Wer sich über diese seltsame, prominent platzierte Grafik in der Sidebar dieses Blogs wundert: Das ist ein Link auf die wohl einzige Aktion zur kommenden FIFA-Fußball-WM, die mein Gefallen findet.
Es ist so, dass mein Verhältnis zum Fußball ein recht gleichgültiges ist, und dass ich mich lieber mit anderen, erfreulicheren Dingen beschäftige. Leider erzwingen es gewisse Barbaren, dass ich mich unter ihrer Gewaltlust doch mit diesem unwichtigen Ballgetrete befassen muss.
Während der auf uns alle zukommenden, von den meisten fühlenden und denkenden Menschen noch gut verdrängten Geldmeisterschaft wird es kein Entrinnen geben. Der Medienapparat wird seine ganze Definitionshoheit aufspielen, um aus diesem eher nebenläufigen Ereignis in der ihm eigenen Künstlichkeit eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung zu machen. Die mit der Contentindustrie so verzwirnte Werbewirtschaft wird diesen Ball annehmen, und überall wird es diese „Fußballprodukte“ geben, die ungefähr so viel mit Fußball zu tun haben wie ein betonierter Parkplatz mit dem Leben; vom Bier bis hin zum Brotaufstrich bis hin zum geschmacklosen Tinnef wird alles beballert beworben werden. Und die Barbaren, die in dieser künstlich geschaffenen Medienwelt leben, werden diese Spiele zu gern annehmen und darüber auch allzuleicht übersehen, dass sie immer weniger Brot dabei haben. Um die Menschen in Deutschland besser über die Realität ihres trüben Daseins hinwegzutrösten, werden — wie schon zur FIFA-WM 2006 und zur EURO 2008 — noch an den unmöglichsten Orten so genannte public viewing areas errichtet werden, an denen sich tatsächlich Menschen versammeln, um eine Leinwand anzubrüllen. Und das Fernsehen — welch Glück, das wenigstens das nicht in mein Leben hineinragt! — es wird nicht nur irgendwelchen Balltretern direkt nach dem Spiel vor einer Tafel voller Reklame ein Mikrofon ins Gesicht halten, als ob diese Leute nicht nach dem Duschen ein bisschen zusammenhängender sprechen könnten, es wird sogar von diesen public viewing areas berichten und das Torgejohle von dort darbieten, als ob das auch nur die Spur eines Wertes hätte. Und die Menschen, die dieser Ätzung ihrer Sinne ausgesetzt sind, sie werden alle diesen Unsinn mit ihrem Mund wiedergeben, als ob sie kein eigenes Leben hätten.
Nein, auf den Wert und auf den Verstand wird es nicht ankommen. Dafür wird alles schwarz-rot-gold. Überall sieht man Winkelemente in allen möglichen Größen, und etliche schmieren sich diese Farben sogar in das Gesicht, so dass man irgendwann anfangen wird, die Blinden zu beneiden. Mit Patriotismus hat das nicht einmal etwas zu tun, es ist nur Reaktion auf eine mediale Inszenierung, die sich beliebig von Deutschland ablösen lässt, und deshalb verwundert auch nicht die fahnenschwenkende Begeisterung, während Deutschland an den Meistbietenden verhökert wird und es immer mehr Menschen in Deutschland immer mieser geht. Deutschland ist diesem Menschen einfach nur scheißegal, und genau diese Haltung wird von den Schreibtischtätern der Jorunaille und den betont süddeutsch sprechenden Hackfressen der Glotze als „Patriotismus“ bezeichnet werden, damit sich auch ja keiner darauf besinnt, worauf es wirklich ankommt. Deshalb klingt das Gebrüll aus der Ferne auch eher wie „Tschlannd“…
Gut, genug geätzt für heute. Wenn man nichts dagegen tun kann und nicht das Glück hat, taubblind zu sein, denn muss man so oder so mitmachen. Und sich über die Illusion in schwarz, rot und gold aufzuregen, ist die unerfreulichste Form des Mitmachens. Deshalb diese tolle Aktion, die sich darauf besinnt, welche Plätze denn noch gar nicht in diesen Farben dekoriert sind und dieses Versäumnis der Fans ausbügelt.
Ich wünsche mir, dass das breiten Zuspruch und viele mitmachende Menschen findet.
Sollten sich Trolle in den Kommentaren einfinden: Bitte gut füttern, denn das gibt ihnen Kraft, den unfassbaren Blödsinn solcher Veranstaltungen mit krankhaften Stolz aufzuführen und damit noch etwas fühlbarer zu machen…