Wer sich existentiell bedroht fühlt, vor allem wer Angst vor dem Tod hat, neigt nicht nur stärker zum religiösen Glauben, sondern auch zur Zurückweisung der Evolutionstheorie, so eine Studie von Psychologen der University of British Columbia und des Union College (Schenectady, N.Y.).

Telepolis: Wissenschaft ist keine Religion, oder?

Wenig überraschend ists, dass ein Mensch in persönlicher Verunsicherung, ungewissen Zukunftsaussichten und existenzieller Angst dazu neigt, sich als angstlösenden Placebo eine besonders große Dosis Religion zu geben — denn dort, wo Wohlstand, Bildung und damit individuelle Möglichkeiten wachsen, wo in großer menschlicher Anstrengung vieles von den alten, jenseitigen Versprechungen ins Diesseitige gezerrt und zur Realität gemacht wird, da bedarf es einer „Dienstleistung“ nicht mehr, die das objektive Elend als ein Problem mit Gott deutelt und gegen dieses religiös proklamierte Problem die gleiche Religion als Heil- und Heilsmittel anbietet. Folglich. Schwindet unter solchen Bedingungen der Einfluss der Religion, genau so, wie er dort überwältigend und bis zur Grausamkeit fordernd wird, wo Menschen in Armut, Bildungsferne und sklavischen Abhängigkeitsverhältnissen ihr Dasein fristen müssen. Die beste Kur gegen die Religion und ihren unheiligen Sohn, dem teilweise mörderischen, aber stets fordernden und repressiven Hang zur Irrationalität, sie wird darin bestehen, dass Menschen aus ihrer einsamen Verunsicherung, aus ihrer Aussichtslosigkeit und angstvollen Unfähigkeit, das eigene Leben zu leben, herausgehoben werden. Der Witz „Sagt der Pfaffe zum Politiker: Halt du sie arm, ich halte sie dumm!“ liegt näher an der Wahrheit der staatsfrommen Zweieinigkeit, als viele Wähler und Kirchgänger gern für sich wahr haben wollen.

Was unter der letzten, unabwendbaren Angst vor dem zwangsläufigen Ende noch an individuellen Glaubenshaltungen verbliebe, das. Wäre ungleich erträglicher als die jetzt so überwältigende Abweisung jeder Möglichkeit eines Fortschrittes für die Menschheit und für jeden einzelnen Menschen.