Wer die gestrige, so genannte „Elefantenrunde“ — wem fallen angesichts der sich dort präsentierenden Zeitgenossen nicht noch ganz andere Tiernamen ein — nach der Wahl gesehen hat, und wer die gestrigen Stellungnahmen von Müntefering und Steinmeier gehört hat, die als Reaktion auf ein schmerzhaft schlechtes Wahlergebnis nur ein „weiter so“ forderten, natürlich mit ihnen selbst in einflussreichen Ämtern, der könnte sich schon fragen, ob vollständiger Realitätsverlust eine Bedingung ist, um innerhalb der SPD etwas werden zu können. Das wäre ja auch eine gute Erklärung für die Politik der SPD im vergangenen Jahrzehnt, die so wenig sozial und so wenig demokratisch war, dass das verbliebene Skelett einer Partei jetzt endgültig die Wähler vertrieben hat.

In der Fernsehpolitik der Nuller Jahre setzt jeder Angehörige der classe politique auf die Vergesslichkeit der Menschen, deren Geist in der Flut des immer aktuelleren Bullshits davongetragen wird und die kaum noch in ihrem Gedächtnis halten können, was sie vor zwei Tagen so sehr bewegt hat, als sie vom industriell erstellten Ersatzleben aus der Schmiede der Contentindustrie bewegt wurden. Dass führende Kräfte der SPD auch vor vier Jahren ein „entspanntes Verhältnis zur Wirklichkeit“ hatten und dass der damalige Kanzler dieses auch gut vorbereitet in ihrer Showrede zum Wahlsonntagabend darbot, ganz so, als sei der Wahnsinn ein besonderer Vorzug, sollte doch noch einmal in Erinnerung gerufen werden, so lange die frischen Ausflüsse eines vergleichbaren Wahnsinnes noch im Gedächtnis präsent sind.

Hier ist noch einmal zum Genuss Gerhard Schröder nach der damals schon üblen Wahlniederlage für die SPD, die allerdings gestern erst von einer noch schlimmeren überboten wurde, bei  der „Elefantenrunde“ des Jahres 2005:

Hier sieht man Wahnsinnige, die gegen eine Wand fahren — und die sonstigen Menschen bei den von ihnen herbeigeführten Unglück nicht mehr wahrnehmen. Jemand muss diese Rasenden stoppen.

Gerhard Schröder bei der „Elefantenrunde“ | YouTube-Direktlink