Die Wachenden haben eine einzige und gemeinsame Welt, von den Schlafenden aber wendet sich jeder seiner eigenen zu.

Heraklit

Hör auf damit, mir jeden Tag zu erzählen, wie ich mich fühle und wie ich mich fühlen soll! Du hast mich noch niemals danach gefragt, wie ich mich fühle. Du glaubst, alle Antworten zu haben.

In Wirklichkeit bist du ein eingebildeter Dummkopf aus einer Parallelgesellschaft, in der ich nicht vorkomme.

Seit Jahrhunderten schon nicht mehr.

Und wenn du mich persönlich nach „meinem Gefühl“ gefragt hättest, hätte ich es dir nicht gesagt. Ich vertraue dir nicht. Aus Erfahrung. Aus langjähriger, schmerzhafter und persönlicher Erfahrung. Aber wenn ich den Eindruck gewinne, dass deine Aufmerksamkeit länger als eine zweckdienlich-werbewirksame Minute dauern wird, dass du es ernst meinst und nicht einfach nur manipulativ an mir herumstupsen willst, sage ich dir vielleicht, was ich denke. Das halte ich im Übrigen für wesentlich interessanter als die Reaktionen meiner Psyche auf die Zustände, allein schon, weil man es bestätigen, widerlegen oder relativieren kann. Deshalb bekommt es eine über mich selbst hinausgehende Bedeutung, im Gegensatz etwa zu einer Angabe, dass ich mich jeden Tag in den Schlaf weinte, fern von jedem warmen Ohr, in der alleinigen Gesellschaft meiner Tränen.

Ich hasse dich ja nicht mit dem herzlosen Menschenhass, der dein ganzes Leben prägt, du herzfressender Hasstäter!

Hör auf damit, mir zu erzählen, was ich (oder die von dir konstruierte Gruppe von Menschen, der du mich flugs zuordnest) will! Du hast mich noch niemals danach gefragt, was ich will. Es hat dich auch nie interessiert. Meistens weiß ich es noch selbst, trotz der ganzen Reklame.

Nimm deine Kamera weg! Halt sie wieder auf etwas mit großen Brüsten, viel Geld oder empörender Korruption und Heuchelei! Es hat dich niemals interessiert, wie ich aussehe, also schmück dich nicht sinnlos mit meiner Kopftrophäe, unter der du voller Stolz deine Erzählung erzählst!

Du bist Abschaum. Ekel. Alles Schlechte, Kranke und Zerstörerische komprimiert, im Dienste jeder schlechten Sache. Seit Jahrhunderten. Auch im Faschismus wärst du etwas geworden.

Hör auf damit, mir zu erzählen, dass ein perfide gängelndes System aus Belohungen und Bestrafungen dazu da ist, mich zu einem besseren Menschen zu machen! Schau dir mal die Regierungsbank an! Die hätte es nötig. Die empfängt diese „Zuneigung“ aber gar nicht. Seit Jahrhunderten. Und dann schau dir die Menschen an, die reich geworden oder geboren sind! Die empfangen diese „Zuneigung“ ebenfalls nicht. Seit Jahrhunderten. Stattdessen sind die Gefängnisse voll mit Schwarzfahrern, Cannabisrauchern und verarmten Menschen, die ihr Essen aus den Mülltonnen „stehlen“.

Ich bin nicht so dumm, wie du glaubst. Und. Ich werde niemals so dumm sein, wie du mich machen willst.

Hör auf damit, mich anzulügen! Und vor allem: Hör auf damit, dich selbst anzulügen! Es gibt bessere Clowns als dich. Solche, über die man lachen kann. Auch außerhalb der Parallelgesellschaft einer schwafelvollen „sozialwissenschaftlichen“ Fakultät.

Du hast nur faulen Zauber. Und schnellbindenden Beton für Zustände, die verändert werden müssen. Seit Jahrhunderten.

Du bist widerlich.

Schon seit Jahrhunderten.

Lass mich in Ruhe!

Und bitte, fang an zu denken oder geh einfach sterben. Das ist ja kein erträglicher Zustand, was du geworden bist.

Für R.