sei, weil sich der Staat, in dem er leben müsse, nur noch im Suff ertragen lasse.
Steter Tropfen leert das Hirn.
„Es ist Wochenende“, sagte der Vorübergehende zu seinem melancholischen Zeitgenossen, „die einen saufen sich ihr Leben schön, und die andern leben sich ihr Saufen schön“.
Der Vorübergehende sagte zu seinem sich ereifernden Zeitgenossen: „Du willst eine große Volksbewegung? Das ist sehr einfach. Nimm den Leuten die Fernseher und den Alkohol weg, und es wird keine drei Tage dauern, bis es in jeder Stadt große Demonstrationen von Menschen gibt, die erstmals seit Jahren fühlen, wie sie sich fühlen und deshalb für ihr Recht einstehen — für das Recht zu saufen und das Recht zu glotzen. Aber für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben bewegst du unter der Herrschaft der Angst niemanden“.
So viel politische Einsicht wünsche ich mir (und allen anderen Menschen) mal in Bezug auf alle halbwegs populären Rauschmittel. Und zwar überall.
„Stell dir nur vor“, sagte der Vorübergehende zum Mitmenschen Spießer, „gefährliche Drogen wären legal und jeder könnte sie überall für wenig Geld in guter Qualität erwerben: Familien würden unter der schweren Sucht eines einzigen Angehörigen zerrüttet; schwere organische Schäden würden bei vielen Konsumenten zu jahrelangen medizinischen Behandlungen und zu einem Leben in Siechtum führen; immer wieder gäbe es Tote durch die Überdosierung des Rauschmittels; junge, im Gebrauch der Droge noch unerfahrene Menschen würden jeden Tag mit Blaulicht und Martinshorn in die Krankenhäuser gefahren, um ihr Leben zu retten; überall gäbe es Menschen in unserer Gesellschaft, die abgehängt wären, ihr ganzes Leben wegwürfen und nur noch für ihren nächsten Rausch lebten. Und. Als ob das nicht genug wäre, gäbe es jedes Jahr zehntausende oft tödliche Unfälle unter Alkoholeinfluss“.
Menschen, die angesichts des medizinischen Fortschrittes angstvoll sagen, dass sie niemals wie eine willenlose Menschform geistlos dahinvegetieren wollen; in diesem Zustand gehalten von Maschinen und einer Flüssigkeit, die ihnen in den Körper gegeben wird. Und. Die nach diesen Worten erbost sind, wenn man den Stecker ihres Fernsehers zieht und ihre alkoholischen Getränke ausschüttet.
Mach die Glotze aus und hüpf ins Leben!