In einem Raum mit laufendem Fernseher habe ich die Werbung mithören müssen, denn man kann zwar wegschauen, aber nicht weghören. Diese wirklich unerträgliche Werbung, die in die verflackernden Nächte hinein ihre gellen Anpreisungen brüllt und deren Macher sich wohl eine Verbesserung der Wirksamkeit dieses Hirnpfluges durch ständige Wiederholung versprechen. Dabei stolperte mein Ohr über ein Wort, wie es sich wohl nur ein Werber ausdenken kann. Das beworbene Produkt war eines der vielen unnützen Angebote für ein Mobiltelefon, die offenbar jugendliche „Zielgruppe“ sollte sich für einen Haufen nicht ganz transparenter Kosten Videos auf diese Telefone holen, die sich ja längst nicht mehr damit bescheiden, ihre Besitzer mit den wohl teuerst möglichen Diensten zum zwischenmenschlichen Austausch abzumelken.
So weit. Ist das der normale Wahnsinn, der so stumpf macht, der er kaum noch bewusst bemerkt wird. Was das Ohr stolpern ließ, war die Verdichtung dieses Wahnes in einem Worte. Was dort angeboten wurde, damit Menschen ihre Augen auf ein briefmarkengroßes Display an ihrem Telefon fixieren, es sollte ein „Handykino“ sein.
„Ganz großes Kino“ ist das freilich nicht…
Fehlt noch das sowas mit „HD-Qualität“ beworben wird 😉
Ja, manchmal beneide ich die Gehörlosen in dieser Lärm-Gesellschaft: die müssen nur die Augen zu machen und es herrscht Stille. Ich kann mir die Ohren vollstopfen, selbst laut singen oder was auch immer: die Ohren kann man nicht einfach zu machen wie die Augen.
Entsprechend weiss ich die bewußte Stille um so mehr zu schätzen und meide Lärm-Situationen, insbesondere wo man mit Müll zugetextet wird und man sich dem nicht entziehen kann.
TV ist da noch vergleichsweise harmlos, denn man wird nicht persönlich angesprochen, kann es in der Regel einfach ausschalten, macht seinem Unmut folgenlos Luft oder ignoriert es einfach. Schwieriger wird es wenn man dumm angelabert wird und trotzdem eine höfliche Reaktion erwartet wird.
„Handykino“ ist wirklich ein besonders Schmankerl… ich warte ja nur drauf, dass endlich mal eine Neuauflage von Ambrose Bierce‘ Devil’s Dictionary rauskommt. Da müsste man jede Menge dieser Werbe-Wort-Kreationen mit aufnehmen.